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Nr. 41 PAPIER-ZEITUNG 1557 Menge zahlreiche wichtige Umstände berücksichtigt werden müssen, wenn man gute Harzseife von stets gleichbleibender Zusammen stellung erzielen will, weiss jeder Praktiker, und es geht auch aus Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation S. 287—405 hervor. Red.) Aus Gründen, die später entwickelt werden sollen, ist es nämlich erwünscht, kein vollständig verseiftes Kolofonium, keine »neutrale« Harzseife zu erhalten, sondern eine solche, die noch freies Harz ent hält; das wird dadurch erreicht, dass man mit weniger Aetznatron verseift, als der Verseifungszahl entspricht, in dem berechneten Fall also auf 1 kg Harz weniger als 114 g Aetznatron anwendet. Es bleibt dann neben bereits verseiftem Harz eine gewisse Menge unverseiften Harzes in inniger Mischung bei ersterem zurück, worauf die Emul- sionirung beim Zusammenbringen mit Wasser beruht. »Neutrale« Harz seife löst sich klar auf, anderseits kann geschmolzenes Harz allein nicht mit Wasser emulgirt werden; es ist also die feine Vertheilung des »freien Harzes« in der neutralen Harzseife, welche beim Lösen in Wasser bewirkt, dass in der »Harzmilch« die Partikelchen »freien« Harzes nicht nur sehr weitgehend, sondern auch sehr gleichmässig vertheilt sind. Das Verhältniss zwischen freiem und gebundenem Harz, wie es in den einzelnen Fabriken verwendet wird, schwankt innerhalb weiter Grenzen, doch dürfte weniger als ein Viertel freies Harz nirgends angewendet werden. Ein Beispiel einer Harzseifekochung sei im Folgenden gegeben: 800 kg Harz werden bei etwa 150—160° C. geschmolzen und nun 80 kg Aetznatron, in der 15—20 fachen Menge warmen Wassers ge löst, eingerührt. Man lässt nun 14 Tage stehen, wobei sich auf der Oberfläche eine dunkle Lauge bildet, die abgelassen wird. Die Harz seife wird sodann in der beiläufig 50 fachen Menge heissen Wassers unter Zusatz von etwa 83 pCt. Stärke gelöst, wobei man sogenannte Harzmilch erhält, die im Holländer dem Stoff zugesetzt wird. Um die Leimung vorzunehmen, d. h. das freie und gebundene Harz zu fällen, wird schwefelsaure Thonerde zugefügt. Diese wurde früher ausschliesslich in Form des theuren Kalialauns verwendet, der wegen seines grossen Krystallisirvermögens allein genügende Garantie völliger Reinheit bot. Bei den heutigen Fortschritten der chemischen Industrie ist es lohnend, kalzinirte schwefelsaure Thonerde zu ver wenden, die ganz rein geliefert wird, und die um das hier unnütze Kali und die Transportkosten des Krystallwassers billiger ist. Die schwefelsaure Thonerde wird nach dem Zusatze der Harzmilch ge wöhnlich in etwa 5 prozentiger Lösung bis zur sauren Reaktion züge- setzt. Rechnet man auf 100 kg ganz geleimten Schreibpapiers etwa 160 1 Harzmilch, so entspricht dies nach der oben gegebenen Vor schrift etwa 3 kg Aetznatron, die ungefähr 4 kg kalzinirter schwefel saurer Thonerde benöthigen: ein Verhältniss, das auch in der Praxis ziemlich richtig eingehalten wird. (Betreffs anderer üblicher und be währter Vorschriften zur Harzseifebereitung und Stoffleimung vgl. Hofmanns prakt. Handbuch der Papierfabrikation. Red.) Ueber die Zusammensetzung des Niederschlages, den die schwefel saure Thonerde hervorbringt, sind die Meinungen sehr getheilt. Wurster, dessen Ansicht die Oberhand gewonnen hat, nahm an, dass der Niederschlag aus freiem Harz neben freiem Thonerdehydrat be stehe. Er stützte diese Ansicht auf die Thatsache, dass der Nieder schlag fast vollkommen in Aether löslich sei, was für ein Salz der harzsauren Thonerde, dessen Bildung von anderer Seite ange nommen wurde, immerhin merkwürdig erschien. Indessen bietet heute diese Annahme keinerlei Schwierigkeiten mehr, indem es er wiesen ist, dass die harzsauren Salze des Kupfers, Zinks und Silbers in Alkohol und Aether löslich sind, während die freien Hydroxyde nicht in Lösung gehen. Ausserdem ist bekannt, dass der Nieder schlag von schwefelsaurer Thonerde viel schwieriger schmilzt als mit Säuren gefälltes Harz, das hierbei natürlich als ausschliesslich »freies'« Harz herausfällt. Auf der anderen Seite wurde angenommen, dass der Niederschlag neben freiem Harze harzsaure Thonerde enthalte, und dass wesentlich letztere Verbindung die Verklebung der Fasern bewirke. Um zu entscheiden, welche Ansicht richtig sei, die Wursters oder jene der Anhänger der Theorie von der Bildung der harzsauren Thonerde, haben wir folgende Versuche angestellt: Etwa 10 g Harz seife wurden mit Wasser emulgirt und unter Erwärmen soviel Natron lauge zugegeben, bis eine klare Lösung entstand, die deutlich alkalisch reagirte. Nach dem Erkalten wurde die Lösung in zwei Theile ge theilt: der eine wurde.mit einer Lösung von schwefelsaurem Aluminium bis zur sauren Reaktion versetzt, der andere mit verdünnter Schwefel säure angesäuert. Schon das Aussehen der beiden Niederschläge War verschieden; der Thonerdeniederschlag war viel feiner; abfiltrirt und auf Uhrgläsern auf ein lebhaft siedendes Wasserbad gebracht, schmolz der Niederschlag, der mit Schwefelsäure erhalten war, alsbald zusammen, während der Thonerdeniederschlag kompakt und undurch sichtig blieb. Ein anderer Theil des Niederschlages wurde mit Aether- Alkohol kräftig durchgeschüttelt; die gesammte Fällung bis auf einen minimalen Rückstand ging in Lösung. Die filtrirte Lösung wurde eingedampft, der Rückstand in der Platinschale verascht und die Asche qualitativ untersucht. Sie war weiss, unlöslich in Säuren und Alkalien, löslich in schmelzendem Kaliumhydrosulfat. Die Lösung der Schmelze gab mit Ammoniak einen im Ueberschusse unlöslichen Niederschlag, der auf Kohle mit Kobaltsolution die bekannte Reaktion auf Aluminium (das Thnard’sche Blau) lieferte. N DieserVersuch beweist zunächst, dass beim Fällen von harzsaurem Natron mit schwefelsaurer Thonerde eine Verbindung von Harzsäure und Thonerde eintritt, denn sonst könnte in der alkoholisch-ätherischen Lösung des Niederschlages unmöglich Thonerde nachweisbar sein, da für sich gefälltes Thonerdehydrat in Alkohol Aether unlöslich ist. Das fysikalische Verhalten der beiden Niederschläge erklärt hingegen die empirische Gepflogenheit der Papiermacher, die Leimung des Papieres gleichzeitig mit gebundenem Harze und freiem Harze durch zuführen. Weshalb die Leimung mit schwefelsaurer Thonerde statt mit Säure vortheilhafter ist, bedarf wohl kaum einer Erörterung: Säure fällt nur »freies« Harz und dieses noch dazu in viel gröberer Form, als die harzsaure Thonerde fällt, ausserdem ist bei nicht genügendem Waschen ein Gehalt an freier Mineralsäure im fertigen Papier zu fürchten. Schluss folgt Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt Fortsetzung zu Nr. 89. Nachdruck verboten Glanzpapiere (Fortsetzung) Da es unmöglich wäre für die unzähligen farbigen Glanz papiere Mischungsrezepte anzuführen, so will ich mich darauf beschränken, einige allgemeine Angaben zu machen. Man kann beim Mischen von 10 kg AnilinfarUack ungefähr auf folgende Zusätze rechnen: 150 bis 200 g Talkum, 11/4 bis 2 kg Glättwachsseife, 2 bis 2‘/2 1 Leimlösung 1: 3, etwa eben soviel Wasser. Zusatz von Thonerdehydrat wird wie Farblack gerechnet, und für etwaige Anilinlösungen kommt höchstens ein wenig mehr Leim hinzu, was aber kaum nöthig ist, weil die meisten Anilinfarben der Billigkeit wegen mit soviel Dextrin gemischt sind, dass anderer Bindestoff wegbleiben kann. Auf 10 kg Blanc fixe, gleichgiltig ob es zum Mischen ver wendet oder zu weissem Glanz rein verstrichen wird, rechnet man etwa 1/4 kg Talkum 179 von Sattler, 1,1 kg Wachsseife, 100 g Bienenwachsseife, 2 1 Leimlösung 1 :3 und — je nach dem dick oder dünn gefärbt wird — 1‘/2 bis 31 Wasser. Damit können 350 bis 400 Bogen 55 X 78 cm gross gestrichen werden. Als Zusatz für billiges buntes Glanz reicht es dagegen für nahezu zwei Ries aus. Auf 10 kg trockenes China Clay kann man rechnen: 5 1 Wasser zum Einweichen, 400 bis 420 g Talkum, 3 kg Wachsseife und 21/2 1 Leimlösung 1: 3. Bei blau Glanz aus 10 kg Ultramarin-Teigblau gemischt, rechnet man etwa 150 bis 200 g Talkum, 11/2 kg Wachsseife, 21/ bis 3 1 Wasser und 3 bis 31/ 1 Leimlösung 1:3. Da Ultramarin-Teigblau rein für viele Fälle zu theuer wäre, so vermehrt man die Farbe häufig durch Zusätze von Thonerdehydrat, Blanc fixe oder China Clay und färbt die Mischung um soviel als sie dadurch zu hell wurde, mit Lösung von blauviolett Anilin wieder dunkel. Von grösserem Vortheil aber ist folgende leicht herzustellende Teigfarbe: 25 kg Kalk niederschlag 28 (vergl. Nr. 11 der diesjährigen Papier-Zeitung), 121/2 kg China Clay und 100 1 Wasser werden gerührt und gesiebt, dazu kommt eine Lösung aus 350 g Methylviolett 6 B in 501 Wasser und zum Fällen ein© solche aus 2 kg Chlorzinn in 20 1 Wasser. Der Niederschlag wird einige Male gewaschen und giebt nach dem Filtriren und Pressen 44 kg billige blau violette Teigfarbe, welche mit etwa 10 kg Ultramarin-Teigblau gemischt ein ganz vorzügliches Blauglanz giebt. Dieses ist min destens so gut, wie das mit Anilin-Teigblau erzielte, aber billiger. Waschbares blaues Glanz erhält man aus 25 kg Ultramarin- Teigblau, 3 kg Wachsseife, 10 1 heissen Wassers und 10 1 Kopfleim, wozu möglichst warm unter flottem Rühren eine Mischung kommt aus 5 kg Ultramarin-Teigblau, 1 1 Bienen wachsseife und 71/2 1 Schellacklösung 16 c (Nr. 85 der Papier- Zeitung von 1900) Das beliebte Blauviolett - Glanz mit metallischem Schein er hält man aus 68 kg Blanc fixe, 9 kg Wachsseife, 2’/« kg Talkum, 900 g Methylviolett 3 B in 18 1 Wasser gelöst, 450 g Bienen wachsseife, 13 1 Leimlösung 1: 3 und 30 g konzentrirt Fuchsin in 1/4 1 Spiritus und 11/4 1 heissen Wassers gelöst. Von Bronzebraun ist die alte Marke 201 G von Gebr. Heyl das schönste, aber der etwas hohe Preis gestattet nicht immer dieses rein zu verarbeiten, man mischt zu billigen Sorten nur etwas davon mit billigeren, natürlich weniger Bronzeglanz er zeugenden Marken und sucht den gewünschten Bronzeschein dadurch herzustellen, dass man zu der fertigen Mischung etwas Lösung irgend eines Säure-Anilin, wie Brillantgrün, Säure fuchsin oder Säureviolett giebt. Bessere Bronzeglanzpapiere wie sie z. B. in Frankreich noch gekauft werden, färbt man mit einem etwas kräftigen Strich einer Mischung aus Bronze braun 201 G mit 15 bis 20 pCt. Goldkäferlack und etwa 10 pCt.