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Buchdruck * * * *** Steindruck Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Nr. 22 Mitarbeiter und Bericht erstattet erhalten angemessene Bezahlung Buchbinderei * * 800 Nachbildung eines Kalender-Titelblatts Einliegend behändige ich Ihnen ein Schreiben des Rechtsanwalts S. sowie meine Antwort darauf, aus welchen der Sachverhalt hervor geht, ferner unter Streifband einen P.’schen und ein Exemplar meines Kalenders. Bitte Ihre Meinung über die Rechtsbeständigkeit des Anspruchs der Firma P. mitzutheilen. Kann man nicht in Erfahrung bringen, wann die Eintragung in die Zeichenrolle geschehen und ob die Einspruchsfrist bereits verstrichen? Wie lange läuft diese? Bin ich verpflichtet, da mein Kalender der Firma P. lange Jahre vor Inkrafttreten des angezogenen Gesetzes von 1894 bekannt gewesen ist, Einspruch zu erheben? F. Verleger P. in 8. behauptet, dass der im benachbarten Ort L. wohnende Fragesteller das ihm (P.) als Waarenzeichen ge schützte Titelblatt des S.er Kalenders auf dem vom Fragesteller herausgegebenen L.er Kalender nachgebildet hat. Fragesteller bestreitet, dass sein Titelblatt mit dem des P. verwechselt werden könne, und meint, der Waarenzeichenschutz des P. be stehe zu Unrecht, da das Waarenzeichengesetz erst in 1894 er lassen wurde, also sechs Jahre nachdem Fragesteller zuerst seinen Kalender mit dem gerügten Titelblatt versehen habe. Fragesteller befindet sich in Irrthum. Vor dem 1894er Gesetz bestand das Reichsgesetz über Markenschutz vom 30. November 1874, und die nach diesem Gesetz geschützten Waarenzeichen wurden meist in die 1894 geschaffene neue Waarenzeichenrolle übertragen. Trotz einiger Verschiedenheit in der Grösse undAus- stattung ist die Aehnlichkeit beider Kalendertitel so gross, dass eine Verwechslung leicht möglich ist, besonders wenn man den niedrigen Bildungsgrad vieler Kalenderkäufer berücksichtigt. Die Forderung des P., dass Fragesteller fortan zu seinem Kalender-Umschlag kein grünes Papier benutze, ist nicht be rechtigt, da der Gebrauch grünen Papiers zu Kalender- Umschlägen Jedermann freisteht. Dagegen kann P. fordern, dass Fragesteller seinen Kalendertitel so drucke, dass er mit dem P.schen nicht verwechselt werden könne, indem er z. B. das Bild des Pferdes fortlässt. Ueber das Datum der Eintragung giebt das Kaiserl. Patent amt auf Wunsch Auskunft. Einspruch wird keinen Erfolg haben. Spanische Bibliotheken Von Dr. Bruno Violet Wenn Einer eine Reise thut, so kann er was erzählen, sagt das Sprichwort und sagt damit nach Art der Sprichwörter eine Wahrheit und eine Lüge zugleich. Nicht jede Reise giebt etwas zu erzählen, und nicht Jedem glückt es, Erlebnisse in teressant zu berichten. Daher muss man das Reiseziel richtig wählen und das Wandern verstehen. Solch Reiseziel, welches des Nennens werth ist, ist Spanien, das mittelalterliche Land der Gegensätze, mit seinen Orangenhainen und Schneebergen, mit seinen altersgrauen Kathedralen und seinen elektrischen Strassenbahnen, mit seiner blutdürstigen Frömmigkeit und seiner losen Gleichgiltigkeit, mit seinen Stierkämpfen und dem Flüstern der Verliebten am Fenstergitter, das Land, welches gehasst und geliebt worden ist wie wenig andere, das heute noch den Wanderer aus nördlichen Gegenden ebenso anziehen wie abstossen und ihm Widerwillen und Sehnsucht zugleich einflössen kann. Aber auch bei solchem Reiseziele will das Wandern gelernt sein. Wohl mag es Manchem genügen, als Weltstreicher hin auszu ziehen und ohne Plan die Kreuz und Quer in der Fremde herumzupilgern. Ein anderes Wandern lob ich mir als arbeitsamer Deutscher, das Wandern, welches leider in der Gegenwart zu wenig geübt wird. Wenn einst der Handwerksbursche mit leichtem Herzen und leichtem Gepäck heimkehrte in die Heimath, und von sich erzählte, wie er erst in Breslau, dann in Nürnberg, darauf in Venedig und vielleicht gar in Konstantinopel geschafft und ge lernt habe, wenn der Landsknecht ausgezogen war, um zu wagen und zu wetten, bald vor Pavia, bald vor Pamplona und dann vor Paris gefochten hatte, wenn der Student in Köln und n Löwen, in Bologna und in Alcala de Henares zu Füssen der Lehrer gelauscht hatte, das war eine Heimkehr, bei der es zu erzählen gab von Gutem und Bösem, von Freud und Leid, von Genuss und Entbehrung. Da lauschten die biedern Bürger, da schlugen die Herzen höher vor Furcht und Stolz über den vielgereisten Landsmann. Heut, da man mit »Stangen« über das Wasser oder gar um die Welt fährt, sieht man zwar leicht mehr als jene alten Wanderer — aber man erlebt wenig oder nichts. Mir war Wanderschaft nach alter Weise beschieden, denn ich bekam vor etwa einem Jahre den Auftrag, zu handschrift lichen Studien spanische Bibliotheken zu bereisen und an mindestens fünf sehr verschiedenen Punkten Spaniens längere Zeit zu verweilen. Meine Reiseziele waren: Madrid, der Escorial, Toledo, Leon und Barcelona. Es wäre scheinbar praktischer gewesen, diese Städte in der Reihenfolge zu besuchen, dass man mit einem nördlichen Punkte begann, dann ins Zentrum von Spanien reiste und dann die zweite nördliche Station besuchte; so würde ich es bei einem zweiten Besuche gewiss auch machen. In jedem andern Lande Europas wäre solch Reiseplan rathsam — in Spanien beim ersten Besuche nicht. Denn dort muss man erst Sprache und Gewohnheiten kennen, ehe man auf Erfolge und günstige Aufnahme in kleineren Städten rechnen kann. War Leon als Anfangsstation unmöglich, da dort (wie ich vor her nicht wusste) nur sehr wenige Leute eine andere Sprache als Spanisch reden, war auch Barcelona nicht rathsam, da man in diesem verkleinerten Abbilde von Paris zwar katalonisch, aber nicht kastilisch, das heisst spanisch lernen und die Art und Weise des Spaniers durchaus nicht studiren kann, so blieb für mich und bleibt für jeden zum ersten Male in das Land der Hidalgos Reisenden nur Madrid als erste Station. Noch ein anderer wichtiger Punkt ist für jeden Bibliotheksforscher zu bedenken. Er bedarf dringend zu günstiger Aufnahme an kleineren Orten, besonders in klerikalen Bibliotheken, guter spanischer Empfehlungen und bekommt diese am leichtesten und sichersten in Madrid. Auf exotische Empfehlungen giebt der Spanier mit geringen Ausnahmen so gut wie garnichts, Empfehlungsbriefe in fremder — auch französischer — Sprache kann er zumeist kaum oder nicht lesen. Ist der Fremdling ihm aber durch einen Spanier, sei es eine allgemein bekannte Persönlichkeit, sei es ein Bekannter oder Freund (amigo) empfohlen, so öffnet er die Thüren und ist der liebenswürdigste Mensch von der Welt. Also ist es dringend nöthig, Amigos zu haben und zu gewinnen, die entweder Spanier sind, oder doch in Spanien leben oder gelebt haben. Natürlich rede ich hierbei nicht von den sehr spärlich gesäeten Hochgebildeten, sondern von dem Durchschnitt, mit dem man zumeist zu thun bekommt. Also nach Madrid! Die Madrider Bibliotheken sind fast alle öffentlich oder doch halb öffentlich. Die für den Fremden wichtigsten derselben sind die Biblioteca naciondl, die Biblioteca de la Universidad central, die B. de la Faculdad de filosofia y letras, auch S. Isidro genannt, die Biblioteca real, die Bibl. de la academia de historia und die Privatbibliothek des Athenäums. Es macht sich in Madrid mehr als in irgend einer anderen Grossstadt der Mangel der Zentralisation im Bibliothekwesen bemerklich. Wenn alle Madrider öffentlichen Bibliotheken zusammengenommen würden, so käme wohl eine gute, in gewisser Beziehung sogar sehr werthvolle Bibliothek heraus, die zwar kaum an die grössten europäischen in London, Paris und Berlin heranreichen, aber doch den Bedürfnissen genügen würde. Wie die Verhältnisse jetzt liegen, ist das Arbeiten in Madrid recht beschwerlich. Die an Handschriften, Karten, Zeichnungen, Inkunabeln und Archivmaterial reichste, die Biblioteca nadonal, hat zum Gebrauche des grossen Publikums, soweit ich es beurtheilen konnte, nur einen geringen Bücher- Bestand, etwas besser ist es in letzterer Beziehung um die Bibl. de la Universidad central bestellt; man findet dort neben werthvollen Handschriften, dem Erbe der Universität von Alcala de Henares (Complutum) auch eine leidliche Sammlung älterer