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Nr. 22 PAPIER-ZEITUNG 795 Preiserhöhung für Düten Danzig, 13 März 1900 Bezugnehmend auf die am 3. d. Mts. in Berlin stattgefundene Versammlung ost- und norddeutscher Dütenfabrikanten und Papier grosshändler, worüber genauer Bericht in Nr. 19 der Papier-Zeitung enthalten ist, lade ich alle Dütenfabrikanten und Papiergrosshändler aus Ost- und Westpreussen, Reg.-Bez. Bromberg und Cöslin zu einer am Sonntag, 55 d. Mts, vormittags 111/2 Uhr, im Hotel Continental zu Danzig stattfindenden Versammlung höflich ein. TAGES-ORDNUNG: 1. Bericht über die Versammlung vom 3. d. Mts. in Berlin. 2. Besprechung betreffs Gründung eines Vereins ostdeutscher Dütenfabrikanten und Papiergrosshändler. 3. Preiserhöhung und Mindestpreise für Düten, Beutel und Stapel packpapiere. 4. Mindestpreise für Druck. 5. Mindestquantitäten. 6. Rechnung der Emballage resp. Berechnung Brutto für Netto. 7. Stellungnahme gegen Fabrikanten und Agenten, welche Ver braucher besuchen. 8. Stellungnahme gegen mit Papier handelnde Nichtpapierhändler. Eine rege Betheiligung und schriftliche, vorhergehende Anmeldung wäre erwünscht. Für die Sektion Ost- und Westpreussen und Reg-Bez. Bromberg: Heinrich Jacobsohn Inhaber der Firmen J. H. Jacobsohn und Edwin Groening, Danzig Vereinigung ost- und norddeutscher Dütenfabrikanten Sektion Berlin Die in Nr. 20 der Papier-Zeitung angekündigte Versammlung wurde am 12. d. Mts. um 41/2 Uhr von Herrn Wahrburg eröffnet. Er wies auf den in Nr. 19 der Papier-Zeitung abgedruckten Bericht der in Berlin am 3. d. Mts. abgehaltenen Versammlung »Ost- und Norddeutscher Düten-Fabrikanten« hin. Die Vereinigung bezeichnet sich als »Sektion Berlin«. Es werden Mindestpreise für graue, unsatinirt braune, satinirt braune, dunkelblaue und hellblaue Düten festgestellt. Wieder verkäufer dürfen nur zu den festgesetzten Mindestpreisen an Verbraucher verkaufen. Bei Bezügen von mehr als 5 Ztr. ab tritt ein Nachlass ein, dessen Höchstbetrag festgestellt wird; ferner wird ein Mindest-Druckpreis pro Ztr. Düten festgestellt. Die Berechnung von Satzkosten wird Jedem freigestellt. Mindest-Quantitäten wurden nicht normirt; ferner wurde Auf schlag für kleine Düten von /epfündigen an festgesetzt. Bezüglich der Verpackung bei Stückpreisen wird be schlossen: »Extra-Verpackung wird berechnet«. Stellungnahme gegen Agenten, welche Verbraucher auf suchen, ebenso gegen Darmhändler usw. wird der Berathung der vereinigten Papier-Grosshändler Berlins überwiesen. Es wurden Mindestpreise für Butterpapier, stark und dünn, festgesetzt, unter Zulassung der bei Düten eingeräumten Nach lässe. Für den Druck von starkem und dünnem Butterpapier werden Mindestpreise festgesetzt. Für Pergament-Ersatz, stark und schwach, wurde ein Mindestpreis von 30 M. festgesetzt, desgleichen verschiedene Mindestpreise für den Druck von 120, 90 und 60 g/qm schweren Pergamentersatz-Papiers. Es wird beschlossen, eine weitere Versammlung am 26. d. Mts. im Restaurant Hickel abzuhalten, wozu die am 12. abwesenden Herren besondere Einladung erhalten. Preiserhöhung für Kartonnagen Hannover, im März 1900 Kaum sind nach den Berichten der Fachzeitungen die Kartonnagen- Fabrikanten in einigen Städten und Landestheilen zwecks der seit Jahren angestrebten Aufbesserung der Preise zusammengetreten, als auch schon die Kundschaft sich rührt, um das ihr drohende Un gewitter nach Möglichkeit von sich abzuwälzen. Firmen, die niemals von uns bezogen haben, Verbraucher von zum Theil ganz gewöhnlichen Kartons aus Thüringen und sogar aus Baiern, also von weit her, wo der Frachtunterschied unter gewöhnlichen Verhältnissen von vornherein jeden Mitbewerb ausschliesst, versuchen jetzt ihren Bedarf bei anderen als ihren bisherigen Lieferanten sozu sagen im Submissionswege unterzubringen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass jedes auf eine solche Anfrage gemachte Angebot der unser Fach so schwer schädigenden Preisdrückerei die Wege ebnet. Auf derartig durchsichtige Anfragen geben wir unter keinen Umständen Preise ab, sondern fordern feste Auftrag-Ertheilung zu einem gegebenen Preis und behalten uns vor, den Auftrag dann anzunehmen oder abzulehnen. Dies Mittel hilft in den meisten Fällen. Der Fragesteller ant wortet darauf entweder garnicht oder giebt seiner Verwunderung Ausdruck über solche, wie er meint, eigenartige und wenig kauf männische Gepflogenheit und räth dringend dazu, diesen Weg im Interesse der »wirklich beabsichtigten« Geschäftsverbindung zu ver lassen. Solche Briefwechsel sollten seitens der Herren Kollegen ihren zu ständigen Fachvereinigungen zur Klärung der Sachlage überwiesen werden. Angemessenes und taktvolles Vorgehen seitens der Vorstände dürfte die Fragesteller davon überzeugen, dass die geringfügigen Preiserhöhungen durch die vorliegenden Verhältnisse mehr als ge boten sind. Rob. Leunis & Chapman, Kartonnagenfabrik Alte Abschlusspreise Den Vertretern wird häufig von den Kunden mitgetheilt, dass man noch zu billigeren Preisen kaufen könne, geflissentlich aber ohne hinzuzulügen, dass es sich da meist um alte, oft ja noch weit hinaus reichende Abschlüsse handelt. Zum Beweise hierfür wird dann auch zuweilen eine Faktura vorgezeigt. Um nun diesem Unfug zu steuern, dürfte es sich empfehlen, in allen Rechnungen, soweit sie sich auf alte billigere Abschlüsse be ziehen, vermittels eines Gummistempels dicht an der Preiszahl und womöglich in schräger Stellung (damit nicht durch die zuweilen be liebte Verdeckung der oberen oder unteren Hälfte des Blattes dieser Stempel mit verdeckt werden kann) aufzudrucken: allev ^SlC'ScfltuSS M. 25.— = M Hierdurch würde man auch den Käufern bei jeder solchen Faktura in Erinnerung bringen, dass sie nach Ablauf der alten Abschlüsse mit höheren Preisen zu rechnen haben werden. R. Versammlung bairischer Papierwaaren-Fabrikanten Dem Protokoll der am Sonntag, 11. d. Mts., in München stattgehabten Versammlung entnehmen wir Folgendes: Herr Hintermaier (Augsburg) begrüsste die anwesenden Herren und dankte für ihr Erscheinen. Hierauf wurde die Anwesenheit von 11 Herren festgestellt, welche die bedeutendsten Firmen des Landes vertraten. Herr Hintermaier, Fa. Augsburger Dütenfabrik wurde zum Vor sitzenden, und Herr Kurz, Fa. Eger & Comp München zum Schrift führer einstimmig gewählt. Zustimmende schriftliche Erklärungen für die in Stuttgart aus gearbeitete Preisskala haben 3 nicht vertretene Firmen gegeben. Herr Eger theilt mit, dass eine Firma der Preiserhöhung zu stimmt. vorausgesetzt, dass zwei andere Firmen die in Stuttgart aus- gearbeite Preisliste anerkennen. Herr Hintermaier hebt nochmals die unbedingte Nothwendigkeit zur Annahme der festgesetzten Preise für Düten und Beutel aus braun Lederpack ganz besonders hervor und empfiehlt dieselben anzunehmen. Hierauf ersucht Herr Niedermaier um Feststellung eines Ver zeichnisses sämmtlicher Papierwaarenfabriken, doch erscheint es nicht nothwendig, da sämmtliche in Betracht kommenden Firmen persönlich oder schriftlich vertreten sind. Ein Theilnehmer kann die festgesetzten Rabattsätze bei Abnahme grösserer Mengen von Düten und Beuteln nicht befürworten. Auch müssten Mengen festgestellt werden, um als Wiederverkäufer gelten zu können. Desgleichen erscheine der Preis von grau Schrenz, Gewichtswaare, zu niedrig angesetzt. Franko-Lieferung sollte gestrichen werden. Nach Abstimmung waren sämmtliche persönlich oder schriftlich ver tretenen Firmen im Prinzip mit der Preiserhöhung einverstanden. Herr Kurz regte eine Vereinigung der Münchener Firmen (in begriffen Pasing, Landshut und Rosenheim) an, was Anklang fand. Herrn Hermann Ganter (Fa. Gebrüder Ganter) wurde die Einberufung zu einer Besprechung in den nächsten Tagen übertragen. Nach einer kurzen Debatte wurde die Versammlung um 1/22 Uhr geschlossen, worauf Herr Niedermaier dem Vorsitzenden, Herrn Hintermaier, den Dank der Versammlung aussprach. Handlungsgehilfen und Preiserhöhung Meine Ausführungen in Nr. 16 bestreiten keineswegs die Noth wendigkeit einer Gehaltsaufbesserung, sondern richten sich nur gegen den eingeschlagenen Weg. Ein Vorschlag wie in Nr. 14 ist den um das Wohl ihrer Angestellten besorgten Prinzipalen gegenüber nicht erforderlich, und den anderen Theil derselben wird er nicht bessern. Es ist durchaus unrichtig, den Missstand darin zu finden, dass billige Arbeitskräfte gesucht werden, sondern darin, dass Gehilfen in die traurige Lage kommen, um Hungerlöhne arbeiten zu müssen, liegt der Kern der Sache. Die Leitungen verschiedener Berufsvereine stehen zweifellos mit mir auf dem Standpunkte, dass mit einer Bitte an die selbständigen Kaufleute die soziale Nothlage unseres Standes nicht gehoben wird, und dass es in erster Linie erforderlich ist, Selbstgefühl und Standesbewusstsein in immer weitere Kreise der deutschen Handlungsgehilfenschaft hinein zu tragen. Es ist und bleibt unsere Sache, und nicht Sache der selbständigen Kaufleute, das Handlungsgehilfen-Elend aus der Welt zu schaffen, und nur der Zu sammenschluss aller Berufsgenossen ist der sicherste Weg zur Besserung. Das schliesst natürlich nicht aus, dass wir auf die Unter stützung der selbständigen Kaufleute hierbei rechnen und solche wohl zu würdigen wissen, aber vor allen Dingen heisst es in unserer Zeit »Selbst ist der Mann«. Mitglied Nr. 13197 des D. H. V.