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Nr. 47 PAPIER-ZEITUNG 1791 und neue Bedürfnisse wecken wird, durch welche die an einer Stelle entbehrlichen Arbeitskräfte an einer anderen benöthigt werden. Wir können stolz darauf sein, dass wir diese auf dem Gebiete des Illustrationsdruckes alles bisher Er reichte überflügelnde Erfindung ebenso wie die erste Erfindung der Autotypie durch Meisenbach einem Deutschen verdanken. Die Verwerthung des Albert’schen Patents erfolgt durch Abgabe von Lizenzen an die Aetzanstalten, welche die Relief- Klischees gegen mässig erhöhte Preise in den Handel bringen werden. Dem Redner wurde am Schlüsse seines Vortrages lebhafter Beifall gezollt und die Anwesenden fanden hierauf durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Albert Damcke Gelegenheit, an frisch aus den Maschinen herausgekommenen Abdrücken von grossen Autotypie-Formen, die auf der einen Maschine gewöhnliche Autotypien, nach dem alten Verfahren zugerichtet, auf der anderen Relief-Autotypien ohne Zurichtung zeigten, interessante Vergleiche anzustellen. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, sprach am Schluss des Vortrages sowohl Herrn Spiess, wie der Firma Meisen bach, Riffarth & Cie., Herrn Albert Damcke und dem Erfinder des Verfahrens, dem ebenfalls anwesenden Herrn Dr. Albert aus München, den Dank der Gesellschaft aus und wies unter Anderm darauf hin, dass das neue Verfahren eigentlich das in vollkommenster Form ausgeführt habe, was einzelne Maschinenmeister zu erreichen suchten, indem sie Papier- Ausschnitte zwischen Autotypie und Fuss befestigten. Die Mehrzahl der Hörer des Vortrages blieb dann noch in einem benachbarten Gartenlokale einige Stunden gesellig vereint und über die neue Erfindung sowie ihre Bedeutung wnrde noch viel erörtert. In der Montag, 17. Juni, im Archi tektenhause stattfindenden nächsten Sitzung, zu welcher sowohl der Vortragende Herr Spiess als auch andere mit dem neuen Verfahren genau vertraute Herren geladen werden sollen, wird eine Diskussion über den interessanten Vortrag stattfinden. Chromo-Karton Ich verarbeite in meiner lithografischen Anstalt sehr viel in Chromo gestrichenen Karton und ebensolche Papiere. In letzter Zeit hatte ich Schwierigkeiten, Papier und Karton lassen sich nicht gut drucken. Ich glaubte, nachdem ich den Fabrikanten auf den Uebel stand aufmerksam gemacht, würden die weiteren Lieferungen tadellos ausfallen, was er versprochen hatte, dem war aber nicht so. Ich habe die Bezugsquelle geändert, das Papier sogar zu weit höherem Preise gekauft, aber auch damit will es nicht ganz glatt gehen. Anbei sende ich eine Probe A vom Karton, der für mehrere Farben Steindruck gut druckfähig sein sollte, er setzt aber den Kreidestrich auf den Stein ab und dies bewirkt, dass nach wenigen Drucken schon der Stein verschmiert, und guter Druck nicht mehr erreichbar ist. Probe B ist Papier aus derselben Quelle; es hat die gleichen Eigenschaften wie der Karton. Probe C ist Papier, welches ich als unzweifelhaft druckfähig zu höherem Preise kaufte. Ich arbeite mit dieser Waare wesentlich besser, aber völlig tadellos druckt sie immerhin auch nicht, mit der Zeit setzt auch dies Papier Kreide ab. Wo der Uebelstand liegt, und wie ich ihm begegnen kann, darüber bin ich im Zweifel, und deshalb würden Sie mich zu besonderem Danke verbinden, wollten Sie freundlichst eine chemische Unter suchung dieser Materialien vornehmen lassen und[mir dannjeingehende Aufklärung geben. Papierwaarenfdbrik Chemische Untersuchung des Papiers oder des Striches liegt ausserhalb der Aufgaben unserer Redaktion, würde auch nichts nützen. Unser Buntpapier-Mitarbeiter beurtheilt die Proben wie folgt: Es ist unmöglich, dass sich von der Farbschicht der Bogen A und B bei richtiger Behandlung etwas am Stein absetzen kann. Selbst wenn man ein Stück davon in warmes Wasser legt und noch ganz nass auf eine Platte presst, bleibt keine Spur der Farbe an der Platte hängen. Papiere A und B sind eher zu fest als zu wenig geleimt, so dass man annehmen müsste, dass die Druckfarbe zu lange nass darauf stehen bleibt. C dagegen ist weniger fest geleimt, schon wenn man den feuchten Finger darauf drückt, hebt sich etwas von der weissen Farbschicht ab. Trotzdem muss es ein geübter Drucker gut verarbeiten können. Der Haken muss irgend wo anders hängen. A. W. Kopflose Zeitungen In Dänemark. Eine Anzahl dänischer Provinzial blätter hat eine Aktiengesellschaft gegründet, die ihren Sitz in Kopenhagen hat und sämmtliche betheiligten Blätter mit einem gemein samen stereotypirten Inhalt versehen soll: Politische, ökonomische und wissenschaftliche Artikel, Reichstagsberichte, Feuilleton usw. Es sollen Artikel sowohl in liberaler wie in konservativer Richtung ge liefert werden. F. Steinradirung. Ueber eine neue Technik der Lithografie, welche der Berliner Porträtmaler Rudolf Schulte im Hofe erfunden hat, bringt das Maiheft der »Zeitschrift für bildende Kunst« folgende Angaben: Das neue Verfahren kann als eine gelungene Verschmelzung der Lithografie, die zuweilen etwas Kaltes, Flaues und Nüchternes an sich hat, und der eigentlichen Radirung gelten, deren malerischer und stets ursprünglicher Reiz und deren schöne Tonwärme doch nicht ganz den Mangel der feinen und feinsten Zwischentöne zu verdecken oder zu ersetzen vermag. Die Steinradirung lehnt sich an die schon be kannte Asfalttechnik an, unterscheidet sich aber von ihr durch eine andere Art der Plattenbereitung, die sehr wesentlich andere Ergeb nisse im Gefolge hat. Die Asfaltschicht, die auch in anderer Weise als früher auf den Stein je nach der beabsichtigten Wirkung gegossen oder gewalzt wird, erhält nach dem neuen Verfahren einen Zusatz, der Geheimniss des Erfinders ist, und der es ermöglicht, die Schicht, die bisher nur mit scharfen Instrumenten, mit Stichel, Schaber oder Nadel bearbeitet werden konnte, mit weichem Material, mit Kork, Wischer oder dergleichen, ja mit dem Finger zu behandeln und zu wischen, sodass, während früher Härten unvermeidlich waren, nun selbst die weichsten und zartesten Töne und Uebergänge erzielt werden können, wie man sie sonst nur bei Gemälden oder Zeichnungen findet. Dies gilt nicht nur für grosse Flächen, sondern selbst für die feinste Linie, auch die Hell- und Dunkelwirkungen des Verfahrens sind erstaunlich und machen es besonders für Kopien nach den alten Holländern geeignet. Während bei einer Kupferradirung nur mit vieler Mühe die Flächen ruhig und gross zu halten sind, während es schwer erreichbar ist, dass alle Einzelheiten einer Radirung sich organisch dem Ganzen unterordnen und einfügen, gestattet die Steinradirung das alles selbst bei grossen Flächen ohne Schwierig keit. R. Die Mode im Buchtitel. Von den Wandlungen, die der Büchertitel in der Geschichte der deutschen Prosakunst zu durchlaufen hatte, giebt im letzten sLitterarischen Echo« der Prager Litte rarhistoriker Dr. Rudolf Fürst ein recht anschauliches Bild. Von den geschwätzigen, vielzelligen Romantiteln des 17. Jahrhunderts, die zugleich Inhalts angaben und Anpreisungen waren, bis zu den kurzen, meist nichts verrathenden Titeln moderner Bücher führt ein stufenreicher Weg. Im 18. Jahrhundert machten zunächst namentlich englische Vorbilder Schule. Sternes »Leben und Meinungen Tristram Shandys« und seine »Empfindsame Reise durch Frankreich und Italien« wurden auch im Titel vielfach nachgeahmt. In der klassischen Zeit liebte man es, den bürgerlichen Namen des Helden als Buchtitel zu nehmen, und dies ist seitdem eine stehende Titelform bis zum heutigen Tage geblieben (Martin Salander, Frau Jenny Treibei, Effi Brist, Hermann Ifinger, Thekla Lüdekind, Frau Ellin Roethe usw.). Auch der Ritterroman zu Anfang des 19. Jahrhunderts und weiterhin bevorzugte diese Art der Betitlung, nur mit gaumenreizenden Zuthaten, als da waren »Astolfo der Guerilla-Hauptmann oder das unterirdische Blutgericht in Bar celona«, »Drahomira mit dem Schlangenring oder die nächtlichen Wanderer in den Schreckensgefängnissen von Karlstein, eine Schauer geschichte« usw. Auch die Romantiker mit ihren »Lucinde«, »Godwi«, »William Lovell« usw. hielten sich an diese Titelschablone. Erst als mit dem »Jungen Deutschland« der Roman es unternahm, Bilder ganzer-Epochen und Stände zu geben, suchte man nach allgemeinen umschreibenden Titeln, wie »Die Epigonen« (Immermann), »Die Ritter vom Geist« (Gutzkow), »Das junge Europa« (Laube) u. A. Diese Mode, einen bestimmten Lebenskreis schon im Titel zu umgrenzen, pflanzte sich dann fort; »Problematische Naturen«, »Kinder der Welt«, »Soll und Haben«, »Europäisches Sklavenleben«, »Hammer und Ambos« gehören dieser Richtung ebensogut an, wie in unseren Tagen etwa »Die Be trogenen« (Kretzer), »Berlin W« (Lindau), »Die bunte Reihe« (Mauthner), »Die Alten und die Jungen« (Alberti). Der gefühlvolle Unterhaltungs roman zog dafür mehr und mehr sentenziöse Wendungen vor, wie »Aus eigner Kraft«, »Dunkle Gewalten«, »Ins Leben verirrt«, »Getrennte Wege«. Auf französischen, nordischen und russischen Einfluss wieder gehen die knappen und präzisen Titel zurück, in deren Prägung Tolstoi und besonders Zola Meister sind. Gelegentlich findet man wohl auch noch ganze Sätze als Titel: »Was will das werden!« »Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht«, »Die Waffen nieder!« »Es lebe die Kunst!« »Woher tönt dieser Missklang durch die Welt?« Aber im Gänzen herrscht auch auf diesem Gebiete jetzt die Kürze und eine gewisse Mässigung, die sich von platter Inhaltsangabe ebenso entfernt hält, wie von manierirter Undeutlichkeit und reklamehafter Weit schweifigkeit. Man hält sich an Lessings Rezept, der gelegentlich gesagt hat, ein Buchtitel sei umso besser, je weniger er von dem Inhalte verrathe; er brauche den Inhalt weder anzugeben, noch zu erschöpfen, aber er solle doch auch nicht irre führen, g. Buchhändler-Gesellschaft in Moskau. Die in Moskau in Bildung begriffene Buchhändler-Gesellschaft stellt sich die Förderuug der regelmässigen Entwicklung, Vervollkommnung und Unterstützung des Buchhandels in Russland zur Aufgabe. Behufs Erreichung dieses Zieles will die Gesellschaft Bazare, Auktionen, dauernde und zeit weilige Ausstellungen des Bücherwesens veranstalten, ein Auskunfts- büreau, in welchem alle Angaben und Hinweise bezüglich des Ver leger- und Bücherwesens erhältlich sind, eröffnen, an die Regierung Vorstellungen betreffs verschiedener Bedürfnisse des Bücher- und Verlegerwesens in Russland richten usw. K.