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Nr. 24 PAPIER-ZEITUNG 875 Beachtung gefunden haben. Diese Firmen sollen um Anschluss gebeten werden. Es wurde dann beschlossen, zur Wahrung der Interessen der Dütenfabrikanten zu einem Vereine zusammen zu treten, welcher an die anderen im Werden begriffenen Sektionen An schluss suchen soll. Mit den nöthigen Vorarbeiten wurden die Herren Otto Hollborn, in Firma Otto Hollborn, Alfeld Carl Voigt, „ » Voigt & Schaefer, Braunschweig Carl Fusch, » » Grosskopf & Co., Bremen beauftragt. Beitrittserklärungen und Anregungen sind an diese Herren möglichst bis 28. März zu richten. Herr Wilh.jWinckel war nur erschienen, um über die Er fahrungen des rheinisch-westfälischen Düten-Verbandes zu be richten. Die Beschlüsse dieses Verbandes werden durch die in Hannover gefassten nicht berührt, und die in Düsseldorf vereinbarten Preise bleiben in Kraft. * * * Die Anregung, welche zuerst in der Sylvester-Nummer der Papier- Zeitung gegeben wurde, infolge der allgemeinen Erhöhung der Papier preise und der Fabrikations-Unkosten auch zu einer Erhöhung der Preise für Düten und Beutel zu schreiten, um dadurch unseren sehr bedrängten Fabrikationszweig zu heben, hat erfreulicher Weise kräftigen Widerhall gefunden, und dank den Bemühungen der Papier- Zeitung haben auch allerorts Versammlungen stattgefunden, welche sich mit der Frage, wie unserm Berufe aufzuhelfen, eingehend be schäftigt haben. Mit ganz besonderer Freude habe ich es begrüsst, dass für Sonntag, 8. April, eine allgemeine Versammlung in Berlin an beraumt ist, und ich wünsche, dass dieselbe von möglichst allen Kollegen aus allen Gauen unseres lieben Vaterlandes besucht wird, damit be friedigende Erfolge erzielt werden. Es ist ja schon jetzt ein kleiner Aufschwung erkennbar, aber viele Firmen verhalten sich leider noch ablehnend und erschweren dadurch den Fortgang der Sache. Das grosse Angebot in Düten sorgt schon dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und eine Einigung ist auch nicht in allen Punkten erzielbar. Umsomehr ist es Pflicht aller Kollegen, denen es Ernst mit einer Besserung der Lage ist, dort den Hebel anzusetzen, wo am meisten gesündigt wird, und doch so leicht bei gutem Willen eine Einigung zu erzielen ist. Vor allem krankt unser Berufszweig daran, dass viele der Kollegen nicht kalkuliren oder doch bei ihren Kalkulationen wichtige Faktoren äusser Acht lassen. Dies trifft in der Hauptsache bei Festsetzung der Druckpreise zu. Ist auch das Berechnen des Druckes nach Gewicht an sich ein Unding, so lässt sich doch dagegen nicht gut ankämpfen, und es ist deshalb Pflicht des Kaufmanns, um so gewissenhafter zu rechnen. Ich habe Angebote angetroffen, in denen selbst bei kleinen Auflagen und bei farbigem Druck 6, 8 oder 10 M. für 100 kg dafür in Ansatz gebracht wurde. Es ist sonderbar, dass es Fabrikanten giebt, die glauben bei diesen Preisen bestehen zu können. Selbst bei Auflagen von 60 bis 100 kg wird dabei nichts verdient, sondern zugesetzt. Viel leicht dient folgende Kalkulation dazu Manchem die Augen zu öffnen. Ich lege meiner Berechnung eine gangbare Grösse, die 12 Pfund- Düte, nach rohem Kaffee gerechnet, und eine der gewöhnlichen Auf lagen, acht Mille mit Blaudruck, zu Grunde. Die Betriebskosten einer mittleren Schnellpresse, welche vier Stück 12 Pfd.-Düten zu gleicher Zeit druckt, betragen, wenn Löhne für Maschinenmeister, Anlegerin, Betriebskraft, Farbe, Wasch-, Putz-, Schmier- und Zurichtmittel, Heizung, Beleuchtung, Wasser, Walzen, Kapitalzinsen, Abschreibung, Miethe (auch bei eignen Grundstücken!, Kranken- und Unfallversiche rungen, Kontorspesen, Ausschussbogen usw. berechnet werden, pro Arbeitswoche mindestens 70 bis 75 M., also pro Arbeitstag 12 M., und bei zehnstündiger Arbeitszeit 1 M. 20 Pf. die Stunde. Für Satz, Stereotypiekosten, Ablegen des Satzes und Abnutzung des theuren Schriftmaterials müssen im Durchschnitt mindestens 3 Stunden zu 70 Pf. = 2 M. 10 Pf. Selbstkosten gerechnet werden. Nehme ich nun an, dass vier Platten gegossen werden, so würde die oben erwähnte Maschine 2000 Druck zu leisten haben und mit Zurichtung dafür mindestens drei Stunden Zeit zu 1 M. 20 Pf. gleich 8 M. 60 Pf. bean spruchen. Die Selbstkosten für Satz und Druck würden also 5 M. 70 Pf. betragen. 8000 Stück */2 Pfd.-Düten wiegen 40 kg, die Selbstkosten betragen daher mehr als 14 M. für 100 kg. Selbst wenn die Maschinen stunde nur mit 1 M. statt mit 1 M. 20 Pf. berechnet wird (Unkosten und Maschine pro Woche 60 M.) und für Satz dreimal 60 Pf. gleich 1 M. 80 Pf., stellen sich die Selbstkosten auf 4 M. 80 Pf., also immer noch auf 12 M. per 100 kg. Dabei habe ich noch sehr knapp kalkulirt. Auch ist zu berücksichtigen, dass alle baaren Geschäftsverluste sowie Verluste durch Arbeitsmangel nicht mit inbegriffen sind. Soll ein Geschäft bestehen, so muss auf die vorstehend angegebenen Selbstkosten ein entsprechender Aufschlag gerechnet werden. Bei kleinen Auflagen, solche kommen ja leider recht häufig vor und können bei guten Kunden nicht abgelehnt werden, stellt sich die Berechnung der Selbstkosten wesentlich ungünstiger. Bei grossen Auflagen wird anderseits durch bessere Ausnützung der Schnellpressen und Ver minderung der Kosten für Satz und Zurichtung ein günstigeres, aber noch keineswegs glänzendes Ergebniss erzielt. Mein Wunsch ist nun, dass jeder der Herrn Kollegen, die in Berlin an der Versammlung theilnehmen wollen, eine genaue, alle Unkosten berücksichtigende Kalkulation der Druck-Selbstkosten vornehmen um sich darüber schlüssig zu machen, ob er folgende Druckberechnung als Mindestmaass anerkennen will, oder ob er vielleicht bessere andere Vorschläge, die ebenfalls zum Zi-le führen, machen kann. 1. Unter 25 kg pro Grösse wird mit Druck nicht abgegeben. 2. Der Druckpreis beträgt bei Auflagen von 25 bis 100 kg in Schwarz oder Blau 15 M. j » andern Farben » Bronze » zwei Farben 3. Bei Auflagen von über 100 kg pro Grösse freie Preisstellung, jedoch nicht unter 10 M. pro 100 kg. 4. Der Druck ist besonders und nicht mit dem Dütenpreis zu sammen zu rechnen. 5. Rabatt darf auf Druckpreise nicht bewilligt werden. 6. Vergütungen für Kathreiner, Liebig usw. Reklamen dürfen nicht vom Druck, sondern nur vom Dütenpreis gekürzt werden. Die Preise werden allen denjenigen, die bisher nur 6 bis 10 M. pro 100 kg berechneten, überaus hoch erscheinen, aber auch diese Herren werden die Berechtigung dieser Preise anerkennen und durch führen können, wenn sie eine genaue Kalkulation aufgestellt haben. Punkt vier habe ich mit aufgestellt, da bei Berechnung nach der jetzt üblichen Weise eine Kontrolle des Druckpreises nicht möglich ist, und die Preisverschiedenheiten ruhig weiter bestehen. Wenn alle Kollegen einig sind, dann ist eine Erhöhung in vorgeschlagener Art spielend leicht durchzuführen. Die Stückz-ihlberechnung ist meines Erachtens ebenfalls zu regeln, und ich möchte bitten auch in dieser Hinsicht Vorschläge zu machen. Die Versammlung in Leipzig nahm folgende Druckberechnungsskala an. Es soll berechnet werden bei weniger als 26 kg 3 M., bei 25 kg 5 M., bei 60 kg 7 M. 60 Pf., bei mehr als 60 kg bis 100 kg 10 M.. Diese Berechnungsweise hat etwas für sich, da sich der Preis nach der Auflage richtet, sie bedeutet eine Besserung des jetzigen Zustandes, jedoch hat diese Art auch einige nicht zu ver kennende Fehler. Nach dieser Berechnung kostet z. B. eine Auflage von 4x25 kg 20 M., eine umständlichere und zeitraubendere von 5x20 kg nur 15 M., dann ist die Berechnungsart etwas umständlich und für die Kundschaft nicht so leicht verständlich, da jede Auflage für sich gerechnet werden muss, während bei meinen Vorschlägen das Gewicht sämmtlicher Auflagen addirt und dann mit einem Satz multi- plizirt wird. Auch mein Vorschlag hat seine Mängel, doch soll es ja Jedem frei stehen je nach Auflage, Satzgrösse, Farbe und Ausführung mehr zu rechnen, und Mindestpreise, die von Allen angenommen werden sollen, dürfen eben nicht zu hoch gegriffen werden. Eine Konventional strafe müsste dafür sorgen, dass nicht unter obigen Preisen ver kauft wird. Die Höhe der Satzkosten Jedem freizustellen halte ich nicht für zweckmässig; die Preisverschiedenheiten blieben dann ruhig bestehen, und die Berechnung würde verwickelt. Meines Erachtens müssen Satz und Druck in einem Preis festgelegt sein. Sollte es sich um besondere Anschaffungen und schwierigen Satz handeln, so wird Jeder einen höheren als den Mindestpreis rechnen und die Noth Wendigkeit dazu seiner Kundschaft klar machen. Um die neu zu vereinbarenden festen Druckpreise (auch anderen besseren Vorschlägen werde ich mich gern anschliessen) glatt durch zuführen, dürfte es sich empfehlen, jeden schriftlich eingehenden Auftrag durch ein einheitliches Zirkular zu bestätigen, dessen Wortlaut von der neuen Vereinigung festzusetzen wäre. Ein gleiches Zirkular sollte jedem Kunden, der beim Reisenden bestellt, von diesem ausgehändigt werden. Bekommt der Geschäfts freund bei jedem Angebot und jedem Auftrag von allen Seiten dasselbe gleichlautende Zirkular, dann wird er sich schnell an die neuen Preise gewöhnen. Eine weitere Aufgabe der Berliner Versammlung würde sein, sich mit den theilweise unannehmbaren Bedingungen des Vereins Schlesischer Papierfabrikanten zu befassen. Das Verständniss für die Nothwendigkeit der Preis erhöhung, welches die Fabrikanten bei der Durchführung derselben seitens der Händler und Papier-Verarbeiter gefunden haben, und das bereitwillige Entgegenkommen der letzteren hat die Fabrikanten zu üppig gemacht. Gewiss sollen diese sich vereinigen und zu gleichen Bedingungen verkaufen, dann haben auch wir unseren Nutzen; unsere Aufgabe wird es aber sein, einen Riegel vorzu schieben, wenn die Forderungen maasslos werden. Mit Interesse habe ich den Artikel des Herrn Fabrikdirektor Schelhaas in Nr. 22 gelesen, in welchem er zugiebt, dass die Verkaufsbedingungen noch nicht vollkommen sind. Man wird wohl eine Norm finden, mit welcher beide Theile zufrieden sein können. Es liegt im Interesse beider, die Gegensätze zu mildern und Hand in Hand zu gehen; vergessen dürfen aber die Fabrikanten nicht, dass allzuscharf schartig macht. Hoffen wir, dass auch in dieser Hinsicht Einigung ge schaffen wird. Einigkeit macht stark! Diejenigen Herren, welche verhindert sind, an der Berliner Ver sammlung am 8. April theilzunehmen, werden gebeten, Zustimmungs erklärungen an die Redaktion der Papier-Zeitung gelangen zu lassen. für 100 kg 20 25 30