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Nr. 48 Buchgewerbe I Buchbinderei * * Buchdruck * * * *** Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung HMitardekle uand Berichterstatteg erhalten angemessene Bezahlung 1826 Saeazäche AäRdhekaagis finden kostenftei» Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Montag, 17. Juni, abends 9 Uhr, in den unteren Räumen des Architektenhauses, Wilhelmstrasse 92/93, stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder mit der Bitte um pünkt liches und zahlreiches Erscheinen ergebenst eingeladen. Der Vorstand Tages-Ordnung: 1. Geschäftliches. Anmeldungen neuer Mitglieder. 2. Mittheilungen betreffend den Berliner Buchgewerbe-Saal. 3. Diskussion über den am 4. Juni stattgehabten Vortrag des Herrn Spiess über Dr. E. Alberts Reliefklischee. 4. Technische Fragen. •e Gäste, besonders aus Druckerkreisen, sind willkommen! GM Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachschriften im Vereins-Lokale zur Be nutzung aus Drucksachen-Ausstellung im Kgl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin Wir haben in Berlin leider noch kein Buchgewerbe-Museum. Einen Theil der Aufgaben, die einem solchen zufallen müssten, hat das Kunstgewerbe-Museum übernommen, dessen Bibliotheks- Verwaltung sich mit Hingebung und feinem Verständniss der Pflege der Buch- und Druckkunst angenommen hat. Die Räume des Museums sind allerdings durch seine Schätze aus allen anderen Gebieten so in Anspruch genommen, dass für ständige buch gewerbliche Auslage keiner mehr zur Verfügung bleibt. Zur Veranschaulichung ihrer grafischen Sammlungen hilft sich daher die Verwaltung durch Sonderausstellungen, die gruppen weise die Bücher und Blätter vorführen, die sonst in Mappen und Kästen verwahrt sind. Gegenwärtig finden wir, wie in Nr. 42 bereits mitgetheilt, in dem Lichthof des Museums eine Ausstellung dekorativer Kunstblätter neuerer deutscher Meister aufgestellt, welche die für den Druck angewandten Kunstweisen fast eines vollen Jahrhunderts zeigt. Die Bezeichnung »dekoratives Kunst blatt« deckt sich zum Theil etwa mit dem, was der Buchdrucker Accidenz nennt. Dazu kommen aber noch Erzeugnisse der grafischen Kunst, welche keinem unmittelbaren Gebrauchs zwecke dienen. Das übereinstimmende Merkmal aller ausgestellten Blätter ist die Arbeit von Künstlerhand. Der Buchdrucker und Litho graf wird also hier nicht sehen, in welcher Weise seine Be rufsgenossen selbst versucht haben, zu verschiedenen Zeiten dekorative Aufgaben zu lösen, aber sicher wird er reiche An regung erhalten für sein Urtheil über solche Dinge, die ja in vielen Geschäften eine wichtige Rolle spielen. Wenn der Drucker diese Arbeiten mit dem vergleicht, was ihm Setzer und Lithografen zu Hause zu gleichen Zwecken vorlegen, so wird er die Ueberzeugung gewinnen, dass der nicht künstlerisch geschulte Handwerker bei eigenen Entwürfen sich in engeren Grenzen halten muss, als es bisher häufig geschieht. Er wird dann die Grenzen seiner Arbeitsweise richtig erkennen und nicht versuchen, selbst Künstler zu sein. Wenn der Hand werker solche Kunstwerke mit Verständniss und Nachdenken betrachtet, wird er auch für die Verwendung des ihm zur Ver fügung stehenden Materials viel gewinnen. Wenn wir auch wünschen, den Künstler in den Werkstätten des Handwerkers recht häufig verkehren zu sehen, so ist es doch keineswegs unsere Meinung, dass dieser zu jedem Auftrag herangeholt werden müsse. Im Gegentheil. Wenn der Setzer oder Lithograf seine Mittel recht anzuwenden weiss, wird er auch ansprechende Wirkungen erzielen. Hierzu muss er aber seinen Geschmack durch Anschauung von Werken bedeutender Künstler schulen, und in diesem Sinne ist die erwähnte Ausstellung ausser ordentlich lehrreich. Wir finden hier von Hand der besten Künstler des ver gangenen Jahrhunderts bis zu unseren Tagen die Lösung von Aufgaben, wie sie täglich an den Drucker herantreten. Da sind Blätter für den gesellschaftlichen und geschäftlichen Verkehr, । als Einladungs-, Einlass-, Tanz-, Tischkarten, Musik- und Fest programme, Geschäftskarten und Anzeigen verschiedener Art. Alsdann Titelblätter, Notentitel, Zeitungsköpfe, Umrahmungen für Gedichte, Buchumschläge, Brief- und Umschlagköpfe, ferner die Ansichtspostkarte und die auch neuerdings wieder beliebten Bucheignerzeichen, die geschmackloserweise meist als »Ex libris« bezeichnet werden. Die vollständige Sammlung solcher Blätter deutscher Meister, welche das Museum in den letzten Jahren zusammengebracht hat, beträgt 3500 Stück, wovon eine Auswahl von 1100 auf 63 Wänden und Glasschränken nach Zeiten und Kunststätten geordnet zur Ausstellung gebracht ist. Am Eingang des Lichthofes stehen 6 Wände mit Arbeiten von Adolf Menzel, der bekanntlich erst Lithograf und dann Maler wurde. Er hat grafische Künste sein Lebelang mit Vorliebe betrieben. Die älteste hier vorgeführte Arbeit ist eine Geschäftskarte für die Lüderitz’sche Kunsthandlung vom Jahre 1830. Daran reihen sich in Fülle die Lithografien, Holzschnitte, Radirungen von Titelblättern zu des Meisters Werken, die er in Kollektionen herausgegeben hat, oder zu Musikalien, zahlreiche Karten für Künstlerfeste usw. Von älteren Künstlern, die hier ver treten sind, nennen wir: Schadow, Schinkel, Theodor Hose mann, Hermann Scherenberg, Bernhard Plockhorst, Wilhelm Scholz, den langjährigen Zeichner des Kladderadatsch, Ludwig Burger. Als Zeitgenossen gesellen sich zu diesen Berlinern die süddeutschen Meister Kaspar Scheuren, Adolph Schrödter, Robert Reinick, Alfred Rethel und andere Düsseldorfer. Von den Münchnern sind hervorzuheben Moritz von Schwind und Eugen Neureuther; unter den Dresdnern Ludwig Richter. Daneben sind noch Hamburger und Wiener Künstler jener älteren Künstlergeneration, von der Menzel als einziger übrig geblieben ist, herangezogen. Franz Skarbina, Paul Meyerheim, Hermann Lüders gehören schon einer neueren Zeit. Den eigentlichen Umschwung in der dekorativen Grafik sehen wir aber erst durch die Münchener Renaissance vorbereitet, deren für die Grafik bedeutendste Vertreter, Rudolf Seitz, Peter Halm, Otto Hupp nebst Anderen durch charakteristische Blätter ge kennzeichnet werden. Hatte diese Richtung den Vorzug, dass sie aus einer gewissen Weichheit und Schwäche zu kräftigen, nationalen Formen zurückführte, so trug sie doch anderseits den Todeskeim in sich, denn sie schuf nur künstlerische Nach ahmungen, denen keine Ursprünglichkeit eigen war. Franz Stuck und Joseph Sattler haben in geistreicher Weise die Grundsätze dieser alten Meister erfasst, mit eigenen Formen belebt und die Wege angegeben, auf denen der künstlerische Buchdruck neubelebt werden könne. Der neue Aufschwung, den dieser in künstlerischer Hinsicht in letzter Zeit genommen hat, wird durch diese Ausstellung eindringlich vor Augen ge führt. Alle daran betheiligten jüngeren Meister sind durch ihre besten Erzeugnisse vertreten. Daneben taucht wieder die neu romantische Richtung auf, die auch in der bildenden Kunst sich an die älteren Meister des 19. Jahrhunderts anlehnt. Abgesondert steht MaxKlinger, dem sich in Grösse der Auffassung und Fein heit der Ausführung sein Schüler Otto Greiner am ehesten ver gleichen lässt. Klinger ist ein Künstler von höchster Bedeutung, dessen Arbeiten jedem Grafiker eindringlichste Belehrung bieten. X. Dreifarbendruck. Unter den bedeutenden Leipziger Druckereien verdient die Firma Ernst Hedrich Ncichf., G. m. b. H., Beachtung. Das Geschäft wurde vor 114 Jahren in eine G. m. b. H. umgewandelt, und die neuen Besitzer sind unausgesetzt bestrebt, das Beste zu bieten. Die Beilagen der »Zeitschrift für bildende Kunst« und solche aus dem »Farbigen Malerbuch« (Verlag von E. A. Seemann, Leipzig und Berlin) wurden durch Dreifarbendruck hergestellt; ebenso die Kunstblätter zu dem kürzlich erschienenen Buch »Die Orientreise« von Götz. Bei letzterem ist mit drei Farben die Wiedergabe der orientalischen Farbengluth in nicht zu übertreffender Weise erreicht worden. Augen blicklich ist genannte Firma damit beschäftigt, naturalistisch gehaltene Blumenvorlagen der Oeffentlichkeit zu übergeben, die an Naturwahr heit und Farbenpracht nichts zu wünschen übrig lassen. N