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798 PAPIER-ZEITUNG Nr. 22 Kartonnagen Arbeiter. In Chemnitz fand am 11. ds. Mts. eine Versammlung der Kartonnagen Arbeiter statt. Herr Fröhlich aus Burgstädt sprach über das Thema: »Was haben die Karton nagenarbeiter von der Gründung eines Kartonnagenfabrikanten- Verbandes zu erwarten ?« In einstündiger Rede verbreitete sich der Referent über das Thema, hob die Bestrebungen der Fabrikanten, sich zu verbünden, hervor, und empfahl den Anwesenden, dem Beispiele zu folgen und sich auch zu organisiren. Er empfahl den Eintritt in den »Verband der Buchbinder und verwandten Berufsgenossen«. Die Diskussion war rege und wurde durch die Betheiligung zweier Fabrikanten sehr interessant. Einer derselben betonte, dass die Arbeiter von der Vereinigung der Fabrikanten nichts zu befürchten hätten; würden die Preise erhöht und einheitlich geregelt, so kann auch an Erhöhung der Löhne gedacht werden. Auch dieser Herr redete der Organisation der Arbeiter das Wort, warnte aber davor, den Bogen zu straff zu spannen. Die übrigen Redner hielten sich im Rahmen des Referates. Einige Arbeiter traten dem Verband bei. g. Probenschau Glasplatte zum Hektografiren, DRGM 127872 von Martin Schmidt in Berlin SW, Schützenstrasse 75. Um das Hektografir verfahren einfacher zu gestalten, verwendet man seit längerer Zeit statt des Kastens Hektografenblätter. Man braucht dann die Masse nicht von Zeit zu Zeit umzuschmelzen, sondern kann augenblicklich das von beiden Seiten mit Masse überzogene Hektografenblatt von beiden Seiten ausnützen und nach je ein maligem Gebrauch für wenige Pfennige erneuern. Ein Uebel stand blieb jedoch, dass nämlich das Original nicht ein zweites Mal zur Herstellung eines weiteren neuen Negatives verwendet oder wieder genau auf das zuerst genommene Negativ gedruckt werden konnte, um dadurch die Abzugsfähigkeit des letzteren zu erhöhen. Bei vorliegender Neuheit benutzt man zur Her stellung des Originals in hektografischer Tinte nicht, wie es bisher geschah, Schreibpapier, sondern man schreibt das Original auf eine wenig angerauhte Milchglasplatte, unter die man je nach Wunsch ein Linienblatt legt. Diese Glasplatte mit dem darunter befindlichen Linienblatt ist während des Schreibens in einen Rahmen, ähnlich dem einer Schiefertafel, eingespannt. An der einen Seite dieses Rahmens befindet sich eine in genau geschliffenen Scharnieren drehbare Achse, auf der drei Klemmen, welche Aehnlichkeit mit den bekannten Kravattenklemmen haben, befestigt sind. In diese Klemmen befestigt man ein der Grösse des Rahmens entsprechendes Hektografenblatt und klappt dieses auf die Glasplatte, auf der das in hektografischer Tinte hergestellte Original steht. Nach dem nun die Tinte einige Augenblicke auf das Hektografenblatt eingewirkt und darauf das gewünschte Negativ hergestellt hat, wird das Hektografenblatt von der Glasplatte abgehoben und nun kann die Vervielfältigung genau in der gewohnten Weise, wie beim gewöhnlichen Hektografen, beginnen. Kommen nun nach Entnahme einer grösseren Anzahl von Abzügen diese nicht mehr genügend scharf heraus, so klappt man das Hekto grafenblatt wieder auf die Glasplatte, um dem Negativ von der Glasplatte aus wieder neue Farbe zuzuführen. Dies kann man oft wiederholen, denn die Hektografentinte kann nicht in die Glasplatte einziehen. Entfernt wird die Hektografentinte von der Glasplatte mittels eines Schwammes, und man kann unver züglich mit der Herstellung eines neuen Originals beginnen. Bei Maschinenschrift wird das Original mit einem hekto grafischen Farbbande oder Farbkissen auf glattes und zähes Papier, ähnlich dem Pergamentpapier, geschrieben und dieses wie beim Millitograf, Mimeograf oder Cyclostyle in den Rahmen eingespannt. Die Glasplatte kommt dann unter das Original, damit das Originalpapier im Rahmen eine glatte Unterlage hat und straff bleibt. Chromolithografien für die Pariser Weltausstellung aus der lithografischen Kunstanstalt von E. Gr. May Söhne in Frankfurt a. M. Die Kunstkritiker und in ihrem Gefolge die Kunstfreunde haben sich in den letzten Jahren von den chromolithografischen Wiedergaben der Gemälde ab- und jenen schwarzweissen Ver vielfältigungsverfahren zugewandt, die vom schaffenden Künstler selbst ausgeübt werden können, also der sogen. Künstler- Lithografie und der Radirung. Wie berechtigt auch der Wunsch sei, dass der Künstler unmittelbar zum Beschauer rede, dass sich zwischen ihn und den Beschauer kein Fremder dränge, wäre es doch bei der Unentbehrlichkeit der Farbe für den | Kunstgenuss verfehlt, die chromolithografischen Bilder-Verviel fältigungen aus den Wohnungen der Kunstverständigen zu verbannen. Nur Wenigen ist es gegönnt, ihre Zimmer mit Original-Gemälden zu schmücken, und gross ist die Zahl der jenigen, welche die farbig naturgetreue Wiedergabe eines be deutenden Gemäldes gern ihr Eigenthum nennen. Dass die vielfarbigen Chromolithografien, die sogen. Oel- druckbilder, einigermaassen in Verruf gerathen sind, rührt daher, dass sich viele Nachbildungen an Zeichnung und Farbe des Originals plump versündigten. Zwei für die deutsche Buchgewerbe-Ausstellung in Paris angenommene Kunstblätter der oben genannten Firma sind aber so getreue Kopien der Originale, dass deren Urheber in Worten höchster Anerkennung bezeugen, sie hätten es nie gedacht, dass so genaue Ueberein stimmung möglich wäre. Dies Ergebniss war auch nur da durch erzielbar, dass die Farbengebung künstlerisch geschulten Lithografen übertragen war, und dass zum Druck 27 Farben platten verwandt wurden. Das eine Bild ist »Die Brief schreiberin« von Prof. W. von Czachorski in München. Das 72 cm hohe und etwa 1 m breite Blatt zeigt eine junge Dame der Rokoko-Zeit, die darüber sinnt, was sie auf einen von Blumen begleiteten eben erhaltenen Brief antworten soll. Ausführung und Stimmung des Bildes sind vorzüglich. Ebenso gut ist das zweite Bild, »Der Heilige Antonius« von Prof. Martin Feuerstein in München. Es hat im Gegensatz zu dem vorgenannten Hoch format, 100 X 70 cm. Sicherheits-Briefumschlag, DRGM von Hugo Hüpke in Mark neukirchen. Dieser Briefumschlag bezweckt, unbemerkbares un befugtes Oeffnen unmöglich zu machen. Die Verschlussklappen k sind an den mit Klebstoff versehe nen Ueberschlags- stellen zackig aus geführt. Es ist kaum möglich, den Umschlag so zu öff nen, dass alle an der Verschluss stelle befindlichen Zacken g unbe schädigt bleiben, sodass jeder Ver such unbefugten Oeffnens sofort be- merkar wird. Zu erhöhter Sicherheit können die Zacken oder die gummirten Ränder des Kuverts einzeln gelocht (perforirt) werden. Aktendeckel mit bedruckten Innenseiten, DRGM von Martin Hirschlaff in Berlin NW, Mittelstrasse 49. Die in sogenannten Aktendeckeln oder dergl. aufbewahrten Papiere, Urkunden usw. müssen oft einer Kontrolle unterzogen werden, um gesetzliche oder vorgeschriebene Maassnahmen, wie einmalige oder wieder kehrende Zahlungen, Gesuchstermine usw. rechtzeitig zu er ledigen. Die zu diesem Zwecke besonders eingerichteten Fächer verursachen nicht nur höhere Ausgaben, sondern sie behindern auch die Thätigkeit, Uebersichtlichkeit und schnelle Kontrolle, indem sie nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Akten stehen. Zweck der Neuerung ist, die erforderlichen Notizen dadurch in unmittelbaren Zusammenhang mit den Akten zu bringen, dass ein entsprechender Vordruck auf den Innenseiten des Umschlages angeordnet wird. Ein uns gesandtes Muster zeigt einen Umschlag für Patentakten und dgl. Die rechte Innenseite enthält Vordrucke für das Datum der Absendung, der Einreichung, die Nummer und Bekanntmachung der An meldung, das Datum der Erlheilung usw. Die linke Innenseite dient der Aufrechterhaltung des Patentes, sie soll eine Ueber- sicht über Fälligkeit der Jahresgebühren und der Ausübungs nachweise geben und Angaben darüber umfassen, ob und wann die einzelnen Erledigungen stattgefunden haben. Künstlerkarten fertigen Winkler & Schorn in Nürnberg auf neuem Wege an. Die uns übersandten Muster zeigen sowohl Steindruck wie Buchdruck und ahmen in ihrer Gesammtwirkung das Original-Aquarell, nach dem die Platten angefertigt sind, täuschend nach. An Farbenpracht wetteifern sie mit dem Stein druck, an Genauigkeit mit dem Buchdruck. Dabei ist die Ver bindung beider Druckverfahren von bedeutendem Einfluss auf den Druckpreis der Karten, weil bei gleichem Farbenreichthum dieselben Karten wesentlich theurer wären, wenn sie aus schliesslich auf lithografischem Wege hergestellt würden.