Volltext Seite (XML)
Das deutsche Papierfach in 1899 Lage des Weltmarktes Obwohl in Berlin keine eigentlichen Papierfabriken bestehen, so ist doch die Entwicklung der Papierfabrikation im Deutschen Reiche für die Reichshauptstadt, als den grössten Verbrauchs- und Stapel platz, von hoher Bedeutung, da hiervon die Marktlage für Papier wesentlich abhängt. Es erscheint daher angemessen, den Bericht über die einzelnen Zweige des Papierfaches mit einer Uebersicht des Standes der Papierfabrikation zu beginnen, umsomehr, als die meisten be deutenden Papierfabriken Deutschlands in Berlin Niederlagen oder Vertreter haben. Im Berichtsjahre 1899 hat sich in der Marktlage für Papier eine Wandlung vollzogen, die, falls sie anhält, dem Erwerbszweig Vortheil bringen dürfte. In den vorhergehenden Jahren waren die Preise der wichtigsten Roh- und Hilfsstoffe der Papierfabrikation, wie Holz und Kohlen, ebenso die Arbeitslöhne stetig in die Höhe gegangen, ohne dass der Preis des Fabrikats nachgefolgt wäre. Vielmehr wiesen die Preise der Massen-Erzeugnisse, z. B. der billigen Druck- und Pack papiere sowie der Pappen, einen Rückgang auf. Dabei fehlte es den Deutschen Papierfabriken durchaus nicht an Beschäftigung, der Preis druck entstammte aber dem Umstande, dass der Weltmarktpreis an dauernd zurückwich. Skandinavische und Nordamerikanische Fabriken unterboten sich gegenseitig auf dem Londoner Markt und sandten auch nach den Deutschen Hafenstädten überaus billige Angebote. Die Skandinavier waren Dank ihrem Reichthum an Holz und Wasser kräften sowie Dank billigen Wasserfrachten in der Lage, niedrige Angebote zu machen, die Amerikaner hingegen betrieben die Ausfuhr vornehmlich zur Entlastung ihres heimischen Marktes und verkauften nach dem Auslande ohne Nutzen oder sogar mit Schaden, um die Ueberfüllung des dortigen Marktes zu verhindern und daselbst die Preise hochhalten zu können. Dieses Vorgehen konnte einheitlich durchgeführt werden, nachdem sich die bedeutenderen, etwa 80 pCt. der Amerikanischen Druckpapier-Fabrikation umfassenden Betriebe zu einer grossen Aktiengesellschaft vereinigt hatten und unter dem Schutz der hohen Einfuhrzölle der Vereinigten Staaten dort die Preise vor schrieben. Den ersten Anstoss zu einem Umschwung gaben der Spanisch- Amerikanische Krieg und der darauf folgende geschäftliche Aufschwung in denV.St. Der Bedarf an Zeitungspapier stieg in denVereinigten Staaten sosehr, dass deren gesammte Erzeugung zu vollem Preise daselbst Ab satz fand. Hierzu kam, dass der Sommer 1899 äusserst wasserarm war, wodurch einerseits Mangel an Holzschliff, dem durch Wasser kraft erzeugten Hauptrohstoff für billiges Papier, entstand, andrer seits die Produktionsmenge der meist auf Wasserkraft angewiesenen Amerikanischen Papierfabriken empfindlich beschränkt wurde. Die Amerikanische Papierfabrikation, die noch vor einem Jahre als Mit bewerberin so gefährlich erschien, ist gegenwärtig vom Kampfplatz nahezu verschwunden; es kann sogar mit einigem Grund angenommen werden, dass Amerika zunächst eher als Käufer Deutschen Papiers und Papierstoffs denn als Konkurrent auftreten wird. In Skandinavien sowie in Finland war der Sommer 1899 gleich falls ungewöhnlich trocken; auch für den Winter 1899/1900 wird starker Wassermangel befürchtet. Dies trug ebenso zur Festigung des inter nationalen Papiermarktes bei wie die im Hauptabsatzgebiete jener Länder, nämlich im Britischen Reiche, eingetretene Steigerung des Bedarfs, die im letzten Viertel des Berichtsjahres eine besondere Folge des Südafrikanischen Krieges war. Ueberdies trat eine kräftige Zu nahme des einheimischen Verbrauchs ein. Allerdings ist trotz dieser augenblicklich günstigen Marktlage zu erwarten, dass die durch Holz- und Wasserreichthum begünstigten Staaten beim Wechsel der Konjunktur wieder auf dem Deutschen Markte erscheinen. Aus dieser Annahme erklärt sich das vom Verein Deutscher Papierfabrikanten vertretene Streben, die Deutschen Ein fuhrzölle auf Papier einigen Staaten gegenüber zu erhöhen, anderen gegenüber mindestens auf ihrer jetzigen Höhe zu erhalten. Erhöhung wird von dieser Seite namentlich gegenüber Oesterreich gefordert, wo wohlfeiles Holz und billige Hadern sowie niedrige Löhne den Wett bewerb mit Deutschland erleichtern. Freilich wiesen demgegenüber andere ebenfalls namhafte Interessentengruppen der Papierfabrikation und Papierverarbeitung darauf hin, dass weit wichtiger als eine Er höhung der Deutschen eine Herabsetzung der ausländischen Zölle sowie eine Beseitigung anderer die Ausfuhr erschwerender Umstände wäre. Hierauf wird in der Einzelbesprechung des Näheren einzu gehen sein. Im Jahre 1899 wurden 427 067 dz Papier und Pappwaaren im Werthe von 15273000 M. nach Deutschland eingeführt, um 4588 dz weniger und 687 000 M. mehr als im Vorjahre. Die Ausfuhr an diesen Waaren betrug 1899 1887508 dz im Werthe von 98215 000 M., also um 9478 dz und 2800000 M. mehr als im Jahre 1898. Druckpapier Die seit Jahren dauernde Rückwärtsbewegung der Druckpapier preise hielt auch in der ersten Hälfte des Jahres 1899 an. Von da ab machte sich eine allmälige Versteifung des Marktes bemerkbar, die gegen Jahresschluss zu einer geringen Preiserhöhung seitens ein zelner Fabrikanten führte. Die rege Nachfrage nach Druckpapier im Auslande und der Entschluss einer grossen Zahl Deutscher Druck papier-Fabrikanten, eine gemeinsame Verkaufsstelle zu gründen, waren hauptsächlich von Einfluss auf die Besserung des Marktes. Diese von einem Ausschuss der Fabrikanten geleitete Verkaufsstelle soll aus schliesslich befugt sein, die Erzeugnisse der vereinigten Fabriken zu verkaufen, und zwar zu Preisen, die eine genügende Verzinsung des in den Betrieben arbeitenden Kapitals gewähren. Die Verkaufsstelle soll ferner die Befugniss haben, die Erzeugung aller oder einzelner Fabriken zeitweilig einzuschränken. Da sich nahezu neun Zehntel der Deutschen Druckpapier-Fabrikanten der Uebereinkunft anzuschliessen beabsichtigen, die von den namhaftestenlndustriellen ins Werk gesetzt und von kapitalkräftiger Seite gestützt ist, so besteht alle Wahr scheinlichkeit dafür, dass die gemeinsame Verkaufsstelle zu Stande kommen wird. Von dem neuen Post-Zeitungs-Tarif mit seinen vielfach höheren Sätzen für Beförderung umfangreicher, aber billiger Tagesblätter und namentlich von der Bestimmung, dass die Postgebühr vom 1. Januar 1901 an auch nach dem Gewicht der beförderten Zeitungen bemessen wird, befürchten einige Interessenten eine schädigende Wirkung *’auf den Druckpapier-Verbrauch, da die Zeitungsverleger sich veranlasst sehen werden, möglichst leichtes Papier für Zeitungen zu verwenden. Nach feinem Druckpapier zu besseren Ausführungen herrschte während des ganzen Berichtsjahres rege Nachfrage, und die Fabriken solcher Papiere waren ständig gut und lohnend beschäftigt. Seitdem die sogen. Autotypie-Klischees den Holzschnitt aus dem Gebiet der Zeitschriften und Bücher-Illustrationen nahezu verdrängt haben, ist die Nachfrage nach Papier von vollkommen glatter Fäche erheblich gewachsen. In den Vereinigten Staaten und in England ist für den Illustrationsdruck seit vielen Jahren fast ausschliesslich gestrichenes Papier in Gebrauch, und auch Deutsche Verleger bezogen bis vor einigen Jahren Papier dieser Art meist aus dem Auslande. Die Er zeugung guter, dünn gestrichener, sogenannter Kunstdruck-Papiere in Deutschland hat seither derart zugenommen, dass der Deutsche Markt trotz steigenden Verbrauchs hierin von der ausländischen Industrie nahezu völlig unabhängig geworden ist. Ein langwieriger Patent streit zwischen einer Berliner chemischen Fabrik und einer Süd deutschen Papierfabrik stand bisher der Verbreitung eines in Deutsch land erdachten und vervollkommneten Verfahrens im Wege, mittels dessen man Kunstdruckpapier von besonders vortheilhaften Eigen schaften herstellen kann. Gegen Ende 1899 schlossen die streitenden Parteien einen Vergleich, und es ist zu erwarten, dass die allgemeine Einführung des neuen Verfahrens (Befestigung des mineralischen Strichs auf dem Papier mittels Kasein und Formaldehyd) die Leistungs fähigkeit der Fabriken erhöhen wird. Die Einfuhr von Druckpapier betrug 1899 8715 dz im Werthe von 134000 M., gegen 3889 dz im Werthe von 138000 M. im Jahre 1898. Die Ausfuhr erreichte 1899 247 875 dz im Werthe von 5 949 000 M. gegen 295358 dz im Werthe von 7088000 M. im Jahre 1898. (Aus dem Jahresbericht des Vereins Berliner Kaufleute u. Industrieller) (Fortsetzung folgt) Export Geschäftsbücher €ngros besserer Art Conto Riefenstahl Berlin Bücher-Fabrik Zumpe & Co. 0.27. Amt VII, 5105 Stadtbahn Jannowitzbrücke Holzmarktstr. 67 1869 gegründet . . Staatsmedaillen .... Personal 200 « Druckerei für Eontor-Bedarf. • (106098 Hbreiss-Kalender. S Filztücher S für Papier-, Pappen- Holzstoff- und Cellulose-Fabriken liefern Reinh. Bruch & Co., Filztuch-Fabriken Preuss.-Moresnet, Rheinland [H 8609