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74 PAPIER-ZEITUNG Nr. 3 Wir können fortan keine so grossen Nummern drucken wie bisher. Die Blattzahl wird geringer sein, Anzeigen und Neuigkeiten werden entsprechend zusammengedrängt. »Western Mail«, eine im Herzogthum Wales erscheinende Zeitung, schreibt: Ein angesehener Papier-Agent versicherte uns, dass wenn es ihm möglich wäre, 10000 Tonnen Druckpapier zu kaufen, er die ganze Menge in einer Stunde so theuer verkaufen könnte, wie er wollte. Mahnwort an die Kartonnagen-Fabrikanten Die Papier-, Pappen-, Buntpapier- usw.-Fabrikanten halten Ver sammlungen ab um ihre Interessen zu wahren. Im Vordergrund steht natürlich das Haupt-Interesse, die Erzielung höherer Preise für ihre Erzeugnisse. Die verschiedenen Drucksachen und Schriftstücke, die mir darüber zugesandt werden, beweisen mir, dass diese Zusammen künfte vorläufig von Erfolg gekrönt sind, was ich auch für die Zu kunft von Herzen wünsche. Nun aber wäre es doch endlich einmal Zeit, dass sich auch die Kartonnagen-Fabrikation aufrafft um sich ihrer Haut zu wehren. Wir sind doch sicher durch’diese Preisaufschläge am meisten getroffen, da wir ja alle die Produkte verarbeiten, daneben haben wir aber auch für Arbeitslöhne, Kohlen usw. mehr zu bezahlen, genau wie es die vorbenannten Fabrikanten in ihrer Begründung angeben. Wenn ich nun den Wunsch ausspreche, dass auch wir uns einmal versammeln wollen, um unsere Interessen zu wahren, so wird mir wahrscheinlich wieder wie schon viele mal die Antwort zu theil, dass dies bei uns unmöglich ist, weil unsere Artikel zu verschiedenartig sind um deren Preis gleichmässig zu erhöhen, ebenso verschiedenartig ist auch die pekuniäre Lage der Einzelnen. Diese Einwände sind wohlberechtigt. Aber deshalb braucht man noch lange nicht dem Eingehen auf meinen Vorschlag den Erfolg abzusprechen. Die Hauptsache wäre, dass sich die Fachgenossen einmal zusammenthun um sich persönlich auszu sprechen. Es wird nöthig sein, die verschiedenen Fabrikate in Klassen einzutheilen, sodass ein Fabrikant, der verschiedene Sorten anfertigt, in verschiedenen Klassen mitwirken muss Die Klassen-Eintheilung wird allerdings eine schwierige Aufgabe sein, aber es sind schon viel schwierigere Probleme gelöst worden. Mit dieser Vereinigung, meine Herren Kollegen möchte ich aber noch ein Weiteres verbunden wissen. Wie Jedermann wohl weiss und wahrscheinlich auch am eigenen Leibe verspürt, haben wir noch mit anderen Krebsschäden zu kämpfen und zwar hauptsächlich mit zweien. Erstens mit Lederpappen-Fabrikanten, die Schachteln fabriziren, und zweitens mit Maschinen-Fabrikanten, die zu jedem Grossverbraucher hinlaufen um ihm die Einrichtung für die Kartonnagenfabrikation auf zudrängen, ja sich in letzter Zeit auch gar nicht scheuen selbst Kartonnagen zu liefern. Alledem kann man Biegel vorschieben, wenn die Herren Kollegen sich aus ihrer Lethargie aufrütteln lassen und sich zu gemeinsamer Arbeit verbünden. Allerdings muss man der Aktion vertrauensvoll näher treten, es muss jedes Vorurtheil schwinden, und es dürfte Keiner dem Andern zu gross oder zu klein sein. Meinungs-Aeusserungen hierüber aus den Kreisen der Kartonnagen-Industrie sind erwünscht, und ich zweifle nicht daran, dass die Redaktion gerne bereit ist dieselben aufzunehmen um damit unsere Sache zu fördern. Süddeutscher Kartonnagen-Fabrikant. Wir stellen die Papier-Zeitung zu weiterer Aussprache gern zur Verfügung. JRed. Strafporto für brasilianische Ansichts - Postkarten Reichs-Postamt I. Abtheilung Herlin W, 31. Dezember 1899 i. 45,560 Zu dem Artikel „Strafporto für Brasiliauische Ansichts - Post karten“ in Nr 94 der Papier- Zeitung von 1899 Die Worte »unter Umständen« in dem abgedruckten Bescheide sind in dem Sinne zu verstehen, dass die im Privatwege hergestellten Postkarten aus Brasilien deutscherseits in dem Falle mit Nachschuss porto belegt werden, wenn sie den deutschen Posten als unzureichend frankirte Sendungen mit dem brasilianischen Taxstempel (T) bedruckt zugehen. Tragen die Karten einen Abdruck dieses Stempels nicht, so werden sie von den deutschen Postanstalten als frankirt angesehen und behandelt, sofern nicht ein für diese erkennbarer, augenschein licher Irrthum vorliegt. j. „An ™ . Kraetke die Papier-Zeitung in Berlin Neue Papierfabrik für Brasilien Aus Brasilien Zweck dieser Zeilen ist Sie zu bitten, mir — wenn es Ihnen möglich ist — einige Kataloge von Papier-Maschinen und allem Papierfabrik- Zubehör zu verschaffen. Wir wollen hier im Norden von Brasilien eine kleine Papierfabrik von etwa 800—400 kg im Tag, verbunden mit Pappenfabrik, gründen. Ich möchte deshalb gerne über diese Sachen Informationen haben. Vielleicht können Sie Jemanden veranlassen, mir Kataloge, Skizzen und Fotografien zu senden und die Preise an zugeben. Ich brauche Papier-Maschine, Papp-Maschine, Holländer, Kocher, Kollergang, Lumpenschneider usw. Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie mir diese Preise verschaffen könnten. Die Papier-Zeitung kenne ich von Rio Grande do Sui aus, und ich hoffe Sie nicht umsonst gebeten zu haben. In nächster Zeit werde auf die Papier-Zeitung abonniren. S., Maschinist. Wir bedauern die private Empfehlung einzelner Firmen unserer Gewohnheit entsprechend ablehnen zu müssen. In den Anzeigen-Spalten der Papier-Zeitung kündigen die meisten und tüchtigsten Erzeuger von Papierfabrik-Bedarf ihre Waaren an, und es wäre Unrecht, Einen oder Einige zu bevorzugen. Frage steller kann sich an die in der Papier - Zeitung anzeigenden Firmen wenden oder durch eigene Anzeige in der Papier- Zeitung die ihm nöthigen Angebote erbitten. Red. Metallpapier auf der Zylinderfärbmaschine Johnstone, Schottland,, 1. Januar 1900 Auf die Aeusserungen des Herrn Dr. L. Kaufmann in Nr. 104 v. J. erwidere ich, dass ich gar keine Veranlassung habe, wegen des fraglichen Patentes das Nichtigkeitsverfahren beim Kaiserl. Patent amt zu beantragen, obgleich es nöthigenfalls an exakten Beweisen nicht fehlen würde. Mir war hauptsächlich darum zu thun, mir nicht das Recht zu etwaiger späterer Fabrikation solcher Papiere ab schneiden zu lassen, obgleich ich durch praktische Erfahrung die Ueberzeugung gewonnen habe, dass man zu diesem Zwecke mit Spiritus-Schellacklösung in Deutschland, wo denaturirter Spiritus billig ist, nicht theuerer fabrizirt als mit wässriger Borax-Schellacklösung, wenn man nur versteht die Papiere so zu präpariren, dass der Spiritus lack nicht durchschlägt. Herr K. sagt zwar, dass man dort, wo man mit wässriger Lösung auskommt, keine Veranlassung habe alkoholische Lösung anzuwenden, und dass der bei seiner Fabrikationsweise entstehende Niederschlag Schellack sei, was doch ein theuerer Verlust wäre. Bei irrthümlicher Anwendung nicht geeigneter Aniline habe auch ich Niederschlag erhalten, welcher aus Schellack und Farbstoff be stand, aber dass der Niederschlag nur Schellack sein soll ist mir neu und kaum denkbar. Angenommen es wäre nicht zu vermeiden, dass sich immer etwas Schellack ausscheide, und berechnet man diesen Verlust sowie die grössere Ausgiebigkeit alkoholischer Lösung und die durch schnelleres Trocknen derselben ermöglichte raschere Arbeit, so werden damit die Mehrkosten für denaturirten Spiritus wohl aufgewogen. Damit aber Herr K. sieht, dass meine Schlussbemerkung in Nr. 98 doch nicht so unzutreffend ist, wie er meint, möchte ich ihn ersuchen, wenn er wieder einmal zwei Lösungen zu einer niederschlaglosen Lösung vereinigen will, vorher zu prüfen ob sich das ohne weiteres erfüllt, wenn nicht, so ist eine der beiden Lösungen so* herzurichten, dass beide gleichen Charakter haben. Bei Mischen von Schellack- und Anilinlösung fehlt letzterer gewöhnlich ein wenig Alkali, und Salmiak geist ist in solchen Fällen immer ein 'guter Vermittler. Anwendung von Siedetemperatur gleicht kleine Differenzen oft aus, ist aber nicht in allen Fällen zulässig. A. Weichelt. Falsche Herkunfts-Bezeichnung Wiesbaden, 29. Dezember 1899 Gestatten Sie mir als mehrjährigem Abonnenten der Papier-Zeitung und als ganz gelegentlichem Mitarbeiter eine kleine Bemerkung zu Seite 4060 Nr. 102 v. J. betr. falsche Herkunfts-Bezeichnung. Ich werde dazu umsomehr ermuthigt, als ich gerade in der Papier-Zeitung, die darin einem weissen Raben gleicht, zu verschiedenen Malen auf aus dem Geschäftsleben gestellte Anfragen über unlauteren Wett bewerb ebenso ruhige wie objektive Bescheide gelesen habe. In der That, wer die Entwicklung der Rechtssprechung auf Grund' dieses Gesetzes unparteiisch beobachtet, wird nur zu sehr bestätigt finden, dass garnicht so selten die Ankläger von verwerflicheren Motiven geleitet werden als die Angeklagten. Ich will natürlich nicht die grosse Frage entscheiden, wer mehr Schutz verdient, die Stahlfeder oder die Seife, schon deshalb nicht, weil ich eben aus der Einsendung kein klares Bild darüber habe, wie der Fall mit der Feder in Wahr heit liegt; wohl aber kenne ich den Fall mit der Sunlight-Seife. Eine englische Seifenfabrik hat in verhältnissmässig kurzer Zeit dank der Tüchtigkeit ihrer Leiter in ihrem Heimathlande den Sättigungspunkt erreicht und geht nun in den letzten Jahren daran, wie zahlreiche andere Vorgänger auf anderen Gebieten nicht nur in England, sondern doch auch bei uns in Deutschland selbst, auch anderwärts Fuss zu fassen. Ihr Auge fällt dieserhalb auf die Rheinau bei Mannheim, einem bekannten Privathafen neuester Zeit, welcher für chemische Fabriken ganz besondere Vorzüge besitzt. Die Fabrik, die aber keines wegs englisch ist, sondern deren Kapital zu einem erheblichen Theile, deren Arbeiter, deren Rohstoffe, deren Beamte mehr oder weniger ausschliesslich deutsch sind, sollte im August dieses Jahres eröffnet werden. Wer aber im Laufe dieses Jahres deutsche Maschinen fabriken mit Aufträgen versah, musste aus bekannten Gründen die Erfahrung machen, dass er nicht so rasch bedient wurde, wie er erwartete. In dieser Uebergangszeit sind nun, um den Anforderungen der deutschen Kundschaft zu genügen, englische Erzeugnisse in Mannheim gepresst und in die geeignete Verpackung gebracht worden,