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Nr. 76. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 2. April 1929. Seite 2 sie stehen und gönne auch den nachher kommenden Wanderern noch die Freude ihres Anblicks. — (Bauernregeln vom April.) Des Aprils Lachen verdirbt des Landmanns Sachen. — Besser Wasser not im April, als der Mäuse lustiges Spiel. — Ein Wind der von Ostern bis Pfingsten regiert, im ganzen Jahr sich wenig verliert. — Heller Mondschein im April schadet der Blüte gar viel. — Maikäfer, die im April schwirren, müssen dann im Mai erfrieren. — April-Regen bringt uns Segen. — Es ist kein April so gut, er graupelt dem Bauer auf den Hut. — April dürre, macht die Hoffnung irre. — Dürrer April ist nicht des Bauers Will'; April naß, füllt Scheuer und Faß. — Kommt Aprilsturm schon beizeiten, ist das Ende wohl zu leiden. — Bringt der April viel Re gen, so deutet das auf Segen — (Wichtig für Gemeindevorsteher.) Zu der am 12. Mai stattfindenden Landtagswahl ist es zulässig, die vorhandene Stimmliste wieder zu verwenden; die Ver ordnung besagt aber, daß dieser dann mindestens ein neues Titelblatt mit dem Vordruck über die vorgeschriebenen Be scheinigungen vorgeheftet werden muß. Großnaundorf. (Konzert- und Theaterabenddes Männergesangvereins.) Am 2. Osterfeiertag hielt der oben genannte Gesangverein erstmalig unter der Leitung seines neuen Lieder- meisterS Kantor Martin ein wohlgelungenes Konzert mit anschließendem Theater ab. Der ganze Abend stand unter dem Motto „Der Lenz ist angekommen! HabAhr eS nicht vernommen?" und bot in einem reichen Programm von 14 Liedern einen prächtigen Blütenstrauß herrlicher Frühlingslieder, die teils als Chorlieder, teils in Form von Einzel gesängen und Quartettgesängen der zahlreich versammelten Kvnzertge» meinde vorgetragen wurden. Dadurch wurden Kräfte mobil gemacht, die ihr Bester auf dKn Gebiete der deutschen Frühlingslicder gaben. So abwechslungsreich das Programm war, umsomehr steigerte sich der Beifall der Konzertbesucher. Zur Bereicherung der BortragSsolge sang Fräulein Ruth Martin «IS Solistin zwei Lieder für Sopran („Früh lingstraum" v. Eberle, und „Zur Drossel sprach der Fink" von Eugen d'Albert) und erntete mU ihrer vortrefflich geschulten Stimme und klaren Ausdracksform stürmischen Beifall. Auch durch die Lieder zur Guitarre und Laute ersangen sich die Damen Ruth und Edeltraut Martin die Begeisterung der Anwesenden zur Sache des deutschen Liedes. Bor allem durch d«S anmutige Lied „Fridoli Gack" von Wein zierl nach Antor. Günthers Art. Auch die Quartettgesänge der Mit glieder des Vereins nnd der Geschwister Martin waren als wohlgelun gen zu bezeichnen. Und daß der Männerchor Treffliches zu leisten vermag, offenbarte sich am Schlußgesang, bei welchem das herrliche Lied von Franz Abt „Mein Herz tu dich auf" mit dem grandiosen Sopransolo von Fräulein Ruth Martin zum Vortrag kam. Hier lag der Höhepunkt des Abends und es war kein Wunder, daß der Beifalls sturm nicht enden wollte. Was so im Lied besungen worden war, verherrlichten im zweiten Teil des Abends zwei Theaterstücke „Unterm Lindenbaum" und „Dat Laterhaus". Soviel ist wohl lange nicht in LunzeS Saal gelacht worden, als gestern abend bei diesen beiden Volks stücken und alle, vom Ltndenwirt bis zum Postillion, vom alten Trau gott bis zum Mister Brown gaben ihr Bestes. Mit diesem Abend konnte sich der Gesangverein „Sängerbund" zu Großnaundorf einen vollen Erfolg verbuchen. Lied hoch! Kamenz. (Sittlichkeitsverbrechen.) Am Mittwochnachmittag gegen 6 Uhr wurde aus Lückersdorfer Flur eine 75 jährige Frau von einem Unbekannten überfallen, der wahrscheinlich ein Sittlichkeitsverbrechen verüben wollte. Bei seinem Vorhaben wurde er von einem vorüberkommenden Fuhrwerk überrascht und flüchtete. Er ist etwa 25—30 Jahre alt, trägt hellbraunen Anzug, braune Aktentasche. Leider wurde eine Verfolgung des Täters nicht vorgenommen und die Anzeige erst anderen Tages erstattet, wodurch die poli zeilichen Erörterungen erschwert sind. Im Interesse der All gemeinheit sollte bei derartigen Vorgängen unverzüglich der zuständigen Polizeibehörde Mitteilung gemacht werden. Kamenz. (Haustiere vor Hunger umge kommen.) Aus dem Bezirk wird dem „Kamenzer Tage blatt" geschrieben: Kaum glaubliche Zustände herrschten in der starken Kälte auf einem kleinen Gute in der westlichen Lausitz. Dort sind mehrere Haustiere vor Hunger umge kommen, dazu bei einer Ueberfülle von Futtermitteln. Es handelt sich hierbei um zwei Kühe, eine davon hochtragend, eine Färse, ein Kalb und drei Schweine. Diese wurden in den massiven Ställen auf dickem Eis erfroren aufgefunden. Die haarsträubenden Zustände wurden bald Dorfgespräch, und schließlich mußte die Gemeindeverwaltung helfend ein greisen, um nicht das Uebel zu vergrößern. Sie bestellte den Bezirkstierarzt, der die notwendigen Anordnungen traf. Der Schweinestall mußte gewaltsam aufgebrochen werden, weil die liederliche Hauswirtin angeblich den Schlüssel „ver loren" hatte. Sie ließ die toten Tiere gleich mit Strick und Halfter im tiefen Schnee vergraben. Das verbliebene Vieh war lauter Haut und Knochen und so verdurstet, daß eine Kuh sofort mehrere Eimer Wasser hintereinander trank. Nur die frei herumtollenden Zicklein hatten das „Hunger künstlertum" so einigermaßen überstanden. Dabei waren noch damals an 150 Zentner Kartoffeln zu Futterzwecken vorhanden. Die größte Schuld trifft selbstverständlich die Hauswirtin, der nunmehr die Bewirtschaftung abgenommen worden ist. Auch sonst kann man sie nicht als Muster beispiel von Ordnungsliebe und Sauberkeit hinstellen. Hof fentlich wird sie noch anderweit zur Verantwortung gezogen wegen fahrlässiger Tötung von Tieren. „Der Gerechte er barmt sich seines Viehes!" Wo bleiben da menschliches Gefühl und christliche Gesinnung? Königsbrück. (Einen Unfall-Probealarm auf dem Bahnhof Königsbrück) ordnete am Sonn abend 20,15 Uhr die Reichsbahndirektion Dresden an, dem Vizepräsident Friedrich, Obermedizinalrat Dr. Gtlber, Eisen bahn-Unfall-Dezernent Schneider und einer Anzahl höherer Beamten der Neichsbahndirektion beiwohnten. Dem dienst habenden Beamten auf dem Bahnhof Königsbrück wurde um 20,15 Uhr unvermutet mitgeteilt, daß der 19,52 Uhr aus Dresden eintrcffende Zug infolge Achsenbruchs entgleist sei, wobei es zehn Schwerverletzte und eine Anzahl Leicht verletzte gab. Sofort wurden vier Aerzte des Ortes sgwie die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz sowie die Arbeitersanitäterkolonne herbeigerufen und aus Dresden ein Hilsszug mit Arzt und Gerätewagen sowie die beiden Streif wachen vom Bahnhof Dresden-Neustadt und Hauptbahnhof angesordert. Der erste Arzt traf an der Unfallstelle 15 Mi nuten nach Anruf und kurz hinterher die übrigen Aerzte und die Sanitätskolonnen ein. Der Hilsszug aus Dresden war .innerhalb 45 Minuten zur Stelle. Die Hilfsmaßnahmen wickelten sich glatt und ohne Zeitverlust ab. Besonders lobend äußerte sich Herr Obermedizinalrat Dr. Gilbert über die vortrefflichen Hilfeleistungen der hiesigen Sanitätskolonnen. Jedenfalls hat der Unfall-Probealarm gezeigt, daß man auch auf kleineren Bahnhöfen alle Maßnahmen zu schneller Hilfs bereitschaft bei Eisenbahnunsällen getroffen hat. Frankenthal. (Ein Einbruch) wurde in der Nacht zum Karfreitag in der Zeit von 1 Uhr nachts bis morgens 6 Uhr bei der Materialwarenhändlerin verw. Huhle verübt. Der Täter hat vom Hof aus ein Doppelfenster herausgenommen und das andere aufgerüttelt. Er ist dann eingestiegen und hat aus der Ladenkasse etwa 1o Mk. Wech selgeld gestohlen. Ferner fielen dem Dieb etwa 1000 Ziga retten und 40—65 Tafeln Schokolade in die Hände. Der Sachwert stellt sich auf über 100 Mk. Die Erörterungen sind noch im Gange und der Gendarmerieposten Bischofs werda bittet, ihm etwaige Wahrnehmungen mitzuteilen. Bischofswerda. (Eine Liebes-Tragödie) spielte sich in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend auf der Bleichweise hinter der Gasanstalt ab. In der ersten Bude der Bleichwiese wurde Sonnabend früh von einem hie sigen Einwohner ein Mädchen erwürgt aufgefunden. Nach Ermittlungen des Gendarmeriepostcns und der Polizei han delte es sich um die 18 Jahre alte Gretel Stierner aus Demitz-Thumitz, die von dem 23 Jahre alten, in Oberbelzig geborenen Steinarbeiter Richard Schwarz, Birkengasse 5 als Untermieter wohnhaft, am Halse erwürgt worden ist. Es muß vorher zu einer Auseinandersetzung und einem Kamps gekommen sein, da eine Perlenkette vollständig zerrissen am Boden lag. Nach einen hinterlassenen Brief hat Schwarz die Tat vorsätzlich beg^^en, da vermutlich das Mädchen den Verkehr hat lösen wollen und er, wie er angab, ohne es nicht mehr leben könne. In der einen Rocktasche des Schwarz wurde ein Rasiermesser gefunden, während das Etui in der anderen Tasche steckte. Es wird angenommen, daß der Täter, falls er das Mädchen nicht erwürgen konnte, ihm mit dem Messer die Kehle durchschneiden wollte. Nach dem Mord beging der Täter Selbstmord, indem er sich in der Nähe des Stadtbades zwischen dem Stellwerk 1 und 3 vom Zuge überfahren ließ. Nach Besichtigung durch die Mordkommission wurden die beiden Leichen in die Leichen halle geschafft. Bautzen. (150ProzentZuschlagzurGrund> und Gewerbesteuer.) 150 Prozent Zuschlag zur Grund- und Gewerbesteuer für das Rechnungsjahr 1928 zu erheben ist der Stadtgemeinde Bautzen von der Kreis- hauptmannschaft verordnet worden, nachdem eine end sprechende Anweisung durch Entscheidung der Gemeinde kammer rechtskräftig geworden ist. Diese Anordnung hat die Kreishauptmannschaft jetzt ergehen lassen, weil nach Anzeige des Stadtrats zu Bautzen nicht zu erwarten ist daß die städtischen Körperschaften in Befolgung der Ge meindekammerentscheidung den angeordneten Zuschlags satz ortsgesetzlich feststellen werden, und das Ende des Rechnungsjahres, auf das die Steuererhebung erfolgen soll, unmittelbar bevorsteht. Neustadt. (Schuhmacherinnungsverband.; Der Sächsische Schuhmacherinnungsverband HM von 15. bis 17. Juni d. Js. in Neustadt (Sachsen) seine dies jährige Tagung ab, mit der'er die Feier feines vierzig jährigen Bestehens verbinden wird. Dresden. (Schonzeiten der Fische.) Nach einer Bekanntmachung des Wirtschaftsministeriums wird die Bestimmung über die Schonzeiten der Fische in nicht geschlossenen Gewässern auf Antrag des Äerufs-Elbe- fifcherverbandes und nach Gehör der Landwirtschafts kammer für das Jahr 1929 ausnahmsweise dahin ge ändert, daß in s 1 Abs. 1 die an dritter Stelle genannte allgemeine Schonzeit vom 20. April bis 9. Juni für die dort genannte Gruppe von Fischarten geändert wird in die Zeit vom 1. Mai bis 9. Juni. Dresden. (Todesfall.) In Mühlsdorf b. Lohnen, wo er im Ruhestande lebte, starb im 74. Lebensjahre der Ministerialrat i. R., Wirklicher Geheimer Kriegsrat, Karl Johannes Sturm. Der Verewigte war in Militärkreisen eine sehr bekannte und geschätzte Persönlichkeit. Dresden. (Radfahrerin verunglückt.) Hier blieb auf der Loschwitzer Elbbrücke eine Radfahrerin mit dem Gummireifen in der Schiene der Straßenbahn hän gen. Das Rad kam ins Schleudern und wurde von einem Lastauto gestreift. Die Radfahrerin stürzte und wurde von -den Rädern des Anhängers überfahren. Der Tod trat sofort ein. Dresden. (Tödlicher Unfall.) Am Donnerstag wurde auf der Königsbrücker Straße ein 26 Jtchre alter Kraftwagenführer von einem Motorrad angefahren und schwer verletzt. Bei dem Versuch, dem Verunglückten im letzten Moment auszuweichen, fuhr das Motorrad gegen einen Mast der Straßenbahnanlagen und zerschellte. Der Führer des Kraftrades und ein auf dem Soziussitz mit fahrender 61jähriger Mann wurden auf die Straße ge- fchleudert. Mit schweren Verletzungen mußten alle drei Personen nach der Diakonissenanstalt gebracht werden. Der Kraftwagenführer ist inzwischen verstorben. Zwickau. (Telegraphenassistcntin ver - m i ß t.) Wie erst jetzt bekannt geworden ist, hat am 31. Dezember 1928 die in Chemnitz wohnhaft gewesene Tele graphenassistentin Marie Friedrich, geboren am 22. Juni 1889, ihre Wohnung verlassen und sich zu dem zuletzt n Hartenstein wohnhaften angeblichen Ingenieur Siegfried Dünnebeil begeben, wo beide Silvester feierten. Am 1. Januar 1929 vormittags haben dann beide die Woh nung Dünnebeils verlassen. Seit dieser Zeit wird Fräu lein Friedrich vermißt. Am 23. Januar abends meldete sich Dünnebeil in ziemlich erschöpftem und ausgehun gerten Zitstande beim Bürgermeister in Wildenthal als Obdachloser. Er gab an, er sei tagelang in den Wäldern des oberen Erzgebirges und an der Grenze umhergewan- dert und habe die Absicht gehabt, durch Erfrieren aus dem Leben zu scheiden. Das fei ihm jedoch nicht gelungen. Fräulein Friedrich hat er dabei nicht erwähnt. Am 24. Januar wurde er, der als Dünnebeil festgestellt wurde, in das Krankenhaus in Eibenstock eingeliefert und von dort von seinem in Lübeck wohnenden Vater abgeheE Inzwischen war in Chemnitz Fräulein Friedrich als ver mißt gemeldet worden. Daraufhin wurde Dünnebeil in Lübeck vernommen, aber auch da konnte man von ihm nichts über den Verbleib von Fräulein Friedrich erfahre«. Heynitz. (Brandstiftung.) Am Donnerstag brach in Heynitz bei Deutschenbora in einem Gut Feuer aus. Das Seitengebäude und mehrere Stallungen branw ten zum Teil bis auf die Grundmauern nieder. Mehrer, Schweine fielen den Flammen zum Opfer. Der Schader ist erheblich. Durch Beamte der BrandkommiMon dei Kriminalamtes Dresden und der zuständigen Landes- gendarmerie wurde einwandfrei Brandstiftung festgestellt Der mutmaßliche Brandstifter, ein Mann im Alter vor 30 bis 35 Jahren, etwa 1,80 Meter groß, trug hellgram Windjacke, wurde bei Ausbruch des Brandes in der Nähr des Gutshofes beobachtet, ist aber später entkommen. Glashütte. (Zum Konkurs der Stadt.) Bürgermeister Gotthardt in Glashütte erläßt eine öffentliche Mitteilung an die Glashütter Bevölkerung, in der er auf die beantragte Eröffnung des Konkursverfahrens über das städtische Vermögen hinweist und sagt: „Die Glashütter Einwohnerschaft wird gebeten, dieses entschlossene Vorgehen der Stadt mit Besonnenheit und Ruhe zu beurteilen und sich versichert zu halten, daß die Stadtvertretung einmütig sich der Schwere der Lage voll bewußt ist, daß aber anderer seits nach den gegebenen Verhältnissen und insbesondere bei der bisher ablehnenden Haltung der Staatsregierung gar kein anderer Weg übrig blieb, um dem jetzt herrschenden, auf die Dauer aber unerträglichen Zustande einmal ein Ende zu bereiten. Es muß gehandelt und dabei reiner Tisch ge schaffen werden, wenn Glashütte nicht eine auf viele Jahr zehnte hinaus in ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulurellen Entwicklung brachliegende Stadt bleiben soll. Da das ein zuleitende — zunächst aber ohne ministerielle Genehmigung überhaupt nicht durchführbare — Konkursverfahren sich nur auf das bescheidene städtische Vermögen erstreckt, das nicht öffentlich-rechtlichen Aufgaben dient, bleiben der gesamte be hördliche Verkehr und die Erledigung aller öffentlich-rechtlichen Aufgaben der Stadt von dem vom Gerichte gegebenenfalls zu treffenden Maßnahmen unberührt und demzufolge ohne Einfluß Ein Verlust an Einlagen, die bei unserer Spar- und Girokasse bewirkt worden sind, kommt keinesfalls in Frage, weil diese Kaffen öffentlich-rechtlichen Aufgaben dienen und überdies schon seit Herbst 1928 der Girozentrale Sachsen in Dresden zu treuen Händen bis auf weiteres übergeben worden sind." Schlechtes Osterwetter in ganz Deutschland Berk«, 1. April. In allen Teilen Deutschlands herrschte während der Osterfeiertage schlechtes Wetter. In Ostpreußen fiel am ersten Feiertag Schnee. Die Temperatur sank am Abend des ersten Feiertages bis auf 5 Grad unter Null. Am zweiten Feiertage wurde es wärmer, jedoch stand das Thermometer noch unter Null. Ueber Berlin herrschte ein starker Sturm, der größere Schäden an verschiedenen Häusern anrichtete. Dachziegel wurden heruntergeworfen, Firmenschilder abgerissen und verschiedentlich mußten die Rettungsstellen in Anspruch genommen werden. In der Stadt wurde vor allem viele Antennenmaste vom Sturm heruntergerissen. Der neue Berliner Kurzwellensender in der Boxhagcner Straße mußte außer Betrieb gesetzt werden, da der Sturm die Antennenanlage zerrissen hatte. Ueber Ham burg herrschte während der Feiertage starker Sturm. Am zweiten Feiertage trat gegen Abend auf der Unterelbe starker Nebel ein, der die Schiffahrt ins Stocken brachte. Etwa 300 Meter nördlich der Leilrinne Brockdorf-Hollcr sank ein Fischerfahrzeug. Nur der Mast ragt aus dem Wasser heraus. Das Schiff liegt in der Fahrtrinne der seewärts gehenden Schiffe. Auch im Rheinland herrschte kühles Wetter bei stark bewölktem Himmel. Am Sonntag und auch am Montag regnete es recht stark. Der Osterverkehr war daher sehr gering. Süddeutschland hatte ebenfalls unter heftigen kalten Winden zu leiden. Verschiedentlich waren starke Sturz regen zu verzeichnen. Erst am zweiten Feiertag klärte es sich etwas auf Tagungen in Sachsen Kongreß des Sächsischen Schachbundes. Der 17. Kongreß des Sächsischen Schachbundes hat am Karfrertag m Bautzen begonnen. Die Bautzener Schachver-- eimgung hat zum Meisterturnier die besten Schachspieler Sach sens und. der angrenzenden Länder gewonnen Ein Meister- lA?si^^"ier vereinigt diejenigen Spieler, die den Titel eines fachgschen Meisters erringen wollen und vom Bundesvorstarch zugelassen worden sind. Haupt- und Nebenturniere laufen außerdem noch. Die Wettkämpfe werden bis zum Oster- dienstag ausgetragen Kunstleben in Pulsnitz Passtonsvefper i« der Stadtkirche, Karfreitag, d. 29. März Eine Stunde köstlichen Genießens, die als etwas ganz Seltenes- Hehres im Herzen fortlebt, ein Ausruhen im heiligen Tempel reinster Kunst brachte uns diese Vesper. Wer dabei bleibt, daß die geistliche Musik die hehrste und reinste Herzenskündigerin ist und sein soll, die Kunst von allen Künsten, die nach dem Beispiel der größten Meister lediglich dem Ideal zu dienen hat, wer dabei bleibt, wird sicherlich nicht mit einstimmen können in den Begeisterungstaumel, in den sich alle modernste Kunst liebende jetzt zu versetzen belieben, was ihre Herren und Meister ihnen bieten. Allerdings: Achtung vor den großen selb ständigen Talenten, vor diesen Meistern des instrumentalen Ausdrucks, den souveränen Beherrschern der polyphonen Kunst, aber dann auch Achtung vor dem, was bisher als Zweck und Ziel im Reiche der kir« chcnmusikalischen Kunst gegolten und unantastbar so lange gelten wird, als die ewigen Naturgesetze auch die Gesetze der Musik sind und bleiben. Man Hörle zuerst Bach — Haydn, die größten Meister kirchlicher musi kalischer Kunst, die bisher Unerreichtes darin leisteten.. Zuerst Bach: Nur wer sich in die GesLhlswelt Bachs versenkt, wer mit ihm lebt