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pukmherIayMait Donnerstag, de« 14. M8rz 1S2S Beilage zn Nr. KL 81. Jahrgang Die grSßt« Reff« See Wett. Schluß der Leipziger Frühjahrsmesse. Die Leipziger Frühjahrsmesse hat ihren Abschluß gefunden. Mit 10 036 Ausstellerfirmen gegenüber 10106 zur Frühjahrsmesse 1928 und 198 300 Rechnungsmetern Ausstellungsgelände gegen 186 983 im Frühjahr 1928 war sie die größte Messe der Welt. Sie hatte zwar, wie die Messeleitung mitteilt, unter der ungünstigen Wirtschaftskonjunktur Deutschlands zu leiden, so daß das Inlandsgeschäft nicht in allen Branchen befriedigte. Da gegen trat auf dieser Messe das Exportgeschäft sehr fühlbar in den Vordergrund. Diese Beobachtung, die von fast allen Ausstellern der auf der Messe vertretenen Branchen gemacht wurde, ist von ausschlaggebender Be deutung für die Beurteilung des wirtschaftlichen Wertes der Leipziger Messe. Diesem starken Ausländerbesuch ist das trotz der widrigen Umstände verhältnismäßig günstige Zrgebnis der Leipziger Frühjahrsmesse zuzuschreiben. Man beurteilt in den Ausstellungskreisen das Geschäft fast durchweg als befriedigend. Die Messe brachte für einzelne Branchen besonders gute, für andere Branchen wieder weniger befriedigende Ergebnisse. Der Reichszuschutz für die Leipziger Messe. Wie den Leipziger Neusten Nachrichten berichtet wird, schweben zurzeit bei den zuständigen Stellen in Berlin Erörterungen über die Hohe des sür das Jahr 1929/30 der Leipziger Messe zu gewährenden Neichszuschusses. Die Weiterbewilligung des bisherigen Reichszuschusses, ins besondere die Auszahlung der am 1. April fälligen Rate von 200 000 Mark an das Leipziger Messeamt ist, wie das Blatt weiter dazu ausführt, dringend geboten, da sich eine Propaganda in der ganzen Welt selbstverständlich ord nungsgemäß nur aus Grund eines einigermaßen sicheren Einnahmebudgets durchführen läßt, so daß es zu den größten Schwierigkeiten führen müßte, wenn die Aus zahlung des vor Monaten bereits von der Reichsregierung in den Etat eingestellten Betrages des Reiches zur Aus landspropaganda des Leipziger Messeamts jetzt auch nur auf längere Zeit verzögert würde. Im übrigen sind bei der Vorbereitung der diesjährigen Frühjahrsmesse infolge der Ungunst der Witterung durch die in die vielen Hundert tausende gehenden Frostschäden Sonderkosten und Aufwendungen entstanden, die die gesamte Ver waltung besonders schwer belasten. Vas WMMWH la Sm MGMW Mit Schaffung deS BetriebSrätegesetzcS hat der Gesetzgeber voll» kommene» Neuland betreken. Es war daher zu natürlich, daß auS dem BetriebsrStegesetz eine Fülle von Streitigkeiten entstanden ist, noch ver mehrt durch Widerstünde gegen die Durchführung de« Gesetzes. Viele Streitfragen waren, nach dem „Gewerkschaftlichen Pressedienst", lange Jahre unqeklSrt geblieben, erst durch das Arbeitsgericht,gesetz, das am 1. Juli 1S27 in Kraft getreten ist. wurde es möglich, einen einheit lichen Zug in die Rechtsprechung über Streitigkeiten aus dem Betriebs rätegesetz z r dringen. Die Urteile des Rcichsaibeitsgerichts in Betriebs» tÜtigkeiten haben ein authentisches Kommentar zum BetriebsrStegesetz geschaffen, das für da« Wirtschaftsleben die notwendige Garantie für Rechtseinheit und Rechtssicherheit gibt. Zu erkennnen ist auch, daß da« Reichsarbeitsgericht bestrebt ist, nicht nach lediglich formal-juristischen Gesichtspunkten zu entscheiden, sondern in die tatsächlichen Wirtschaft sichen Zusammenhänge einzudringen. Au« der ungeheuren Fülle der vorliegenden Urteile sind siejeni« gtn besonder« wichtig, die sich auf die Aufgaben und Befugnisse der Betrieb-Vertretungen und auf die Schutzvorschrifien de« Betriebsräte« gtsctzcs beziehen. — Ohne diese Schutzvorschriften sür die Mitglieder der «etricbsvertretungen hätte da« BetriebsrStegesetz wenig praktische Zusammenstoß zwischen V-Zug und Viehzug. Der Schnellzug 0 40 Ber lin—Köln fuhr nachts am Bahnhof Hamm in dichtem Rebel auf einen mit lebendem Schlachtvieh beladenen Güter zug, dessen letzte Wagen zer trümmert wurden. Etwa 60 Rinder wurden getötet oder mußten ihrer Verletzungen wegen auf der Stelle ge schlachtet werden. Die Un glücksstelle bot ein Bild grauenhafter Verwüstung. Die Schienen waren völlig ver- bogen. — Unser Bild zeigt die Unglücksstelle: oben die be schädigte Lokomotive, unter, die Opfer des Zusammenstoßes. Bedeutung. — Als allgemeiner AufgabenkceiS der Betriebsvertretungen ergibt sich die Aufgabe, alles zu tun, wo« d n Interessen der Arbeit nehmerschaft zu dienen förderlich ist. Das BerriebsraiSamt soll als Ehrenamt dem Inhaber keine Vorteile, aber auch keine N-chteile brin gen. Wenn ein BetricbSratSmitglied infolge Ausübung seiner Amts tätigkeit die Arbeit öfters unterbrechen mutz und daher nicht voll lei stungsfähig ist, ist z. B. die Zuweisung geringer bezahlter Arbeit aus diesen Umständen ein Verstoß gegen das Verbot der Benachteiligung. Die Rechtsprechung zum BetriebsrStegesetz ist auch ein Spiegel bild des Kampfes um die Mitwirkung der Arbeitnehmer in der Wirt schaft. Das Streben nach Mitbestimmung und Mitverantwortung ist in der gesamten Arbeitnehmerschaft so stark verwurzelt, daß es selbst durch fomalistische Hindernisse, wie sn in der Rechtssprechung hier und da noch anzutrcffen sind, schwer aufzuhalteu sein dürfte. Nach Auf fassung der Arbeitnehmerschaft ist jedoch andererseits bet fast allen Ge richtsentscheidungen der begrüßenswerte Versuch zu bemerken, die alle« Geschehen treibenden, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Kräfte zu erkennen, und das Betriebsrätegesetz als den ersten Ausdruck emer neurn Ge dankenwelt zu würdigen. Hunderi Lahre Eisenbahn. SvL Jahre» schon ist die Deutsche Reichs- »ahugesellschaft ein viel beachteter Gast auf den Veranstaltungen der Jahresschauen in Dresden. Doch diesmal wird sie ihren ureigensten Zweck propagieren und wird deshalb interessanter und vielseitiger sein als jemals. Wenn mau tveiß, daß täglich auf der Deutschen Reichsbahn fünf Millionen Menschen befördert werden, daß also an jedem zwölften Tage die gesamte Bevölkerung Deutsch lands durch die Eisenbahnzüge geht, daß der Ferien verkehr jedesmal geradezu eine kleine Völkerwanderung darstellt, so ist kein Wollt darüber zu verlieren, daß die Eisenbahn immer noch das wichtigste und hauptsächlichste Reiseverkehrsunternehmen darstellt. Die Geschichte der Eisenbahn ist jetzt gerade hundert Jahre alt. — Erst! — Ihre Umstellung auf den heutigen Verkehr ist eine beinahe beispiellose Tat. I Mrs Qsk^insn u. Qs^msnslanASN ksufsn Lis Ickood im Qsr^insnksus Wuncisrlicii, ttsuptmsrkt Der Besucher der Sonderausstellung der Deutschen Reichs- oahn auf der diesjährigen Jahresschau „Reisen und Wandern" wird Geleg chcit haben, sich gerade hiervon ein Bild zu machen. Das Modell eines alten Zuges aus oem Jahre 1842 wird gegenübergestellt sein dem Original einer neuzeitlichen Riesenlokomotive, wobei alle Besucher Gelegenheit haben, in das Innere hineinzusehen, wobei an jedem Hebel, an jedem Rad und an jedem Ventil die Zweckbestimmung dieser Maschine erläutert wird. Neben der Einstellung für den Massenverkehr ging aber für die Eisenbahn von jeher die Notwendigkeit, Bequemlichkeit und Annehmlichkeit des Reisens zu steigern. Als Beleg hierfür wird die Deutsche Reichsbahn die Entwicklung der Zugheizung und der Zugbeleuchtung von den frühesten Tagen an bis zu den neuesten Anordnungen ausstellen. Weiterhin ist die Forderung zu bedenken, daß neben >er Annehmlichkeit vor allem die Sicherheit des Reisensan erster Stelle stehen muß. Die Besucher der Jahresschau werden Gelegenheit haben, moderne Stell werk- und Blockanlagen zu besichtigen, sic werden auch die Entwicklung der Bremse kennenlernen und verfolgen können, die ja für die Sicherheit der Fahrt von größter Bedeutung ist. Endlich darf aber auch die Poesie des Reisens nicht fehlen, und hier werden dauernd wechselnde künst lerisch ausgeführte Lichtbilder den Besucher fesseln. Vieles, was er selbst schon gesehen hat, wird in neuer Erinnerung vor ihm erstehen. Vieles, wonach seit langem sein Wunsch steht, wird er in Einzelheiten studieren können. Hier wie überall wird dem Motto dieser Ausstellung gedient: In einem Tage durch ganz Deutschland! Lesen Sie Meisters M-kWan! Stadtbücheret Die Ausleihe ist morgen geschloffen. (Schulentlassung.) Koman von krltr Dornvgg b> d-lorUo keucdtvkwger, Nolle iLaale) Um fünf Uhr läutete der Wecker. Um sechs Uhr dreißig Minuten entstieg Balthasar auf dem Flugplatz einem Auto. Um sieben Uhr erhob sich das Passagierflugzeug, das ihn nach halbstündigem Flug in Augsburg absetzte. Wenige Minuten, nachdem die Schalter jener Bank eröffnet wur den, auf deren Zentrale oder Filialen der Scheck lautete, präsentierte ihn Balthasar, und erhielt das Geld anstands los ausgezahlt. — Eine Stunde später traf das War- nungstelcgramm aus München ein. Sofort alarmierte man die Polizei, die ihrerseits unverzüglich alles in Be wegung setzte, des Betrügers habhaft zu werden. Aber Balthasar hatte sich sofort auf den Bahnhof begeben, und den gerade nach Ulm abgehenden V-Zug bestiegen. Un behelligt konnte er dort die Sperre passieren, was zwanzig Minuten später schon nicht mehr möglich gewesen wäre. Er begann sofort seine Garderobe zu erneuern, stattete sich neuerdings in zahlreichen Geschäften mit Wäsche, Schuhen, einem modernen Straßenanzug aus. Eine Per sonalbeschreibung nach den Kleidern war also bereits über holt und wirkungslos. Den gestern entwendeten Anzug verpackte er, und sandte ihn unter der Deklaration „ge tragene Kleider- an eine fingierte Adresse in Hamburg. Durch Abrasieren des Schnurrbarts waren auch bald die Gesichtszüge nicht unwesentlich verändert. Gemütlich schlenderte er durch die Straßen, besah die Sehenswürdigkeiten der Stadt, speiste vorzüglich in einem vornehmen Lokal, und erstand nachmittags ein Fahrrad, auf welchem er die Heimreise antrat. Nach dreitägiger Fahrt in kurzen, bequemen Etappen, langte er wieder in seiner Wohnung an. Der Hausfrau zahlte er den Rest seiner Schuld und den weiteren Zins bis zum nächsten Kündigungstermin. Er sagte ihr dann, er werde nun für dauernd in ein Dorf nahe von Würzburg übersiedeln, wo er ein kleines Anwesen geerbt habe. Das Verpacken sämt licher Habseligkeiten beanspruchte kaum eine halbe Stunde. Dem Dienstmann, der den Koffer holen kam, gab er ein erstes Hotel an. Er selbst fuhr dort mit dem Auto vor, und mietete zwei Zimmer mit Bad im ersten Stockwerk. Bald war auch der Koffer da. „Gott sei Dank, daß ich heraus bin aus Armut und Häß lichkeit! Nun soll es beginnen, das Leben, das neue, das wahre Leben, herrlich und in Freuden!" Welcher Genuß war es doch schon, baden zu können in so einer schimmernd-weißen, riesigen Wanne, in wohlig warmem Wasser, mit geschmeidiger, duftender Seife. Und dann, in Frottierbadetücher gehüllt, auf der Ottomane zu liegen, und den Rauch erstklassiger Zigaretten vor sich Hin zublasen. Und zu träumen, davon, was noch kommen würde. Frei sein aller Sorgen und Verpflichtungen, kein Ar beitszwang, keine Unterordnung. Herr seiner Zeit sein, versorgt und gesichert für das ganze Leben, das vor wenigen Wochen, ja Tagen, noch eine furchtbare Drohung war. Ein Bummel durch die vornehmsten Straßen. Vor den Auslagen eines Juwelierladens blieb er stehen. Dann trat er ein. Erstand einen herrlichen Ring, eine kostbare Zigarettendose. Mehrere der größten Kassenscheine wan derten aus der Brieftasche in die Hand des Juweliers. Bei einem Uhrmacher, wenige Häuser weiter, kaufte Balthasar eine goldene Doppelmanteluhr, allerbestes Schweizer Fabrikat. Die goldene Kette dazu beim nächsten Juwelier — damit es nicht aufsalle. Ein Monokel an goldenem Kett chen vervollständigte die Ausrüstung. Ein Gehpelz, das teuerste Exemplar, das der Kürschner vorrätig hatte, war der nächste Kauf. Bei dem teuersten Herrenschneider be stellte Balthasar Frack und Smoking. Aus einem Schuh geschäft ließ er sich sechs Paar Schuhe ins Hotel schicken. Nach diesen Einkäufen begab er sich wieder mit dem Auto ins Hotel zurück. Seine gesteigerte Eleganz, das rasch sich zu großer Sicherheit entwickelte Benehmen des neuen Gastes bewirkte, daß man ihm mit größter Hoch achtung entgegenkam. Das Bewußtsein, als Gentleman be handelt zu werden, erhöhte wiederum sein Selbstgefühl. Nachdem er ein paar Stunden geruht hatte, ließ sich Balthasar neue Pläne durch den Kopf gehen. Seine weit- schweifende Phantasie gaukelte ihm Bilder berauschenden Lebensgenusses vor. Sein kritischer Verstand erwog zu gleich die Möglichkeiten und Wege ihrer Verwirklichung. Zunächst war sich Balthasar darüber im klaren, daß er seiner neuen Lage, seines Reichtums, seiner Macht allein nicht werde auf die Dauer froh werden können. Er brauchte Menschen um sich, die mit ihm genossen, die seinen Lebens genuß verdoppelten. Ein kurzer Gedanke, so ganz nebenbei, galt Albert. Ihn wiederzusehen, empfand Balthasar kein Verlangen. Im Gegenteil. Was mochte Albert Wohl inzwischen mit der „Tarn" begonnen haben, die ja, genau genommen, Alberts Erfindung war? Wie verwertete der sein Zaubergerät, diesen „Stein der Weisen", diesen „Ring der Nibelungen"? Albert war sicherlich der erste, Balthasars Handlungsweise zu mißbilligen. Die Sache mit der Brieftasche zum Bei spiel. «j