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Rr. II PAPIER-ZEITUNG 371 Organisation der Steindruckereibetriebe herbeizuführen, bislang ge scheitert, so werden meines Erachtens die Kartonnagenfabrikanten nie die äussere Grundlage einer festgefügten Vereinigung finden, die nöthig ist, um den inneren Ausbau, wie bei den Buchdruckerei- Besitzern, auszuführen. Das liegt in der Art des Geschäftsbetriebs und in der Vielgestaltigkeit seiner Fabrikate. Heutzutage ist jeder kleine Buchbinder auch zugleich Kartonnagen- Fabrikant. Der Mann macht, wenn ihm Zeit dazu gelassen wird, Alles und zwar möglichst ohne jede Kalkulation, jedoch billiger, unbedingt viel billiger wie jeder andere Konkurrent. Alle diese Leute müssten nothwendiger Weise in die geplante Vereinigung mit eingeschlossen sein, wenn die Sache Hand und Fuss haben soll. Und das ist zweifellos ein Unding. Dass diese Herren an der geplanten Versammlung über dies nicht theilnehmen werden, ist wohl anzunehmen. Kurz, es dürfte sich als ein vergebliches Bemühen erweisen, in diese verrotteten Zustände mit bessernder Hand einzugreifen, da nichts dabei heraus kommen kann. Trotz alledem ist jede Anregung und jedes Anstreben zu irgend welcher Vereinigung der sich als Konkurrenten leider oft so feindlich gegenüberstehenden Kollegen mit Freuden zu begrüssen. Die gegen seitige Aussprache der Anwesenden könnte vielleicht Anlass werden, dass, wie in dieser Zeitschrift schon hervorgehoben ist, endlich auch den Unverbesserlichen unter uns die Erkenntniss aufginge, dass bei der Preisschleuderei der Kartonnagenfabrikant selbst und ganz allein der leidende Theil sei. Wenn aber jeder ordnungsmässig handelnde und kaufmännisch rechnende Kollege sich das heilige Gelübde ablegen würde, mit min destens 881/3 pCt. Aufschlag hinfort zu kalkuliren und niemals wieder von dieser selbstgewählten Bahn abzu weichen, dann würde die jetzige Misere bald ein Ende haben. Hannover, 1. Februar 1900 Fettbacli in Firma Rob. Leunis & Chapman Preiserhöhung für Düten und Beutel Versammlung in Hannover, Sonntag, 11. (nicht am 10.!) Februar im Hotel Rheinischer Hof Vorbesprechung vormittags 111/2 Uhr, Hauptversammlung nachmittags 21/2 Uhr. Fachgenossen aus Braunschweig, Hannover und Nordwest deutschland werden ersucht, sich brieflich bei Herrn Otto Hollborn in Alfeld anzumelden. Um zahlreiche Betheiligung wird gebeten. *** Ranzig, 1. Februar 1900 Dem Einsender »Aus Ostpreussen« in Nr. 9 möchte ich empfehlen, meinen Aufruf in Nr. 4 durchzulesen, worin ich zuerst zu gemein samem Vorgehen der Papier-Grosshändler aufforderte. Es ist leider aus der Einsendung in Nr. 9 nicht zu ersehen, ob der Verfasser Papier fabrikant oder -Händler ist. (Die Einsendung in Nr. 9 trug dieselbe Ueberschrift wie die obige, auch aus dem Inhalt ging hervor, dass der Einsender Dütenfabrikant ist. Red') Wie ich in meinem Aufsatz in Nr. 4 erwähnt habe, bin ich für strikte Durchführung einer Preiserhöhung, welche nur zum Vortheil für alle Theile sein kann. Indessen spielt in der Hauptsache dabei der Grosshändler eine Rolle. Es wäre doch sicher angebracht, wenn sich die grösseren Papierhändler und vielleicht auch Dütenfabrikanten im östlichen Deutschland zu gemeinsamem Handeln und einem reellen Streben für Verbesserung der Papierlage vereinigten. Meiner Ansicht nach wäre immerhin die Reichshauptstadt der geeignetste Platz, an dem eine Versammlung tagen könnte, denn die Mehrheit der sich zu dieser Versammlung einfindenden Herren dürfte Berlin am nächsten wohnen. Auch müsste man damit rechnen, dass sich die Grosshändler Berlins der Vereinigung ebenfalls gern an schliessen würden. Es wäre mir angenehm, wenn sobald als möglich Gegenvorschläge gemacht würden. Heinrich Jacobsohn, Inhaber der Firma: J. H. Jacobsohn Papiergrosshandlung * * * Aus Ostpreussen Infolge der Anregung der Papier-Zeitung zu einer Versammlung der Düten-Fabrikanten Ost- und Westpreussens theile ich mit, dass ich einer Vereinigung zwecks Erzielung besserer Preise gern beitreten würde. Als Versammlungsort halte ich Danzig nicht für besonders geeignet, da es im äussersten Winkel von Westpreussen liegt und nicht die besten Bahnverbindungen hat. Königsberg wäre wohl der passendste Ort, allenfalls auch Elbing. In Königsberg selbst sind wohl am meisten Düten-Fabrikanten und Agenten, auch Tilsit, Inster burg, Gumbinnen, Tapiau, Rastenburg, Danzig, Pr. Stargard und die westpreussischen Fabriken haben gute Verbindung dorthin. K. x. « -X- Aus Ostpreussen Mit Interesse habe ich in Nr. 9 die Anregung zu einer Versamm lung in Danzig gelesen. Der Herr Einsender spricht mir aus der Seele, jedoch möchte ich als Versammlungsort Königsberg i. Pr. Vor schlägen, da Danzig für Interessenten aus Insterburg, Tilsit und Gumbinnen zu weit ab liegt und Königsberg den Mittelpunkt bildet. Bereits im vorigen Monat wurden von meiner Seite Schritte zu einer Verständigung unternommen, sie scheiterten leider an der Unzu gänglichkeit eines Herrn, der jedenfalls nicht über die gesammte Lage unterrichtet war, da er zu meiner grossen Verwunderung die Papier-Zeitung nicht hält. Hoffentlich gelingt es jetzt den gemeinsamen Anregungen, eine Einigung zu erzielen. N. Fachgenossen in Berlin, Danzig, Königsberg sollten die Vorarbeiten zu Versammlungen in die Hand nehmen, Ort und Stunde bestimmen, in ihrem Bekanntenkreis für die Vereinigung wirken usw. Weitere Erhöhung der Druckpapier-Preise Am 2. d. Mts. fand in Leipzig, Hotel Kaiserhof, eine Ver sammlung sämmtlicher sächsischer und thüringischer Druck papierfabrikanten statt. In derselben wurde festgestellt, dass Kohlen trotz 100 bis löOprozentiger Preiserhöhung nicht mehr zu beschaffen sind, und dass verschiedene grosse Papier fabriken, falls der Streik anhält, gezwungen sein werden, ihren Betrieb einzustellen. Angesichts der längst eingetretenen durchschnittlich 20prozentigen Preissteigerung fast sämmtlicher Rohstoffe wurde ferner beschlossen, eine entsprechende weitere Preiserhöhung auch für Druckpapiere sofort durch zuführen. Zur Erhöhung der Tintenpreise Auf die der Papier-Zeitung und mir direkt zugegangene Bekannt machung der deutschen Tintenfabrikanten bezugnehmend, muss ich meiner Entrüstung über die den Händlern darin angedrohten Boykott- Maassregeln Ausdruck geben. Ueber die Berechtigung zu einer Preis erhöhung möchte ich nicht streiten, aber es ist noch von keinem anderen Zweig des Papierfachs in dieser schroffen Weise ein Druck auf die bisherigen Abnehmer versucht worden. Die noch ausserhalb des Ringes stehenden Fabrikanten unter den selben Hut zu bringen ist doch lediglich ein Privat-Interesse der verbündeten Fabrikanten, aber die Händlerschaft als Waffe zu be nutzen ist doch ganz unwürdig und meines Erachtens auch ganz un wirksam. Die verbündeten Fabrikanten sollten doch nicht vergessen, dass trotz ihrer zum Theil sehr grossen Reklame die Händler es doch mehr oder weniger in der Hand haben, irgend ein Fabrikat einzuführen oder nicht, haben doch die Händler zum Theil" mit viel Mühe einzelne Fabrikate bei ihrer Kundschaft eingeführt, und jetzt sollen sie dafür auf diese Weise belohnt werden? Ich bitte meine Herren Kollegen um Aeusserung ihrer Ansicht in dieser Angelegenheit und um Vorschläge, was man gegenüber diesem Boykott der Fabrikanten thun könnte. Papierhändler Erhöhung der Papierpreise in Oesterreich 19 Papierfabriken Oesterreichs haben an ihre Kunden nachfolgendes Rundschreiben gerichtet: Im Hinblicke auf den anhaltenden hohen Zinsfuss auf dem öster reichischen und internationalen Geldmärkte und auf das immer mehr umsichgreifende Hinausziehen der Zahlungen in unserer Branche, beschliessen die gefertigten Fabriken, um auch nach dieser Richtung eine Gesundung des Marktes und der Kredit-Verhältnisse anzustreben, Ueberschreitungen des usuellen oder vereinbarten Zieles nicht mehr zu bewilligen. Ausserdem setzten die unterschriebenen Fabriken Normal- Preiszuschläge für faonnirte (d. h. ausgerüstete) Papiere fest. Am 21. v. Mts. fand im Saale des Niederösterreichischen Gewerbevereins eine sehr zahlreich besuchte Versammlung österreichischer Papier-Interessenten statt. Namens der Einberufer begrüsste Herr Leop. Wiener die Erschienenen und besprach die Nothwendigkeit einer Einigung aller Papier-Interessenten. Da die Papier-Interessenten seit 1. Januar d. J. mit höheren Papierpreisen zu rechnen haben, schlug Redner die Gründung eines Papier-Interessenten-Vereines vor, welcher die Aufgabe hat, Hand in Hand mit den Papier fabrikanten die Gesundung und Festigung des Papiermarktes herbeizuführen. Das vorbereitende Komitee empfiehlt, inner halb des zu gründenden Vereines drei Gruppen zu bilden, welche die Papiergrosshändler, die Papierdüten-Erzeuger und die Papier-Konfektionäre umfassen sollen. Die Versammlung nahm die Vorschläge des Herrn Leopold Wiener einmtithig an.