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Nr. SO PAPIER-ZEITUNG 1901 Jedenfalls empfiehlt sich schnelle Verwendung der Glimmer- Postkarten. Mayer-Heilbronn frägt an, ob Schritte wegen einheitlicher Formate in Aussicht genommen seien oder ob zunächst nur den Fabrikanten empfohlen sei, einheitliche Umschläge anzufertigen. Irgend etwas Greifbares müsste doch herauskommen, sonst schlafe die Sache wieder ein. Der Vorsiteende bemerkt hierzu, dass seitens der Post be stimmte Grössen noch nicht festgestellt sind. Es soll auch, um die Industrie nicht zu schädigen, von bestimmten Vorschriften ab gesehen werden, nur muss es Sache der Industrie sein, dafür zu sorgen, dass die kleinen Formate möglichst verschwinden. Um dies zu erreichen, habe man sich schlüssig gemacht, in geeigneter Form, deren Wortlaut noch festgestellt werden muss, durch Einlegen eines gedruckten Zettels in jede Brief papier- und Umschlag-Schachtel dem Publikum Belehrung zu ertheilen. Kommerzienrath Blanlce hat dem Staatssekretär mitgetheilt, dass die Sache am 20. Juli im Verein deutscher Briefumschlag- Fabrikanten zu Leipzig zur ßerathung stehe und ihm dann Bericht erstattet werde. Es sei rathsam, dass alle Fachgenosser ihre Handelskammern veranlassen, die Sache nicht nur in ihren Sitzungen zu verhandeln, sondern auch Versammlungen von Interessenten abzuhalten und diesen Leuten in klarer Weise die Wünsche vorzutragen. Bergk spricht die Ansicht aus, dass die Maschine alle, also auch kleinere Formate, richtig abstempeln müsse, wenn nur die Marken richtig aufgeklebt seien. Vors. erwidert, dass dies wegen des Patentes nicht angehe. Immerhin rathe er aber, dieserhalb an das Reichspostamt zu schreiben. Jedenfalls werde er und der Stellvertreter Vors. Kommerzienrath Blanke alles thun, um das Interesse der Mit glieder zu wahren. 6. Kommerzienrath Blanke verliest ein Rundschreiben der Ge- fängnissverwaltung in Danzig, worin sich dieselbe zur An fertigung von Umschlägen u. dergl. zu so billigen Preisen empfiehlt, wie die Fabrikanten sie nicht liefern können. Ausser dem bietet sie in allen Fällen frachtfreie Lieferung und freie Verpackung an. Auf eine Eingabe gegen diesen staatlichen Wettbewerb erfolgte ein ablehnender Bescheid vom Oberstaats anwalt in Marienwerder. Schon vor 20 Jahren hatte Kommer zienrath Blanke Vorstellung erhoben, damit Konkurrenz in so grossem Umfang beseitigt werde, und damals wurde der Ein gabe Folge gegeben. Nun scheint man von neuem wie damals vorgehen zu wollen. Er empfiehlt eine Eingabe an denJustiz- minister. Hofmann bemerkt, die Behörden hätten stets eingesehen, dass der Industrie durch die Gefängniss-Arbeit schlimmer Wett bewerb gemacht wird, sie können aber nicht darauf verzichten, di e Gefangenen zu beschäftigen. Der Regierung müssten also Vorschläge gemacht werden, wie sie die Gefangenen beschäftigen solle, ohne der Industrie zu grossen Schaden zu verursachen. Herzheim meint, dies könne dadurch geschehen, dass die Gefangenen für die Fabrikanten arbeiten. Steffens. Wenn es sich hier um Handarbeit handelte, wäre der Schaden zu ertragen. Die Gefängnissarbeit sei nicht zu vermeiden, wohl aber könne man gegen die zu weitgehende Konkurrenz durch Masohinen-Betrieb vorgehen. Der Vors. weist darauf hin, dass durch den Vorschlag des Herrn Herzheim die Gefängnissarbeit erst recht gefördert würde. Der Antrag, eine Eingabe an den Justizminister zu machen, wurde hierauf angenommen und die Herren Kommer zienrath Blanke, Steffens und Müller mit dessen Ausarbeitung betraut. 7. Seit der letzten Hauptversammlung wurden 357 Diplome für treue Mitarbeit an Beamte und Arbeiter der Mitglieder ver liehen. Aus der in Nr. 44 der Papier-Zeitung vom 2. Juni 1901 abgedruckten Liste ist ersichtlich, dass mehrere Firmen 15, 20 und eine sogar 79 Diplome erhalten haben. Es wurde von mehreren Seiten bedauert, dass solche Massen-Verleihungen vor kommen, weil dadurch der Werth der Auszeichnung herab gedrückt wird, und es wurde eine Einschränkung in solcher Weise vorgeschlagen, dass eine Firma nur eine bestimmte, im Verhältniss zur Arbeiterzahl stehende Anzahl (5 bis 10 pCt.) Diplome in einem Jahre erhalten solle. Dagegen wurde geltend gemacht, dass manche Firmen nur bei 25, 50 und 75jährigen Jubelfesten viele verdiente Mitarbeiter bedenken, während andere häufiger Diplome an Einzelne geben. Man müsse überhaupt den Mitgliedern zutrauen, dass [sieJ von dieser segensreichen Einrichtung verständigen Gebrauch machen und bedenken, dass die Verhältnisse überall verschieden liegen. Die Versammlung beschliesst, dass keine Einschränkung erfolgen soll; die bisherigen Bestimmungen bleiben daher un verändert. 8. Hofmann berichtet, dass bis jetzt 2315 vertrauliche Listen an die Mitglieder vertheilt worden sind, von denen auf das ver flossene Jahr 149 entfallen. In diesen 149 Listen stehen 930 Namen von Schuldnern, bei denen man sich vorsehen soll. Die Zahl spricht genügend für die Nützlichkeit der Sache. Die Auskunftsertheilung wird jetzt wieder mehr in Anspruch ge nommen. Es wurden 631 Auskünfte ertheilt gegen 460 im Vorjahre. 9. Der Vereinsanwalt, Rechtanwalt Ferd. Iobe-Berlin be richtet über die durch den Verein gewährte Rechtshilfe. Ira verflossenen Jahre wurden ihm 1278 (gegen 863 im Vorjahre) Sachen übertragen, von denen 1139 durch Urtheil erledigt sind, sodass sich nur noch 139 Prozesse im Gange befinden. Äusser diesen Prozessen wurden im verflossenen Jahre über 2000 Auf träge (Mahnungen, Gutachten usw.) ertheilt (gegen 680 im Vor jahre). Unter den mehreren Hundert Rathsertheilungen und Gutachten befanden sich recht schwierige Arbeiten. Etwa 30 bis 40 pCt. der eingeklagten Forderungen konnten nicht ein gebracht werden, was dafür zu sprechen scheint, dass die Lage der Kleinhändler nicht sehr günstig ist. Bis jetzt haben nur etwa 250 Mitglieder, also ein Drittel von der Rechtshilfe Gebrauch gemacht. Hofmann erklärt letzteres dadurch, dass manche Firmen in der glücklichen Lage sind, keine Prozesse führen zu müssen und andere langjährige Verbindungen mit Anwälten haben, die sie nicht aufgeben wollen. Die Zahl 250 sei übrigens doppelt so gross als vor einigen Jahren, und der Umstand, dass von 1278 Prozessen am Jahresschluss nur noch 139 schwebten, zeuge von rascher Erledigung. Weder bei ihm noch dem Vorsitzenden seien Klagen über die Rechtshilfe eingelaulen, während dies früher vielfach der Fall war. Fr. W. Abel hat den Vereins-Anwalt mehrfach in Anspruch genommen und meint, dass die Rechtshilfe jetzt in vor züglichster Weise geleistet werde. Der Verein könne sich dazu beglückwünschen. Bergk frägt an, ob der Vereinsanwalt die uneinbringlichen Forderungen dem Vertrauensmann Herrn Geh Rath Hofmann mittheilt, was verneint wird. Es wäre doch sehr zu empfehlen, dass die Firmen, gegen welche ohne Erfolg verklagt wird, bekannt gegeben werden. Hofmann verweist auf die vertraulichen Listen des Vereins, und der Vereinsanwalt verspricht, ihm die zahlungsunfähigen Firmen zur Veröffentlichung in den Listen mitzutheilen. B.-A. Dr. Netti berichtet, dass er im ersten Jahre 44 Mit glieder mit 82 Rechtsfällen, im abgelaufenen aber schon 76 Mit glieder mit 276 Rechtsfällen zu vertreten hatte, abgesehen von Mahnsachen, Gutachten usw. Uneinbringlich waren 5 pCt. der Forderungen, also bedeutend weniger als in Deutschland, In solvenzen waren drei vorhanden, und in zwei anderen Fällen kam das Geld nur ruckweise. Infolge Anregung aus der Versammlung erklärt sich Dr. Netti bereit, auf Anfrage von Mitgliedern diejenigen Firmen in Oesterreich-Ungarn mitzutheilen, die durch ihn schon ver klagt wurden, über Andere könne er jedoch keine Auskunft geben, da dies nicht standesgemäss und Sache der Aus kunfteien sei. R-A. Lobe bemerkt, dass er stets die vertraulichen Listen und seine Akten prüft und seinen Auftraggebern darnach Mit- theilung macht. Dr. Netti hat bereits mehrmals seine Erfahrungen in den vertraulichen Listen mitgetheilt und wird dies auch ferner thun. Von Ungarn aus, wo die Rechtsverhältnisse sich noch nicht gebessert haben, wird jetzt der Trick angewandt, dass Jemand von einer ersten Firma gegen baar bezieht und diese als Referenz aufgiebt. Der Erfolg ist, dass der Besteller von allen Seiten Waare erhält, die dann meist unbezahlt bleibt. Der Vorsitzende spricht den Herren Rechtsanwalt Lobe und Dr. Netti den Dank der Mitglieder aus für den Eiter und die Liebenswürdigkeit, mit der sie ihre Thätigkeit ausgeübt und die Rechtshilfe gefördert haben. Die Anwesenden bezeugen ihren Dank durch Erheben von den Sitzen. 10. Vors. Die von dem verstorbenen Zahnarzt Seegers in Leipzig hinterlassene Sammlung von Buntpapier-Mustern ent hält seltene Proben und zeigt die Leistungen dieses Industrie-