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186 PAPIER-ZEITUNG Br.6 überwiegende Mehrheit der deutschen Erzeugung der einzelnen Sorten vertreten war. Die Fabrikanten von invitirt Pergament^ Pergamyn und Perga- ment-Ersatz und die von ein- und zweiseitig glatten Daten- und Packpapieren tagten zwar gesondert, einigten sich jedoch auf einen gemeinsamen Beschluss, der in voriger und dieser Nummer der Papier-Zeitung abgedruckt ist und eine Preis- Erhöhung ankündigt, die den gewaltig gestiegenen Her stellungskosten Rechnung trägt. Es wurde betont, dass die Herstellung mancher billiger Papiersorten, z. B. Schrenzpapier, seit vorigem Jahr um mehr als 20 pCt. theurer geworden ist. Die Fabrikanten von Kuvert-Papieren, die vornehmlich den Rohstoff für Briefumschläge herstellen, haben gleichfalls Er höhung der Verkaufspreise beschlossen und ausserdem für einzelne gangbare Sorten Mindestpreise festgesetzt. Die Versammlung der Fabrikanten von Holzfrei Schreib- und Druckpapier schlossen ähnliche Abmachungen wie die von Kuvertpapier. Die Mittheilung hierüber an die Kunden erfolgt in dieser Nummer Seite 189. Auch die Fabrikanten von Tapeten - Papier hielten am 16. d. Mts. eine Berathung ab, in welcher nahezu sämmtliche Fabriken dieses Sonderzweiges vertreten waren. Sie beschlossen aus obigen Gründen, die bisherigen Preise entsprechend zu erhöhen und diese Erhöhung sofort eintreten zu lassen. Die Versammlungen in Berlin haben bewiesen, dass ge meinsame Noth der beste Kitt für vereinte Bestrebungen ist, und dass vertrauliche Aussprache der engeren Fachgenossen Nutzen schafft. Daher wurde auch von verschiedenen Gruppen die Bildung von Vereinigungen beschlossen. Eine derselben, der »Verein Deutscher Kuvertpapier-Fabrikanten«, wird sich unter Anderem mit der Aufgabe zu beschäftigen haben, Hand in Hand mit dem Verein Deutscher Briefumschlag-Fabrikanten die Fach-Interessen wahrzunehmen, und die Vorarbeiten hierzu sind in bestem Zuge. Die Zeitungsdruckpapier-Fabrikanten arbeiten an der Grün dung eines Syndikates mit gemeinsamer Verkaufsstelle weiter, und es steht zu erwarten, dass der Verband im Mai oder Juni ins Leben treten wird. Oesterreichische Papierhändler und Papier-Verarbeiter Die Wiener Papiergrosshändler Leop. Wiener und Franz Waldmann erliessen ein Druckschreiben, dem wir Folgendes entnehmen: Die überaus triste Lage, in welche die österreichisch-ungarischen Papierfabriken durch die enorme Preissteigerung sämmtlicher Roh materialien, insbesondere des Holzstoffes, der Kohlen, Löhne, Ab gaben usw. gerathen sind, veranlasste dieselben, wib Ihnen zweifellos bekannt, zu einer vorläufigen Preiserhöhung von 10 pCt. für holzstoff- haltige und 5 pCt. für alle anderen Papiersorten. Der Papier-En grossist, Papier-Konfektionär, Papiersäcke-Erzeuger, der Karton-Eabrikant, der Papierwaaren-Erzeuger wird genöthigt sein, den Bedarf zu den höheren Preisen zu decken und diesen höheren Preisen bei seinen Kunden volle Geltung zu verschaffen, wenn er nicht sein Geld verlieren will. Der grösste Theil der Budapester Papierfabriks-Niederlagen und Papier-Engrossisten hat bereits im Vereine mit den nach Ungarn arbeitenden Wiener Niederlagen und Engrossisten eine dahin gehende Vereinbarung getroffen, dass gewisse, im gegenseitigen Ueberein kommen näher bezeichnete Papiersorten nicht unter beiderseits bindend vereinbarten Minimalpreisen verkauft werden dürfen. Eine Parallel-Aktion für die österreichischen Kronländer ein zuleiten, soll der Zweck und die Aufgabe einer Berathung sein, zu welcher wir Sie hiermit auf Veranlassung vieler Papier- Interessenten für Sonntag, 31. Januar 1900, Vormittag präzise 10 Uhr im grossen Saale des nieder-österr. Gewerbe-Vereines in Wien höflichst einladen. Die Einberufer streben die Gründung einer »Korporation der Papier-Interessenten Oesterreichs« an. Mittheilung über persönliches Erscheinen oder Sendung von Vertreter-Vollmachten wird an Herrn Leop. Wiener in Wien, I., Getreidemarkt 12, erbeten. Zur Lage Aus Sachsen Ueberall werden heute Stimmen laut, und der einzige Gedanke der Papiermacher ist »Preiserhöhung«. Wenn derselbe heute auch nicht nur erwünscht, sondern auch dringend nothwendig erscheint, so dürfen wir doch die Erhöhung der Papierpreise nicht mit Gewalt herbeiziehen, sondern müssen stets auch die Marktlage im Auge be halten. Die Herren Abnehmer werden ja wahrscheinlich nicht jeden eforderten Preis zahlen, und wenn man wirklich einen 5—6 pCt. öheren Preis bewilligt bekommt, dann giebt es auch Händler, denen das Papier nie mustergetreu geliefert werden kann, und um eines- theils Ruhe und Frieden herzustellen und sich kein aussergewöhnliches Format und Farbe aufs Lager zu legen, werden 10 pCt. Nachlass gern gewährt. So kauft dann der Händler noch 4—5 pCt. billiger als früher. Doch wie werden sich die Herren Abnehmer der Preis erhöhung gegenüber verhalten? Meiner Meinung nach werden sie entweder Abschlüsse zu den alten Preisen machen, oder mit ihren Aufträgen recht sparsam sein, sodass die Fabriken, um die Maschinen voll zu beschäftigen, wieder zu den alten Preisen zurückkehren, denn billiger als heute kann wohl keine Fabrik liefern. Wenn aber heute die Nachfrage so stark ist, dass die Fabriken voll beschäftigt sind und die Lieferungstermine auf Monate hinaus festsetzen müssen, so werden sich die Preise von selbst erholen, und die Händler zahlen, nur um Papier zu bekommen und ihre Kunden zu befriedigen, gern höhere Preise. Es gab ja schon im November Fabriken, die bis Mai beschäftigt waren. Diese Fabriken haben ja garkeinen Grund, Auf träge, bei denen nichts verdient wird, anzunehmen, sind auch vor sichtig mit ihren Kunden und treffen eine enge Wahl zwischen sicheren und unsicheren Zahlern. Ich rathe also den Herren Fabri kanten, die Preiserhöhung in aller Ruhe vorzunehmen und die Ab nehmer durch grosse Bekanntmachungen nicht stutzig zu machen. Ist die Nachfrage heute thatsächlich grösser als das Angebot, dann bessert sich die Lage der Papiermacher ganz von selbst, und man hat gar nicht nöthig Konventionen zu schliessen, die dann ein gleiches Schicksal haben wie eine 1898 auseinandergegangene. Etwas Anderes wäre es, wenn die Fabriken zusammentreten würden, und Jeder that sächlich nicht unter den Konventionspreisen lieferte. Ausserdem frage ich mich: Wie lange wird die Nachfrage grösser sein als das An gebot? Immer werden neue Fabriken gebaut, und selbst voll be schäftigte Fabriken stellen neue Maschinen auf, sodass es nicht lange dauern wird, und wir erleben dieselben Preisrückgänge, wie vor einigen Jahren. Schützen kann nur die Einigkeit. Einigkeit macht stark. J. K. Preis-Erhöhung für Papierwaaren Von einem angesehenen Papierwaaren-Fabrikanten, den wir ersuchten, die Leitung der Versammlung am 3. Februar in Leipzig zu übernehmen, erhielten wir folgende Antwort: Im Besitze Ihrer gefl. gestrigen Zeilen bin ich Ihnen für Ihre ehrende Aufforderung sehr dankbar. Abgesehen davon jedoch, dass wir in der Hauptsache jetzt andere Sachen als Düten fabriziren, bin ich an jenem Tage durch eine anderweitige Reise behindert, in Leipzig zu erscheinen. Ueberdies bereite ich mit den Firmen, die meiner jetzigen Fabrikation näher stehen als die Dütenfabriken Mitteldeutschlands, ebenfalls eine Preis-Erhöhung vor und bin gewillt, nöthigenfalls auch ohne Vereinigung auf eigene Faust höhere Preise zu proklamiren. Zu der am nächsten Sonntag (21. Januar) in Cassel stattfindenden Versammlung fast sämmtlicher Briefumschlag-Fabrikanten werde ich eben falls erscheinen und für eine 10 prozentige Preis-Erhöhung nach Kräften eintreten. Gerade dadurch, dass die Papierfabrikanten einen ziemlich hohen Preiszuschlag gefordert haben, werden auch sämmtliche Zweige der Papierverarbeitung umso geschlossener für eine entsprechende Preis- Erhöhung eintreten, denn selbst bei gut und vortheilhaft arbeitenden Fabriken können die jetzigen Steigerungen der Rohstoffe und Betriebs spesen nicht ohne Rückwirkung auf die eigenen Verkaufspreise hin genommen werden. Im Uebrigen ist auch beim verbrauchenden Publikum der Ge danke an eine Preiserhöhung schon so eingedrungen, dass es garnicht schwer halten wird, einen durchschnittlich 10 prozentigen Aufschlag durchzuführen. X. Boykottirung eines Tapetenfabrikanten. Zu unserer Mittheilung unter dieser Spitzmarke in Nr. 4 erhalten wir vom Verein deutscher Tapetenfabrikanten folgende Berichtigung: Der betreffende Berliner Tapetenfabrikant ist auf Grund eines einstimmigen Vorstandsbeschlusses aus unserem Verein ausgeschlossen worden, weil er wiederholt gegen die Satzungen und Beschlüsse unseres Vereins verstossen hat. Er hat diese Beschlüsse und Satzungen des Vereins unterschrieben. Der Ausschluss erfolgte, weil in den Satzungen eine Bestimmung enthalten ist, die es dem Vorstand zur Pflicht macht,. Mitglieder, welche wiederholt und wissentlich vertragsbrüchig sind, auszuschliessen. Diese Voraussetzung traf bei dem betreffenden Fabrikanten schon seit langer Zeit zu. Der einstimmige Vorstandsbeschluss wurde am 9. November ge fasst. Der betreffende Fabrikant erhielt am 25. November die erste offizielle Nachricht hierüber, und erst am 30. Dezember hat der Vor sitzende den Beschluss ausgeführt, weil noch neue Gründe zu den bisherigen hinzugetreten waren. Der betreffende Fabrikant ist demnach nicht boykottirt sondern satzungsgemäss ausgeschlossen worden, weil er wiederholt vertrags brüchig gewesen ist, und zwar, wie ich noch hizufügen will, erfolgte der Ausschluss nach Meinung der meisten Mitglieder viel zu spät. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, dass der be treffende Fabrikant am 29. August 1899 in einer Zuschrift Folgendes ausdrücklich und im Einverständniss mit seinem Rechtsanwalt wörtlich erklärt, nämlich: dass er, solange der Vorstand vorerst nicht seinen