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Nr. 36 PAPIER-ZEITUNG 1357 Seidenpapier Seidenpapier zur Uebertragung von Farben auf Porzellan, in den Vereinigten Staaten von Amerika unter dem Namen Pottery, Tissue Paper bekannt, wurde bisher hauptsächlich von englischen Fabrikanten nach den Vereinigten Staaten eingeführt. Neuerdings verlautet, dass die englischen Fabrikanten nicht mehr im Stande wären den Bedarf an diesem Seidenpapier zu decken. Es dürfte sich daher für deutsche Fabrikanten eine günstige Gelegenheit bieten, ihre Fabrikate in vortheilhafter Weise auf den amerikanischen Markt zu bringen. Zur Ent gegennahme von Proben und Preislisten hat sich das Kaiserl. General-Konsulat in New York bereit erklärt. (Nach einem Berichte des Kaiserl. General-Konsulats in New York.) Deutschlands Ein- und Ausfuhr von Maschinen für Holzschleiferei, Zellstoff- und Papier-Fabrikation im Jähre 1900 Einfuhr 3 972 dz darunter von Belgien 924 » Oesterreich-Ungarn . . . 553 » den Verein. St. v. Amerika 486 „ Ausfuhr 62779» darunter nach Belgien 2110 „ Frankreich 4 838 » Grossbritannien 4 374 » Italien 5 397 » Niederlande 4 063 „ Norwegen 1 677 „ Oesterreich-Ungarn ... 8197 „ Russland 13 278 „ Finland 6132 „ Schweden 3 315 » der Schweiz 2 096 » Spanien 1 578 „ Mexiko 2 020 „ Ein- und Ausfuhr von Papier und Pappwaaren des deutschen Zollgebietes Januar IMärz 1901 Papier und Pappwaaren: Einfuhr in den ersten 3 Monaten des Js. 1901: 193549 dz = 100 kg 1900: 75300 „ 1899: 104789 » 1901 mehr 118249 dz gegen 1900, mehr 88760 dz gegen 1899. Die grosse Mehreinfuhr gegen 1900 besteht zum grössten Theil aus Papierstoffen, und zwar wurden mehr eingeführt: Holzstoff, geschliffener 53998 dz; Zellstoff, Stroh- und anderer Faserstoff 63797 dz. Ausfuhr in den ersten 3 Monaten des Jahres 1901: 469544 dz 1900: 530072 „ 1899: 437554 » 1901 weniger 60528 gegen 1900, mehr 31990 dz gegen 1899. Berliner Papier- und Schreibwaaren-Neuheiten (Nachdruck verboten) Wenn das Tapetengewerhe sich in letzter Zeit gehoben hat, so ist dieser Erfolg zweifellos den modernen Mustern zuzu schreiben, die sich seit wenigen Jahren, als der allgemeine Ueber- druss an den Rokoko-Motiven die Maler zu neuen Schöpfungen zwang, eingebürgert haben. Zwar werden manche Motive der sezessionistischen Richtung, namentlich wo es sich um Figuren und Landschaften handelt, die meistentheils auf den Borden zur Darstellung gelangen, in einer Weise behandelt, dass man künstlerische Uebungen aus der Zeichenmappe des kleinen Max oder Moritz vor sich zu haben glaubt, mit so ausserordent licher Naivetät sind sowohl Perspektive wie Grössenverbältnisse behandelt; allein selbst diese Muster wirken erfrischend, ver gleicht man sie mit der Stückmalerei auf den alten Tapeten. Einige Neuheiten dieser Art möchte ich hier andeuten. Eine in zwei Tönen rothbraun gestreifte Tapete ist mit feinen schwarzen Linien, die nach beiden Seiten Dornen entsenden, in vertikaler Richtung schraffirt. Die breite Borde oberhalb stellt eine sezessionistisehe Landschaft dar. Ein kleiner blauer Bach zieht sich in steifer Windung durch grasgrünes Land! Jenseits des Wassers sieht man zwei Pappelgruppen und zwischen Biesen einen blühenden Kastanienbaum, der von dunkelbraunen Tauben auf hellblauem Himmelsgrund umflattert wird. Dies seits sind zwei kleine Bäume mit kleinen rothen Blumen in den kugel förmigen Kronen eingefügt. Zwei braune Hirsche stehen am Ufer, und auf dem Wasser schwimmen vier braune Schwäne. Von Per spektive ist nichts zu merken. Sämmtliche Figuren, völlig flach und ohne Farbenkontur, sind in ihren Umrissen so hart und steif, als ob sie mit der Laubsäge aus Holz geschnitzt wären, ebenso kalt und nüchtern sind die Farben, wenn auch im Ton einigermaassen zu einander gestimmt. Auf einer anderen Borde sind ein paar roth und gelb angestrichene Häuser aufgestellt, hart in Form und Farbe, als ob sie der Spielschachtel eines Kindes entstammten. Ein Apfelbaum, der vorn in der Mitte steht, breitet seine Zweige, die mit so riesenhaften Aepfeln be hangen sind, dass sie das richtige Verhältniss zu dem Baum und den Häusern völlig vermissen lassen, über die Dächer aus. — Bei einigen gestreiften Tapeten war die Borde durch ein feines Stabwerk von Holz ersetzt, das in seinem Ton von der Tapetenfarbe abstaeh. Die Muster der Tapeten lehnen sich vielfach an alte deutsche Webereien des Mittelalters an. Ich sah z. B. Nach ahmungen von Seidenstoffen, die auf hellem Grunde farbige Platt stichmotive von stilisirten Blumen führen, ebenso von Velour stoffen mit Vasen, Kannen und heraldischen Rosen. Ein der artiges Muster war in rothen O eifarben auf gelblichem Grunde gemalt. Die Licbtwirkung des Velours war sehr geschickt durch allmäligen Uebergang vom helleren Ton in den dunkelsten her gestellt und nur das höchste Licht durch einen schmalen hell- rothen Strich am oberen Rande der Formen hervorgehoben. Neben der Wasserrose mit ihrem Blattwerk und der Schwert lilie, für welche zur Zeit eine besondere Vorliebe zu herrschen scheint, sah ich auch die Kaiserkrone als Tapetenmotiv ver- werthet. Diese Blume, die mit ihren grossen Blüthen ein sehr reiches Motiv bietet, war von rothbraunem Ton und völlig flach gehalten. Eine Kontur von gleicher Farbe hob die grünen Blätter vom bläulichen Grunde ab. Um der Blume die Schwere zu nehmen, entwickelte sich aus dem Blattwerk am Stiel der selben rechts und links je ein mit rothen Glöckchen behangener Zweig, in anmuthiger Wendung über dem Kopf der Kaiser krone wieder zusammentreffend. Die Wasserrosen waren in mehreren Tönen grau und grün gehalten und die Blumen, bei geringer Schattirung ebenso wie die Wasserringe zart durch Gold belichtet. Als ausserordentlich einfach und doch wirkungsvoll erwies sich eine frisch grüne Tapete, die nur mit blauen Wasser ringen in weiten Zwischenräumen bemustert war. Die Borde zeigte einen Schwan auf blauem Wasser schwimmend, während über seinem Kopf etwas grünes Blattwerk mit ein paar rothen Blümchen sichtbar wurden. Unter dem Briefpapier war folgendes neu: Seulptures sur ivoire. Dieses Papier hat Elfenbeinton mit bräunlicher Mase rung; auch die Figuren, ideale Frauengestalten, sind in gleichem Ton schattirt. Les heures du jour ist ebenfalls, aber in Schwarz druck auf weiss, mit Frauen gestalten verziert, die in ihrer Be kleidung, Beschäftigung und Umgebung die verschiedenen Stunden des Tages symbolisch darstellen. Das Papier in Quartformat ist feinstes Büttenpapier und jede Figur äusserst künstlerisch be handelt. Nebraska Mill ist grau marmorirt mit rothem oder blauem Aufdruck oder dunkelblau mit weiss. Ein anderes neues Briefpapier ist schlicht hellgrün und mit weissen Maiglöckchen in Reliefdruck verziert, oder es ist gelblich und hat oben in der Mitte ein silbernes Medaillon mit klassischen Figuren in Re lief, während man in der linken unteren Ecke silberne Ara besken angebracht sieht. Das Papier Erika ist von rosigem Ton mit weissem glattgepresstem Rand, die Bogen, auf welchen man hinter einem Erikazweig eine Haidelandschaft sieht, haben längliche Form. Als Neuheit muss noch eine Wahrsagerin angeführt werden, die auf einem Reisigbündel neben einem Baumstamm sitzt und mit ihrem Stab auf ein Kartenrad zeigt, das hinter dem Baum angebracht, drehbar ist. Neu ist auch das blinzelnde Auge des Gesetzes. Es stellt ein Auge dar, dessen Lid sich mit. Hilfe eines Fadens ganz oder theilweise schliessen lässt, und wird am Knopfloch getragen. H. P. Internationaler Schutz-Verband für den Postkarten- Grosshandel, Berlin Am 29. April, abends 9 Uhr, hielt der kürzlich begründete Schutzverband seine dritte Sitzung ab, die von etwa 30 Mit gliedern besucht war. Der Verband hat sich die Aufgabe ge stellt, die Interessen der Fabrikanten, Verleger und Gross händler von Postkarten wahrzunehmen, indem er die Mitglieder verpflichtet, an Firmen, die auf Grund ihrer Geschäftsgepflogen-