Volltext Seite (XML)
Nr. 92 PulSmtzer Tageblatt. — Sonnabend, vcn 20 April Sette 12 Tagungen in Sachsen Theologentag in Waldenburg in Sachsen. Gegenwärtig tagt im Waldenburger Schloß des Fürsten zu Schönburg-Waldenburg ein aus sechzehn führenden Theo logen Deutschlands bestehender Ausschuß der „Weltkonferenz für Glauben und Verfassung", um einen Zusammenschluß aller Kirchen der Erde zu erörtern und gangbare Wege zum großen einigenden Ziel, dem wahrhaften Völkerfrieden, zu suchen. Ausnahmsweise sand ein öffentlicher Vortragsabend statt, um der Öffentlichkeit Gelegenheit zu geben, von den hohen Zielen der Weltkonserenz für Glauben und Verfassung zu hören, die den wirklichen Frieden ohne Preisgabe natio naler Würde erstrebt. Professor v. Sigmund Schultze-Berlin sprach vom sozialen Elend des Berliner Ostens. Er betonte, daß die Kirche zunächst berufen sei, einmal die Grundübel zu beseitigen und sich dann zur Einheit zusammenzuschlietzen, die die Kirchen der gesamten Erde umfasse und den wirklichen Völkerfrieden verheiße. Weiter sprachen noch Generalsuper- intendent v. Dibelius-Berlin, Superintendent Dr. Hage- meyer-Lützen und Pfarrer Lie. Saase-Lützen. Sie schilderten die bisherigen beachtlichen Erfolge, die die Kircheneinheits bewegung bereits zu verzeichnen habe. Durch ihre Vorträge klang die Gewißheit, daß der Völkerfriede möglich sei. Man solle aber diese Kirchenbewegung nicht mit dem landmätzigen Pazifismus verwechseln, denn sie verstehe den Frieden nicht um jeden Preis und unter Preisgabe wirklicher nationaler Würde, sondern sie erstrebe einen wahrhaften Völkerfrieden, der aufgebaut werde auf Recht und Gerechtigkeit und Deutsch lands Rechte mit berücksichtige. Dritter Deutscher Naturschutztag. Vom 23. bis 26. Mai findet in Dresden der Dritte Deutsche Naturschutztag statt. Die Tagung wird eingeleitet durch einen Begrützungsabend am Donnerstag, den 23. Mai, abends 8 Uhr, im Dresdener Künstlerhaus. Hofrat Prof. Dr. Arno Naumann, Dresden, wird an diesem Abend einen Film „Frühling in Sachsen", Bilder aus sächsischen Naturschutz gebieten, vorführen und in diesem einzigartige, seit vielen Jahren in stiller, zäher Arbeit durch den Verwalter der säch sischen Naturschutzgebiete, Georg Marschner, Dresden, aus genommene Naturaufnahmen zeigen, die in ihrer Farben pracht und Schönheit Natururkunden seltenster Art darstellen und Einblick geben in die Schönheit so vieler stiller Winkel unseres Heimatlandes mit ihrem seltenen, aber immer noch reichen Blumenflor. Freitag, der 24. Mai, und ebenso der zweite Verhandlungstag sind Borträgen gewidmet. An beiden Verhandlungstagen sind Ausflüge in sächsische Naturschutz gebiete vorgesehen. Gedächtnisfeier des Sächsischen Elbgausängerbundes. Am 1. Mai findet auf dem Friedhöfe Loschwitz eine Ge dächtnisfeier für Adolf Leiberg, den früheren Führer des Bundes, statt, verbunden mit der Enthüllung eines Grabdenk mals. Die Gedächtnisrede hält Pfarrer Schulz. Keine Aufhebung -es Mieierschuhes. Der Wohnungsausschuß des Reichstages nahm Reichsrichtlinien für das Wohnungsnotrecht an, denen man u. a. folgendes entnimmt: Vorläufige Aufrecht- »r Haltung des Reichsmietengesetzes, des Mie- -erschutzgesetzes und des Wohnungsmangelgesetzes. Ein erheblicher Unterschied zwischen Altbau- und Neubau mieten sei auf die Dauer wirtschaftlich nicht erträglich. Aen- serung sei hauptsächlich durch Senkung der Neubaukosten zu erstreben. Eine Lockerung der Zwangswirtschaft werde nur dann in Frage kommen, wenn in einzelnen Gemeinden oder für besondere Arten von Räumen ein ausreichendes An gebot vorhanden sei. Bei einer Lockerung sei jedoch die Beibehaltung eines ausreichenden Schutzes der Mieter notwendig. Für die Sicherung der Baukosten zuschüsse und Mietvorauszahlungen, die die Mieter vielfach leisten müßten, seien die erforderlichen Schutzmaßnahmen zu treffen, nötigenfalls durch besondere neue gesetzliche Vor schriften. Sonne und Mond 2l. April: Tonne A 4,53, U. 19 06, Mond A. 16,17, U. 4 27 Mchi den deutschen Rentnern! Sie fordern ein Rentnerversorgungsgesetz. Stuttgart. Der Deutsche Rentnerbund hielt seine dies jährige Bundesversammlung in Stuttgart ab. Der für eine ! Reichstagung verhältnismäßig schwache Besuch war ein deut licher Beweis für die große Notlage, in der sich die große i Masse der deutschen Rentner befindet. Die Tagung wurde ! eröffnet durch den Bundesvorsitzenden Vogel- Kassel. Wie der Vorsitzende mitteilte, hat der Reichsarbeitsminister zugesagt, ' dem Rentnerbund den Gesetzentwurf, der zur Zeit in ! Ministerium in Bearbeitung ist, rechtzeitig zur Stellung. ! nähme zu übermitteln. Hierauf wurden eingehend dar ! Versorgungsgesetz sowie Fürsorge- und Rechtsfragen be handelt. Das Ergebnis der Verhandlungen wurde in folgende» Entschließung zusammengefaßt: „Die Bundesversammlung des Deutschen Rentnerbundes gibt ihrer großen Entrüstung darüber Ausdruck, daß die Reichsregierung und ins besondere auch das Reichsarbeitsmini st eriun nach wie vor einen der Rentnerversorgung gegenüber ab lehnenden Standpunkt einnimmt und die Beschlüsse der j Reichstags, die die Vorlage eines Rentnerversorgungsgesetze« i forderten, nicht durchzuführen beabsichtigt. Die Bundesver- ' sammlung hält einmütig fest an der Forderung auf Schaffung eines Rentnerversorgungs- z gesetzes und Erfüllung des durchaus nicht schlagwort- - artigen Rufes: „Heraus aus der Fürsorge!" Weiterhin for- i dert der Deutsche Rentnerbund eine Wiederherstellung des - Rechts und eine Verbesserung bzw. rechtliche Ausgestaltung der Aufwertung - schon in der Erkenntnis, daß auch bei einer Versorgung ge- j wisse Grenzhärten sich nicht immer werden vermeiden lassen s und daß allein eine Vernunft- und rechtgemäße Aufwertung ' gerecht sein kann. Die Bundesversammlung beauftragt den Bundesvorstand, seine ganze Kraft an die Durchdringung der ° obengenannten Forderungen zu setzen." 60000 kIW II. MM reuten m slleo Lräteile« voo ü«r Koben tzusUtät Uer lKsrlce üugust körstsr LMSigksus Ssuit-sn * I Lsieerstrsüe 15 I Aus aller Welt. Schweres Explosionsunglück in München. Vier Personen schwer verletzt. München. In der Nähe des Hauptbahnhofs ereignete sich dadurch ein schweres Explosionsunglück, daß ein Liefer auto der Laderinnung aus bisher unbekannter Ursache in Brand geriet. Während man sich an die Löscharbeiten machte, erfolgte eine heftige Explosion. Eine starke Stichflamme schlug mehrere Stockwerke hoch. Unter den in der Nahe be findlichen Fußgängern, von denen verschiedene von den Flammen ergriffen wurden, ereigneten sich Schreckensszene«. Andere Personen rissen den Verunglückten die Kleider vom Leibe und veranlaßten sie, sich am Boden zu walzen, um die Flammen zu ersticken. Vier schwer verbrannte Personen wurden in die chirurgische Klinik eingeliefert. Ueber die Ursache der Explosion verlautet, daß auf dem Auto Aether verladen w r Schweres Eisenbahnunglück in Chile. 1 Santiago (Chile). Auf der Strecke Iquique-«, Antofagasta kam ein Eisenbahnzug zur Entgleisung, wobei vierzehn Personen getötet und etwa 25 Leute verletzt wurden. Die vorläufige Untersuchung der Kataitrovbe er gab, daß da, Unglück durch die Lösung von zwei Lokomotio- rädern verursacht wurde. „ Zweimal SUberhorHeit. Zum zweiten Male war es einem Bauunternehmer aus dem Kreis Stallupönen vergönnt, das Fest der silbernen Hochzeit zu feiern. Der Jubilar ist 90 Jahre alt un- war mit seiner ersten Frau mehr als 30 Jahre glücklich verheiratet. Eine mutige Wirtin. Ms in Markels bürg bei Siegburg ein Die- in eine Gastwirtschaft, in -er sich nur die Wirtin mit einem Kind befand, emdrang, schickte die ener gische Frau das Kind zur Polizei, verprügelte den Eindring- Ung und hielt ihn solange fest, bis die Polizei gekommen war. 51 OVO Mark unterschlagen. Ein Kafsenrsndant der Orts krankenkasse Wittenberg ist nach Veruntreuung von 51 000 Mark an Krankenkassen- und Erwerbslosenverstche- rungsgel-ern flüchtig geworden. Bei einer erst vor einigen Tagen vorgenommenen Kaffenrevision waren noch keinerlei Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Deutsch-amerikanische» Sportfest al» Erinnerungsfeier des „Bremen"-Fl«ges. Die deutsch, amerikanische Konferenz, der neugeschaffene Zentralverband aller putsch-amerikanischen Vereine in New Pork, hat beschlos. sen, die bereits früher angeregte Erinnerungs-feier für den Ozeanflug -er „Bremen-" und seinen Organisator, Freiherrn von Hünefeld, in Form eines großen deutsch-amerikanischen Sportfestes am 12. Mai abzuhalten. Oberst Fitzmaurice, der kürzlich mit dem Lloyddampfer „Dre-s-en" in New York eintraf, um dort Besprechungen un- Verhandlungen im Zu- sammenhang mit seinen Luftfahrtprojekten zu führen, wird, falls er bis zum 12. Mai noch in Amerika ist, an der großen Erinnerungsfeier teilnehmen. Schlechter Geschäftsgang in Monte Carlo. Auf der Ge- neralverfammlung der Aktionäre des Kasinos von Monte Carlo wurde erklärt, -aß der Gewinn des vergangenen Jahres um etwa 1600 000 Mark hinter dem des Vorjahres rurückbleibe. Eine üble Ratte. In Hoyerswerda wurde ein Eisen- bahnbeamter auf dem Nachhausewege von einer Bisamratte angefallen. Das Tier biß sich in den Kleidern des Beamten fest, der die fünf Pfund schwere Ratte durch einen Stockhieb erleate. - . . Standesamts-Nachrichten Pulsnitz Geboren, Erich Gerhard G-bler, Sohn de» BandweberS Friedrich Erich Gebler und dessen Ehefrau Emilie Anna geb. Kegel, Niederfteina. Marie Irmgard Schulz, Tochter des Schneiders Oskar Max Schulz und dessen Ehefrau Marta Helene geb. Berndt in Pulsnitz M.S. Aufgebotes». Der Tuchweber Max Reinhold Heilmann, wohn haft in Kamenz, mit der ledigen Elisabeth Margarethe Rasche, wohn haft in Pulsnitz. Der Fabrikarbeiter Max Richard Frenzel, wohnhaft in Pulsnitz M. S., mit der Fabrikarbeiterin Marth« Elsa Gräfe, wohnhaft in Pulsnitz M. S. Ter Schlaffer Moz Willi Ander», wohn haft in Großröhrsdorf, mit der Garnspulen« Hedwig Gertrud Rasche, wohnhaft in Pulsnitz. Geheiratet. Der Wachangeftellte Emil Paul Fischer, wohn haft in Dresden, die Köchin Elsa Frieda Forspaniak, wohnhaft in PulSnitz M. S. Geftorbe«. Das Dienstmädchen Sert-ud Martha Schlevogt, 18 I, 11 M., 21 T. alt, Pulsnitz. Anton Heinrich Spitzer, Drucker, 57 I., 7 M-, 10 T. alt, Pulsnitz. Wieviel Eimer W-ffer enthält Ihr Wafchkefsei? Das ist eine Frage, auf die nicht immer gleich di« richtige Ant wort gegeben werden kann. Die Hausfrau hat eS wohl „im Gesüht", «textet Wasser sie nehmen muß und bemißt danach — meist auch nach Gutdünken — die Menge Persil. — Wenn man aber bedenkt, wie außerordentlich wichtig es für ein wirtschaftliche» Waschen ist, die Waschlauge in der richtigen Zusammensetzung zu berei-en, dann sollte sich jede Hausfrau einmal die kleine Mühe machen, den Wafferinhalt ihres Waschke ssels zu ermitteln. Man füllt hierzu den Kessel eimer weise gut halb voll und hat dann ein für allemal die denkbar leichteste Einteilung Auf je 3 Eimer Master kommt ein Paket Perfil. Ein Waschkessil als», der — gut zur Hälfte gefüllt — 6 normalgrobe Eimer Woss-r faßt, erfordert bet Bereitung der Lauge 2 Pakete Persil. eintönig vor friikmorgens im Tirkus .. Ein lehrreicher Besuch der Zeltstadt. sich hin. Wölfe heulen, kurzum, auch die Tiere haben abends gewohnheitsmäßig keine Ruhe. Biel Frieden aber ist morgens im Zirkus, denn der Tag hört erst nach der Vorstellung aus, so daß es immer Mitter ¬ nacht wird, bis alles zur Ruhe kommt, den ganzen Sommer lang. Früh wird geprobt, geputzt und gearbeitet Der kleine Breitbart findet sein größtes Vergnügen darin, den großen indischen Elefanten „Lilli" zu reiten Der Elefant '.freundet sich mit jungem Volke sehr schwer, aber an dem leinen Helmut, der so große Kunststücke im Zirkus voll bringt, scheint er Spaß zu haben. Wie oft schon Hai er den krc> 'trotzenden, blonden Knaben morgens um das Zelt herumg. .ugen. Neulich hat's ein Pressephotograph aus Berlin festgehalteu, der gerade zu diesem Spazierritt kam. Wenn die bunten Lampen zu Hunderten brennen und die Zirkussahnen im Abendwinde sich wiegen, dann strömen die Menschen zur romantischen Zeltstadt. Aus den Löwenwagen dringt das rauhe Lied der mähnigen Wüstenkönige; die Bären brummen laut und ' - deutsch müssen sic, so gui sie es fertig bringen, überall sprechen, wo sie hinkommen. Ihre Zopfkünste hat ihnen noch niemand nachgemacht! Chinesen gehören übrigens überhaupt zu den Völkern, die die artistische Kunst am längsten, wohl schon an vier Jahrtausende, ausüben. Der Staat ha» in allen Zeiten den guten artistischen Künstlern, vor allem den Zopfkünstlern, Unterstützungen und Auszeichnungen gewährt. Man sieht diese Kunst immer wieder gerne. Morgens proben die Leute, die sehr Helmut, oer erst Neunjährige, muß doch auch etwas Ab- wechsluug haben! In den Vorstellungen zerreißt er Ketten wie Bindfaden, zerbiegt Eisen zu Spiralen, zer schlägt Feldste e mit der Hand. Und immer erntet er so viel ehrlichen Beifall; er ist unbedingt ein Weltwunder, von dem die Presse verschiedenster Länder schon berichtet hat. Daheim hat er eine große Mappe und darin sind allein Bilder von 88 Pressephotographen; „so berühmt bin ich schon," meint Helmut, wenn er die Mappe sieges bewußt zeigt. Da stolzieret. Chinesen über den Weg. Me unter halten sich in ihl r Heimatsprache den ganzen Tag, denn fleißig sind. Dann trinken sie eine Flasche Bier, ein Ge- ! tränk, das ihre Heimat nicht kennt. Das ist die Morgensreude. Vier stattliche Ungarn trainieren ihre Körper. Serras nennen sie sich; zu Beginn dieses Jahres war sie im > „Skala"-Unternehmcn Berlin engagiert. Fast unbekleidet, echte Sportsmänner, betreten sie morgens die Manege. Auch sie sprechen die Laute der Heimat Ein Finnländer ist dazwischen, der aber auch die ungarische Sprache be herrscht. Bunt und vielseitig gebt es eben in einer großen Zeltstadt her. Internationales Gepräge im guten, unpolitischen Sinne. Man steht, wie die Welt so friedlich Zusammenarbeiten kann. Die Serras sind nicht nur hervorragende Künstler, sondern auch zuvorkom mende Menschen. Sie erzählten uns, daß sie schon in den verschiedensten Ländern gearbeitet haben, aber im Zirkus sei es, trotz der mannigfaltigen Arbeit, doch am schönsten. Die Abwechslung ist das reizvolle daran. Immer wieder tauchen neue Gestalten in der weiten Zeltstadt des Zirkus Amarant auf, verschwin den solche. Pulsierendes Leben am frühesten Morgen bis hinein in die Mitternachtstunde. So geht es einen ganzen So> mer lang. Und für die Zirkusleute das Leben lang. Kei» beneidenswertes Los! Aber viel ehrliche Freude und v'el wirkliche, staunenerregende Kunst bringen die Zirkusleute mit. Und dafür soll man ihnen dankbar sein.