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1122 PAPIER-ZEITUNG Nr. 30 Verband Bairischer Kartonnagenfabrikanten in Nürnberg Bericht der General-Versammlung am Samstag, 30. März 1901 Die General-Versammlung fand ihren programmmässigen Verlauf. Die Vorstandschaft ruht in bewährten Händen und ist für das neue Jahr wieder gewählt bis auf den aus geschiedenen Schriftführer Herrn Hugo Junghans, an dessen Stelle der Kollege Herr Georg Wolf einstimmig gewählt wurde und die Wahl annahm. Dem Kassirer, Herrn Karl Engelmann, wurde nach Richtig befund der Kasse durch die Revisoren vom Vorsitzenden Ent lastung ertheilt und für seine uneigennützige Hingabe die vollste Anerkennung seitens der Anwesenden durch Erheben von den Plätzen bezeugt. Herr Engelmann gab darauf zur Kenntniss, dass ein Theil der Mitglieder mit der Begleichung der fälligen Quartalsbeiträge im Rückstand ist. Es wäre zu wünschen, dass die Säumigen bald ihren Verpflichtungen nachkämen. Es wurde beschlossen, Verbands-Einkäufe vorläufig von Holz-, Stroh- und Lederpappen zu machen. In der nächsten Sitzung am 27. April 1901, abends 8 Uhr, in der Alten Reichs post sollen Muster und Preise der eingelaufenen Angebote eprüft werden, um den Anfang eines gemeinschaftlichen Ein- aufes zu machen. Interessenten sollen ersucht werden, An gebote von Holz-, Stroh- und Lederpappen in Bezügen von 200 Zentner-Ladungen in den Stärken von 12er bis 180er Format 70/100 oder 68/84 an den Vorsitzenden, Herrn Richard Schumacher, Nürnberg, Solgerstrasse 7, einzureichen. Die Preise sind franko Bahnhof Nürnberg, zahlbar in Baar innerhalb 30 Tagen mit 2 pCt. Kassenskonto, zu stellen. Garantie wird durch ein bei Bestellung noch näher anzugebendes stän diges Bankdepot geleistet. Dem Anträge eines auswärtigen Mitgliedes, Konventions preise für bestimmte Kartons, welche den Hauptbedarf bilden, festzulegen, und die Mitglieder zu verpflichten, diese Preise gegen eine Konventionalstrafe, durch Solawechsel bei der Vor standschaft gedeckt, einzuhalten, trat die Versammlung mangels genügender Betheiligung nicht näher. Um hierin etwas zu erreichen, müssten die Versammlungen stets rege besucht sein, damit sich die Meinungen durch gegenseitigen Austausch klären, und etwaige Schwierigkeiten beseitigt werden. Der Werth einer Konvention mit Grundpreisen wird gewiss nicht unterschätzt, eine solche soll, sobald der Besuch der Versammlungen besser wird, wieder auf die Tages-Ordnung gesetzt werden. Inzwischen ersuchen wir diejenigen Mitglieder, welche an den Sitzungen theilzunehmen verhindert sind, schriftlich ihre Zustimmung mit Anhaltspunkten über Preise und Hauptsorten bei der Vorstandschaft einzureichen. Der offizielle Theil der Versammlung fand gegen 11 Uhr seine Erledigung. Es blieb noch Zeit zu gemüthlicher Aus sprache über Missstände in unserer Industrie, die den Nutzen, den ein reeller Kartonnagenfabrikant haben müsste, oft ver eiteln. Hier Abhilfe zu schaffen, ist Zweck des Verbandes, und wenn jedes der 32 Mitglieder die Versammlungen pünktlich besucht oder schriftlich seine Meinung äussert, dann werden unsere Bemühungen auch bald den gewünschten Erfolg haben. Andernfalls wird es vergebene Mühe bleiben, und die Kollegen, welche sich jetzt der sauren Arbeit unterziehen, werden Freudig keit und Lust verlieren. Die Vorstandschaft Richard, Schumacher, 1. Vorsitzender Pappen Eine gut eingerichtete Strohpappen-Fabrik sollte nicht nur Lang- sieb-Maschinen, sondern auch Rundsieb-Maschinen haben. Die Lang sieb-Maschinen dienen dann zur Anfertigung dünner Strohpappen mit einem Gusse, also 100er bis 85er die 25 kg, 68 x 84 cm. Auf den Rundsieb-Maschinen werden die stärkeren Pappen, also 35 er bis 17 er die 25 kg, 68 X 84 cm angefertigt. Dadurch fällt jegliches Kleben weg, also auch jede Kalkulation darüber. Es giebt kleine Pappenfabriken, welche mehrere Stunden von der Bahnstation liegen, mit kleiner Wasserkraft arbeiten, im Winter nicht trocknen können, im Sommer kein Betriebswasser haben und kaum 3—400 kg Pappen im Tag machen — ein solcher Betrieb muss unlohnend sein, da der Transport von und zur Bahn für Roh stoffe und fertige Waare zuviel kostet. Lufttrocknung im Sommer giebt zwar gute Waare und ist billig, aber vor Allem muss doch die Erzeugung einigermaassen gross sein. Aussprache von Pappenfabrikanten wäre erwünscht. Pappenhändler, früher Pappenfabrikant Baryt-Papier In der Frage S. 863, Nr. 23 d. Js., wird zunächst in dem Wort »schwefligsaure Thonerde« ein Schreibfehler vorliegen. Durch schweflig saure Salze würde sofort Reaktion der später aufgetragenen Silber salze eintreten. Es muss »schwefelsaure Thonerde« heissen. Weshalb soll diese aber neutralisirt werden? Gerade in der Kunst, wie man viel Säure in die Barytschicht bringen kann, beruht das grosse Geheimniss der Baryteure. Durch die Säure wird nämlich die für die Haltbarkeit der fotografischen Papiere so schädliche Reaktion zwischen dem Leim der Barytschicht und dem Silbersalz der lichtempfindlichen Schicht verhütet. Papiere, die nicht sauer sind, vergilben nach sehr kurzer Zeit. Fast alle Fabriken fotografischer Papiere verwenden äusser einer sauren Barytschicht noch eine Präparation der Rückseite des Papiers mit Säure. Es ist hierbei eine Grenze gesetzt, weil zu grosser Säuregehalt die Leimung des Papiers zerstört. Die verschiedenen Papiersorten verhalten sich in dieser Beziehung verschieden. Der theurere Rives-Stoff wird deshalb dem Steinbach-Stoff bevorzugt, weil er 4 pCt. Säure verträgt, während Steinbach nur die Hälfte aushält. Alles dies weist daraufhin, dass die Frage eigentlich umgekehrt gestellt werden müsste. Nicht ohne Interesse ist ausserdem bei dem Problem der fotografischen Papiere, welches jetzt so viele Papierfabriken bewegt, dass der Steinbach-Stoff ganz ohne Thonerde-erbindungen hergestellt ist. Die Harzfällung wird bei diesem nämlich mittels Schwefelsäure vorgenommen. Diese direkte Ansäurung der Papierfaser bewirkt die grosse Haltbarkeit der darauf gebrachten Silbersalz-Schicht. Baryteur Nur Deutsch Zu Nr. 27 »Quittung« und »Kredit durch andere als von dem Herrn Einsender erwähnte Worte zu ersetzen, dürfte ausserordentlich schwer, wenn nicht unmöglich sein. Es liegen hier eben kaufmännische Fach ausdrücke vor, denen man eine gewisse Berechtigung nicht absprechen kann. Für »Referenz« sage ich »Beziehung« oder auch Geschäfts beziehung«. Im Uebrigen lässt sich durch die Satzstellung manches unschöne Fremdwort vermeiden. Viele Kaufleute suchen leider etwas darin, mit Fremdworten um sich zu werfen, möchten sie doch einmal dazu gelangen, stolz zu sein auf das Deutschthum und unsere schöne Muttersprache. »Das beste Mittel um deutsch zu bleiben ist,’ deutsch zu sein. D. H. F. 33515 * * * Statt »quittirter Rechnung« möchte ich »bescheinigte Rechnung' oder »beglichene Rechnung« Vorschlägen. Für das Fremdwort »Kredit« wird häufig das Wörtchen »gut« zu treffend gebraucht, z. B. »Der Mann ist gut«, »Der Mann ist nicht gut«, dies besagt genau dasselbe wie: Der Mann verdient Kredit, oder er verdient keinen Kredit. Statt »der Mann nimmt keinen Kredit in Anspruch« kann man ebensogut sagen »der Mann verlangt keine Borgfrist«. Für »Referenz« könnten die deutschen Wörter »Vertrauensmann" »Gewährsmann«, »Gewährsleute«, dann »Auskunfts-Ertheilungs, »Er kundigung« dienen. Kurtz * $ * Wenn man für »Quittung« ganz richtig Empfangsbescheinigung sagt, so glaube ich, dass man noch richtiger »Zahlbescheinigung« sagen könnte und zwar da, wo es sich um den Erhalt von Geld dreht. Dies Wort ist kürzer. Man könnte auch eine »Rechnung mit Zahl bescheinigung« verlangen. Schade, dass der Ausdruck etwas zu lang ist. Für »Kredit« liesse sich in den meisten Fällen das ebenso kurze deutsche Wort »Stundung« anwenden, z. B. »Der Mann nimmt Stundung nicht in Anspruch«; »der Mann ist für Stundung nicht zu empfehlen«. Wer für »Referenz« »Auskunftsperson« sagen wollte, dürfte als Sprachreiniger wohl nicht ernst genommen werden. Aber man ver suche es mit dem gleich langen »Empfehlung«. Hans MiiUer * * * Beim Lesen der mit »Nm- Deutsch« überschriebenen Zeilen in Nr. 27 kam mir der Gedanke, dass eine quittirte Rechnung den Em pfänger, ähnlich wie ein Sicht-Wechsel, zur sofortigen Zahlung ver pflichtet, daher erschien mir der Ausdruck »Sicht-Rechnung« nicht unpassend, und derselbe dürfte eich im Geschäftsleben vielleicht leichter einbürgern, als man auf den ersten Blick glaubt. Will Herr B. N. einen Ersatz für das Wort »quittirt« haben, so dürfte »entlastet» oder »beglichen« ihm vielleicht gefallen; dies ist der ursprüngliche Sinn von »quittirt«, und erst durch seine Anwendung hat es die über tragene Bedeutung der Empfangsbescheinigung erlangt, was bei dem deutschen Ersatz auch bald der Fall sein dürfte. Eine quittirte Rechnung ist das Zeichen der Bezahlung oder Begleichung. An Stelle von »Kredit« dürfte »Vertrauen« meist einen ausreichen den Ersatz bilden. Für »Referenz« möchte ich »Auskunftgeber- oder »Auskünfter« Vorschlägen. G. F. Sch. Argentiniens Papier-Aussenhandel 1900. Die Einfuhr von Papier hatte 924533 Dollar Werth, um 5194 Dollar mehr als im Vorjahr, die von Papierwaaren bewerthete sich auf 1001673 Dollar, um 113822 Dollar mehr als im Vorjahr.