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Nr. 40 PAPIER-ZEITUNG 1515 hinweisen. Eben war die Sonntagsruhe eingeführt worden, da traten besonders bei dickeren Papieren Längsstreifen, begrenzt von zwei dunkleren Schattirungen, auf. Die Streifen verliefen in Zickzack- Linien. Es brauchte viel Zeit und Mühe bis ich auf die Ursache dieser Streifen kam. Durch den 24 stündigen Stillstand der Maschine trocknete das sonst immer unter Wasser oder unter Stoff stehende Siebleder so aus, dass sein freies Ende ganz wellig wurde. Von den höheren Steilen floss der Stoff nach den tiefer liegenden, von den Wellenbergen kamen daher helle, von den Wellenthälern durch grössere Stoff-An häufung dunklere Streifen. Die Schüttlung bewirkte den erwähnten Verlauf in Zick-Zackform. Kürzung des losen Sieblederendes um einige Zentimeter genügte, um wieder normale Arbeit herbeizuführen Auch in diesem Falle wird die Erscheinung, richtiger der Fehler, bei dünnen Papieren weniger merklich sein als bei dicken. Die ersteren werden mit so viel Wasser gearbeitet, dass noch nach dem Siebleder die Ungleichmässigkeit der Stoffablagerung sich ausgleichen kann, während dies bei stärkeren Papieren nicht der Fall ist. Längsstreifen im Papier können auch von vertieften Furchen oder erhöhten Rücken des Siebes herrühren. Beide entstehen, wenn sich um einzelne Leitwalzen des Siebes entweder unter oder über demselben Stoffanhäufungen sammeln, die das Sieb nach dieser oder jener Rich tung eindrücken. N. Packpapier Schiedspruch Ich bezog eine Ladung Packpapier nach beifolgendem Muster A im Gewicht von 240 250 g,qm, bestellte danach eine weitere Ladung, die naph beifolgendem Muster B ausfiel. Lieferung A ist kernig und fest, eignet sich daher für den beabsichtigten Zweck, Verpackung schwerer Gegenstände, die per Post auf weite Entfernung geschickt werden, sehr gut. Lieferung B ist schwammig, weich und haltlos und für den ge nannten Zweck, zu dem sonst nur Lederpappen oder feste Zellpack stoffe verwandt werden, nicht brauchbar. Ich habe infolgedessen die zweite Ladung zur Verfügung gestellt. Lieferant bestreitet die Be rechtigung, weshalb wir uns geeinigt haben, Ihre Vermittlung anzu rufen und uns Ihrem Urtheil zu fügen. Papierfabrikant Lieferung B ist ein anderes und schlechteres Erzeugniss als die Vorlage A. Fragesteller hat die beiden Papiere richtig gekennzeichnet, bis auf die Brauchbarkeit. Wir sind der An sicht, dass B für gewisse Verpackungszwecke immerhin brauch bar ist. Die Verschiedenheit zwischen Vorlage und Ausfall ist zu gross, als dass der Besteller gezwungen werden könnte die Waare anzunehmen. Unsere Entscheidung lautet: Es steht dem Besteller frei die Annahme der Waare zu verweigern, oder diese gegen einen 15 prozentigen Preisnachlass zu übernehmen. Winke für die Ausfuhr nach Mexiko Eigenbericht Von allen, süd- und mittelamerikanischen Republiken verdient Mexiko in Bezug auf die Aufnahmefähigkeit seines Marktes für europäische Produkte, die Ehrenhaftigkeit seiner Kaufmannswelt und seiner Regierung an erster Stelle genannt zu werden. Die Ausfuhr nach Mexiko liegt allerdings hauptsächlich in Händen der Hamburger Ausfuhrhändler, welche theilweise drüben eigene Niederlagen besitzen, oder wenigstens von Zeit zu Zeit das Land durch sprachkundige Reisende mit ausgezeichneten Mustersammlungen sämmtlicher für die Ausfuhr geeigneter Erzeugnisse nicht nur Deutsch lands, sondern des Kontinents, im Besonderen Oesterreichs, besuchen lassen und solche an Ort und Stelle, um die Rückfracht zu sparen, vielfach veräussern. Da der Hamburger Kaufmann in erster Linie Kosmopolit und erst in zweiter Linie national gesinnt ist und seine Waaren da kauft, wo er sie am billigsten bekommt, kommt die Ausfuhr Hamburgs zum grossen Theil dem Ausland, besonders Oesterreich zu Gute. Es soll dadurch den Hamburger Kaufleuten kein Vorwurf gemacht werden, fest steht indessen, dass bei den bedeutenden allgemeinen Waaren- kenntnissen, die der Ausfuhrhändler besitzen muss, seine Vertrautheit mit den einzelnen Fächern ziemlich mangelhaft ist, und daher manche Papier-Aufträge an Schweden und Oesterreich verloren gehen, die in Deutschland bleiben könnten. Die Legion von Ausfuhr-Vertretern aller vorkommenden Erzeugnisse in Hamburg kann diesem Uebelstand nicht abhelfen, da die Vertreter einmal nur ihre einseitigen Interessen wahren, das andere Mal ihre Kenntniss des einzelnen Faches, im Besonderen des Papierfaches, selten umfassend und gründlich ist. Zur Ausfuhr gelangen nach Mexiko über Hamburg in beträcht lichen Mengen Schreib-, Post-, Zeichen-, Pack-, Kunstdruck-, Seiden-, Luxuspapiere, hiervon in bedeutenden Mengen Schreibpapier aus Oesterreich und Packpapier aus Schweden, Holzzellstoff, Holzschliff, Schreib- und Lederwaaren, Möbel aus Deutschland und Oesterreich, Musik-Instrumente, böhmische Glas- und Bijouteriewaaren, Porzellan, Remscheider und Solinger Stahlwaaren, emaillirte Blechwaaren, Kon serven, Manufakturwaaren, Lampen, Wiener Möbel und Bronzen, Bier, venetianische Glasperlen, Spiegel usw. Der überseeische Kaufmann beschränkt sich nicht auf einen Artikel, sondern handelt mit sämmtlichen vorkommenden, für den in ländischen Markt geeigneten Waaren, besitzt in den meisten Fällen je einen Einkäufer in London, Hamburg und Paris und überträgt dem selben den Einkauf seiner Waaren gegen eine Kommission von durch schnittlich 6 pCt., welche indessen nur einen Bruchtheil des dem Aus fuhrhändler zufallenden Nutzens bildet, da in den seltensten Fällen die Originalpreise in Rechnung gestellt werden, und dem Ausfuhr händler ausserdem die hohen Skonti zufallen. Ferner lautet die Valuta der Rechnung vom Tage der Ausstellung und kommt mit einer gegen seitigen Zinsvergütung von 5—6 pCt. in das Kontokorrent. Von Zeit zu Zeit schicken die überseeischen Kunden ihre Bank anweisungen auf europäische Plätze, welche nach Abzug der Bank provision mit dem Nettowerthe gutgeschrieben werden. Der europäische Einkäufer wacht gewöhnlich eifersüchtig über die Geheimhaltung seiner Bezugsquellen gegenüber dem Käufer; ist er indessen gezwungen bei persönlichem Besuche des Einkäufers auf dem europäischen Kontinent mit demselben Einkaufsreisen zu machen, so verständigt er vorher seine Lieferanten dahin, ihm durch Angabe höherer Preise einen Extranutzen zu sichern. Trotz dieser theuren Vermittlung sind die Kommissionäre in den See- und Handelsstädten unentbehrlich geblieben, da sie eine vertiefte Kenntniss der Bedürfnisse des Marktes, der Sprache, Zollverhältnisse, der finanziellen Zustände des überseeischen Landes, der Transport wege und ausserdem die persönliche Bekanntschaft der Kunden be sitzen und die Versendung der Waaren, Ausfertigung der Zoll- und Schiffspapiere selbst und auf Grund genauer Kenntniss des Zolltarifes zuverlässiger besorgen, als dies Spediteure thun können. Besonders bei der Ausfuhr nach Mexiko spielt die gewissenhafte Ausfertigung der Zollfakturen eine grosse Rolle, da kleine Unter lassungen, Fehlerhaftigkeiten, Rasuren usw. grosse Zollstrafen zur Folge haben. Es steht äusser Zweifel, dass der mexikanische Markt der deutschen Papier-Industrie erheblich mehr erschlossen -werden könnte, wenn diese Vermittlungspersonen besässe, welche neben gründ licher Fachkenntniss gründliche Kenntniss der Markt - Bedürfnisse des Zolltarifes, der Expeditionsformalitäten, der Transportwege und vor allen Dingen der weit verbreiteten spanischen Sprache besässe, auf die in inländischen Industriekreisen noch viel zu wenig Werth gelegt wird. Klare, übersichtliche Musterkollektionen mit spanischem Aufdruck, wie sie grosse österreichische Fabriken besitzen, wirken ebenfalls bahnbrechend für die Ausfuhr. ugo-s Haupthandelsplätze Mexikos sind Mexiko Stadt, Vera Cruz, Orizaba, Durango, Puebla, Guadalajara, Zacatecas, San Luis Potosi usw.,, auf vielen dieser Plätze befinden sich namhafte deutsche Firmen. Die Stadt Mexico besitzt ausserdem eine deutsche Zeitung »Germania«. Die Einfuhr bewegt sich fast ausschliesslich über Vera Cruz. Fabrikations- und Handelskreise der deutschen Papier-Industrie sollten für Ausbildung geeigneter Kräfte sorgen, ehe die schon jetzt dort sehr stark rivalisirenden, geografisch sehr begünstigten Amerikaner die Oberhand gewonnen haben. Zusammengehen geeigneter grosser Firmen und Entsendung eines Reisenden dürfte jedenfalls am schnellsten und sichersten zum Ziele führen; es sei aber besonders empfohlen, die Expedition in Hamburg in bewährte, sach kundige Hände zu legen. Die aufgewandte Mühe wird ohne Zweifel ihre reichen Früchte tragen zum Segen der heimischen Industrie und des durch die Ausfuhr geförderten nationalen Wohlstandes. Ausfuhr-Reisender Die erste Berliner Papiermühle Von William Bendt Nachdruck verboten Die in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstandene erste Papier mühle Berlins konnte keine nennenswerthe Thätigkeit entfalten. Sie lag an der Panke, in der Nähe des von Preussens erstem König Friedrich I. entdeckten »Gesundbrunnens«, dessen Quelle das Räder werk der Mühle treiben half. 1801 war die Papiermühle, deren damaliger Besitzer Schottler hiess, bereits vergrössert, aber nicht verbessert worden. Die 37 Kilometer lange, in die Spree fliessende Panke trieb nach wie vor das Wasserrad und dadurch die Arbeitsmaschinen der Anlage an. Die Mühle war die einzige Berlins und verfertigte vor 100 Jahren nur Konzept- und Druckpapier in Bogen. Die Erfindung Roberts, Papier in langen Bahnen herzustellen, war in Deutschland noch lange nachher unbekannt. Die trockenen Lumpen kamen gewöhnlich ohne weitere Zu bereitung, nachdem sie in quadratzöllige Stücke durch den »Lumpen schneider« zerschnitten waren, in die Stampfmühle. Dort wurden sie zu Halbzeug gestampft, was 12 bis 18 Stunden dauerte. Zum Schöpfen von 181 Bogen (1a Ries) brauchten zwei Arbeiter 15 bis 20 Minuten. D.s in der ersten Papiermühle Berlins erzeugte Papier war sehr mangelhaft, obgleich infolge des 1685 erlassenen Ausfuhrverbots Lumpen genügend vorhanden waren. Die Hamburger und holländischen Erzeugnisse übertrafen das Berliner Papier an Werth fast um das Doppelte. Auch die Erfindung des Hofraths Klaproth aus Göttingen, aus altem Druck- und Schreibpapier brauch bares Druck- und Löschpapier zu verfertigen, die überall Anklang fand, machte sich Herr Schottler, der Inhaber der Berliner Fabrik, nicht zu Nutze. Er beschäftigte im Jahre 1801 17 Personen. Täglich wurde daselbst nur 1 Ballen zu 10 Ries gewöhnliches Druck- und Schreibpapier hergestellt. Der Waaren-Erlös im genannten Jahre betrug 5000 Thaler, der Absatz erstreckte sich auf Berlin und einige benachbarte Orte.