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38 PAPIER-ZEITUNG Nr. 2 hält es mit seiner kaufmännischen Ehre für unvereinbar, seine Kom missionäre zu umgehen, er verzichtet lieber auf bedeutende Geschäfte. Leider sündigt in dieser Beziehung der deutsche Fabrikant sehr viel und trägt durch kopflose Angebote an Konsumenten sehr häufig zur Verschlechterung der Preise bei. Durch meine eigne Erfahrung bin ich in der Lage, hierfür genügende Beispiele anzuführen. Der Händler verfügt beim Verkauf durch seinen Verkehr mit den Verbrauchern über eine bei weitem grössere Erfahrung als der Fabrikant und wird in der Lage sein, demselben mit gutem Rath und That zur Seite zu stehen. Gelingt es, zwischen den Fabrikanten und Händlern eine Einigung zu erzielen (nach meiner Ueberzeugung kommen nur gute Fabriken in Frage, da eine dauernde Abnahme eines minderwerthigen oder nachlässig gearbeiteten Fabrikats ausgeschlossen ist) so werden beide Parteien Vortheile haben. Es werden sich viele Auswüchse, z. B. solche, die sich bei der Abrechnung nach dem Zählapparat bei Rollen papier zeigen, aufheben lassen. Ebenso befürworte ich einen innigeren Anschluss der Händler. Durch eine Aussprache werden auch Auswüchse im Handel bekämpft werden können, ohne dass es nothwendig sein wird, kleineren Händlern ihr Dasein zu verleiden. S. Neujahrs-Bettelei Aus Norddeutschland Ich lenke Ihre Aufmerksamkeit auf einen meines Wissens nur in Oesterreich bestehenden Missbrauch, nämlich auf die Neujahrsbettel karten des Personals grosser und kleiner Geschäfte. In Deutschland stellen sich zwar auch Schornsteinfeger und Müllmann ein, aber Kauf leute halten dies Verfahren doch für unter ihrer Würde. K. Alljährlich erneut sich die Klage über diese Neujahrs- Bettelei. Die Karten lauten meist: »Die besten Glückwünsche zum Jahreswechsel vom Personal der Firma A. B. in C.« und haben ausschliesslich den Zweck, von der beglückwünschten Firma einige Mark Neujahrgeld zu erobern. Die Firmen sollten diesen Missbrauch ihren Angestellten verbieten, da der Empfänger solcher Karten annehmen kann, die Angestellten seien so schlecht bezahlt, dass sie zu ihrem Lebensunterhalt bei fremden Leuten betteln müssen. Pappwaaren aus flüssigem Papierstoff Aus Ober-Italien In Nr. 103 der Papier-Zeitung von 1899 sehe ich unter Anderem, wie in der Abtheilung für »Papier-Fabrikation« ein amerikanisches Verfahren mittels perspektivischer Bilder erläutert wird, wodurch man Pappwaaren aus flüssigem Stoff erzielen kann. Das alte italienische Verfahren, welches auf dem gleichen Prinzip beruhte, für den gleichen Zweck bestimmt war und schon seit 25 Jahren verlassen wurde, war einfacher, perfekter, funktionirte sicher und automatisch. W. D. Zum Schluss des Aufsatzes in Nr. 103 v. J. hatten auch wir darauf hingewiesen, dass wir das neu patentirte Verfahren für mindestens 40 Jahre alt halten. Klebstoff für Papierhülsen Aus Oesterreich Was giebt man einem Klebstoff, Gemisch aus Tischlerleim und Weizenstärke, bei, damit solcher unempfindlich gegen Feuchtigkeit wird? Unsere Waaren, Papierhülsen und -Spulen, die wir mit dem Klebstoff arbeiten, sind nach guter Trocknung sehr hart, während sie in unserem Magazin aufbewahrt, nach kurzer Zeit wieder weich werden, was wir dem ungenügenden Klebstoff zuschreiben. Sollte Ihnen ein geeignetes entsprechendes Mittel unbekannt sein, so bitten wir Sie, die Frage in der Papier-Zeitung zur Aussprache zu bringen. M. Wir kommen obigem Wunsch mit der Bemerkung bei, dass im Anzeigen - Theil der Papier - Zeitung mehrere zuverlässige Firmen Klebstoffe anbieten, darunter gewiss auch für den Frage steller geeignete. Probiren geht über Studiren 1 Die Empfehlung bestimmter Handelsmarken im redaktionellen Theil müssen wir ablehnen. Red. Mindestpreise für Pappen in Frankreich Am 18. November v. J. beschlossen die französischen Pappenfabrikanten Folgendes: 1. Der Preis für 100 kg versteht sich netto ohne jeden Abzug. 2. Bei Baarzahlung darf höchstens ein Skonto von 1 pCt. gewährt werden. 3. Die nachstehenden Mindestpreise gelten frei Paris oder Parität Paris. 4. Die Fabrikanten werden allen Wiederverkäufern die Bedingung auferlegen, nicht unter den nachstehenden Mindestpreisen zu verkaufen. Stroh- und Hadernpappe (paille) (pte) ungeglättet, unbeschnitten . 17 Frank „ beschnitten .19 „ einseitig geglättet, über 800 g/qm schwer 23 » beiderseits » » 800 » » 26 » einseitig » » 600 » » 24 » beiderseits » » 600 » 27 » einseitig » » 400 » » 25 » beiderseits » w 400 » » 28 » Weisse Holzschliffpappe Ueber 250 g/qm 27 Frank Unter 250 » 28 „ Braune Holzschliff- (sogen. Leder-) Pappe Ueber 250 g'qm 27 Frank Unter 250 „ 28 „ in Rollen hergestellt 28 „ Gemischte oder unechte Lederpappe (mixte) (simili) (cuir) 24 Frank die 100 kg Die unterzeichneten Pappenfabrikanten verpflichteten sich, vom 1. Dezember 1899 an keine Pappe unter obigen Preisen zu verkaufen, und setzten den 3. März 1900 als nächsten Ver ¬ sammlungstag an. (Boniteur de la Papeterie.) Fortschritte der Buntpapier-Fabrikation Fortsetzung zu Nr. 99 Friktions-Kalander Nicht unbedeutender Wettbewerb erwuchs der Glätte durch den Friktions-Kalander, und man darf annehmen, dass dieser bei dem zum Theil unter die Selbstkosten gesunkenen Preis für Glanzpapiere die Steinglätte immer mehr verdrängen würde, wenn die Kosten des Glättens nicht infolge der billigen Be dienung und des geringen Kraftverbrauchs der Steinglätten niedriger wären als die des Friktionirens. Dies trifft nament lich dort zu, wo eine grosse Anzahl Glättmaschinen arbeiten. Für Druckzwecke eignet sich das völlig flachliegende friktionirte Papier besser als das mit Stein geglättete, weil dieses ge wöhnlich etwas wellig ausfällt. Zu Kartonnagen hat man dem mit Stein geglätteten Papier bisher immer den Vorzug ge geben, weil solches Papier beim Aufkleben weniger an Glanz verliert als friktionirtes. Ausserdem rollt sich scharf friktionirtes Papier beim Bestreichen der Rückseite mit Klebstoff mehr zusammen als geglättetes. Der erste Uebelstand lässt sich durch Waschfähigmachen des Farbstriches beseitigen, ob aber das Einrollen durch Anwendung besonders weicher Papier walzen am Friktions-Kalander ganz beseitigt werden kann, ist zweifelhaft, denn erstens wäre auf zu weichen Walzen nicht genügend Glanz erreichbar, und dann würden sich weiche Walzen mit der Zeit doch zusammenarbeiten und von selbst härter werden. In Kattundruckereien kannte man den Friktions-Kalander schon vor Einführung der Streichmaschine in die Buntpapier fabrikation, und die ersten Versuche des Friktionirens von efärbtem Papier wurden auf Friktions-Kalandern in Kattun- ruckereien ausgeführt. Das Gelingen dieser Versuche veranlasste die Einführung des Friktions-Kalanders in die Buntpapierfabrikation. Die Friktions - Kalander in Kattun druckereien waren sehr schwer und kompakt gebaut, ebenso baute man auch die ersten Maschinen für Buntpapier, nament lich in England. Welche Buntpapierfabrik in Deutschland zuerst friktionirte, wird sich wohl kaum feststellen lassen. In Sachsen dürfte H. Gmeiner in Goldbach den ersten Friktions- Kalander aufgestellt haben, welcher aber sehr wenig zufrieden stellend gewesen sein muss, denn Herr Gmeiner warnte damals in einer Buntpapierfabrikanten-Versammlung die anderen Herren vor solchen Maschinen. Einige Zeit darauf, als Herr G. einen zweiten, wahrscheinlich zweckmässiger gebauten Kalander auf- gestellt hatte, schien das Misstrauen gegen diese Maschine mehr und mehr zu schwinden, und eine Fabrik nach der anderen versah sich damit. Wenn man mit dieser Maschine nicht gleich allgemein zufrieden war, so mag wohl viel daran gelegen haben, dass die Papierwalzen in den meisten Fällen zu hart waren, man hatte noch zu wenig Erfahrung und wusste nicht, welche Art Papier die bestgeeignete für Friktions-Kalanderwalzen zu Buntpapierzwecken sei. Ausser dem mag der Friktionsgrad nicht immer richtig gewesen sein,