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über die Oberfläche der Holzplatte hervor und werden durch Schnur scheiben oder Riemen von dem Vorgelege eines dieser Glättwerke aus in Drehung versetzt. Die Umfangsgeschwindigkeit der beiden Glättwalzenpaare muss mit jener der Leitwalzen übereinstimmen. Die Pappen werden nun durch eine Person bei C eingelegt, ge langen einmal satinirt durch die Walzen des Glättwerkes A auf den Tisch D, werden dort von den rotirenden Leitwalzen a, b usw. mitge nommen und zwischen die Walzen des Glättwerkes B geführt, von welchem sie, das zweite Mal satinirt, auf den Sammeltisch E gelangen und von dort durch eine zweite Person weggenommen werden können. Durch diese Einrichtung werden zwei Personen für das zweite Glätt werk erspart. Diese Anordnung ist noch weiter ausgestaltungsfähig und werth, dass sich Maschinenfabriken damit befassen. W. Rolf Einwickelpapier Zu Nr. 86 Die Unsitte des Einwickelns vonWaaren aller Art,auchvonEsswaaren, in bedrucktes Papier, alte Zeitungen und sonstiges schon gebrauchtes Papier ist leider in Deutschland und namentlich auf dem Lande noch allgemein verbreitet, so gesundheitsgefährlich und ekelerregend die selbe auch ist. Die grosse Menge verhält sich ihr gegenüber ziemlich gleichgiltig, zumal die polizeilichen Behörden ihr nicht mit genügender Schärfe entgegentreten. Letztere sollten das Publikum immer wieder darauf aufmerksam machen, dass die Verwendung bedruckten und schon gebrauchten Papiers zum Einwickeln von Esswaaren gesundheits gefährlich ist, und zuwiderhandelnde Händler bestrafen. Der Preis unterschied zwischen Makulatur und reinem Papier ist nicht so gross, dass er ernstlich in Betracht kommen könnte, spielen doch die Kosten für einen Bogen Einwickelpapier gar keine Rolle im Verhältniss zu dem Preise der Waare selbst. Und warum könnte bei uns nicht durchgeführt werden, was in anderen Ländern als selbstverständlich angesehen wird? In Norwegen und Schweden wird zu Einwickelzwecken nur reines weisses oder naturfarbig braunes und graues Papier verwendet, und die Käufer sehen selbst darauf, die gekauften Waaren nur in reines Papier ge wickelt zu erhalten. Makulatur kennt man auch in den genannten Ländern, aber man versteht darunter nicht wie bei uns alte gelesene Zeitungen, schon einmal gebrauchtes Papier, sondern auf der Papier maschine eigens für Verpackungszwecke hergestelltes Papier in be stimmten Formaten. Die gangbarsten Makulaturformate sind 16 X 19 und 16 X 19 verktum (Zoll), gleich ungefähr 37X47 und 8912X46 cm, sowie die entsprechenden Doppelformate. Auch in England ist man viel peinlicher inbezug auf Einwickelpapier wie bei uns in Deutsch land, und in Norwegen sowie in Schweden werden jährlich ungeheure Mengen Einschlagpapier im Formate 20X80 Zoll engl., small hand ge nannt, angefertigt. Mit etwas mehr Selbstgefühl und Energie seitens des Publi kums und grösserer Strenge seitens der Behörden liesse sich wie in jenen Ländern auch bei uns die aus gesundheitlichen wie ästhetischen Gründen verwerfliche Sitte beseitigen, zum Einwickeln von Waaren gebrauchtes Papier zu benutzen. C. F. Wir ersuchen unsere Leser, auch diesen beherzigens- werthen Aufsatz ihren Orts-Zeitungen mit der Bitte um Abdruck unter Hinweis auf die Papier-Zeitung als, Quelle zu senden. Red. Papier zu Luftballons Vergl. Nr. 11 Die Frage nach einem geeigneten Ersatz für die zur Anfertigung von Ballonhüllen benutzten Gewebe erscheint ausserordentlich wichtig. Als billigerer Ersatz kann nur Papier dienen. Nicht immer eignen sich für Luftballons Gewebe besser als Papier. So brauchen die Meteorologen, die unbemannte sogenannte Registrirballons (ballons sondes) in grosse Höhen senden wollen, eine sehr leichte Hülle, an deren Gasdichtigkeit keine allzu grossen Anforderungen gestellt werden. Nun ist eine Hülle von Papier viel leichter als eine solche von Stoff, sei es auch Seide. Ferner fallen die unbemannten Registrirballons bei ihrer Landung meist Leuten in die Hände, die von vorschrifts mässiger Behandlung des Ballonstoffs keine Ahnung haben, die Ballons werden daher sehr bald unbrauchbar, und ihr Ersatz bedeutet eine grosse Ausgabe. Die beiden Vortheile des Papiers, Billigkeit und Leichtigkeit, haben bereits dazu geführt, dass jetzt fast ausschliesslich Papierballons als Registrirballons zum Aufsteigen kommen. Und diese Ballons fertigt bis jetzt nur Henry Lachambre in Paris an, von dem also auch alle deutschen Meteorologen ihr Material beziehen müssen. Da alle Monate internationale Ballonfahrten stattfinden, und an gewissen Tagen an möglichst vielen Orten aller Staaten Registrir- Ballons hochgelassen werden sollen, da ferner solcher Papierballon meist nur eine Fahrt macht, so geht ziemlich viel Geld der deutschen Papierverarbeitungs-Industrie verloren und wandert ins Ausland. Auf dem internationalen Meteorologen-Kongress in Paris im vorigen Jahre wurde der Beschluss gefasst, dass möglichst alle meteorolo gischen Stationen Sondirballons hochlassen sollen, und thatsächlich wollen auch Alle Gelder für diese Zwecke in ihren Etat einstellen. Viele haben es auch schon gethan. Während die Stoff-Registrirballons je nach Grösse im Allgemeinen 1000 M. kosten, erhält Lachambre für seine Papierballons rund 60 M. das Stück. Ein Stoffballen macht infolge der schlechten Behandlung nach der Landung höchstens zehn, meistens noch weniger Fahrten; die Meteorologen können also bei Benutzung von Papierballons ohne Kostenerhöhung mindestens die doppelte Zahl an Registrirballons steigen lassen. Die Anfertigung der Ballons ist ausserordentlich einfach und lässt sich sehr leicht erlernen. Die Abmessungen der einzelnen, später zusammenzuklebenden Rahmen der verschiedenen Ballon-Grössen werden berechnet und danach Pappschablonen angefertigt. Nach diesen Schablonen kann Jedermann die Bahnen zuschneiden. Zum Zusammen kleben ist kein besonderer Klebstoff erforderlich, gekochter Mehl kleister oder dergleichen genügt. Imprägnirung und gasdichter Verschluss der Nähte, das heisst der Klebestellen, ist nicht erforder lich, da das von den Meteorologen besorgt wird. Der ganze Ballon wird nämlich kurz vor der Fahrt mit gekochtem Leinöl-Firniss be strichen und genügend dicht. Dass der Ballon-Fabrikant die Papier ballons nicht zu dichten braucht, hat den Vortheil, dass er in einer Zeit, wo in anderer Beziehung das Geschäft flau ist, diese Ballons auf Vorrath anfertigen kann, da sie durch Lagerung nicht leiden. Die Anfertigung der zur Aufnahme der Instrumente dienenden Netze aus gewöhnlichem Häkelgarn ist ebenfalls sehr einfach und kann von ein paar Frauen und Mädchen besorgt werden. Auch die Frage, welches Papier-Material zu verwenden ist, ist leicht gelöst. Irgend ein pergamentartiges Papier von nicht zu grosser Steifigkeit ist dazu geeignet. Proben des zu den Lachambre’schen Ballons bisher gebräuchlichen Papiers sind ja leicht zu beschaffen. Unzerreissbares Japan-Papier braucht es nicht zu sein, mit dem japa nischen Klebstoff Konjaku braucht es auch nicht getränkt zu werden. Ebensowenig braucht es wasserdicht zu sein, denn das wird es durch das spätere Firnissen. Ferner braucht es auch nicht »unentflammbar« zu sein. Unentflammbare Ballons giebt es nicht, und man hat sich auch noch nie die Mühe gegeben solche herzustellen, da man kein Bedürf- niss dafür hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man später auch die bemannten Ballons aus Papier herstellt. Aus diesen Ausführungen muss zur Ge nüge hervorgehen, dass die Anfertigung der kleinen Registrirballons aus Papier schon jetzt lohnend sein kann und später noch viel lohnender sein wird. Das Geschäft von Lachambre hat seit Einführung dieser Ballons bedeutenden Aufschwung genommen. Es ist zu verwundern, dass man bei uns nicht dahinter gekommen ist, namentlich da keine Maschinen zur Anfertigung nöthig sind. Schreiber dieses hat selbst schon mit ein paar Leuten solchen Papierballon aus japanischem Papier angefertigt, als Lachambre die Bestellung nicht rechtzeitig ausführen konnte. Der Ballon hat seine Aufgabe tadellos erfüllt. Luftschiffer Wechselprotest-Kosten Ich schuldete der Papierfabrik S. in T. 426 M., welche ich nach Vereinbarung mit dem Konkursverwalter am 16. Dezember 1900 per Tratte zu zahlen hatte. Statt dessen wurde dieselbe zum 14. Dezember ausgeschrieben und präsentirt. Ich konnte erst am 16. Dezember nachmittags zahlen und hatte infolgedessen 6 M. 70 Pf. Unkosten. Ich verlangte vom Konkursverwalter die Unkosten vergütet, was mir unter allerhand nichtigen Ausreden verweigert wurde, z. B. ich hätte noch 3 Tage Zeit gehabt von da ab, wo die Tratte präsentirt war u. A. m. Wer trägt den Schaden? B. Antwort unseres rechtskundigen Mitarbeiters: Der 14. und 15. Dezember waren Werktage. Es ist nicht unzulässig, einen Wechsel kurz vor dem Verfalltage dem Schuldner vorzulegen, damit er schon bei Anbruch des Fällig keitstages wisse, in wessen Händen sich der Wechsel befinde, und somit am Vormittage des Verfalltages den Wechsel ein lösen könne. Das war im vorliegenden Falle auch deshalb zweckmässig, weil Gläubiger und Schuldner nicht an demselben Orte wohnten, und schnelle mündliche Verständigung unthunlich war. Sollte nun der Inhaber der Tratte am 14. Dezember sofortige Zahlung verlangt und an demselben Tage Protest aufgenommen haben, so würden die Protestkosten den B. nicht treffen. Anscheinend ist aber erst am 15. Dezember vormittags nach 10 Uhr oder nachmittags Protest aufgenommen, nachdem der Tratten-Inhaber bis 10 Uhr vormittags vergeblich auf Zahlung gewartet hatte. Die am Nachmittag geschehene Zahlung war verspätet, und B. muss die durch seine Säumniss entstandenen Kosten tragen. Der Inhaber der Tratte wäre zwar befugt gewesen, innerhalb 2 Tage nach dem Verfalltage, also, da der 16. Dezember ein Sonntag war, am 17. Dezember Protest auf nehmen zu lassen. Das war seine Befugniss, aber nicht seine Pflicht. Dem lässt sich nicht entgegenhalten, dass der Wechsel schuldner nur in seinem Geschäftslokale Zahlung zu leisten braucht, und die Tratte ihm dort am 15. Dezember nicht vor gelegt ist; denn abgesehen davon, dass der Trassat nicht Wechselschuldner ist, wäre eine Vorlegung am Vormittag des 15. Dezember vergeblich gewesen, weil B. geständlich damals noch nicht zahlen konnte. Nach § 270 BGB musste B. das Geld dem Tratten-Inhaber bringen.