Volltext Seite (XML)
1356 PAPIER-ZEITUNG Nr. 36 Lithografien von der für mich arbeitenden lithografischen Anstalt als Reklamekarten gekauft hat, das heisst, die lithografische Anstalt hat ohne meine Einwilligung, sogar gegen meinen ausdrücklichen Ein spruch in einer früheren, ähnlichen Sache, meine sechs Lithografien für Reklamekärtchen in Liebig-Grösse verwandt. Was kann ich in dieser Angelegnheit thun? Meiner Ansicht nach ist es eine unberechtigte Aneignung fremden Eigenthums seitens der Kunstanstalt, wenn sie Lithografien, auf welche sie kein Anrecht hat, in derartiger Weise ausnutzt. Welche Entschädigung bin ich berechtigt zu verlangen, und wie kann ich die Höhe derselben fest stellen? Mit dem Moment, wo die Reklamekärtchen unter das Publikum kommen, verlieren meine sehr theuren Postkarten in den Augen der meisten Kunden. Kunstverlag Wir haben auf ähnliche Fragen wiederholt, so auch in Nr. 3, S. 74, Nr. 12, S. 429 d. Js. geantwortet, dass man solchem missbräuchlichen Vorgehen der Druckerei auf Grund des Ur heberrechts nicht an den Leib gehen kann, da das Gesetz die Nachbildung von Kunstwerken, die sich an Werken der Industrie befinden, zulässt. Hoffentlich wird das in Vorbereitung befindliche Verlagsrecht auch hier Abhilfe schaffen. Zur Zeit empfiehlt sich Strafanzeige wegen Unterschlagung (§246Str.-G.-B.) und Zivilklage auf Schadenersatz, dessen Höhe wir allerdings nicht beurtheilen können. Die lithografische Anstalt ist nicht berechtigt, von Lithografien, deren Originale ihr vom Besteller geliefert wurden, ohne dessen Bewilligung für Dritte Abzüge herzustellen. Thut sie es doch, so eignet sie sich eine fremde bewegliche Sache, die sie in Gewahrsam hat, rechtswidrig an. Dampfregler-Antrieb bei Lokomobilen Bei meiner Lokomobile ist der Regulator mit der Schwungrad welle durch einen Riemen verbunden. Es ist mir schon häufiger passirt, dass der Riemen gerissen ist, und der Regulator infolgedessen äusser Betrieb kam. Die Maschine arbeitet dann mit ungeheurer Ge schwindigkeit, und es ist die grösste Gefahr für die an die Trans mission gehängten Schnellpressen und Maschinen vorhanden. Giebt es keine anderen Uebertragungen als Riemen vom Regulator zur Schwungradwelle? Vielleicht Kettenübertragungen? Papierwaarenfabrik Antwort unseres maschinentechnischen Mitarbeiters: Gewiss lässt sich der Regulator der Dampfmaschine äusser durch Riemenbetrieb auch durch andere Maschinen-Elemente in Bewegung setzen, also auch durch Kettenbetrieb. Dieser würde auch die geringsten Kosten bei den nothwendigen Um änderungsarbeiten verursachen. Trotzdem ist er nicht em- pfehlenswerth. Sobald die Kette nach einiger Zeit sich etwas gelängt hat, was nicht vermieden werden kann, wird durch die schlaffe Kette, bei der stark wechselnden Zugkraft in derselben, starkes Geräusch verursacht. Diese Beobachtung lässt sich überall machen, wo Ketten für diesen Zweck verwendet worden sind. Wenn ferner die Kette reisst (dies kann eintreten, denn wenn sie übermässig stark gewählt wird, entstehen andere Uebelstände), so bestehen sowohl für die in Bewegung befind liche Maschine als auch für die in demselben Raume anwesen den Personen durch die zerstörte Kette schwere Gefahren. Vollständig befriedigend wäre der Antrieb durch Zahnräder. Der Umbau der Lokomobile hierfür dürfte aber unverhältniss- mässig hohe Kosten verursachen. Es ist deshalb dringend anzurathen, bei dem elastischen Riemenantrieb zu bleiben, bei zweckmässiger Anordnung wird dieser immer günstiges Ergebniss liefern. Im Nachfolgenden sollen hierfür einige Winke gegeben werden. Man besichtige die Lager der Regulator-Antriebswellen und sorge dafür, dass dieselben in gutem Zustande sind, und die Wellen sich leicht drehen. Der Riemen darf nicht zu stark gespannt werden, wenn auch bei wechselndem Kraftverbrauch der Maschine auf Augenblicke Gleiten desselben stattfindet, und die Lokomobile vorübergehend ein paar Umdrehungen mehr macht. Man wähle ferner den Riemen zur Erzielung grösstmöglicher Adhäsion so breit und so dünn als mög lich. Breite von 45 mm bei 5 mm Dicke genügt. Damit der Riemen mit möglichst grosser Fläche an den Riemenscheiben liegt, kann man, wenn es noch nicht der Fall sein sollte, den selben kreuzen. Der Regulator dreht sich dann allerdings in entgegengesetzter Richtung, doch lassen sich die Folgen dieser Anordnung, wenn durch die Bauart der Anlage überhaupt welche entstehen, verhältnissmässig leicht beseitigen. Nun kommt die Hauptsache: Man sorge dafür, dass der Riemen nicht durch umhergeschleudertes oder abtropfendes Oel beschmutzt wird und so an Adhäsionskraft ganz bedeutend ein- büsst. Man schütze den Riemen wonöthig durch einen vom Klempner aus Weissblech leicht herzustellenden Kasten. Die angeführten Bedingungen zur Erzielung guten Riemen betriebes lassen sich sehr leicht erfüllen, und man wird nicht nöthig haben, dieses so sehr zweckmässige Kraftübertragungs mittel zu verlassen. A. R. Neue amerikanische Papierfabriken Rumford Falls, Me., 6. April 1901 Die Oxford Paper Co. aus Portland, Me., baut hier eine Fabrik zur täglichen Erzeugung von 120 t Sulfit-. 90 t Natron-Zellst off und 100 t Feindruckpapier (book paper). Die Sulfitstoff-Fabrik wird mit Meurer- sehen Kochern ausgerüstet, da der Patentstreit mit Russell von letzterem unter Zahlung der Kosten zurückgenommen wurde. (Vergl. »Patentstreit« in Nr. 30. Red.) Es wird eine grossartige Anlage, die vollendetste ihrer Art. Es wird kein Geld gespart. Hoffentlich wird die Fabrik so gehen, wie die zuerst erbaute in Waterville, Me., wo jetzt zweifellos der beste Sulfitstoff in Amerika erzeugt wird, wo vom ersten Tage an bis heute kein einziger Unfall vorkam, wo nichts zu ändern war, und die Erzeugung gleichmässig 60 t täglich mit 151X421 grossen Kochern betrug. Obgleich in Waterville das Holz, nachdem es mittels Lombard’s rotirenden Ast- und Sägemehl-Separators gut ge reinigt und von Frauen nachsortirt wird, kostet der Stoff doch nur 21 Dollar die Tonne, alle Kosten eingeschlossen. Die Fabrik hier in Rumford Falls ist nach Plänen der Baumeister Tower & Wallace an gelegt (vergl. Abbildung und Beschreibung in Nr. 80 der Papier-Zeitung v. Js. unter »Modell einer Papierfabrik«. Red.), daher lassen sich Meurers und meine Absichten leider nicht so schön ausführen wie 111 Waterville, wo ich die Fabrik von Anfang bis Ende bauen konnte; doch wird es trotzdem eine sehr schöne, sehr vollständige Anlage. Die Hälfte des Natronzellstoffs soll aus Fichte (spruce), die Hälfte aus Pappel (poplar) hergestellt werden. Die Natronstoff-Kocher sind naht los, geschweisst (seamless, welded), bei 9' Durchmesser 48' hoch, die Sulfitstoff-Kocher 16' Durchmesser, 60' hoch. Zunächst werden sieben von ersteren, drei von letzteren aufgestellt, später mehr. Vier Papier maschinen, vier Satinirkalander für jede Maschine. Die Papier maschinen werden von Rice, Barton and Fales in Worcester, Mass., geliefert und haben 118“, 128“, 138“ und 147" Arbeitsbreite. Kalander, Transmissionen (shafting) und Turbinen liefert die Holyoke Machine Co., die ausgezeichnete Arbeit leistet. Acht Stirling Boilers von je 500 PS liefern den Dampf für die Papierfabrik, vier zu 150 PS für die Natron-Wiedergewinnung, eine zu 250 PS für die Holzputzerei wird mit Holz-Abfall geheizt. Die Dampfkessel-Feuerungen sind mit soge nannten American Stokers versehen. Die Kohle wird in mächtige trichterförmige Vorrathsbehälter vor jedem Dampfkessel gefüllt. Die Behälter sind mit dem Raum über dem Rost mittels eines Rohres verbunden. Dieselbe Kette, welche die Trichter mit Kohle füllt, nimmt die Asche unter den Kesseln weg. Mächtige Gebläse drücken die Verbrennungsluft unter den Rost. S. Büttenwechsel Einer Steindruckerei lieferte ich Büttenwechsel nach zuvor über lassenem gutbefundenem Muster. Die Wechsel wurden durch den Druck verdorben, und da der Steindrucker die Schuld dem Papier zuschob und Zahlung verweigerte, musste ich ihn verklagen. Als Sachverständiger wurde zunächst der Prokurist meines hiesigen Konkurrenz - Geschäftes, von dem die verklagte Steindruckerei jetzt bezieht, vernommen. Dieser Sachverständige sagte aus. die gelieferten Wechsel (den Fabrikanten nannte ich ihm) seien minderwerthiges Erzeugniss. Er meinte damit die Erzeugnisse der liefernden Papier fabrik im Allgemeinen, nicht die von mir vorgelegten Wechsel- Formulare speziell. Die Frage des Richters, ob er den geforderten Kaufpreis für angemessen erachte, bejahte er. Ich bezahle als Papier- Grosshändler für die Ihnen bemusterte Waare 2 M. 20 Pf. das Kilo und habe äusser obigem Fall noch nie die geringste Klage über diese sehr schöne Waare bekommen. Es würde mich deshalb interessiren, von Fachleuten zu erfahren, ob fragliches Erzeugniss zu 2 M. 20 Pf. das Kilo allein wegen des Preises die Bezeichnung »minderwerthig" verdient, und welche Kilo-Preise für »mittlere« und gar für »bessere« Büttenwechsel üblich sind. A. S. Unseres Erachtens ist das bemusterte Papier durchaus nicht minderwerthig, es ist gutes, reines, geschöpftes Lumpen papier, das in jedem Bogen vier Wechsel, jeder mit Wasser zeichen-Umrahmung, enthält, deren Trennungsstelle durch eine Wasserzeichen-Linie angedeutet ist. Ueber den Preis dieser Wechsel kann kaum Aussprache stattfinden, da die Leser das Papiermuster nicht sehen. Red. Papierfabrikation in England. Laut Jahresbericht 1900 des Vereins Britischer Papierfabrikanten stieg die jährliche Papier- Erzeugung des britischen Königreichs von 8000 Tonnen im Jahre 1800 auf 800000 Tonnen i. J. 1900. In noch höherem Maasse stieg der Papierverbrauch, denn während in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Grossbritannien sehr wenig Papier einführte, wurden im Jahre 1900 über 200000 Tonnen Papier und Pappen fremder Herkunft in Grossbritannien verbraucht