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Nr. 76. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 2. April 1929. Seite 6. ve^xmdstagungen aller Art. Die seyr zahlreich enr- kanbLnen Intzeressentenverbnäde leisteten in den vergangenen Zähren auf diesem Gebiete Enormes. Allmählich jedoch bricht ich die Erkenntnis Bahn, daß es auf diesem Wege nicht so »eitergehen kann, da doch die Kosten derartiger Kon nesse entweder aus den Mitgliedsbeiträgen oder aus öffent- rchen Mitteln bestritten werden müssen. Es ist infolgedessen kehr zu begrüßen, daß, wie uns aus parlamentarischen Kreisen mitgeteilt wird, gegen die Ueberhandnahme des Kongreßwesens allerseits Front gemacht wird. So sind ver- chiedene kommunale Spitzenverbände dazu übergegangen, 'hre großen Hauptversammlungen nur alle zwei Jahre statt- sinken zu lassen. Auch bei der Beschickung des Internatio- ralen Kongresses in Sevilla haben sich die kommunalen Spitzenverbcin.de die Beschränkung auferlegt, nicht von jedem Lerband einen eigenen Vertreter zu entsenden. Es wäre zu wünschen, daß dieses Beispiel Nachahmung fände und all seits derartige Einschränkungen seitens der Verbände im Interesse von' Ersparnismaßnahmen vorgenommen würden. Geringer Rückgang der Arbeitslosigkeit. Nachdem der Eintritt milderer Witterung die Aufnahme der Außenarbeiten in gewissem Umfange ermöglicht hat, zeigt die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung und in der Sonderfürsorge bei berufsüblicher Arbeitslosigkeit am 15. März dieses Jahres »um ersten Male wieder einen Rückgang. Sie betrug an diesem Tage insgesamt 2 324 545 gegenüber 2 460 760 am 28. Februar dieses Jahres. Das bedeutet eine Abnahme von 136 215 Personen oder 5,5 v. H. Die Krisenunterstützung weist demgegenüber zum gleichen Stichtag eine Steigerung von 161493 auf 177 343 Hauptunterstützungsempfänger, also um 15 850 oder 9,8 v. H. auf. Die Zunahme ist bei Männern und Frauen ungefähr gleich. Steuerliche Berücksichtigung der Witterungsschäden. Der lange und starke Frost hat schwere wirtschaftliche Schäden unmittelbarer Art, z. B. in der Landwirtschaft, im Gartenbau und Weinbau verursacht. Er hat aber auch ein zelne Erwerbszweige mittelbar erheblich geschädigt; hierher gehören vor allem das Baugewerbe und die Schiffahrt, die längere Zeit stillgelegen haben, die Landwirtschaft und der Gartenbau, deren Frühjahrsbestellung sich hinauszögerte, auch sonst haben Arbeitsunterbrechungen in verschiedenen Er werbszweigen stattgefunden. Der Reichsminister der Finanzen hat in einem Nunderlaß die Finanzbehörden angewiesen, in allen diesen Fällen begründete Anträge auf Stundung oder Ermäßigung von Steuern wohlwollend zu behandeln. Staatssekretär z. D. Dr. von Simson, it« Vorsitzende der Handelspolitischen Kommission des Retchsverbandes der deutschen Industrie, ist an Stelle von Kurt Sorge in die Internationale Handelskammer zu Paris berufen worden. Sport. Fußballturnier in Dresden. Am Gründonnerstag stand in einem sog. Lehrspiel in Dresden Guts Muts und der Teplitzer Fußballklub gegen über. Die Teplitzer boten ausgezeichnetes Spiel, bei dem vor allem die tadellose Rollbehandlung, das Zuspiel und die Kom bination bestehen. Die Leute beherrschten jederzeit das Feld. Sie erzielten in der ersten Halbzeit, und zwar in der 20., 30. Minute je ein Tor, dem in der 28. Minute das dritte folgte. Bei Guts Muts war die Hintermannschaft sehr gut, dagegen zeigte der Sturm keine besondere Leistung, so daß der Elf auch das Ehrentor versagt blieb. Hertha B. S. C. gegen Dresdener Sportclub 6:0. Der Berliner Meister lieferte im Gastspiel am Karfreitag tn Dresden dem Sportclub ein überlegenes Spiel. Der Ost sächsische Meister trat ohne Köhler an, dessen Posten in der ersten Halbzeit Jülich, in der zweiten Berthold versah. Die Dresdener enttäuschten, die beste Leistung hat wieder Hofmann, der aber allein nichts schaffen konnte. Die Berliner waren in Hochform, in der ganzen Elf gab es keinen schwachen Punkt. Im Tor zeigte Gelhaar eine ganz vorzügliche Leistung. Der Leichtathletik-Länderkampf Deutschland—Japan ist jetzt für den 5./6. Oktober in Tokio fest vereinbart worden. Die deutsche Expedition umfaßt 15 Aktive und 2 Begleiter, sie verläßt am 9. September Berlin, die Rückreise erfolgt am 14. Oktober. Deutsche Lennissicge gab es in Kopenhagen, wo Molden hauer im Herreneinzel, Herrendoppel und gemischtem Doppel erfolgreich war. Fräulein Rost gewann das Dameneinzel und zusammen mit Frau Friedleben das Damendoppel. Monaco erster Davissieger. Das erstmalig sich um den Davispokal bewerbende Monaco konnte ganz überraschend die Schweiz mit 3 :2 Punkten schlagen. Monaco trifft in der 2. Runde nunmehr auf den Sieger des Spieles Nor wegen—Ungarn. Die Fußballspiele im Reich litten unter der Ungunst der Witterung. In Berlin gab es einen neuen Sieg von Hertha B. S. C. mit 3:1 über den Dresdener S. L. Altona 93 schlug den Spandauer S. V. knapp 2:1, Norden-Nordwest mit 1:0 Blue Stars Zürich. In Hamburg konnte der H. S. V. Boldklubben 03 Kopenhagen 2 :1 schlagen,- Holstein Kiel spielte in Kiel gegen den Duisburger S. V. nur 1:1 Im süddeutschen Fußballgebiet wurde wegen Terminnol auch an den Ostertagen teilweise um die Meisterschaft gespielt Bayern-München schlug Borussia-Neunkirchen 2.0, in der Trostrunde siegten Mainz 05 über Neu-Isenburg 4:2 uni V. f. R.-Mannheim über Union Niederrad 3 :1. Die zahl reichen Gesellschaftsspiele brachten erwartete Siege, den Höch sten erzielte München 1860 über Viktorio-Berlin mit 8 :0. Ir S ll d o st d e u t s ch I a n d trennten sich in der Runde der Ersten Preußen Zaborcze—Beuthen 09 2:2, Diktoria-Forf schlug Cottbus 98 mit 4:0 In der Runde der Zweiter siegten Saganer S. V. und S. Bg. 05 Breslau. In einen Gesellschaftsspiel unterlag Rapid-Prag mit 2:4 den Bres lauer Sportfreunden. In Westdeutschland weilter der 1. F. C. Nürnberg und die S. Dg. Fürth zu Gast. Du Nürnberger schlugen Sülz 07 1:0 und Schalke 04 4 :1 die Fürther brachten Castrop eine 9 :0- und Schwarz-Weif Barmen eine 3:0- Niederlage bei. Ferner wurden als neu« Bezirksmeister ermittelt: Fortuna Düffeldorf im Berg.-Märk Bezirk, Schalke 04 im Ruhrbezirk. Im Baltenverbant war von den Gastvereinen nur der A. S. V. Nürnberg über E. B. C. Danzig und die S. Dg. Memel siegreich Kickers Berlin wurden in Stettin von Titania 1:3, S. L Weimar durch V. f. B. Königsberg 2 :5 und Titania Stettin 3 :10 geschlagen. Die Kämpfe um die Amateur-Boxmeisterschaften von Deutschland, die in Dortmund ausgetragen wurden, er brachten den Beweis, daß guter Nachwuchs vorhanden ist. Die Ausgeglichenheit zeigte sich darin, daß es fast nur Punkt- entscheidungen gab. Lediglich in der Zwischenrunde wurde der Berliner Eggert von dem Danziger Schwergewichtler Haass k. o. geschlagen. In der Vorrunde schieden die bisherigen Meister Ziglarski (Bantam) durch Disqualifikation und Kievernagel (Mittelgewicht) aus, in der Zwischenrunde Dal chow (Federgewicht). Im Oster-Hockey-Turnier in Hannover konnte der D. H. L. Hannover die englische Mannschaft von Cambridge 2 :1 schlagen und damit den schönsten Erfolg dieses Turnier; erzielen. Berl. Schl.-E.—Göta Stockholm 1:1 war das Ereignis des ersten Zusammentreffens dieser beiden Mannschaften im Eishockey im Berliner Sportpalast, nachdem die Schweden tags zuvor eine brandenburgische Auswahlmannschaft 8:k geschlagen hatten. Die deutschen Eissegel-Meisterschaften gingen bei un günstiger Witterung am Ostersonntag in Angerburg zu Ende. In der 20-Quadratmeter-Klasse wurde G. Tepper-Angerburg Meister, in der 15-Quadrätmeter-Klaffe Schulz-Lötzen. Den Großen Mifa-Straßenpreis von Berlin auf de« Strecke Berlin—Wittenberg—Berlin über 170 Kilometer gewann Sieronski in 6 :10 :50 vor Gottwaldt und Nitzschke Den großen Opelpreis von Thüringen, 213,2 Kilometer Start und Ziel in Eisenach, gewann bei den Wertpreis fahrern Fuhrmann-Eisenach, bei den Herrenfahrern Brandt- Mühlhausen. Im großen Dürrkopp-Preis von Mitteldeutschland, 140 Kilometer durch den Harz, siegte Schumacher-Hannover. Berlin — Leipzig, 151 Kilometer, gewann der Breslauer Elpel in 5:2 :25. Buschenhagen - Frankenstein siegten in Nizza in einem 80-Kilometer-Mannschaftsfahren in 2 :1 : 26 über fran zösische und italienische Gegner. Abgesagt wurden die Radrennen auf der Berliner Olympiabahn, auf der Rüttarena, in Hannover und in Forst wegen schlechter Witterung. Teilweise wurden sie auf spätere Termine verlegt. Die Osterrennem in Mariendorf litten unter der Ungunst der Witterung. Die Trabrennbahn blieb ohne den erhofften Massenbesuch. Das wichtigste Rennen, den Hengste- Prüfungs-Preis, gewann Ch. Mills mit Tizian. Den Stuten-PrllfungsPreis am Ostermontag holte sich Iauß jr. mit Lindenwirnn. Londoner Amateur-Auswahl-Cls in Leipzig geschlagen. Wäh rend der Feiertage weilte zum ersten Male eine Londoner Ama- tcurauswahlmannschaft in Mitteldeutschland. Das erste Spiel ge wannen die englischen Fußballer in Leipzig gegen den V. f. L. Zwickau mit 2:1. Der zweite Gegner, Olympia Germania Leip zig war den Londonern ebenbürtig. Die Engländer wurden 1:8 geschlagen. Boxen. Dieners Herausforderung. Der italienische Boxries« Primo Larnera hat die an ihn ergangene Heraus forderung des deutschen Schwergewichtlers Franz Diener angenommen, und da sich auch beide über die Kampsbedingungen schon einig sind, ist mit dem Zusammentreffen Ende April zu rechnen. Domgörgen geschlagen. Eine sportliche Delikatesse war der in Bologna stattgesundene Boxkampf zwischen dem Kölner Leichtgewichtler Jacob Domqörgen und dem erstklassigen Italiener A. Locatelli in Mailand. In dem überaus schnellen und technisch hochwertigen Kampfe hatte der Einheimische bereit» in der achten Runde einen Punktvorsprung herausgearbeitet, so daß ihm nach Ablaus der zehn Runden der verdiente Punktsieg zugesprochen wurde. Tommy Loughran bleibt Weltmeister. Der Weltmeister im Halbschwergewicht, Tommy Loughran, verteidigte seinen Titel in einem tO-Rundenkampf gegen den Weltmeister im Mittel gewicht Mickey Walker in Lhikago erfolgreich. Loughran gewann fünf, Walter drei Runden. Zwei Runden endeten unentschieden. Hockey. B.H.C.—Tulke Hill 0 : 0. Das am Sonnabend zum Aus trag gelangte Spiel zwischen dem Berliner Hockey-Club und der englischen Mannschaft Tulse Hill in Hamburg verlief unentschieden (0:), trotzdem die Engländer mehr vom Spiel hatten. Die indischen Hockeystudenten geschlagen. Beim großen Internationalen Hamburger Ostei-Hockeyturnier wurde die indische Studentenhockeymannschaft vom Berliner Sportverein 1802 7:1 geschlagen. Börse und Handel Amtliche rächfische Aotierunaen vom Z0 März. Börseuruhc. Am Ostersonnabend wurden an den sächsi schen Effektenbörsen keine amtlichen Notierungen vorge- nommen. A« Sonnabend, dem 30. März, fiel die Berliner Börse wegen der Feiertage aus. Sonne und Mond. April: Sonne A. S.33, U. 18.3S. Mond A. 3.31, U. 10.31. Koman von ?r I < r 1 o c n e g Z dv däartln bsncltitivgnger. Hülle l^rialki „Also, so geht es hier zu?" „Ja natürlich. Von allem Anfang an. Mach' nur die Augen auf." „Und was sagen die anderen Damen dazu? Ist denn eine von den dreien seine wirtliche Frau?" „Da fragst du mich zuviel. Beides Importen aus Südamerika. Geschmack hat er, das muß man ihm lassen. Jede in ihrer Art ein Leckerbissen. Die eine - reif, üppig; die andere so mehr — knospenhast, mehr Frühling. Na, ich erzähl' dir davon ein andermal!" „Du scheinst allerdings über Dinge orientiert zu sein ..." „Na, das ist hier kein Kunststück! Ich bin doch der .Leib- und Kammerdiener' der Herrschaften. Und wenn ich's anch nicht wäre ... Schau' mich an. Vergleich' mich mal mit dem gnädigen Herrn!" „Weißt du — du wirst infam!" „Mein Lieber! Sei du erst einmal drei Monate hier, dann wirst du nicht mehr so reden! Aber jetzt komm. Wir müssen das Zeug wegräumen. So!" Albert war inzwischen in das Arbeitszimmer Frank Parkers gelangt. Es war ein fürstlich ausgestatteter Raum. Kostbare Perser- und Smyrnateppiche, prachtvolle Felle tropischer Tiergattungen lagen aus dem Boden und Hingen an den Wänden. Schwere Portieren umgaben die Türen. Eine davon führte in ein kleineres, ganz als Kanzlei eingerichtetes Kabinett mit zwei Telephonzellen und den Sprech- und Empfangsapparaten für die Radio- Sendestation, wie Albert als Fachmann sogleich erkannte. Lange fand er nicht Zeit, sich zu orientieren; denn nun traten, von einem jüngeren Beamten eingelassen, drei Herren in schwarzem Gesellschastsanzug ein. Es waren die Japaner, von denen Albert bereits gehört hatte. Das konnte interessant werdenI Aber er täuschte sich. Die Unterredung wurde erstens im Flüsterton, zweitens in englischer Sprache geführt, deren Albert nur zur Not mächtig war Und drittens wurde sozusagen in Chiffre gesprochen. Die Dinge, um die es sich handelte, wurden nicht beim Namen genannt, sondern in Zahlen und Deck worten ausgedrückt. „Wozu diese Vorsicht?" dachte Albert. „Wer kann denn ;»hören, außer mir?" Die Unterhaltung verlies sehr einsilbig. Die Japaner lächelten meist. Und dachten nach. Parker sprach alle fünf Minuten ei» Wort. Meist „Ves" oder ,k>lo". Albert hatte den Eindruck, daß Parker Forderungen stellte, die die Japaner nicht erfüllen konnten. Daraufhin überlegten sie, wie sie zu einem Kompromiß gelangen oder Parker zum Nachgeben überreden könnten. Der aber blieb unerbittlich. Unbeweglich saß er da, wie aus verwittertem Holz geschnitzt. Unverrückbar starrten seine schwcktzen Augen, die einen matten, erloschenen Aus druck annahmen, wenn sie nicht als Reaktion auf irgend ein Wort seiner Partner — „Gegner" möchte man fast sagen — ihre dunklen Blitze schossen, die Albert schon aus jenen vergangenen Zeiten her kannte. Daß aus dieser Art von Verhandlung kein Außenstehender klug werden tonnte, war Albert klar. Aber auch für seine strikten Vermutungen fand er weder Anhaltspunkte noch Gegenargumente. Die Japaner wollten etwas von Parker, darüber gab es keinen Zweifel. Nicht er, sondern sie machten Angebote. Parker schien seine Forderungen bereits bekanntgegeben zu haben, und ließ nicht davon ab. Er konnte warten. Er hatte Zeit. Und er wußte bestimmt, daß er siegen würde. Minuten regungsloser Stille vergingen. Diese waren für Albert äußerst peinlich; er hätte den Lärm erregter Unterredungen bei weitem vorgezogen, um nicht selbst den Atem anhalten und die allerleisesten Bewegungen ver- i eiden zu müssen. Nach Minuten wortlosen Ueberlegens nannte der Japaner eine Zahl. Parker verzog keine Miene: „No." Da stand der Japaner auf, und sagte auf Englisch: „Geben Sie mir bitte Verbindung mit Tokio." Parker drückte auf den Taster. Sogleich erschien der junge Beamte von vorhin. „Verbinden Sie mit T—o, 237." Knapp darauf ertönte ein kurzes Rasseln des Telephon- apparats auf Parkers Schreibtisch. »klesse!" — Eine Handbewegung. Der Japaner nahm den Apparat in die Hand. Er sprach, leise, als ob er mit dem Nebenzimmer verbunden wäre, natürlich in japanischer Sprache. Nach etwa drei Minuten legte er den Hörer hin. „^.11 rißkt, 8irl" sagte er. Parker verzog keine Miene. Die Japaner lächelten. Ihr Wortführer zog ein zusammengefaltetes Formular aus der Brusttasche, an dem ein Siegel baumelte. Der zweite beeilte sich, ihm eine Füllfeder zu reichen. Er fügte einige Worte an bestimmter Stelle ein und unterschrieb. Dann reichte er den Bogen seinen Begleitern, die gleich falls unterzeichneten, und übergab ihn feierlich Franl Parker. Der prüfte die Urkunde schnell und schloß sie in seine Schreibtischlade. (Fortsetzung folg:.)