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Nr. 51. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 1. März 1929. Seite 4. MU Wie" UMW. Sonnabend und Sonntags den 2. und 3 März Mes SMMW mltviMier-üiisMiM An beiden Tagen Schweinsknochen mit Klotz, Bratwurst mit Sauerkraut, sowie alle Schlachtfest-Spezialitäten. Sonnabend, von abends 8 Uhr an Ball für Verheiratete (Damenwahl) Sonntag, von abends 7 Uhr an DM" feiner Ball! "MU Um recht zahlt. Besuch bitten freundl. Paul Schmidt u. Fra« SWKlWWMWm Nächste« Sonnabend, Sonntag nnd Montag VN UMMWW Anstich von ff. Bockbier Diverse Speisen nnd Getränke. Sonntag abend von >/,8 Uhr an W feines Konzert W ausgeführt vom Musilorchester Bischheim, Direktion E. Damme. Eintritt frei. Anschließend W seine Ballmusik W Hierzu laden alle Freunde und Gönner von nah und fern freundlichst ein Otto Schreier «nd Fra«. Sbergaßhss, Kroßuaulidors. Sonntag und Montag, den 3. und 4. März Bratwurstessen. Sonntag MU" feine Ballmusik! Hierzu laden freundlichst ein R. Büttner n. Fra« H,0bölW8tk. I.ivktenbel'g ÜM Sonntag, san 3. von 6 Uhr ab U §sin« vsllmusik! Freundlichst laden ein ^/Isx ldsrs unc> prsu MWelmmiMck Oderiiektsnsn krsaoovoreia: Aiittvoed im Anschluß an die Passionsandacht. dlLäckvovereia: DoonerstaZ. vi» rnik Ilisnskagi diNigs MvMsrtsg«! NanNrmanNsn , Ltokk- u. SaIIKlsi<tsr ^iUi 86611^ § Arüken als Verlobte ? ?ulsmt2 trro8sröstr86ork silärr 1929 «r Zeige hierdurch an, dgß ich mir einem großen Transport bester ErMlK«der U» I.WWMU leichten, sowie schweren Schla ges eingetroffen bin und stelle selbige zu bekannt billigen Preisen und reeller Bedienung zum Verkauf. Otto Thronicke, Königsbrück — Telefon 6 — Mn MMS!' killen wird noch als 8elilo85sr- M IlreNerledrliir eingestellt. kmU Vneull Maschinenfabrik OtrONN b. Pulsnitz i. Sa. l.o;e <1.1-LllUesvoklkskrt ÄeduoA am 2 u 4 Närr empkielpt MWMM W u x Lruuvig Kleine Inserate bitten wir, um größere Buchungen u. RechnuUgS- ausschreibung zu sparen Mt dyMes m Mim ^IIsn ösnsn, ctis msinsn lisbsn Sru6sr bsi ssinsm i-lsimMNA slirtsn tzerriiekkn llsnk. Pul8nil2 k^amilis Tisclilsrmstr. Ssrlseli Ilirs Qarclinsn u. (-isrömsnstsmAsn ksutsn 8is clocti im Qsrclinsnlisus Wunclsrlieti, l-lauplstr. Was sagen Frankreich und Belgien dazu? Neue holländische Veröffentlichungen brtr. Militärabkommen. Brüssel. Das Utrechts ch Dagblad führt jetzt die Dementis der belgischen und französischen Regie rung und die kraftvollen Auslassungen eines Vandervclde aus das richtige Maß zurück. Cs veröffentlichte Donnerstag abend ein Protokoll über die Konferenzen des belgischen und französischen Gencralstabes in der Zeit von 7. bis 12. September 1827. Das Dokument trägt als Kopf felgendes: „Ministerium der nationalen Verteidigung" und das Datum „Brüssel, 20. September 1927". Als besonderen Vermerk „Streng vertraulich". Es heißt weiter: „Generalstab. Hl- Sektion. No. L. B. 17. 1442. Geheim. Konferenzen des belgischen und französischen Generalstabes vom 7. bis 12. September 1927. Protokoll. In Anwendung des französisch-belgischen Militärabkom- mensvom7. September1927, genannt Eonven tion de Bruxelles, Artikel VI., haben am 7., 8., 9., 11. und 12. September 1927 Konferenzen in Brüssel statt- gefunden." Sodann folgen die Namen der Mitglieder der Konferenz aus dem französischen und belgischen Generalstab. Hoovers Kabinett. Washington. Die neue amerikanische Ministerliste wird am nächsten Montag offiziell bekanntgegeben, doch bringen die meisten Zeitungen schon folgende Liste als endgültig: Staatsdepartement: S timson : Schatzdepartement: Mellon; Iustizdepartement: Mitchell; Departement für Inneres: Wilbur; Postdepartement: Walter Brown; Arbeitsdepartement: William Drak; Marinedepartement: Adams; Handelsdepartement? William White; Militärdepartement: Jam e s Good« Landeswetterwarte Dresden lNachdiuck verboten) Teils heiter, teils zeitweise neblig, bewölkt, Temperaturver hältnisse durch Ein und Ausstrahlung geregelt (nach sehr kalter Nacht tagsüber Frost mäßig bis schwach). Schwache Luftbewegung. Sonne «nd Mond. 3. März: Sonne A. 6.46, U. 17.40. Mmw A. 1.52, U. 9.36«' IE" HülmerauAeii-I,«bevobl null I-ebevobl-RLllooaekeibe« LlecdUose (8 pklsster) 75 l.ebevobl-k'aübarl xexeo empcioa- licke 5üüe uvU fusscdveiö, Scbocklel (2 Sölter) 50 pfx. srbsItU>» In Xpotiiekev unU Drogerien. 8!cder rn baden bei lAax üentsck, LentrnläroZsrie, Isvsestr '32 Oopzcri'kkt 1928 Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 50) ^Nachdruck verboten). Als Ernst sich von dem Handkuß aufrichtete, sah er die groß geöffneten Augen der Frau Hulda auf sich gerichtet und fühlte, daß es nun kam, bas Unabwendbare. Aber der Himmel hatte ein Einsehen mit ihm, denn im gleichen Augenblick kam zur anderen Tür Hilda herein, die natürlich sofort beim ersten Blick die gegen wärtige Lage richtig erkannte. Obwohl sie wußte, daß ihr ein ge harnischtes Donnerwetter von der Mama bevorstand, stürzte sie sich mit dem Mute eines alten Kreuzritters in den „Löwenzwin ger" und heuchelte Unbefangenheit. „Ach, hier bist du, Mama? Ich suchte dich schon im ganzen Haus." „Was willst du denn? Du hast in letzter Zeit die Angewohn heit, mir entschieden etwas auf die Nerven zu fallen." Frau Hulda war sehr ärgerlich über diese sehr unzeitgemäße Störung und wünschte in diesem Augenblick die Tochter in das Pfefferland. „O, Mama, das tut mir leid, aber ich muß dich doch etwas fragen: Die Talvbit (das war die Kammerfrau der Mutter) möchte wißen, welche Kleider du nur für Ems bestimmt hast, da sie gerade die Autokoffer packt." „Diese langweilige Person, soll sie sich doch merken, was ich ihr einmal gesagt habe! Schnell, tauf' zu ihr und sage, daß sie das grüne, das weiße, das schwarze und das lila Kleid in den Auto koffer packen soll! Und nun geh schnell und störe uns nicht mehr!" Hilda suchte krampfhaft nach einer Verlängerung der Unter brechung. „Aber Mama, willst du denn das schöne, neue, graue Kleid nicht mitnehmen? Ich würde dir doch unbedingt dazu raten." „Meinst du? Ich finde, ich sehe immer ein wenig alt darin aus." „Wie kommst du auf die Idee?! Das Kleid macht dich ent schieden am schlanksten. Du mußt es einfach mitnehmen. Frau von Lamore ärgert sich grün, wenn sie dich in diesem Kleid sieht." „Nun gut, dann laß es mit einpacken. — Aber nun geh!" Wenn auch für einen Augenblick die weibliche Eitelkeit Oberhand gehabt hatte, so war sie sich der so dumm gestörten wichtigen Unterredung wieder wohl bewußt und brannte darauf, sie fortzu setzen. „Ja, ich geh' jetzt. Ach so — willst du das Maulwurfcape oder den langen Seidenmantel mitnehmen? Sagen Sie, Herr Dornberg, was steht nach Ihrer Meinung Mama bester?" Ernst war von der in der höchsten Not erfolgten Störung zu sehr beglückt, als daß er nicht dieses sonst für ihn ganz fremde Thema mit Begeisterung ergriffen hätte. „Wenn mir gestattet ist, mein Urteil abzugeben, dann würde ich entschieden zu dem Maulwurfcape raten, denn Pelz schmeichelt einer Frau doch immer mehr als Seide." Jetzt trat Maximilia in das Zimmer, und die schlanke Mäd chenerscheinung wirkte auf ihn wie eine Erlösung. Aber sofort sah er, baß das feine, kluge Gesichtchen sehr blaß war und die sonst so hellen, frischen Augen einen eigentümlich dunklen Glanz hatten. Auf Hilda wirkte das Erscheinen Maximilias wie das eines ret tenden Engels, denn nun war die Gefahr vorüber. Ernst ging Maximilia einen Schritt entgegen, um ihr einen der schönen, hohen Sessel zuzuschieben. Es war für ihn ein künst lerischer Genuß, das (eingliedrige, geschmackvoll gekleidete Ge schöpf in diesem Sessel zu sehen. Er neigte sich dann über sie, sah sie für einen Augenblick an und sagte besorgt: „Sie sehen blaß aus, Fräulein Maximilia! Fühlen Sie sich nicht wohl?" Wenn etwas sie in ihrer augenblicklichen Stimmung aus der Fassung hätte bringen könen, dann waren es diese weichen Worte, dieser forschende Blick aus den schönen, warmen Augen des geliebten Mannes. Da gab es für sie nur eine Rettung, wollte sie die Hal tung nicht verlieren — sie wurde ungezogen und sagte, indem sie ihr Gesichtchen abwandte: „Das hat Sie gar nicht zu interessieren, ob es mir gut geht." „Jetzt werden Sie ungezogen — und das ist nicht hübsch, zu mal nicht gegen den Gastgeber. Aber Sie glauben eben in Ihrer amerikanischen Ansicht über die Stellung der Frau, dem Manne gegenüber sich alles erlauben zu können. Da irren Sie sich!" Ernst war für einen Augenblick tatsächlich empört über ihre unge zogene Art, dann aber brach sein Humor wieder durch, und er sagte lachend: „Seien Sie froh, daß Sie nicht ein Mann sind, sonst hätte ich Ihnen jetzt eine gehörige Zurechtweisung für diese Antwort gegeben!" Maximilia sprang empört auf und sah ihn flammend an, und weil er sie in dieser Erregung ganz reizend fand, streckte er ihr die schöngepflegte Hand entgegen und sagte liebenswürdig: „Na, wollen wir uns nicht vertragen? Wenigstens heute, am letzten Tag unseres Zusammenseins, wollen wir uns doch nicht zanken. Mor gen reisen wir ab, und es wird Ihnen dann vielleicht leid tun, daß Sie so häßlich gegen mich waren." „O gar nicht!" Maximilia lachte hart auf. „Ich bin ja froh, daß Sie abfahren, daß ich Sie nicht mehr sehen muß — ich kann Sie nicht —" Sie konnte vor Erregung nicht weitersprechen, da sie wieder mit den Tränen kämpfte, und lief schnell Hulda und Hilda nach, die das Zimmer schon verlasten hatten. Mit einem frohen, frischen Lachen sah Ernst ihr nach, denn diese letzten, widerwillig hervorgestoßenen Worte hatten ihm die Gewißheit gegeben, daß sie ihn liebte, daß sie aber diese Liebe be kämpfte, um ihr nicht zu unterliegen. Vergnügt atmete er auf, strich noch einmal über die Lehne des Sessels, auf der ihre feine Hand geruht hatte, als streichele er dieses Händchen selbst, und ging dann den anderen nach in die Bibliothek. Große Abreise in der Efeuburg! Am Morgen fuhren Hulda und Hilda als die ersten ab mit ihrem schönen, großen Reiseauto. Nach den Erfahrungen des letzten Abends hielt Ernst eine Radikalkur für das Beste, und er suchte geradezu nach einer Ge legenheit, Frau Hulda noch einmal allein zu sprechen, was sich denn auch unter ihrer gütigen und nur zu bereitwilligen Hilfe machen ließ. Sie erging sich mit Ernst noch ein wenig im Garten, bis die Koffer alle fest und sicher auf dem Auto untergebracht waren, und gab sich, alle erdenkliche Mühe, doch noch kurz vor Torschluß an d 's ersehnte Ziel zu gelangen, aber Ernst machte ihr jeden weite ren Versuch dadurch unmöglich, daß er zu ihr sagte: „Sie entsin- nen sich, daß Sie mir vor Wochen dazu rieten, mich zu verhei raten?" „Ja, ganz genau! Nun, haben Sie etwa eine Wahl ge troffen?^ In der festen Erwartung, nun ihren Namen geflüstert zu hö ren, sah sie ihn erwartungsvoll an. „Wie es so manchmal im Leben kommt — unerwartet, ohne daß man etwas dazu tut — habe auch ich mich verliebt — ich auf meine alten Tage in ein ganz junges Mädchen. Ist das nicht merk würdig?" Frau Hulda erstarrte ganz und gar, wurde zur wandelnden Statue und sah starr vor sich hin, dann faßte sie sich und meinte süßsauer: „Vermutlich eine junge Dame, die Sie auf einer Ihrer vielen Reisen während dieses Sommers kennen lernten, von denen Sie ja immer so vergnügt wieder zurückkamen?" „Stimmt, gnädige Frau, stimmt ganz genau!" Ernst dachte ja nicht im entferntesten daran, sie in seine Kar ten sehen zu lasten. „Nun, dann wünsche ich Ihnen Glück! Man wird ja wohl bald von der Verlobung hören?" „Machen Sie es wie ich, gnädige Frau! Warum wollen Sie immer allein weiter durchs Leben gehen?" „Danke für den guten Rat, Herr Dornberg," wurde ihm zur Antwort. „Das muß jeder für sich abmachen. Ich glaube nicht, daß ich meine kostbare Freiheit so schnell wieder aufs Spiel setze!" Ernst wußte sehr gut, daß, wenn Frauen lügen, sie entweder ver- legen oder wütend sind; bei Hulda traf aber beides zu, und er hielt es für seine Ritterpflicht, diese Lüge glatt zu glauben. Also wurde der Abschied mehr als kühl und kurz. (Fortsetzung folgt.)