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Nr. 44 PAPIER-ZEITUNG 1675 Beseitigung der ganz kleinen Formate; möglichst allge meine Verwendung von Umschlägen in Quartformat für Geschäftsbriefe; 2. Vordruck von Markenfeldern auf den Umschlägen; 3. Beschränkung des Firmen-Aufdrucks auf die obere linke Ecke oder die linke Seite des Umschlages; 4. Vordruck eines starken Strichs für den Bestimmungsort unten rechts. Bei dem wesentlichen Antheil der Geschäftswelt am Brief verkehr würde es von grösster Bedeutung sein, wenn von dieser Seite die angegebenen Gesichtspunkte willfährige Berücksich tigung fänden. An die Handelskammern und kaufmännischen Korporationen beehre ich mich daher das ergebene Ersuchen zu richten, zur Erreichung dieses Zieles innerhalb Ihres Bezirkes gefälligst der Postverwaltung Ihre werthvolle Unterstützung leihen zu wollen. An die Handelslcammern und liaufmännischen Korporationen Abschrift des vorstehenden an die Handelskammern ge richteten Schreibens beehre ich mich mit dem ergebenen Er suchen zu übersenden, die Mitglieder des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller gefälligst gleichfalls entsprechend anregen zu wollen. gez. Krödke Farbauftrag bei Tiegeldruckpressen Gleichmässiges Einfärben der Form in Tiegeldruckpressen war bisher stets schwierig, da Auftragwalzen, deren Durchmesser z. B. 52 mm, der Umfang mithin ungefähr 164 mm ist, eine 250 mm tiefe Form nur bis zu einer Tiefe von 164 mm gleichmässig einfärben können, während der verbleibende Theil der Form bedeutend weniger Farbe erhält. Vergrösserung des Walzendurchmessers ist ausgeschlossen, weil dies einen längeren Weg des Tiegels und damit langsameres Arbeiten der Presse bedingen würde. Dagegen hat sich folgende Einrichtung der Firma J. G. Scheiter & Giesecke an ihrer »Phönixe- Tiegeldruckpresse gut bewährt: Beim Niedergang des Walzen wagens über die Form färbt nur die eine Hälfte der Auftragwalzen, während die übrigen ab gehoben über die Form laufen und erst beim Rücklauf des Walzen wagens auf die Form niedersinken, um der Form neue Farbe zuzu führen,während diebeiden Walzen, welche beim Niedergang des Walzen wagens gefärbt haben, beim Rücklauf dessel ben abgehoben werden. Keine Walze läuft zwei mal über die Druckform. Hierdurch wird bessere Deckung der Druckfläche erreicht. Wenn man z. B. zwei Walzen a und b — siehe nebenstehendes Bild, — welche mit Farbe gleichmässig eingefärbt sind, über eine Form von der Breite eines Walzenumfanges laufen lässt, so zeigt sich, da-s beim Abwärtsgange über die Form die 8/8, d. h. volle Farbe haltende Auftrag walze a 4/8 an die Form abgiebt, während die andere Hälfte, also 4/8, auf ihr haften bleibt. Die mit 8/6 gesättigte Walze b findet die Form schon mit 4/8 Farbe überzogen. Diese beiden Farbemengen gleichen sich derart aus, dass die Walze 2/8 abgiebt, die Form also nunmehr */, erhält, während auf der Walze & %/s Zurückbleiben. Würden die Walzen bei ihrem Rücklauf die Form nicht berühren, so bliebe die Form mit •/» ziemlich gut eingefärbt. Gestattet man jedoch bei ihrem Aufwärtsgange den Walzen die Form wieder zu berühren, so wird zunächst Walze b die Form nicht beeinflussen, da beide gleichmässig mit Farbe gesättigt sind. Walze a dagegen, welche nur noch “/8 Farbe hält, wird wiederum einen Ausgleich mit der Form eingehen, dessen Ergebniss die Hälfte der Summen beider Flächen, also 1/2 von 10/8=5, beträgt. Es bleiben auf der Form mithin nur 5/8 Farbe, während sie vorher 6/8 Farbe empfangen hatte. Die Einfärbung hat sich also um 1/9 verschlechtert. Hieraus geht hervor, dass sich stets, wenn Walzen über die Form zurücklaufen, welche bereits Farbe abgegeben, die Einfärbung ver schlechtert. Denn diejenigen Walzen, welche die Form besser ein gefärbt finden als die auf ihnen selbst noch zurückgebliebene Farbe ausmacht, rollen von der Form wieder Farbe auf sich auf. Bei den 4walzigen Maschinen der Firma J. G. Scheiter & Giesecke wird durch die angebrachte Verbesserung eine Einfärbung erzielt, welche sich zu der bisherigen verhält wie 168 zu 105. Es bleibt also über 50 pCt. mehr Farbe auf der Form zurück. Dieser Vorzug fällt besonders beim Druck von Autotypien ins Gewicht, bei denen strenge Farben verwendet werden, ebenso beim Bedrucken von Buchdeckeln und schwer zu deckenden Stoffen, z. B. Kaliko, Künstlerleinen u. A. W. Lackfarben-Musterkarten Kann ich in nachstehender Angelegenheit mit Erfolg Klage führen? Eine Lackfabrik in Sachsen bestellte bei mir Farbkarten, wie ich solche als Spezialität fabrizire, mit Abbildung von Lackfarben nach vom Besteller zu liefernden Original-Aufstrichen. Zuerst gab man mir die nur auf der Rückseite beschriebenen Stichproben (1. Proben), dann aber wurden mir die auf der Rückseite mit offiziell bezeichneten Proben mit den Vorder-Etiketten beklebt als für die Farbentöne maassgobend gesandt (2. Proben). Die Lackfabrik verwechselte die beiden Grau, und hier wurde, weil die Farben zuerst und der Text nachher gedruckt wird, dieser Fehler nicht bemerkt. Ein gedruckter Ton unterscheidet sich immer etwas von einem gestrichenen, da die eine Farbe sich beim Lackiren durch den Lack etwas ins Gelbe, die andere sich nach einem andern Ton etwas ändert. Die Firma stellt die Karten, nachdem sie die Verwechslung bemerkt, wegen der Ver wechslung sowie zu grosser Abweichung der Töne zur Verfügung und schreibt dann, als ihr mitgetheilt wurde, dass sie diese Verwechslung begangen, das sei nicht der Grund, sondern man könne die Karten wegen zu schlechter Wiedergabe der Farbentöne nicht gebrauchen. Ich sollte Ersatz liefern und zwar diesmal nach den Proben, die nur vorn mit Etiketten versehen sind (8. Proben). Nun weichen alle drei maassgebenden Töne so von einander ab, dass ich der Ansicht bin, es könne einer Lackfabrik eine so kleine Abweichung wenig aus machen, und die Leute könnten die Farbenkarten aus diesem Grunde nicht zur Verfügung stellen. Der wirkliche Grund ist jedenfalls die unangenehme aber selbstverschuldete Verwechslung der beiden Grau. Die Firma hatte Probedruck der Nuancen vorher verlangt, den ich, weil die Sachen eilig waren, als zwecklos ablehnte, weil dadurch, dass die Nuancen auf der Handpresse angedruckt werden, lediglich eine Vorlage für die Maschine geschaffen wird, die schon in den Strichproben vorhanden ist. Die lithografirten Farbtöne sind immer reiner als die gestrichenen. Die Lack-Karten werden nicht als direkte Farbproben gebraucht, sondern als Reklame-Mittel zur Vertheilung an die Kundschaft. Um keinen Prozess zu führen, habe ich 15 pCt. Nach lass auf 600 M. angeboten, aber die Herren verweigern aus leicht erklärlichem Grunde — wegen der Verwechslung — die Annahme. Für Text usw. ist von der Firma Korrektur gelesen worden. X. Die Verwechslung der beiden Grau konnte in der Druckerei nicht bemerkt werden, da in der Lackfabrik unter Mittelgrau möglicherweise ein hellerer Ton gemeint sein konnte. Die Farben sind nach den Vorlagen 2 gut getroffen, die Farbton-Abweichung kann unseres Erachtens keinen Grund zur Annahme-Weigerung bieten, und wir glauben kaum, dass ein gerichtlicher Sachverständiger anderer Meinung sein könnte, denn die Ton-Unterschiede sind zu geringfügig. Die Aehnlich- keit wäre noch grösser geworden, wenn die Farbkarten glänzenderen Lack-Ueberzug erhalten hätten, jedoch scheinen die Besteller gegen die Lackirung nichts eingewaudt zu haben. Der angebotene 15prozentige Preisnachlass ist reichlich und sollte von den Bestellern angenommen werden. Klage a if Abnahme und Bezahlung der Karten erscheint berechtigt. Deutsche Rechtschreibung. Im Anschluss an einen Vortrag des Professor Schumann in Dresden hat der Dresdner Lehrerverein folgende Leitsätze einstimmig angenommen: 1. Wir wünschen ge meinsame Rechtschreibung für das ganze deutsche Sprachgebiet; 2. Verbesserung der geltenden Rechtschreibung im Sinne der Vereinfachung und 8. möglichste Beseitigung des logischen oder Differenzirungs- sowie des historischen Grundsatzes zu Gunsten einer möglichst lauttreuen Rechtschreibung.« In dem erwähnten Vortrage wurde besonders hervorgehoben, dass wir gegenwärtig in Preussen, Baiern und Sachsen amtliche Rechtschreibungen haben, die sich nur durch leicht zu beseitigende Kleinigkeiten unterscheiden. Die Putt- kamersche (richtiger Falksche oder Raumersche) Rechtschreibung hat trotz des energischen Widerstandes Bismarcks sich nach und nach Bahn gebrochen. Von 613 deutschen Verlagsfirmen wenden 406 nur die neue, 58 nur die alte, 141 beide Rechtschreibungen an, 58 be dienen sich der österreichischen Rechtschreibung, die wie die preussische auf den Vorschlägen Friedrich von Räumers beruht. Ferner liessen von diesen 613 Firmen 840 im Jahre 1899 4623 Bücher und 247 Zeitschriften in der neuen Rechtschreibung erscheinen, während in der alten nur 864 Bücher und 189 Zeitschriften gedruckt wurden. Hiernach erscheint der grösste Theil der in Deutschland verlegten Bücher und Zeitschriften in der neuen Rechtschreibung. Auch bei vielen Zeitungen wird sie angewendet. Einen weiteren Schritt zur Erreichung der Einheit der deutschen Rechtschreibung wird es bedeuten, wenn die neue verbesserte Rechtschreibung seitens der Reichs- und Staatsbehörden Annahme findet. Freilich müsste, wie der Vortragende bemerkte, mit der Einigung auch eine Reinigung der neuen Rechtschreibung verbunden werden. H. B.