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Mr. 8 267 Buchgewerbe Buchbinderei * * *** Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstattet erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Vorzeitige Abnutzung der Schulbücher Was ist die Ursache dieses allbekannten Uebels? Diese Frage möchte ich beantworten auf Grund von Wahrnehmungen an einem Untersuchungsmaterial, bestehend aus über hundert gebrauchten Schulbüchern des In- und Auslandes. In erster Reihe war die Beschaffenheit der Schulbuch papiere festzustellen. Zur Ermittlung derselben wurden die Papiere auf Stoffzusammensetzung, Aschengehalt und Knitter- Widerstand untersucht. Ich stehe von einer Statistik ab und erwähne nur das all gemeine Ergebniss der Untersuchung. Das Schulbücherpapier bestand meist aus Holzzellstoff mit 10—50 pCt. Holzschliffzusatz und einem Aschengehalt von 10—28 pCt. In zwei Fällen waren bis 30 pOt. Baumwolle darin. Der Widerstand gegen Zer knittern schwankte zwischen »sehr gering« und »ziemlich gross« der Charlottenburger Skala. Die Papiere waren also ziemlich verschieden. Trotzdem zeigte sich, dass Schulbücher mit verhältnissmässig wider standsfähigem Papier ebenso abgenutzt waren wie solche mit geringem Widerstand. Um zu ermitteln, ob der Grund dieser Erscheinung in der ungleichen Behandlung der Bücher im Gebrauch zu suchen ist, wurden mir von einem befreundeten Lehrer drei Sammlungen gebrauchter Schulbücher übermittelt. Die erste stammte von einem ordnungsliebenden Schüler, die zweite von einem Schüler entgegengesetzter Eigenschaft und die dritte aus den Händen des Lehrers. Nach sorgfältiger Durchsicht und Vergleichung dieser Sammlungen konnte ich feststellen, dass der Unterschied im Zustand des' Papiers und der Einbände dieser Schulbücher nicht nennenswerth war. Der vorzeitige Verschleiss des Schulbuches war in diesem Falle weder durch die individuellen Eigenschaften des Besitzers noch durch die Art des Papiers verschuldet, somit musste ich meine Aufmerksamkeit der Buchbinder-Arbeit zuwenden. Die Schale oder Einbanddecke eines Schulbuches wird meist im Voraus angefertigt. Die Dauerhaftigkeit derselben ist hauptsächlich von der Güte des zum Rücken verwendeten Stoffs abhängig. An Schulbüchern von nur etwa zehn Bogen Stärke erwies sich englische Leinwand, die eigentlich nichts anderes ist als stark appretirter, gepresster Sarsenet, als ge nügend. Bei stärkeren Bänden bewährte sich sogenannte Doppel-Leinwand sehr gut, besonders die glatte Sorte, die durch keine Pressung beschädigt ist und sich sehr gut verbindet. Auf alle Fälle ist dieselbe den Lederrücken geringster Art aus gespaltenem Schafleder, wie solche oft für Schulbücher ver wendet werden, vorzuziehen. Bemerkenswerth war die Untersuchung der verschiedenen Heftungsarten und die Verbindung des Rückens durch das Ueberkleben. Das Untersuchungsmaterial wies folgende ver schiedene Heftarten auf: 1. Drahtheftung auf Gaze 2. Drahtheftung auf Bänder 3. Maschinen-Fadenheftung 4. Fadenheftung auf 2 Bänder (Durchausheftung) 5. » „3 Schnüre, gewechselt 6. » „ 2 „ durchaus geheftet. 1. Drahtheftung aus Gaze eignet sich für Schulbücher am wenigsten. Bei dieser Heftart trennten sich nicht nur Blätter sondern ganze Lagen los. 2. Bei Drahtheftung auf Bänder gab es wohl lose Blätter, aber weniger lose Lagen. 3. Maschinen-Fadenheftung lieferte die besten Ergebnisse. Auch die 6. Art, auf zwei Schnüren durchaus geheftet, bewährte sich, während die 4. Art, Fadenheftung auf zwei Bänder, sich ziemlich lockert. Auch die 5. Art lässt wegen der losen Blätter zu Wünschen übrig, jedoch nicht in dem Maassstab wie Drahtheftung. Das Vorsetz ist derjenige Theil des Buches, welchem der Buchbinder dem Anschein nach am wenigsten Beachtung schenkt, obwohl ein gutes Vorsetz für die Dauerhaftigkeit des Einbandes von grosser Wichtigkeit ist. Die geringste Haltbar keit der Decke an Büchern wiesen solche Einbände auf, wo das Vorsetz (oft nur aus Druckpapier bestehend) aufgeklebt war, gleichgiltig ob Gaze das Vorsetz mit dem Rücken ver band oder nicht. In vielen Fällen haftet die Gaze fest an der Pappe, während das Buch selbst aus der Decke hängt. Dieser Nachtheil ist bisweilen auch den Zellstoffpapieren, namentlich solchen mit grossem Zusatz von Holzschliff, zuzuschreiben. Diese haben die Eigenschaft, dass sie sich leicht schälen und deshalb der Klebstoff mit der obersten Schicht des Papiers zugleich abspringt. Aufgeklebte Vorsetze haben auch noch den Nachtheil, dass sie durch die Spannung in der Bruchstelle leicht entzwei gehen oder den Mantelbogen ausreissen. Ein anderes, aber nicht zweckmässigeres Vorsetz ist dasjenige, wo der Leinwandfalz auf die innere Seite des Deckblattes geklebt und mit eingeheftet ist. Der Buchbinder macht diese Art Vor setz mit Vorliebe, einerseits im guten Glauben, das Beste ge leistet zu haben, anderseits, um mit dem sichtbaren Leinwand falz die Haltbarkeit seiner Arbeit zu beweisen. Im Gebrauch ist dieser Leinwandfalz ganz zwecklos. Der zu demselben ver wendete Schirting ist stark appretirt, verbindet sich selbst mit dem besten Klebstoff nicht gut und trennt sich daher leicht vom Papier, namentlich in den Ecken und am Falz, wo sich die Decke bewegt. Zur Sommerszeit, wenn Deckelschrumpf eintritt, springen die Leinwandfälze, wenn nicht ganz sorgfältig aufgeklebt, von selbst los, und es bleibt als Träger der Decke nichts Anderes als mitunter ein Papier geringster Sorte. Der Leinwandfalz thut nur dann seine Schuldigkeit, wenn er von einem widerstandsfähigen Papier, nicht unter 100 Gramm das Quadratmeter schwer, unterstützt und so angebracht wird, dass er sich beim Einhängen in die Decke direkt mit der Pappe und dem Vorsatzpapier verbindet. Die Untersuchung beweist, dass das vorzeitige Loslösen und Herausfallen des Buches aus der Decke, woran der grösste Theil des Prüfungsmaterials litt, nur dem unzweckmässigen Vorsetz zuzuschreiben ist. Da für die Schuljugend das Beste gerade gut genug ist, sollten Buchbinder, Verleger und Schulbehörden einträchtig dahin wirken, dass die angeführten Mängel vermieden werden. G. B. Zur Lohnbewegung im grafischen Gewerbe des Wupperthales Barmen, im Januar 1900 Die Verhandlungen zwischen Buchdruckern, Lithografen, Steindruckern und Buchbindern einerseits und deren Prinzipalen anderseits haben bis jetzt zu keinem Ergebniss geführt. Wie in Nr. 105 v. J. berichtet, hatte der Verein der Buch -und Steindruckereibesitzer die Forderungen der Gehilfenschaft dahin beantwortet, dass in den Betrieben, in welchen noch täglich 10 Stunden und länger gearbeitet wird, die Arbeitszeit vom 1. Januar 1900 ab auf 91/2 Stunden erniedrigt werden soll. In einer öffentlichen Versammlung sämmtlicher Arbeiter des grafischen Gewerbes am 14. d. Mts. in Hegelichs Lokal in Unter-Barmen nahm die Gehilfenschaft Stellung zu diesem Beschluss. Diese Versammlung war so stark besucht, dass die Besucher theilweise stehen mussten. Herr Buchdruckereibesitzer Schorek-Essen sprach zunächst über »Entwicklung des Deutschen Buchdrucker-Verbandes«, der den Lithografen, Steindruckern und Buchbindern als Muster dienen möge. Redner knüpfte an seinen Vortrag den Wunsch, dass man auch im grafischen Gewerbe des Wupper thales Schulter an Schulter vorgehen möge, um das endlich zu erreichen, was man in anderen Städten längst erreicht habe. Herr Markus-Barmen setzte den Zuhörern dann die Sachlage klar auseinander und bedauerte, dass die vom 1. Ja nuar 1900 an von den Prinzipalen zugesagte Arbeitszeit-Verkürzung noch nicht in Kraft getreten sei. Die Gründe, welche nach