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876 PAPIER-ZEITUNG Nr. 24 Unfall beim Riemenabwerfen Enzberg, Württemb., 22. März 1900 In der Sonnabend-Nacht früh 4 Uhr vom 16. zum 17. März trug sich in unserem Betriebe ein Unglücksfall zu, der uns Allen, Arbeitern wie Arbeitgebern, hart naheging. Unser Kollergangführer, Heinr. Kunz, ein intelligenter, fleissiger und pflichttreuer Arbeiter, wollte den Antriebsriemen eines Winkel triebs abwerfen, dessen eines konisches Bad rückwärts wich und statt in die Kämme einzugreifen, auf denselben lief, was Getöse ge geben haben mag. Der noch in raschem Lauf befindliche Riemen wurde augenscheinlich von der Welle aufgewickelt, was Kunz ver hindern wollte, indem er mit der Hand den Riemen aufzuhalten ver suchte. Hierbei mochte Kunz nicht flink genug gewesen sein, seine Hand wurde von dem sich auf die Welle auf wickelnden Riemen er fasst, von der Welle mitgenommen und der Mann förmlich in Stücke zerrissen. Augenzeugen zur Zeit des Unglücksfalles waren nicht da, sondern kurz nachher. Kunz, im Alter von 47 Jahren, ohne direkte Hinterbliebenen, wird von uns Allen sehr vermisst werden. Bei seinen Arbeitgebern wie bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt, wird man seiner immer mit Gefühlen der Dankbarkeit für seinen Arbeitseifer sowie sein bescheidenes und kameradschaftliches Wesen gedenken. Zur Abwehr eines ähnlichen unglücklichen Vorfalls haben wir entsprechende Maassregeln getroffen. Chr. Weiss & Cie. Papierfabriken Preiserhöhung für Zellstoff Seit Beginn des neuen Jahres konnte man keine Nummer eines Fachblattes in die Hand bekommen, in welcher nicht von Preiserhöhung gesprochen wurde. Schwer wurde es den Händlerkreisen, den Ernst der Lage zu erfassen, da sie seit Jahren gewöhnt waren, nur zu weichenden Preisen einzukaufen; schüchtern traten die Fabrikanten mit ihren Forderungen hervor, und nur die stets wachsende Noth brachte sie zu einer gewissen Festigkeit. Die Händler haben ein gesehen, dass sie es nicht mit einer vorübergehenden Erscheinung zu thun haben, sie stürmen jetzt schon die Papierfabrikanten für neue Schlüsse auf 1901! Mögen die Papierfabrikanten recht vorsichtig sein und an den geforderten Preisen festhalten, die Steigerung der Roh stoffe hat noch lange nicht den Höhepunkt überschritten. Nur ein Beispiel: Im Januar glaubten die Druckpapierfabrikanten mit einer Erhöhung von 5 pCt. ihr Auskommen zu finden, heute, nach kaum sechs Wochen, ist es ihnen Allen ganz klar, dass sie mit einem Auf schlag von 10 pCt. um keinen Zehntel-Pfennig besser daran sind als im vergangenen Jahr, weil die 10 pCt. bei Weitem nicht mehr hin reichen, die inzwischen gestiegenen Selbstkosten zu decken. Und wir sind bei der Steigerung der Rohstoffpreise noch nicht zum Stillstand gekommen! Alle Zweige des Papierfachs haben ihre Stimmen vernehmen lassen, Papier- und Pappenfabrikanten, Holzschleifer und beinahe alle die zahlreichen Zweige der Papierverarbeitung, sie alle haben sich gefunden und in engerem Zusammenschluss auf Mittel zur Besserung ihrer Lage gesonnen. Nur eine Stimme fehlt noch im gesammten Chor: die der Zellstoff fabrikanten. Sie sind die Stiefkinder des ganzen Aufschwunges, dem sie — vorläufig wenigstens — mit sehr gemischten Gefühlen zusehen müssen. Die im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres ge machten Abschlüsse konnten nur zu ermässigten, im günstigsten Falle, aber nur sehr selten, zu alten Preisen vollzogen werden. Die Ab schlüsse laufen bis Ende 1900 und müssen gehalten werden. Wie aber sieht es mit den Rohstoffen für Zellstoff aus? Seit Bestehen der Zellstoff-Industrie ist eine so ungewöhnliche und beinahe plötzlich und überraschend gekommene Preissteigerung von Holz und Kohle nicht dagewesen. Die Steigerung in diesen Rohstoffen macht bei den meisten Fabriken mindestens so viel aus, wie sie dies Jahr als Rein gewinn erzielen, bei vielen noch bedeutend mehr, und wo sollen denn im nächsten Jahr die Dividenden herkommen!? Nicht nur Holz und Kohle sind so gestiegen, Alles was der Zellstofffabrikant in die Hand nimmt, ist theurer geworden: Schwefel, Kalk, Blei, Bronze, Eisen, Riemen, Siebe, Gele usw., nicht zu vergessen die stetig und sicher steigenden Löhne, Steuern und anderen Abgaben. Die geringe Mehr-Erzeugung an Zellstoff, die einzelne Fabriken über die Abschlussmengen hinaus erzielen, wird ihnen von der Maschine weg beinahe zu jedem geforderten Preise abgenommen. Es herrscht solche Noth um Zellstoff, dass sogar Amerika als Käufer aufgetreten ist. Nach England, Frankreich und Italien kann man alles Verfügbare senden, es wird willig und glatt abgenommen. Die Hoffnung optimistischer Papierfabrikanten, dass neue Zellstoff- Fabriken die Preise drücken werden, ist sehr gering. In Deutschland ist nur eine Sulfitstoff-Fabrik im Bau, in Skandinavien nur 1—2 Natron zellstoff-Fabriken, dafür scheiden aber in Deutschland bedeutende Zellstoffmengen aus dem Markte, weil mehrere Zellstoff-Fabriken grosse Papiermaschinen aufgestellt haben. Stürmisches und preis drückendes Angebot in Zellstoff ist also eine trügerische Hoffnung. Aus Vorstehendem geht überzeugend hervor, dass auch die Zellstoff-Fabriken zur Zeit der Abschlüsse höhere Preise verlangen müssen, und ich glaube nicht, dass dies unter 10 pCt. wird geschehen können, weil Holz und Kohle allein schon diesen Aufschlag gebieterisch verlangen. Mögen die Papierfabrikanten unbedingt hiermit rechnen. K. L. G. Die deutschen Papiermaschinen und der Burenkrieg Aus London Wir vertreten hier die Firma X, Papiermaschinen-Fabrik in Süd deutschland, und senden Ihnen_einliegend einen Brief einer englischen Papierfabrik mit zwei Maschinen. Sie werden daraus ersehen,' welche Verstimmung die Artikel deutscher Zeitungen und die Ausschreitungen, wie in Dresden, her vorgerufen haben. Wir hatten bereits einen ähnlichen Fall vor einigen Monaten und wissen aus zuverlässigen Quellen, dass derartige Vor kommnisse leider keine Seltenheit sind. Unsere Antwort auf den Brief beschränkte sich darauf, die Spannung soweit als möglich zu vermindern. Unsere Bitte an Sie geht dahin, den Fall in entsprechender Form Ihrem Leserkreis vorzuführen, damit auch der Einzelne bemüht bleibt, in der Tagespresse den »Status quo ante bellum« wieder herzustellen. Dies sollte umso leichter sein, da Deutschland als Macht, und die Deutschen als Industrielle sowohl als auch als Kapital-Anleger doch von einem für England guten Ausgang des Krieges nur Vortheil ziehen können. Wir glauben auch, uns .bei Ihnen anydie" richtige Stelle zu wenden, da die Zeitungen doch in erster Linie vom Papiermacher ab hängig sind. Es ist gerade kein erfreulicher Gedanke, sich vorstellen zu müssen, dass die deutschen Papiermaschinen in Deutschland dazu benutzt werden, deren Verkauf im Ausland unmöglich zu machen, y & z Die englische Papierfabrik schreibt in dem beigeschlossenen Brief unter Anderem: »Wir kauften früher so Manches von unseren deutschen Geschäftsfreunden (wir hielten sie für Freunde), empfinden aber die ungerechten Angriffe der deutschen Presse und die Feindseligkeit der Bevölkerungs-Mehrheit so schmerzlich, dass wir deutsche Firmen fernerhin nicht in Betracht ziehen werden.« Der aufopfernde Kampf der Buren für ihre Unabhängigkeit erregt das Mitgefühl aller Deutschen, aber trotz Missbilligung des Vorgehens einzelner englischer Staatsmänner bewahrt man in Deutschland die Werthschätzung für das britische Volk. Das vereinzelte Vorkommniss in Dresden wird hier allgemein verurtheilt. Die zahllosen, beiderseits werthvollen englisch deutschen Geschäfts-Verbindungen sollten davon ebenso wenig berührt werden wie von den gehässigen Ausfällen einzelner englischer und deutscher Zeitungen. Red. Die Kartonnagen-Arbeiter und -Arbeiterinnen Berlins waren zum 20. d. Mts. zu einer öffentlichen Versammlung in Feuerstein’s Festsälen, Alte Jakobstrasse 75, eingeladen und diesem Rufe zahlreich gefolgt. Mehrere Redner forderten ‘die Anwesenden zum Beitritt in den »Verband der in Buchbindereien, der Papier- und verwandten Industrien beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands« auf, der äusser Unterstützung bei Arbeitslosigkeit auch den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen auf seine Fahne geschrieben hat. Äusser Klagen über geringen Lohn und schlechte Behandlung in einzelnen Kartonnagen- Fabriken wurde auch die Befürchtung mehrfach ausgesprochen, dass die neuerdings entstandenen Vereine der Kartonnagen- Fabrikanten dazu benutzt werden, die Arbeiter zu drücken. Schade, dass kein Fabrikant anwesend war, umJdies"zu wider legen. Die Leser der Papier-Zeitung wissen, dass die Vereine der Kartonnagen-Fabrikanten die Besserung der Geschäftslage zum Hauptzweck haben, und von der Erreichung desselben können die Arbeiter nur Vortheil haben. Ferner wurde in der Versammlung eine im Anzeigentheil der Papier-Zeitung er schienene Kalkulation besprochen unda erklärt, dass die dort als gangbare Berliner Löhne aufgeführten Zahlen zu niedrig seien. Probenschau Papierwaaren von August Neustätter, Papierwaarenfabrik’in München. Die Firma hat ein neues umfangreiches Musterbuch ihrer zahlreichen Sonder-Erzeugnisse herausgegeben. Das 34x26 cm grosse, steif gebundene Buch hat Querformat, und auf 214 eingeheftete Kartons sind die Muster so angeordnet, dass 'sie wenig Raum einnehmen und doch gute Uebersicht gestatten. Anhänge-Etiketten sind in den verschiedensten Grössen und Ausstattungen vorgeführt, ebenso die dazu ge hörigen Oesen. Lohntäschchen, Drogen-Säckchen, Muster- düten aus Papier verschiedenster Art, Stoffpapier und Geweben, bieten so grosse Auswahl, dass für jeden Zweck das Passendste gefunden werden kann. Versandtaschen mit Fadenverschluss gestatten mehrmalige Benutzung und sind besonders für Muster zweckmässig, die man nach Ansicht zurückverlangt. Auf jedes Muster ist der Preis gedruckt. Die Ausstattung des Muster buches ist zweckmässig und gefällig.