Volltext Seite (XML)
Bank-Konten: Pulsnitzer Rank, Pulsnitz »nd ^WH^DU-«U VTTA-A Commerz» und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz — — — rj » ei « t a» j«»«« Werktag — — — Im Falle hö-ner Men alt Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe »er Z ' .wg oder der BefSrderungsetnrichtungen, hat der Bezieher keinen Ani uch »o Lieserung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des < ezugPreises. Wöchentlich V.M AM bei freier Zustellung; bei Abholung «Sckentlich 0.55 AM; durch die Post monatlich 2.6V RM freibleibend Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosfe'S Zetlenmefser 14 I mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 O/; amtlich 1 mm 30 und 24 S-/; Reklame 25 Tabellarischer Satz 50»/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Weg-all von Preisnachlaß in Anrechnung BtS V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme vulsMerTageblait Fernsprecher 18. Tel. »Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Btro-Kontv 146 Das Pulsnitzer Tageblatt ist das »ur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften d»S Pulsnitzer UmtSgenchtSbezirkr: Pulsnitz, PulSnttz M. G., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober» und Ntedrrlichtenau, KrtäerSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Nlbertstrahe Nr. 2 Druck und Lerlag von S. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in > vlsnitz Nummer 92 Sittliche und sächsische Angelegenheiten Jahrestage Jahrestage sind bedeutsame Einschnitte in dem gleich- mäßigen Ablaus der Wochen. Mit ihnen verbindet sich die Erinnerung an ein außergewöhnliches Geschehnis. Als ob feierliche Orgeltöne von fernher an unser Ohr klingen ist uns, wenn wir etwa den Satz lesen: „Heute jährt sich der Tag, an dem vor soundsoviclen Jahren dies oder jenes ge- geschah" Unsere Zeit ist so oberflächlich, raschlebig und von so kurzem Gedächtnis, daß der umjubelte „Held des Tages" morgen schon nicht mehr in aller Mund ist, um übermorgen den Weg in das Dunlel der Vergangenheit anzutreten. Das ist heute der Eilmarsch aller, selbst der Dinge, die — banal gesprochen — ein sensationelles Ere gnis waren. Die für Tage oder Stunden nicht nur Nationen, sondern vielleicht dm ganzen Erdball den Atem onhalten ließen. Gescheh- oder Wagnisse, die von Millionen Herzen mit fieberndem Schlag verfolgt wurden. 8ic transit gloria munckus! Jahrestage wollen das Gedächtnis wachhalten. Wollen uns einhämmern, daß Zeit nichts und Ewigkeit alles ist. Die Ewigkeit wächst in der Zeit. Sie wird aus ihr geboren, um über die Zeit hinaus wirksam und — erkannt oder ver gessen — lebendig und schöpferisch zu sein. Jeder Mensch ist der Träger der Zukunft. Manches Talent wirkt eben in der Stille die Wunder, die die Nachwelt erst offenbart. An Jahrestagen gilt es nicht ausschließlich Feste zu feiern, sondern dankbar zu sein und neue Entschlüsse zu fassen, deren Krönung eine Tat ist, die sich jährt bis zur nächsten Großtat. Eine Großtat aber kann die kleinste Leistung sein, wenn sie Baustein ist an dem Gebäude, das der Fortschritt E Möglichkeiten der menschlichen Natur und natür lichen Kräfte zimmert. Geist und Materie müssen sich ewig ergänzen, um Sein und Werden zu ihrer vorbestimmten Vollendung zu führen. Pulssitz. (v. N.V.) Auf den am 21. April, vor- mitttags '/,10 Uhr statlfindende« Berufswettkampf in der Handelsschule zu Pulsnitz und den am gleichen Tage, abends '/,s Uhr beginnenden Fest' und Begrüßun^sabend wird noch besonders hingewirsen. Pulsnitz. <Der ärztliche Sonntagsdienst) wird am Sonntag, 21. April von Herrn vr. mell Viertel versehen. Pulsnitz. (Volkshochschule.) Montag, am 32. April beginnt unter Leitung von Gernot Nitzsche, Hellerau, ein Kursus Gymnastik und Volkstanz Teilnehmer versam meln sich in der Schule, Zimmer 75. - (Worauf Eltern ihr Kind aufmerksam machen sollen!) Gehe nicht rückwärts. — Sieh dich nicht beim Radfahren um. — Gche und fahre um die Straßen ecken langsamer. — Weiche rechts aus. — Überschreitest du die Straße, so wende den Blick erst nach links, dann nach rechts. — Um nicht überfahren zu werden, sei auch äußerst vorsichtig, wenn du hinter einem W'gen hervorkommst, um die Straße zu überschreiten. — Haustür zu! — Setze dich, Das Wichtigste Nach dem „Jntransigeant" traten nach Aufhebung der Sitzung der SachverstSndigenausschusses am Freitag vormittag die alliierten Delegationen und die amerikanischen Sachverständigen zu einer Be sprechung zusammen. An der Newyorter Börse lagen die deutschen Werte und die deutsche Mark in jeder Beziehung sehr fest In der Straße von Gibraltar sind während des heftigen Sturmes in den letzten 24 Stunden mehrere Schiffe gesunken. An den Hafen anlagen in Kadtz und entlang der Küste wurde großer Schaden anqerichtet. Der König von Serbien hat am Freitag nachmittag eine Verordnung unterzeichnet, durch die zweihundert höhere Offiziere in den Ruhe stand versetzt werden. In den Stallungen auf dem Rennplätze in Havre de Grace im Staate Maryland brach ein Großfeuer aus, hurch das 14 Vollblut»Renn> Pferde in den Flammen umkammen. Der Schaden wird mit 50 000 Dollar angegeben. Nach Meldungen aus Kabul sind die Truppen Aman Ullahs in Ghazni eingerückt. Widerstand wurde nicht geleistet. In Hankau ist ein Streik der Hafenarbeiter und Rikschakulis ausge brochen Insgesamt sind 20 ovo Arbeiter in den Streik getreten. Die Behörden haben Kundgebungen untersagt und den Slretkaus- schuß verhaftet. Sonnabend, den 2V. April 1929 81. Jahr,an« MW« l» MW MW M MM Weil Lord Revelstoke plötzlich verstorben ist — Die Reichsregiervug glaubt «och an Verständigung mit den Alliierten Die Berliner Blätter über die Haltung der Pariser Presse — Der „Temps" droht weiter Paris. Diese Reparations-Konferenz ist reich an dra matischen Zwischenfällen. Freitag vormittag um 11 Uhr sollte die entscheidende Vollsitzung stattfinden, die den Ent schluß des Revelstoke-Ausschusses von Donnerstag abend be stätigen mußte, um den Abbruch der Besprechungen offiziell zu vollziehen, und Freitag morgen um 7 Uhr ist derselbe Lord Revelstoke, der dem Ausschuß seinen Namen ge geben hat, unerwartet einem Herzschlage erlegen. Donners tag nachmittag hatte er vier Stunden lang der Sitzung bei gewohnt und anschließend daran an einem Abendessen teil- genommen. Er zeigte keinerlei Spuren von Ermüdung und unterhielt sich lebhaft und angeregt. Es war selbstverständ lich, daß der Vorsitzende der Konferenz, nachdem er den Mit gliedern der Konferenz von dem Ableben Revelstokes Kenntnis gegeben hatte, die Sitzung sofort aufhob und auf Montag vormittag vertagte. Lord Revelstoke 1* John Baring Lord Revelstoke stand tm vo. Levens- fahr. Er ist ein Nachkomme der alten niedersächsischen Fa milie Baring, ist selbst Bankfachmann, Teilhaber des eng lischen Bank- und Emissionshauses Baring Brothers L Eo. und Mitglied des Aufsichtsvates der Bank von England. Im Icchre 1926 hat er das Internationale Wirtschaftsmanifest gegen die Einengung des europäischen Handels unterzeichnet. Der Verstorbene stand dem englischen König persönlich nahe. Vergebliche Mhe. Die Pariser Reparattonskonferenz ist so gut wie auf geflogen. Die nwnatelange Arbeit war also umsonst. Es sieht fast so aus, als hätte man nur den deutschen Vorschlag abgewartet, um ihn zum Anlaß für den Abbruch der Be- sprechungen zu nehmen. Als vr. Schacht in seiner Denk schrift genau die deutschen Vorschläge umriß und dabei Zu geständnisse an die alliierten Regierungen machte, die uns laum tragbar erscheinen mußten, hatte man erwarten müssen, daß die Konferenz über den deutschen Plan zum mindesten sich ganz unbefangen zu unterhalten versuchte. Man hat sich ja wochenlang über phantastische Ziffern, wie sie von Frank reich in die Debatte geworfen wurden, ernstlich unterhalten. Weshalb nicht über die deutschen Ziffern, die das Höchstmaß darstellen, was bei allem guten Willen den Alliierten vorzu schlagen war? Oder will nian uns weis machen, daß die For- nulierung der deutschen Vorschläge schuld sei an den, Ab- »ruch? Aus Paris werden wir's so hören, für uns um so mehr ein Grund, eine derartige Darstellung als glatte Ver- ieumdung zu demaskieren, vr Schacht tat das, was er tun mußte, als er erklärte, daß die ganze Reparationsfrage und die Leistungsfähigkeit Deutschlands an eine Vorbedingung geknüpft sei, nämlich an die, daß man Deutschland die Möglich keit geben müsse, seine Produktton zu erhöhen und seine Aus fuhr zu erweitern. Wer wollte die Richtigkeit der Sätze im deutschen Memorandum bezweifeln: „Deutschland ist in größerem Umfange als irgendein anderes Industrieland ge zwungen, zur Aufrechterhaltung und Entwicklung seiner in dustriellen Produktion Rohstoffe aus dem Auslande einzu führen. Infolge des Krieges ist Deutschlands innere Roh- stoffbasis wesentlich eingeschränkt worden, und es ist ihm die Möglichkeit, eigene überseeische Rohstoffgebiete zu erschließen^ genommen worden. Diese Verluste wirken sich in einer un gewöhnlich starken Belastung der Handels- und Zahlungsbilanz aus. Wenn aber Deutschland die in j )em Zahlungsplan festgelegten Zahlungsverpflichtungen ohne ine immer "zunehmende neue Verschuldung an das Ausland mfüllen soll, io muß Deutschland die Gelegenheit gegeben verden, sich wieder eine eigene überseeische Rohstoffbasis zn chaffen, die es mit eigenen Produktionsmitteln, mit eigener Währung und unter eigener Verantwortung entwickeln und msbauen kann." vr. Schacht ist dem Einwand der Alliierten, ms; die Lebensmitteleinfuhr Deutschlands abgebaut werden müßte, mit der einzig möglichen Antwort entgegengetreten, >aß der Versailler Vertrag Deutschland die wichtigsten land- virtschaftlichen Ueberschußgebiete im Osten geraubt oder vom Nutterlande abgetrennt habe. Frankreich ist bemüht, diese -ein sachlichen und wirtschaftlichen Gründe der deutschen De- egation als politische Forderungen auszuschlachten und den Abbruch der Konferenz damit zu begründen, daß Deutschland sie Besprechungen auf das politische Gebiet geschoben habe. Las ist eine Verleumdung niedrigster Art. In Wirklichkeit seht es nämlich ganz anders aus: Die gehässige halbamtliche pariser Aeußerung zum Abbruch der Konferenz, in der von iner „Weigerung" der deutschen Delegatton, ihren Vorschlag u erhöhen und von der „Unmöglichkeit", mit dieser Dele- Kation weiterzuverhandeln, gesprochen wirb, beweist durch die Schnelligkeit, mit der sie gegeben wurde, daß sie scheinbar schon »orher fertig war. Damit aber zeigt sich in aller Deutlich- eit, daß die'alliierten Mitglieder der Konferenz nicht, wie es irsprünglich hieß, unabhängige Wirtschaftssachverständige varen, sondern sich als Anwälte ihrer Regierun- ,en betrachteten. Man darf setzt wohl behaupten, daß die Vertreter der Gläubigerstaaten den ganzen Fragenkomplex, ren sie in Paris auftollten, allein unter dem politischen Gesichtspunkt und nicht, wie es Zweck und Ziel der Konferenz sein sollte, unter rein wirtschaftlichen ansahen. Was wird nun? Scheitert die Pariser Konferenz tatsächlich, so ist damit das Zeichen gegeben für die w ei te r e Beibehaltung d e s D a w e sp l a n e s, d. h. wir haben die Verpflichtung, weiterhin jährlich 2,5 Milliarden Reichs mark als Tributzahlungen an das Ausland abzuführen. Diese Verpflichtung ist allerdings an eine höchstbedeutsame Voraussetzung geknüpft. Der Dawesplan, von dessen Un- Durchführbarkeit die Gläubigerstaaten so überzeugt waren, daß sie die Pariser Konferenz einberiefen, enthält nämlich eine Schutzklausel, den sogenannten Transfers chutz, der be sagt, daß eine Umwandlung der beim Reparationsagenten eingezahlten deutschen Schuldbeträge in Auslandswährungen nur dann erfolgen darf, wenn die deutsche Währung dadurch nicht gefährdet wird. Da wir aber in Zukunft in Anbetracht unserer großen Auslandsverschuldung nur in begrenztem Ausmaß ausländische Kredite, dank deren wir bisher allein 'unseren Reparcstionsverpflichtungen nachkommen konnten, chereinnehmeu können, istderZeitpunktnichtallzu- fern, wo wir von den Schutzklauseln des Dawesvertrages werden Gebrauch machen müssen. Mit anderen Worten, unsere ausländi schen Gläubiger wevden selbst die Leid- .tragenden sein, denn die Beträge, die ihnen bisher überwiesen wurden, verbleiben in dem Augenblick, iwo die deutsche Währung in Gefahr ist, bei der Reichsbank und müssen laut Dawesvertrag, sobald sie eine bestimmte Höhe erreicht haben, der deutschen Wirtschaft als Kredite zu geführt werden. Im Interesse der deutschen Wirtschaft und ihrer Erhaltung ist ein Abbruch der Konferenz, nach den uns von den Gläubigerstaaten gemachten Vorschlägen, nicht sonderlich zu beklagen. Für die Verminderung der Jahres leistung von 2,5 Milliarden auf 2,2 Milliarden wäre die Aufgabe des Transfer- und damit des deutschen Währungs schutzes ein geradezu unverantwortliches Beginnen gewesen. Andererseits sind wir uns voll bewußt, daß die Beibehaltung und Erfüllung des Dawesplans mit all seinen schikanösen Bestimmungen (Wohlstandsindex usw.) auf die Dauer un möglich ist, da er den Ruin der deutschen Wirtschaft bedeutet und damit die Gläubigerstaaten vollends um den erhofften Erfolg bringt, nämlich um den Ausbau ihrer Wirtschaft mit den aus der deutschen Volkswirtschaft herausgepreßten Geldern. . Das Reichskabinett bespricht die Lage. Berlin. Am Freitag vormittag hat das Reichskabinett eine allgemeine Besprechung über die Lage in Paris abgehal ten, deren Endergebnis als streng vertraulich behandelt wird. Man hat sich zweifellos mit der deutschen Delegation in Paris in Verbinduna gesetzt, aber man wird einer Entscheiduna