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Pulsnitzer Tageblatt : 19.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192903197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19290319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19290319
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-03
- Tag 1929-03-19
-
Monat
1929-03
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 19.03.1929
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Nr. 66. Eintritt beträgt 50 Pfg. für alle Plätze, Altarplatz 1 Mark, j einschließlich Texte. Die Preise sind volkstümlich ge halten, um allen den Besuch zu ermöglichen. Pulsnitz. <Sonntagsarbeit.) Nach § 105 b der Gewerbeordnung dürfen an Sonn- und Festtagen Arbeiter in gewerblichen Betrieben nicht beschäftigt werden. Ausnahmen hiervon sind nur zulässig nack den Paragraphen 105 c und 105 k der Gewerbeordnung. Vor Erteilung einer Erlaubnis zur Arbeit an Sonn- und Festtagen nach Z 105 k der Reichs gewerbeordnung sind nach den Verordnungen des Wirtschafts ministeriums vom 14. August 1923 und vom 28. Februar 1929 außer der Betricbsvertretung die Gewerkschaften und das zu ständige Gewerbeaussichtsamt zu hören. Um eine rechtzeitige Erledigung der entsprechenden Gesuche zu gewährleisten, ist es erforderlich, diese Gesuche nicht erst am Tage vorher, sondern so rechtzeitig beim Gewcrbeamt (Rathaus, 1. Gestl oß, Zimmer 4) einzureichen, daß eine Nachprüfung auf das Vor liegen der gesetzlichen Voraussetzungen und Einholung der Erklärungen der vorgenannten Stellen möglich ist. — (Die Verkehrsmittel und ihre Geschwindig keit.) In unserem durch die Vorherrschaft der motorischen Antriebs, kraft charakterisierten Zeitalter ist cs von Interest-, einmal zu unter suchen, welche Höchstgeschwindigkeiten einige der wichtigsten Verkehrsmittel zu entfalten vermögen. Bon den für die Personenbeförderung in erster Linie in Frage kommenden Beförderungsmitteln: Eisenbahn, Straßen bahn, Omnibus und Schnellbahn seien zunächst die E senbahnen als dis für den Masse wcrkehr wichtigsten herousgegriffen. Aus den deutschen Eisenbalmstrcckm werden zurzeit die Höchstgeschwindigkeiten nicht, wie man bisher annahm, auf der Berlin—Hamburger Strecke, sondern durch die Iv V-Züge auf der Strecke Hamm Hannover mlt 89,7 km Geschwindigkeit pro Stunde erreicht An zweiter Stelle steht die Strecke Berlin—Halle/Saale mit einer Geschwindigkeit von 86,6 km pro Stunde im Laufe des vergangenen Sommers. Auch die übrigen schnellsten Züge halten dieses Tempo ein; so erreichen einzelne Schnellzüge aus der Strecke Berlin- Magdeburg 86.4 km Stundengeschwindigkeit und auch Berlin- Hannover steht mit 861 km pro Stunde nur weuig hinter diesem Rekord zurück. Auf der B rltn—Hamburger Strecke end lich wird eine Höchstgeschwindigkeit von 86 km in der Stunde erreicht. Demgegenüber belief sich die Höchstziffer der Vorkriegszeit, auf 89,9 km pro Stunde auf der Strecke Hannover—Minden, sodaß also die Ergeb nisse der Vorkriegszeit gegenwärtig nahezu wieder erreicht sind. Was die Höchstgeschwindigkeit Übelhaupt betrifft, die von Schnellzügen erreicht wird, so darf ein von Paris nach St. Quentin fahrender v-Zug den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, mit 99,8 km pro Stunde der schnellste Zug der Welt zu sein. Recht gering ist im Vergleich dazu die Geschwindigkeit der Straßenbahnen, die sich im Durchschnitt auf 15 km beläuft und im höchsten Falle auf 38-30 km prs Stunde ge steigert werden darf, mit Rücksicht auf den übrigen Straßenverkehr. Im allgemeinen ist zum Beispiel in Berlin die zugelassene Höchst geschwindigkeit der Straßenbahnen derart festgelegt, daß sie in der dicht belebten City 16 km auf den verkehrsreichen Vorortstrecken 20 km, auf weniger verkehrsreichen Außenstrecken 35 km und auf einzelnen Abschnitten der Spandauer und Cöpcnicker Bahn 28 km pro Stunde beträgt. Ebenso gelangt der für die Massenbeförderung eingerichtete Omnibus im jetzigen Berkehrsgetriebe der Großstadt nicht zur vollen Entfaltung seiner Geschwindigkeit, die sich i« freien Gelände auf etwa 40 50 km pro Stunde beläuft, während zum Beispiel von den Om nibussen in der R-ichshauptstadt infolge de» starken Verkehrs auf den überfüllten Fahrdämmen im Durchschnitt nur rund 20 km pro Stunde zurückgelegt werden. Viel günstiger gestaltet sich die Lage für die Untergrundbahn, die unabhängig vom übrigen Verkehr eine größere Ge- schwindigkeit entfalten kann — im Durchschnitt 27,8 km —, die aber beeinträchtigt wird durch die zahlreichen Haltestellen, Krümmungen und sonstigen Bahnverhältniffe. Die Höchstgeschwindigkeit ist für alle deut schen Schnellbahnen auf 50 km pro Stunde festzelegt, die aber nur in den seltensten Fällen erreicht wird. Nur dort, wo — wie in Amerika — eine Reihe von Expreß! inicn von den äußersten Vororten direkt zur City durchgrsührt werden, ohne auf Zwischenstationen zu halten, lassen sich weit höhere Schnelligkeitsztffern und damit naturgemäß auch be trächtlich kürzere Retsewege erzielen. Allerdings gehört zur Einrichtung solcher Linien ein weitverzweigtes und ausgedehntes Schnellbahnnetz, über das zurzeit keine Stadl Deutschlands verfügt. — (Aus den sächsischen Gesetzblättern.) Das sächsische Gesetzblatt Nr. 6 vom 15. März enthält eine Verordnung über die Anbringung von Ortstafeln, ferner eine Ausführungsverordnung zur Handwerkernovelle, sowie Ver ordnungen gemäß Artikel 44 der Verfassung und über die öffentliche Ankündigung und Anpreisung von Geheimmitteln zur Verhütung, Linderung oder Heilung tierischer Krankheiten. Das Justizministerialblatt für den Freistaat Sachsen Nr. 3 vom 14. März enthält eine Verordnung über die Vereini gung der Landgerichtskasse und der Amtsgerichtskasse in Chemnitz, ferner Bekanntmachungen über den Hauptbetriebs rat im Bereiche der Justizverwaltung und über die tabella rischen Anzeigen üver Flurstücksveränderungen; weiter Ver ordnungen zur Ausführung der Friedensrichterordnung und betr. Aenderungen der Geschäftsordnung sowie Entscheidun gen des Oberlandesgerichts Dresden in Mieteinigungs- und Aufwertungssiagen. Ohorn (Bienenzüchter-Verein.) Dar 30 jährige Stiftungsfest ve» hiesigen Bienrnzüchteiverein» in Petermanns Gast haus kann als wohlgelungen gelten, da es sorgfältig vorbereitet war und während lKs Abends eine äußerst gemütliche Stimmung herrschte. Nach Begrüßung der zahlreich erschienen Mitglieder, Frauen und Gäste durch den Vorsitzenden, Herrn Ewald Prescher, boten Frau Frida Engler und Frau Wella Philipp zwei prächtige Duettgesänge voll Heimatluft unv Heimatliebe, versaht von unserem verstorbenen Heimatdichter Hermann Weise. Die hieraus vom treu verdienten Vorsitzenden dargebotene Dereinsgeschtchte entrollte ein lebendiger Bild der Arbeit im Dergin vom Mat 1899 bis auf unsere Tage Sie war ein kleines Meisterstück. Das sich anschlie ßende gemeinsame Essen wurde gewürzt durch zwei Trinksprüche aus den Iubeloerei« und die Damen. Nach dem tiefschürfenden, aus langjähriger Praxis gebotenen, hochinteressanten Vortrag des Vorsitzenden des Bienenwirtschastlichen Hauptvereinr, Herrn Ober lehrer Lehmann, Rauschwitz, über »Die Häuslichkeit unseres Bie nenvolkes', der sich über die Bewohner des Stock s seine Woh nungseinrichtung, über die vielseitige Arbeit der Bienen, wie ihre hygienischen Einrichtungen verbreitete und begeisterte Zustimmung sand, sowie einigen weiteren ansprechenden Gesängen der genannten Damen und mehreren humoristischen und musikalischen Darbietungen vollzog Herr Oberlehrer Lehmann die Ehrung dreier verdienter Bienenzüchter durch den Hauptverein: der Herren Ewald Prescher, langjähriger Vorsitzender, Ernst Rammer, langjähriger Schrijtsührer und Richard Bürger, durch alle 30 Jahre Kassier de« Vereins. Ebenso überreichte Herr Lehmann dem Bienenzüchteroerein als solchen eine Ehrenurkunde de« Hauptverein». Auch wir beglück wünschen di- Judilare auss herzlichste. Nachdem noch der Vor sitzende de» Ohorner Obstbauocrein» dem Btenenzüchierverein herz lichste GlUm wünsche zum Jubelseste ausgesprochen hatte — denn Obstbau und Bienenzucht find ohne einander nicht denkbar — bildete eine angeregte Kaffeetafel mit Butter nnd Honigsemmeln den schönen Abschluß des Abends, und voklbesriedigt kehrte man heim. - Sticdt. PulSnttzer Tageblatt. — Dienstag, den 19. März 1929. Seite 2. Großnaundorf. (Ausstellung.) Die am ver gangenen Sonntag in den beiden oberen Schulzimmern ver anstaltete Ausstellung der Zeichnungen, Werk- und Nadel arbeiten war von einer sehr großen Anzahl Interessenten und Freunden oer Schule besucht worden. In allen drei Uuterrichtszweigen waren die Ergebnisse der Jahresarbeit zur Schau gestellt und legten ein beredtes Zeugnis ab von dem Fleiß und dec Arbeitswilligkeit der Schüler und Schülerinnen, sowie von den Bestrebungen der Unterrichtenden, alle Kräfte der Jugend auf diesen Gebieten zu entwickeln und mobil zu machen. Die Ausstellung war von mehr als 150 Personen, die sich namentlich in eine Anwesenheitsliste einschrieben, be sucht worden und fand in allen ihren Darbietungen begeisterte Zustimmung, sodaß ein weiterer Aufstieg zu noch größerer Anteilnahme der gesamten Einwohnerschaft für diefe Unter- richtsgcbiete zu erwarten ist. — (Obcrtausitzer Schützenbund.) Am Mittwoch, den 13. Mäiz hatte sich zunächst der Bundes-Schießausschuß mit den Kameraden von Löbau im „Wettiner Hof" zu einer Sitzung zusam mengefunden, um die Rechnung über das letzte Bundesschirßen in Löbau richtig zu sprechen. Man konnte daraus entnehmen, daß eine große Arbeit geleistet worden ist, daß aber auch der Schicßkaffe ein größerer Betrag zugeführt wurde, der zum 4. Oberlausitzer Bundesschießen 1930 in Bischofswerda zu Preisen zur Versügung steht. Daran anschließend hatte der Präsident, Herr Max Pätschke (Bautzen) den Bundesvorstand einberusen. Auch hier lag sehr viel Arbeit vor, so die Entschließung, welch- der Weltinschützenbund herbeiführen will über die Haftpflicht und Unsallmrsicherung sowie üb-r Sterbegeld. Sollte der Wettinbund geschlossen mit der Versicherung nicht durchtommen, so soll versucht werden, den Oberlausitzer Schützenbund geschloffen bei der Allianz zu versichern, um so billigere Versicherungsbeiträge zu erzielen. Der Ober- lausitzer Schützenbund bleibt auch sür 1929 im Reichsausschuß für Lei besübungen, Bautzen, als Mitglied. Auch der Jungschötzen hat man sich mehr denn je angenommen. So bestehen in der Oberlausitz heute schon 8 Jungschützenabteilungen-, auch die Gesellschaft Zittau ist mit der Gründung beschäftigt. Zur Jungschützen Fahnenweihe am 26. Mai soll ein Fahnennogel vom Bunde gestiftet werden. Die diesjährige Hauptversammlung wird am 12. Mat in Bautzen abgehalten, um so den Bezirk Kamenz gründen zu können. Elstra. (Ein Oelgemälde für den Rats saal.) Der hiesige Ratssaal hat ein weiteres Schmuckstück erhalten: ein großes Oelgemälde, darstellend die Uebergabe der Bestätigungsbriefe neuer Rechte durch die Brüder Wolf und Hans von Ponickau an Bürgermeister und Rat auf dem Marktplatze zu Elstra vor 400 Jahren. Das Gemälde ist ein Werk eines Ortskindes, des Kunstmalers O. Garten. Die Uebernahme des Bildes soll heute Dienstag, abends 8 Uhr, im Ratssaale stattfinden. Bischofswerda. (Konkursverfahren.) Uebec das Vermögen des Kaufmanns und Händlers mit Tuchen und Schneidereibedarfsartikeln Hermann Moritz Georg Ha nisch in Bischofswerda, alleiniger Inhaber der Firma Her mann Hanisch fr. in Bischofswerda, ist am 12. März das Konkursverfahren eröffnet worden. Dresden. (Reichsvräjident von Hinden burg an die sächsische Industrie.) Auf das Be grüßungstelegramm, das der Verband Sächsischer Industrieller zu seiner diesjährigen Tagung an den Herrn Reichspräsi denten von Hindenburg gesandt hat, ist folgende Antwort eingegangen: „Für Ihre freundlichen Grüße, die ich bestens er widere, und das Gelöbnis entschlossener Mitarbeit am deutschen Wiederaufbau sage ich Ihnen meinen besten Dank. Ihren Beratungen wünsche ich guten Erfolg im Interesse der Weiterentwicklung unserer Wirtschaft und damit unseres Vaterlandes. von Hindenburg, Reichspräsident." Chemnitz. (Umwälzende Erfindung im Spinn- Verfahren für Baumwolle und Kun st seid e.) Seit fast zwei Jahren beschäftigt sich bekanntlich die Sächsische Maschinenfabrik Vorm. Richard Hartmann, Uknengesellschafr in Chemnitz mit der Kon- struk-ion einer neuen Ringspinnmaschine, die eS ermöglicht, unter Aus schaltung aller Flyer Baumwollsemgarne jeder Feinheitsnummer un mittelbar aus dem Band der Strecke zu spinnen. Die langwierigen Versuche sührten zu einem vollen Erfolg. Die aus der Leipziger Mess: ausgestellte Hartmann-Ringspinn-Maschine mit Verbund - Streckwerk zeigte klar und deutlich, daß die Lösung des Problems vollständig ge lungen ist. Die Flyer, die bisher in der Baumwollfeinspinnerei einen notwendigen Bestandteil bildeten, kommen dadurch in Fortfall, was dies sür den Spinneretsachmann bedeutet, ist heute noch nicht zu über sehen. Zum mindesten wird eine starke Senkung der Herstellungspreise des GarneS und eine bedeutende Verringerung des Anlagekapitals ein treten. Das außergrwöqnlich große Interesse, daS dieser neuen Ersin« »ung in Fach! eisen cntgegengebracht wurve, geht aus dem starten Besuch des Leipziger Metz-Standes der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann Aktiengesellschaft hervor. Schon seil geraumir Zeit sind mehrere Maschinen bei der Kundschaft in normalem Dauer betrieb und erzeugen ein Garn, das dem bisherigen mittels Flcyer ge sponnenen mindestcuS gleichwertig ist, es aber in der Genauigkeit ter Numerierung bei weitem übertrifft. Da der Firma, wie wir erfahren, auch heute schon recht nennenswerte Austräge von führenden Spinnereien auf diese neue Maschine erteilt worden sind, ist bewiesen, daß das Vertrauen in diese neue Erfindung auch von feiten der Fachleute ge teilt wird. Die neu- Ringspinnmaschine gewinnt dadurch noch gröhere Bedeutung, weil sie sich für die Herstellung von Garuen und Kunstseide bestens eignet, wobei noch hinzukommt, daß der Glanz der Seide bi i dem verkürzten Spinnverfahren im Gegensatz zur bisherigen Arbeits weise erhalten bleibt. Freiberg. (Vereinigung vonGymnasiun und Realgymnasium.) Das Stadtverordneten kollegium stimmte in seiner letzten Sitzung der Vereini gung von Gymnasium und Realgymnasium zu, nachden es in einer Sitzung im Februar die entsprechende Vorlage abgelehnt hatte. Für die Ablehnung waren schulische uni finanzielle Bedenken maßgebend. Inzwischen hat aber de> Staat finanziell einige Zugeständnisse gemacht, so daß eir Teil der Stadtverordneten, die sich früher gegen die Vor läge aussprachen, nun dafür stimmten. Gegen die Rats Vorlage stimmten lediglich geschlossen die Deutschnatio nalen und die Hausbesitzer sowie ein Demokrat und eir Wirtschaftler. In der sehr stürmischen Debatte wurde vor vielen Seiten das Verhalten des Stadtverordnetenvor stehers kritisiert, der ohne Befragung des Kollegiums mr den zuständigen Stelle» in Dresden Fühlung genommer hatte. Lein Vorgehen wurde als unpaxlamentarisch be zeichnet. Warnsdorf. (Eine Tragödie des Alters.« 5«n ibrer Wobnuna wurden die Leichen des Ehepaaret Anton und Anna Rösler tot aufgefunden. Wie die Er hebungen ergaben, hatte der 64 Jahre alte pensioniert« Eisenbahnwächter Rösler seine um einige Jahre älter, Frau und dann sich selbst erschossen. Der Grund zur Ta dürfte in Schwermut des Mannes und Lebensüberdruf zu suchen sein. Er ertrug das Zusammenleben mit seiner unter Alterserscheinungen stark leidenden Frau nicht längs und machte beider Leben ein Ende. Tagungen in Sachsen Zehnjähriges Bestehen der Dresdener Volkshochschule. Die Dresdener Volkshochschule beging ihr zehnjähriges Be stehen. Zu dieser Feier waren zahlreiche Vertreter der Staats behörden, besonders aber auch der Stadt und des Stadtver ordnetenkollegiums erschienen. Die Feier wurde eingeleite von der Instrumentalgruppe und der Singegruppe der Volks Hochschule, worauf der Sprechchor, geleitet von Friederik! Stritt, das Gedicht von Heinrich Lersch „Ihr Werkarbciter!' vortrug. Im Mittelpunkt der Feier stand ein längerer Bor trag des Leiters der Dresdener Volkshochschule, Dr. Mockrauer Er gab einen Rückblick aus die zehn Ja-, re. seitdem im Februm 1919 nach Krieg und Staatsumwälzung die Volkshochschul« Dresden ins Leben getreten war. Wieder Reichsiagsverhandlungen. Müller verhandelt mit den Parteien über den Reichsetat. Der Reichstag begann am Montag nachmittag mit der Beratung des Nachtragsetats für 1928, worin eine große Reihe von Stellenveränderungen und Sparmaßnahmen zu sammengefaßt ist. Die Beratung wird etwa zwei Tage in Anspruch nehmen, obwohl der Haushaltsausschuß des Reichs tages mehrere Wochen lang den Nachtragsetat behandelt hat. Die Beratungen des Haushaltsausschusses über den Etat von 1929 werden vor Ostern kaum noch be ginnen. Man nimmt an, daß der Haushaltsausschuß erst am 8. April den Etat für 1929 in Angriff nimmt. Vielleicht wird der Reichsfinanzminister vorher noch mit einzelnen Ab geordneten Fühlung nehmen, um die Verhandlungen im Haushaltsausschuß vorzubereiten. Deutscher Reichstag. 5 7. Sitzung, Montag, den 18. März. Der Reichstag behandelte das Baukreditgesetz für 1929 in der zweiten Lesung. Danach soll der Reichsarbeitsminister er mächtigt werden, für die Deutsche Bau- und Bodenbank in Berlin Bürgschaften zu übernehmen, deren Gesamtbetrag den Gegenwert von 250 Millionen nicht übersteigt. Es kam zu einigen Zusammenstößen zwischen dem Reichs arbeitsminister Wissell und der Sozialdemokratie einer seits, der Wirtschaftspakte! andererseits. Die Wirtschaftspartei hatte einen Antrag eingebracht, nach dem mindestens die privaten Bauunternehmer, auch die Handwcrkerbaugenoffcnschaften, zur Hälfte an den Zwischenkrediten beteiligt werden sollten. Dem gegenüber äußerte sich der Arbeitsminister, daß die Bau- und Bodenbank bisher keinen ernsthaften Antrag privater Stellen zu rückgewiesen hätte. Der Antrag der Wirtschaftspartei wurde ab gelehnt, dagegen wurde ein deutschnationaler Anttag angenom men, der eine Ergänzung der Vorlage dahin bringt, daß private Bauunternehmer in tunlichst weitem Umfange an den Zwischen- krediten beteiligt werden sollen. Die Vorlage wurde alsdann in zweiter und dritter Lesung erledigt. Es folgte die zweite Beratung des Nachtragsetats für 1828. Einem Antrag der Regierung folgend, hat der Ausschuß für die Gewährung von Darlehen an die Reichsanstalt für Arbeitslosen versicherung einen Betrag von 250 Millionen eingesetzt. Der Nach tragsetat bringt sonst Deamtenfragen und behandelt die Aus wirkung der vom Reichstag beschlossenen Desoldungsordnung. Der ? schuß hat eine erhebliche Anzahl von Streichungen vor- genommen. Frau Teusch (Ztr.) begründete einen Initiativantrag ihrer Partei, nachdem die Bestimmungen über die Kündigung weib licher Beamten auch weiterhin in Kraft bleiben soll. Frau Bohm-Schuch (Soz.) wies die Gerüchte über eine Kürzung der Beamtengehälter oder eine verspätete Gehaltszahlung als unbegründet zurück. Als sie sich äußerte, es sei unverantwortlich, solche Gerüchte auszu streuen, ja vaterlandslos . . . antwortete ihr ein nationalsozm- listischer Abgeordneter: „Habt Ihr denn auch Vaterlandsliebe?" Eine scharfe Kritik an den Wahlversprechungen der Sozial demokratie übte der Abg. Schmidt-Stettin (Dntl.). Er warf dem Rcichsfinanzminister vor, er habe durch die Verzögerung des Nachtragsetats verschuldet, daß die Beamten nicht schon zum Oktober, sondern jetzt erst in den Genuß der Verbesserungen kämen. Die Deutsche Beamtenzeitung und Herr Falkenberg seien unter Partcidruck jetzt sehr schweigsam und zahm gegenüber diesem famosen Nachtragsetat geworden. Die Beamten sollten nur sehen, was die Sozialdemokratie für sie tue. Die Deutschnationalen würden ihre Anträge bei der Etatsbcratung nach Ostern stellen. Ebenso scharf geißelte der Kommunist Torgler die nicht erfüllten Wahlversprechungen der Sozialdemokraten. Präsident Löbe unterbrach anschließend die Sitzung, um die Abstimmung über den Misttrauensantrag der National« sozinlisten gegen den Reichsinnenminifter Lebe ring vornehmen zu lassen. Ein Antrag auf namentliche Abstimmung fand Annahme, da auch die Deutschntionalen für namentliche Abstimmung eintraten. Die Kommunisten ließen erklären, daß sie sich der Stimme enthalten würden. Für den Antrag stimmten die Nationalsozialisten und die Deutschnationalen. Kommunisten und Wirt- fchaftspartei enthielten sich der Stimme. So wurde er mit 229 gegen 69 Stimmen bei 51 Enthaltungen ab- gelehnt. Der Gesetzentwurf über' deutsch-litauische Verträge und Ab kommen wurde dem Auswärtigen Ausschuß überwiesen. Zum Schluß kam in der Aussprache über den Nachtragsetat noch der Abg. Bernhard (Dem.) zu Wort, der die von dem Kommunisten Torgler noch einmal vorgebrachten Gerüchte von einer Herab setzung der Beamtengehälter als durchsichtiges Manöver bezeichnete. Der Redner bedauerte die vorschnelle Handlungsweise Preußens und betonte die Notwendigkeit, die an sich nötigen Zulagen zunächst zurückzustellen. — Die Weiterberatung wurde auf Dienstag, 3 Uhr, vertagt. Das Haus Ml am Dienstag ferner über die Sanierung der Schichauwerft verhandeln. I
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