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Nr. 57. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 8. März 1929. Seite 3. Andenken an die Weltreise seines Patenschiffes hat. Nur eins haben wir nicht mitgebracht, und das muß ganz besonders vermerkt werden, do es wirklich eine Seltenheit ist: Wir Hatten niemals auf dem Schiff eine Ratte! Meine Besatzung hat Sie ganze Fahrt ausgezeichnet über standen. Leider hatten wir zwei Tote zu beklagen, und zwar einen Zahlmeister (Ser uns im Anfang regelmäßig Berichte über die Fahrt des Kreuzers „Berlin" schickte, und dessen Tod wir seinerzeit meldeten. D. Red.) und einen Matrosen. Im übrigen haben meine Offiziere und Mannschaften ein frisches und gebräuntes Aussehen bekommen, und alle denken gern und mit Begeisterung an die herrliche Reise zurück. Infolge der Eisverhältnisse konnten wir nicht unseren Heimathafen Kiel anlaufen, wir müssen warten, bis uns das Eis den Weg dorthin freigibt. Allerdings hoffen wir, noch vor Mitte nächster Woche den Kreuzer nach Kiel bringen zu können. Dann wird unser alter Recke aus dem Jahrgang 1903 gegen Ende Les Monats zum alten Eisen gelegt werden, denn er hat seine 25 Jahre, die für ihn vorgesehen waren, ab- gedient. Ein neuer Kreuzer wird an seine Stelle treten und auf einer neuen Weltreise den deutschen Namen in die fernen Länder tragen. Die Mannschaft wird zum Teil auf die Marineschule gehen, während die Kadetten ihre Fähnrichs prüfung machen gnd im Anschluß daran den heißersehnten Heimaturlaub erhalten. Wo der Kreuzer „Berlin" nach der Außerdienststellung Verwendung finden wird, kann ich heute noch nicht sagen." Eiai-Verhandlungen mit den Parteien. Keine Koalitionsverhandlungen des Reichskanzlers. Der Reichsfinanzminister Hilferding hat mit Ver tretern verschiedener Parteien Besprechungen Uber den Etat und über das Steuerprogramm der Regierung begonnen, nachdem die Regierung im Reichsrat im wesentlichen mit ihrer Etatsaufstellung und ihrem Steuerprogramm durchgekommen ist. Zunächst wurden Vertreter der Deutschen Volks partei und Demokraten empfangen. Der Reichs- sinanzminister hatte ferner mit Vertretern der Bayeri schen Volkspartei und des Zentrums Besprechun gen. Koalitionsfragen wurden in diesen Besprechungen nicht erörtert. Die Meldungen, daß der Reichskanzler die Koalitions- besprechungen wieder ausgenommen habe, sind falsch. Der Reichsfinanzminister hofft nur, einigermaßen für die Ein leitung der Etatsverhandlungen im Reichstag über die Ab sichten der Parteien aus den jetzigen Verhandlungen Klar heit zu gewinnen. Zu den Besprechungen des Reichsfinanzministers vr. Hilferding mit den Parteien schreibt die volksparteiliche „Nanonalliberale Korrespondenz": Reichsfinanzminister Hilferding hat die Fühlungnahme mit den Steuersach verständigen der Parteien ausgenommen, um mit ihnen die Verabschiedung des Etats zu besprechen. Er folgt damit nicht nur einem Wunsche, sondern auch einem Rat der Deut- scheu Volkspartei, die nach wie vor der Ueberzeugung ist, daß der Etat verabschiedet werden kann und muß, ohne daß neue Steuern bewilligt nud eingeführt werden. Da aber der Finanzminister selber der gegebene Sparkommiffar sE mrd bleiben muß, ist nichts natürlicher, als daß er auch die Führung in der Sparpolitik übernimmt und zunächst sein« Sparvorschlüge den Parteien unterbreitet. Die Parteien können aus Gründen der Loyalität wie Ler Zweckmäßigkeit ihrerseits Sparvorschläge nur beispielsweise machen. Da nach wird auch die Deutsche Volkspartea in den Besprechungen mit dem Reichsfinanzminister handeln. Zusammenschluß der naiLonaleu Bewegung. In einer Sitzung des Präsidiums der Verei nigten vaterländischen Verbände, an Ler füh rende Vertreter aus allen Teilen des Reiches, darunter auch der zweite Bundesführer des Stahlhelm, Oberstleutnant a. D. Duesterberg, teilnahmen, wurden einstimmig eine Reihe von Leitsätzen angenommen. Ueber das künftige Verhältnis der Wehrverbände zum Stahlhelm wird gesagt: „Die Stütz punkte der revolutionären, heute Deutschland beherrschenden Gewalten zu erschüttern, ist das nächste Kampfziel Der Ver bände, das, in Staats- und Wehrpolitik zum Ausdruck kommen wird. Stärkste Konzentration der Kräfte ist erste Voraus setzung. Die Zusammenfassung aller wehrpolitischen Kräfte im Reich hat in einer Organisation zu erfolgen, auch hier unter Wahrung des föderativen Prinzips. Diese Organisation ist der Stahlhelm." Weiter wird in den Leitsätzen betont: Die Ablehnung des bisherigen Systems muß in die Form des positiven Volksbegehrens zur Neugestaltung des staatlichen Lebens um gefetzt werden; Ziel ist die Schaffung des Föderativstaates, dessen Glieder wahrhaft freie Staatspersönlichkeiten sind, deren Gesamtwille über dem Reichstag steht. Der Kampf um die bedrohte deutsche Kultur wird siegreich geführt werden, wenn die Kräfte kulturellen Lebens bodenständig in Heimat und Blut fortentwickelt werden können. Aus Sorge um das tägliche Brot müssen die Verbände schärfsten Kampf gegen die Fortsetzung der Crfüllungspolitik ins Volk tragen. Deutschland unter der Herrschaft des internationalen Finanzkapitals? Der Plan einer Zentralnotenbank in Holland birgt nach deutscher Auffassung für Deutschland große Gefahren in sich. Er würde nicht etwa die Kontrolle beseitigen, sondern sie för dern. Ferner wird die Reparationsbank ein so mächtiges internationales Geldinstitut, daß die Kredite für die deutsche Wirtschaft vollständig von ihr abhängen. Außerdem würde mit dieser Bank eine unumschränkte Herrschaft des inter nationalen Finanzkapitals aufgerichtet, die jede politische .Behandlung des Reparationsproblems für alle Zeiten un möglich macht und damit die deutschen Reparationsverpflich tungen für alle Zeiten festlegt. Die endgültige Herrschaft des Finanzkapitals über Deutschland wäre herbeigeführt. Eine ähnliche Einrichtung bestand einmal für die Türkei. Soll Deutschland ebenso wie einst die Türkei der Spielball und das Ausplünderungsobjekt des internationalen Finanzkapi tals werden? In Berlin nimmt man an, daß der Plan der Begrün dung der Reparationsbank von den Unterausschüssen nur theoretisch erörtert und noch nicht gebilligt worden ist. Der Reichsbankpräsident vr. Schacht wird in diesen Tagen zu einer privaten Hochzeitsfeier für 24 Stunden nach Berlin kommen. Primo de Rivera tritt I9ZI zurück. Paris. Me französische Zeitung Matin vom 7. Mürz veröffentlicht ein Interview seines Mitarbeiters Sauerwein mit General Primo de Riveva. Der Diktator erklärte, daß er im März 1931 von seinem Amte zurücktreten werde, da er glaubt, daß zu diesem Zeitpunkte die Rückkehr zu der parlamentarischen Verfassung keine Gefahr meyr für den Be. stand des Landes bilden werde. Der holländische Minister des Innern über die Haltung des früheren deutschen Kaisers. Haag. In Beantwortung einer in der holländischen Kammer gestellten Anfrage, ob nach Ansicht der Regierung der ehemalige deutsche Kaiser von seinem Asylrecht in Hol land nicht einen unerwünschten Gebrauch gemacht habe, hat der Minister des Innern die Erklärung abgegeben, daß von dem früheren deutschen Kaiser gesagt werden könne, daß er seinem Versprechen, sich jeder politischen Aktion enthalten zu wollen, loyal nachgekommen sei. Der Leiter des belgischen MilltärsicherheitödiensteS bloßgestellt. Nach Informationen aus bester belgischer Quelle bezüg lich der Angelegenheit Frank-Heine soll das vom Utrechtsch Dagblad veröffentlichte Dokument tatsächlich von Frank mit Hilfe einiger untergeordneter Agenten des Militärsicherheits dienstes zusammengestellt worden sein. Es soll sich dabei hauptsächlich um drei Agenten handeln, doch soll auch der Leiter des Militärsicherheitsdienstes bloßge stelltsein. Man spricht von einem großen Polizeiskandal. Die verdächtigten Agenten sind bereits vernommen worden u^) ihre Schuld soll außer Zweifel stehen. Frank-Heine freigelaffen. Brüssel. Wie die Belgische Telegraphenagentur meldet, wurde Trank-Leine vom Untersuchungsrichter auf An trag des Staatsanwalts aus freien Fuß gesetzt, da Vie Tat sache der Paßfälschung nicht ausreiche, die Untersuchungshaft gegen ihn ausrechtzuerhalten. Veracruz von den Regierungstruppen erobert. New York. Die Stadt Veracruz befindet sich wieder in de« Händen der mexikanischen Regierungstruppen. Ge neral Aguirre, der Führer der Aufständischen, hat mit 2000 Mann die Flucht ergreifen müssen, nachdem sich an nähernd drei Viertel der Aufständischen von ihm losgesagt hatten und zu den Regierungstruppen übergcgangen waren. Wie weiter gemeldet wird, ist auch Saltillo wieder in der Hand der Regierung. General Escobar, der die Stadt mit etwa 2000 Mann besetzt hielt, befindet sich auf der Flucht. Die Aufständischen versuchten, die Verfolger durch Ausreißen der Schienenstränge aufzuhalten. Mit der Niederlage Escobars gilt die Entscheidung für den Nordosten als ge fallen. ! Amtliche Erklärung der mexikanischen Regierung. ' Mexiko Stadt. Gemäß amtlichen Verlautbarungen waren die Regierungstruppen in drei verschiedenen Kampf operationen zur Niederwerfung der Revolution erfolgreich. Die Bundestruppen unter dem Befehl des Generals Juan Almazan eroberten Monterey zurück und schlugen die Aufständischen in die Flucht, die die Stadt am Dienstag be setzt hatten. Aus aller Wett. Erdrutschkatastrophe auf Madeira. Wahrscheinlich 100 Menschen ums Leben g e k o m m en. Einer Meldung aus Lissabon zufolge sind dort Nachrich ten aus Funchal auf Madeira eingetrofsen, wonach sich in folge ungewöhnlich heftiger Regengüsse bei St. Vincent ein schwerer Erdrutsch ereignet hat. Zahlreiche Häuser sind unter gewaltigen Erd- und Felsmaffen begraben worden. Man fürchtet, daß etwa 100 Menschen ums Lebe» gekommen sind; die Zahl der Verletzten soll noch weit höher sein. LiebeStragödie im Harz. Seesen (Harz). Hier fand man den Oberprimaner G o ebe l aus Dortmund und die 18jährige Stieftochter eines hiesigen Kaufmannes völlig zerstückelt auf den Bahngleisen. Die beiden jungen Leute unterhielten seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis. Da der Vater Goebels seinem Sohne die Mittel zum Studium verweigerte und der junge Mann Seesen verlassen sollte, beschlossen die beiden, ihrem Leben ein Ende zu macken. Rabeneltern. In San Sebastian (Spanien) wurden fünfzchn Eltern vechaftet in dem Augenblick, als sie ihre min- Lerjährigen Kinder einem spanischen Händler verkaufen! wollten. Ein weißes Krok^il. In den Sümpfen von Florida wurde ein weißer Alligator gefangen. Da ein solches Exem plar als eine äußerste Seltenheit betrachtet werden kann, hat der Londoner Zoo 2000 Dollar (8000 Mark) dafür geboten. Im Schutz von 2 Millionen Polizeiverordnunge«. Rechnet man die Polizeiverordnungen aller deutschen Länder zusammen, so ergibt sich, daß den deutschen Staatsbürger von der Wiege bis zum Grabe 2 300 000 Polizeiverordnungen be- gleiten, die ihn vor allem Mißgeschick bewahren sollen . Rächerin ihrer Ehre. Lin blutiges Drama spielte sich in einer Kirche in der Nähe von Lem berg ab, wo die frühere Geliebte eines reichen Bauernsohnes, Ler ihr die Ehe ver sprochen hatte, in dem Augenblick, als er mit einer anderen zum Traualtar schritt, diesen, mit einem einzigen Beilhieb tötete. MrOen - ^otyrlchren Iberttchtena« Sonntag, d?n 10. Marz, LStare: 9 Uhr Pr'digtgottesdienst im Schulzimmer. Mittwoch, den 13. März, abends 8 Uhl: Passions andocht daplbst Kund um die Leipziger Messe. Von vr. Will Fischer. Originalreisebericht für unsere Zeitung. Vom Planwagen zum Expreßzug. — Messefieber. — Drohende Gasmasken. — Reklame ist Trumpf. Zweimal im Jahre verwandelt sich die geschäftstüchtige Stadt Leipzigs eine internationale Metropole. Dann Lurchschwirren alle Sprachen der Erde, die Dialekte aller Länder, die Luft, und aus einer Großstadt wird über Nacht eine — Weltstadt. So geschieht es nun schg^ seit fast sieben Jahrhunderten zu Leipzig an der Pleiße. Alljährlich, wenn vom „Eise be- freit sind Strome und Bäche" — in diesem Jahre ist dieses „Faust"-Zitat leider nicht zu verwenden — rüstet sich die Stadt zum Empfang der Messebesucher. Bereits im „Stadt- brief" Leipzigs (zwischen 1156—1170) wurde das Marktrecht der Stadt geschützt. Im Jahre 1268 erließ der damalige Landesherr eine neu« Urkunde, die erstmalig die heute noch geltenden Grundgedanken der Leipziger Messe fest verankert«. Die Privilegien der Leipziger Messe wurden dann im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgestaltet, und Leipzig entwickelte sich im späten Mittelalter zum größten Handels platz für den Güteraustausch zwischen West- und Osteuropa. Mit hochbepackten Planwagen zogen die Kaufleute aus Nürnberg und Augsburg, vom Rhein und aus den Nieder- landen, aus Hamburg und Lübeck, aus Breslmy Krakau, Lemberg, Nowgorod und Moskau in die Messestadt cm. In den Gewölben der Handelshöse, in den Buden auf Platzen und Gassen- stellten sie edle Pelzfell«, Leinwand, Wachs und Honig aus dem Osten, „Nürnberger Tand" aus dem gewerbefleißigen Franken, Seidenwaven und Gewürze aus dem Morgenland, Stockfische aus Norwegen, Wollstoffe aus Flandern und Brabant zum Verkauf. Die erste große Blüte erreichte das Leipziger Messewesen im Zeitalter der Renaissance und der Reform«, tion. Der Siebenjährige Krieg suchte die Messestadt schwer heim. Doch nach dem Frieden von Hubertusbura wa r es »a.-. _ — - - der junge Goethe, der als Student in Lieser Stadt ein „Klein- Paris" entdeckte. Nach einigen friedlichen Jahren zerstörte die napoleonisch« Aera gründlich den Wohlstand der Stadt. Aber aus der Messestadt wurde Lie Stadt der Völkerschlacht vom 18. Oktober 1813. Immer weiter vollzog sich der Auf stieg und die Bedeutung dieser Stadt. Und heute, im Früh- sahr 1929, legt sie durch ihre Messe wieder ein mal Zeugnis ab von ihrem festen Willen, die historische Messe, trotz wirtschaftlich denkbar schlechtester Wirtschaftslage, kn alter Form und Lebendigkeit zu begehen. Obwohl der Frühling sich in Kalendernähe befindet, liegt Leipzig in einen Eisklumpen verwandelt. Und trotzdem ist die Stadt von einem Messefieber gepackt. Immer neue Son» derzüge bringen die Fremden, Kauflustige und Neugierige, in die Stadt. Ununterbrochen speit der Hauptbahnbof Men schenmassen aus, die sich in schwarzen Schlangen durch die engen Straßen winden. Schwarze, französische Schnurrbärte, glattrasierte Pankcegesichter, hohe russische Pelzmützen tauchen auf. Dazwischen gelbe Japaner, grinsende Chinesen, Spanier, Italiener, Schweden und was es gibt. Ueberall Plakate, schreiend, farbig, springen ins Auge und werben für ein Hiihneraugenmittel, einen Staubsauger oder einen Kinderwagen. Zwei Sektflaschen in ungeheuren Dimensionen recken sich meterhoch aus der wogenden Menschenmenge. Fünf junge, fesche Mädchen mit weißen Perücken, die Drei master kokett auf den Ohren, begleiten die wandelnden „Sekt fässer". Ein großer Kochtopf ig blendend weißer Farbe leuch tend beherbergt in seinem Innern geschäftstüchtige Men- scheu, die backen, braten, kochen und verlockende Leckerbissen dem Beschauer präsentieren. Eine große Holzkiste, fast bis in den ersten Stock der Häuser hineinragend, steht massiv inmitten eines Platzes. Und immer wieder Autos und Menschen, Straßenbahnen, Plakate — Besucht die Weltaus stellung Barcelona — Prager Messe 1929 — Reist nach Griechenlandl — Plötzlich tauchen sechs weißgekleidete, un heimliche Gestalten aus der Menge auf, durchschreiten mit gemessenem Schritt die Straßen und erschrecken den neu gierig schauenden Passanten durch ihre Gesichtsvermummung. Denn sie tragen — Gasmasken! Schatten der Erirmeruna springen blitzartig durch das Gehirn: „Cambrai, Verdun, Somme — Phosgen, Gelbkreuz." Erinnerungen an über- standene Schrecken. Doch dann ist der Spuk vorbei. Die Reklame war für eine Fabrik, die Gasmasken für den Fabrik schutz herstellt. Aber lag nicht bei der kürzlich stattgefunde nen Aussprache über Gasschutz in Frankfurt das Gespenst des Gaskrieges in der Luft? Wurde nicht, trotz Abrüstung und ähnlicher Dinge, für den Kopf eines jeden Deut- schen ein« Gasmaske gefordert? Und man denkt an das belgisch-französische Militärabkommen und wird nachdenklich. Dann ein Streifzug durch das Ausstellungsge lände. Durch den Bau zweier neuer Messepaläste konnte man die Branchen einheitlich zufammenfassen. Ein neues Bauwerk von Niesendimensionen, architektonisch geschmackvoll ausgefüh-rt, ist der „Petershof", dessen bebaute Fläch« fast 3600 Quadratmeter beträgt. Alles ist auf Reklame abgestimmt. Plötzlich ertönt aus einem Figurenkabinett eine Stimme: „Ich bin der redende Portier der Firma ... Ich erteile Ihnen Auskunft auf jede Frage." Verbindlich gibt der Wachsfigurenportier, der in der Mütze ein Mikrophon und in der Brust eine Lautsprecheranlage trägt, allerlei Aus künfte. Doch das Schauen nimmt kein Ende. Ein ruber- loses Boot, das durch einen Schraubenontrieb bewegt wird, erregt größtes Interesse. Ebenso die Miniatur-Schnell- zuylokomotive, die sich als feinstes Präzisionserzeugnis deut scher Technik entpuppt, uno für die Weltausstellung Barce- lona 1929 bestimmt iL Ueberall rollen wie bei einem Film immer wieder neue Bilder vorüber, bleiben Eindrücke dem Gedächtnis haften. Wenn auch die Zahl der Aussteller gegenüber der der vorjährigen Frühjahrsmesse zurückbleibt, wozu sicherlich Schnee, Kälte und Frost wesentlich beigetragen haben, so hat man doch das sichere Gefühl, wenn man diese Völkerwande rung die Straßen durchziehen sieht, daß Leipzigs Messe eines der bedeutendsten deutschen wirtschaftlichen Ereignisse ist und immer sein wird. k"' i