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boren« Eigenschaft zurück, wie der Zoologe Professor vr. A. Schaeffer in eingehenden Untersuchungen nachgewiesen hat. Er hat gefunden, daß die Bewegung im Kreise den lebenden Wesen instinktiv am nächsten liegt, und daß dies infolge eines Eteuermechanismus bei Menschen und Tieren erfolgt, der, wenn er allein herrscht, Wendungen in Spiralen form Hervorrust. Es wurden Schwimmer mit verbunde nen Augen ins Wasser geschickt und ihnen aufgegeben, gerade zu schwimmen, aber sie bewegten sich in Spiralen vorwärts. Bei wilden Tieren hat man stets festgestellt, daß sie, wenn sie verfolgt werden und in große Angst geraten, im Kreise laufen; die richtunggebende Wirkung von Augen und Nase wird durch die Angst ausgeschaltet, und dann tritt der- selbe Nichtungsrnstinkt wie beim Menschen in Kraft, der zum Einschlagen von Kreisen führt. Der Mensch, der sich ver irrt hat, ist ja über die Richtung, die er einschlagen soll, ganz im unklaren. Auch bei ihm versagen also die normalen Mit tel, die uns den Weg weisen; auch bei ihm macht sich dann dieser Instinkt geltend, und so läuft auch er im Kreise. Man hat auch bei diesen Versuchen gefunden, daß die Art der Kreise, die von Menschen mit verbundenen Augen beschrieben werden, einiges über ihre Persönlichkeit aussagen. Personen, die sich leicht konzentrieren und einen festen Willen haben, beschreiben kleinere und regelmäßige Spiralen, wäh rend bei unschlüssigen und zerstreuten Menschen die Spiralen zuerst größer und regelmäßiger sind und dann kleiner und unregelmäßiger werden. - Eine moderne Prokrustes-Methode. Die Prokrustes-Methode, die uns durch eine Legende aus der hellenischen Zeit überliefert wurde, hat, so schreibt ein englisches Blatt, Nachahmung gefunden, nur hat sie eine wesentliche Milderung erfahren. Prokrustes war ein gastfreundlicher Herr, der müde Wanderer aufnahm und in einem Bett ausruhen ließ. Waren sie für das Bett zu groß, so hieb er ihnen einfach die Füße ab, waren sie zu klein, dann zog er an ihren Gliedmaßen so lange, bis sie das Bett aus- füllten. Die moderne Prokrustes-Methode wir- schmerzlos mit Hilfe von Kleidern angewendet. Mit ihnen kann man sich, wie ein „kleiner Herr" in dem erwähnten Blatt versichert, nach Belieben größer und kleiner machen. Er erzählt da aller- lei Geheimnisse. Ein Mittel, um größer zu erscheinen, besteht darin, daß man dunkle Kleider trägt. Braune Schuhe und lichte Strümpfe sind für kleine Leute nicht zu empfehlen. Auch muß man darauf achten, daß in dem Muster des Kleiderstoffes keine Querstreifen vorkommen oder Quadrate, denn diese machen den Träger breiter, also kleiner. Ferner soll man, wenn man von kleiner Statur ist, eine doppelte Reihe von Knöpfen vermeiden. Ein kleiner Mann muß seinen Rock etwas kürzer machen lassen als ein Herr von normaler Größe. Die Hosen dürfen nicht zu weit sein und keine umgeschlagenen Ränder hoben. Dicke und schwere Stoffe sind auch nicht rat sam. Ws die vorteilhafteste Kopfbedeckung für den kleinen Mann wird der Zylinder bezeichnet. Nimmt man einen wei chen Filzhut, dann soll er von dunkler Farbe sein. ? Examensnöte. Der berühmte Professor der Medizin Lirchow war als scharfer Examinator der Schrecken aller Kandidaten der Medizin. Wieder einmal stand ein Prüfling vor dem Ana tomen. „Wie würden Sie einen Patienten behandeln, bei dem Sie folgende Symptome seines Leidens festgestellt haben?" fragte Virchow und nannte die Symptome. „Ich würde ihm einen Eßlöffel Medizin geben", erwiderte der Kandidat und bezeichnete die Zusammensetzung dieser Medi zin. „Hm, hm", meinte der Professor nur, und die Prüfungskommission zog sich zur Beratung zurück. Nach etwa zehn Minuten fiel dem Prüfling ein, daß er sich geirrt habe. Er klopfte an die Tür des Beratungszimmers an im- rief aufgeregt: „Herr Professor, der Patient bekommt nur einen Teelöffel von der Medizin!" Da sagte Virchow kurz und knapp: „Patient ist schon tot." —— Hauswirtschaftttche Kniffe —— Harzflecke werden durch Abreiben mit Terpentin be seitigt, ebenso Oelfarbe. Kerzenreste schmilzt man in einem kleinen Topf. Die geschmolzene Masse verwendet man zum Glätten des Plätteisens. We«« Bronze haften soll, muß der Untergrund mit Bronzelack vorgestrichen sein. Um Geflügel »ad Fisch rein weiß zu kochen, geb man dem Wasser erwas Zitronensaft bei. Nasse Pelzsache« darf man nie bei Ofenwärme trocknen; man bürste das Wasser ab, trockne an der Luft, klopfe und kämme die Sachen erst nachher aus. Fleisch «ad Fisch rasch rösten: In Mehl wälzen, rasch in kaltes Wasser tauchen, in geriebener Semmel wäl zen, andrücken und backen. Beim Kakaoanrühre« bilden sich keine Klumpen, wenn man ihn mit etwas Würfelzucker in kaltem Wasser anrührt. Silber, das nicht im täglichen Gebrauch ist, läuft leicht an und wird unansehnlich. Ein Stück Kampfer mit ausbewahrt, hält das Silber blanl. Kaffeebohne«, auf eine heiße Scyaufel oder heiße Kohle gelegt, reinigen die Luft und entfernen jeden Geruch. Es empfiehlt sich, die letzte Stufe der Kellertreppe weiß zu streichen, besonders wenn der Keller dunkel ist. Dadurch können Unfälle verhindert werden, und es macht außerdem das Suchen nach der letzten Stufe überflüssig. on—oo—o Für die Küche oo Buttermilch mit Buchweizengrütze Ein Liter Buttermilch, 150 Gramm Buchweizengrütze. Zubri-- ung: Die Buttermilch wird zum Kochen gebracht, ab und zu ge rührt, um das Gerinnen zu verhindern, die Buchweizengrütze unter Rühren hineingestreut und der Brei auf gelindem Feuer, während er öfters gerührt wird, gekocht (ungefähr 15 Minuten). Man reicht den Brei am besten mit Sirup (man macht auf einem Teller in die Portion Brei ein Loch, gibt ein Stückchen Butter und etwas Sirup hinein, so daß man jeden Löffel Brei in diese Mischung tauchen kann) oder mit braunem Zucker. Der übrigbleibcnde Brei wird in eine mit kaltem Wasser umspülte, glatte, nicht rauhe Schale (oder in einen tiefen Teller) getan und die obere Seite gut glatt gestrichen. Am folgenden Tage schneidet man ziemlich dicke Stücke davon, wendet sie in Mehl und backt sie in der Pfannkuchenpfanne rund herum braun. Saure Sahneschuitte Aus 200 Gramm Butter, 60 Gramm Zucker, 250 Gramm Mehl, 2 Eigelb und 4 Eß löffel voll dicker, saurer Sahne, sowie eine Prise Salz muß man einen glatten Teig zusammenwirken, ihn kräftig schlagen, daß er locker wird und ihn dann eine Stunde kühl stellen, bevor man ihn ausrollt und auf ein Backblech legt. Dann rührt man 2 Löffel Grieß mit Liter dicker, saurer Sahne an, gibt 40 Gramm Zucker und 2 Eidotter dazu, quirlt alles gut zusammen und verteilt dies über den Kuchen, der bei mäßiger Hitze garbacken muß. Sowie der Kuchen fertig ist und aus dem Ofen kommt, wird er in schräge Scheiben ge schnitten und noch dick mit Vanilliezucker bestreut. o———° Humoristisches ° Schlamperei. Als der Rentner Zickhaube von sei ner ersten Jtaiienreise zurückgekehrt war. setzte er sich teils auf seinen Hosenboden, teils an seinen Schreibtisch und schrieb eine Postkarte an den Magistrat von Pisa: „Sehr geehrter Magistrat! Ich erlaube mir Ihre Auf merksamkeit auf Ihren werten Turm zu lenken. Selbiger ist schon bei oberflächlicher Betrachtung schief und könnte Umstürzen. Hochachtungsvoll Zickhaube, Berlin." * Beruhigung. Hausfrau: „Sind Sie der Klempner, den ich bestellt habe?" „Jawohl, gnädige Frau." „Bitte, seien Sie recht vorsichtig bei der Arbeit, die Zimmer haben wir ganz frisch gebohnert und die Böden sind glatt wie ein Spiegel." „Keene Bange, gnäd'ge Frau — ick habe Nägel unter die Stiebel." still zufrieden De« sonnig heitern Tag, D« weißt nicht, ob hienieden Ein gleicher komme« mag. E» gibt fo trübe Zeiten, Da wird da» Herz uns schwer, Da wogt von allen Seite« Um «u» ei« Nebelmeer^ Da wüchse tief im Inner« Die Finsternis mit Macht, Ging nicht ei« süß Eri««er« Als Mondlicht durch die Nacht. I. S t u r m Sonnlagsgedanken. —° „Dulde, gedulde dich fein — Ueber ein Stündelein — Ist deine Kammer voll Sonne." Der Dichter Paul Heyse, der mit so vielen Erzählungen die deutsche Lesewelt beglückte, steht nun für uns auch im Dämmer der Vorkriegszeit, und seine Bücher sind veraltet, aber jenes Verslein hat es an sich, noch heute bedrängte Gemüter zu trösten. Jst's, weil die Worte des Weltkindes hier an Christliches anklingen? Aber anders doch, viel heimlicher und viel erlösender berührt uns Jesu Rede (Joh 16, 16 folg): Ueber ein Kleines so werdet ihr mich nicht sehen und über ein Kleines so werdet ihr mich sehen. Auf seinen Tod und seine Auferstehung wiesen sie die ersten Hörer hin; auf das Vermissen des Hei ligen in dieser Erdenwelt und auf seine Wiederkunft lenken sie den Gedanken aller Christen, aber sie enthalten ferner noch eine Hindeutung auf das, was man in der Natur- und in der Seelenkunde das „Oszillieren" nennt, auf die Ebbe und Flut, die sonderlich auch in der Christenerfahrung statt findet. Es ist nicht alle Tage Sonntag, könnte man sagen, sagt mans aber, so liegt darin ein Urteil über die Verächter des Sonntages und seines Gottesdienstes. Stehen denn wir Christen nie unter dem Bann des Nichtsehens? Fühlen wir nicht den Jammer weichender Gewißheit? Kränkt uns gar nicht der hämische Triumph der Welt über die Ungreif barkeit unsrer Glaubensgüter? Tut nicht die Erhebung der Seele in das klare Licht des Vater» und des Sohnes uns darum wieder und wieder not? Wem fieilich das Christen tum nur eine Gesinnung ist, die einer aufbringen kann, so bald er nur will, der braucht keinen Kampf, keine Hilfe, keine Lehre, keinen Wandel aus Leid zur Freude, aber der erfährt auch nie das selige Glück des Herzens, in dem Christus aufs neue geboren wird und Gestalt gewinnt. lli^. In Schmerz und Freud' muß sich der Freund dem Freunde zugesellen. — Achtung! — Es wird gefilmt! — Heitere Skizze von Friedrich Rasche Volle vier Wochen war der „lange Ernst", Spezialist für Taschendiebstähle, dem Kassenboten der Bank nachge stiegen wie ein Primaner seiner Tanzstundenliebe. Nun hatte er alles Nötige ausbaldowert, der Handstreich auf die gefüllte Aktentasche mußte gelingen. Ein Zufall kam dem langen Ernst zu Hilfe. An der Kreuzung der Moltke- und Sedanstraße verursachten zwei brüllende Radfahrer, die sich gegenseitig ihre Vorderräder verbogen hatten, einen ansehnlichen Menschenauflauf. Von begreiflicher, aber seines Amtes unwürdiger Neugier gepackt, drängte sich auch der Kaffenbote in den Menschenknäuel. Die Obrigkeit hatte sich des Vorfalles wunderbarerweise noch nicht angenommen. Also benutzte der lange Ernst die pracht volle Gelegenheit, entriß dem Kassenboten mit einem kurzen drehenden Ruck die Aktentasche und drückte sich. Aber: vor Schreck und Angst geradezu hellsichtig, entdeckten ihn die Augen des Bestohlenen, ehe der Räuber sich unsichtbar ge macht hatte. „Haltet den Dieb!" schrie der Bankbote und setzte sich wild gestikulierend in Bewegung Die Menge, freudig überrascht von der neuen Sensation, zeigte sofort das größte Verständnis und lief teilweise mit. Vor allem aber lief jetzt der lange Ernst, und es schien, als versuchte er einen Angriff auf den Weltrekord. Die Situation war für ihn keineswegs neu, aber immer wieder gefährlich. Schon machten einige Passanten den schüchternen Versuch sich ihm in den Weg zu stellen. Da kam der lange Ernst mit seinem neuesten Trick heraus: er lief noch schneller und schrie wie einen Kriegsruf vor sich her: „Achtung! — es wird gefilmt!" Das wirkte; die Menschen blieben stehen, lachten, ver drehten die Hälse und fühlten sich wohltuend mitbeteiligt. Aber ein hastiger Blick über die Schulter belehrte den langen Ernst, daß sich die Schar seiner Verfolger unter anderem um zwei schnellaufende Polizisten vermehrt hatte; das war pein lich. Ferner sah er am Ausgange der Straße einen Schupo den Verkehr regeln. DaS war gemein. Und die Seiten straße, in die er einbiegen wollte, mußte wegen Tiefbauar beiten für allen Verkehr gesperrt sein. Das war miserabel. Also schleunigst in ein Versteck. Noch einmal stieß er seinen Kriegsruf aus und stürzte dann in den einladenden Eingang eines großen Bürohauses. Rechts ein Gang, links ein Gang, kein Mensch zu sehen, Schreibmaschinen rasselten hinter ge schlossenen Türen. Der lange Ernst lief den rechten Korri dor hinab, ein Stück über die Mitte hinaus. Hier öffnete er kurz entschlossen eine Tür mit dem Firmenschild: Ewald Hummel, Sanitäre Anlagen. Mit einem einzigen Blick hatte sich der lange Ernst über die Lage unterrichtet. Ein Schreibfisch cm dem niemand saß; eine Schreibmaschine, bedient von einer lockigen Tipp mamsell ; ein offenes Fenster nach dem Hof. Das alles zu sammen durfte man Glück nennen. Das Fräulein fuhr er schrocken auf. Beunruhigen Sie sich nicht," sagte der lange Ernst und drängte den stoßenden Atem zurück. „Sie werden