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Jede verantwortungsbewußte Reederei ist um die Sicherheit der ihr anvertrauten Passagiere, Mannschaften und Güter auf ihren Schiffen besorgt. Wie jede Verkehrsart hat auch der Schiff fahrtsbetrieb mit bestimmten Gesahrenmomenten zu rechnen. Jedoch ist heute die Schiffbau-, Maschinen- und Apparate-Technik in einem Maße vorgeschritten, daß größere Havarien oder Total verluste zu ganz seltenen Ausnahmen gehören. Man kann sagen, daß alles Menschenmögliche geschehen ist, um im Falle von Seenot Scl iff und Passaqiere sicherzustellen. Nr. 48. PulSmtz-r Tageblatt. - Dienstag, ven 26 Februar -L29 , wir uns berspielsweise die bekannten großen Dampfer der „Albert Ballin -Klasse der Hamburg-Amerika Linie auf lhre Sicherheitseinrichtungen hin an. Schon bald nach der Kielstreckung dieser Schiffe wurden die ersten derartigen Vorrichtungen angebracht: Ein zweiter Schiffsboden ver hindert das Eindringen von Wasser in das Schiffsinnere, falls Schottentafel auf der Kommandobrücke eines Hapagdampfers Das Aufleuchten kleiner elektrischer Lampen auf der Tafel zeigt an, welche Schottentürsn geschloffen find -^lar zum Bootsmanöver! den Paffagierschlfsen de- Kapag beschäftigten ^launschasten muffen vor ihrer Einstellung einen Ausbilduugs- kursus im Boots- und Sicherheitsdienst bestehen in der Außenhaut ein Leck entstanden ist. Querschotten gliedern den Schiffsrumpf in eine größere Anzahl wasserdichter Abteilungen, sodaß bei Leckagen infolge von Zusammenstößen oder Grundberührungen nur eine oder zwei Abteilungen voll Wasser laufen können, und das Schiff trotzdem noch schwimm fähig bleibt. Unbedingt notwendige Durchgangsöffnungen in den Querschotten werden durch schwere, von der Kommando brücke hydraulisch oder elektrisch bewegbare Türen ge schlossen. — Wohl die bekanntesten Sicherheitseinrichtungen Lette 6 stellen die Rettungsboote dar; sie sind in den letzten Jahren in hohem Maße vervollkommnet, unsinkbar gemacht und teilweise mit Radiostationen und Motoren versehen worden. Jedes Hapagschiff besitzt hinreichend Boote zur Aufnahme sämtlicher Passagiere und Besatzungsmitglieder. Besonders umfangreiche Kommandobrücke eines großen Dampfers der Hamburg-Amercka Linie Dir L!ommavdvbrLlke ist das Gehirn dr» S^iff-s. Ans ihr befinden sich Kompasse nnd Steuerruder, 5Mafchln,utelegraphe», Telefone, Schottentafeln, Jeurreotderkuogs - Apparat« »sw. Sie ist der gewöhnliche Aufenthalt des ^Kapitäns »nd der wachhabenden «Offiziere aus Ses Vorkehrungen sind an Bord gegen Feuersgefahr getroffen. Sinnreiche, auf der Kommandobrücke eingebaute Feuerent deckungs-Apparate und Meldeanlagen zeigen sofort die geringste Rauchentwicklung in einem der Schiffsräume an. Das Schiff ist von unten bis oben durch eine große Anzahl Feuerschotten unterteilt, um etwaige Brände aus seinen Herd zu beschränken. Die Löschung trotzdem noch entstehender Brände kann rasch mit Wasser, Dampf oder gewissen chemischen Substanzen, bei Olbränden vor allem mittels des Schaumlöschversahrens, geschehen. Gme große Zahl von Apparaten endlich dient der Sicherung der Schiffs- führung: Funkentelegraphen, der Funkpeiler, Unterwasser-Hör apparate, der Kreiselkompaß, Echo- und Schall-Lote sowie Nebel- signal-Automaten, Einrichtungen, die heute jedes große Hapag- schiff besitzt. Kunstleben in Dresden Gastspiel Maria Feia im Dresdner Albert-Theater Dresden, 25. Februar. Maria Fein, die einstige tragische Liebhaberin des früheren Dresdner Hostheaters, die wiederholt später im Albert Theater und auck» in der Kmödie, namentlich ge meinsam mit dem Heldenspieler Theodor Becker, gastiert hat, be gann am Sonnabend im Albert-Theater ein längeres Gastspiel in dem neuen dreiaktigen Lustspiel »Die Frau, die jeder sucht" von Ludwig Hirschfeld. Diese, ltebenswürdtg-graziö« pikante Stück, besten Wiener Autor sich dabei nach geschmackvollen Vorbildern dieser Gattung gerichtet hat, und d « um die Weth- achtrzeit bereit» auch über verschiedene sächsische Prooinzbühnen mit Erfolg gegangen ist, gefiel auch in Dresden. Man begrüßte Maria Fein in einer seschen, mondänen Frauengeftalt (Gabriele von Schmidt) aufs wärmste und freute sich über da» durch Robert Dalbergs Spiel leitung erzielte sichere Zusammenspiel von Paul Verhoeven, Dal berg, Genrud Meinz und Charlotte Friedrich Vas Gastftück und dessen Inszenierung sanden den lebhasten Betsall des au,verkauften Hauses. L bl Sonne und Mond. 28. 2. Sonne: «. 6.52, U. 17.34. Mond: A. 23.26, U. 8.3S. Oop^rikM 1928 b? Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 46) «Nachdruck verboten). „Ich denke doch. Und weil ich Sie verstehe und Ihre Beweg gründe sehr hoch einschätze, habe ich auch erst jetzt von meinem Wissen um Ihr Geheimnis geredet. Ich sehe nämlich eine Mög lichkeit, Ihnen zu helfen. So, ehe Sie mich nun eine Viertel stunde mit groß erstaunten Augen ansehen, lesen Sie, bitte, ein mal diesen Brief! — Hier, von dieser Stelle an! Hoffentlich können Sie das Gekritzel entziffern." Werner sah sie erstaunt an, dann griff er zögernd nach dem Briefe; wußte er doch wirklich nicht, was er aus alledem machen sollte. Vor allen Dingen war es ihm sehr unangenehm, daß seine Liebe zu Maria einen Mitwisser hatte, mochte es auch dieses kluge, junge Geschöpf sein. Aber kaum hatte er die ersten angedeuteten Zeilen überflo gen, als er in größter Eile weiterlas: Dann sah er Maximilia groß an und fragte erregt: „Wie — wie soll ich das verstehen, daß Sie mir den Brief gegeben haben?" „Ist das so schwer zu verstehen? — Der gesuchte und ge wünschte Mann ist bereits gefunuden!" „Ach so, ich soll Ihnen wohl nur mein Urteil über einen Kollegen abgeben?" Werner sah sie traurig an und fragte leise: „Wer ist denn der Glückliche, den Sie erwählt haben?" „Dort steht er." Maximilia deutete hinter Werner, und dieser drehte sich auf dem Absatz herum und stand — vor seinem eigenen großen Spiegelbild. „Was? Der dort, der dort im Spiegel?!" „Ja! Ich hoffe, Sie können ihn mir empfehlen?!" Aber da hatte Werner keine Antwort, sondern er stieß nur wieder einen seiner jubelnden Schreie aus, die wohl einem ande ren Menschen die Brust gesprengt hätten, aber ihm unendliche Erleichterung brachten. Ohne sich zu besinnen, rannte er auf Maximilia zu, hob sie so, wie sie in depr Sessel hockte, auf und schwenkte sie lachend im Zimmer herum. „Sie goldiges Frauenzimmer! Sie famoser Kerl, Sie! Was soll ich Ihnen nur antun, um Ihnen meine Freude zu zeigen?! Und es ist wirklich so, daß Sie mich Ihrem Vater empfeh len wollen?! Herrgott, so reden Sie doch endlich!" „Wenn Sie mich etwas loslassen, so daß ich Lust bekomme." „Herrgott, daß Ihr Frauen immer im schönsten Augenblick Luft haben müßt!" sagte er, dachte aber nicht daran, Maximilia von seinem Arm herunter zu lassen. „Also, nun reden Sie schon." „Ja doch, Sie sind der Mann, den wir brauchen, und Sie müssen es mir nun auch noch abnehmen, die passenden Grund stücke zu besorgen! Haben,Sie diese gefunden, dann setzen Sie sich auf ein Schiff und fahren hinüber zu meinem Papa, um ihm sel ber alles klarzulegen! So, ist Ihnen nun alles verständlich?" „Was — nach Amerika soll ich auch noch? Jetzt hilft es nichts, jetzt bekommen Sie einen Kuß!" Und vergnügt ließ er dem Wort die Tat folgen, so sehr sich Maximilia auch sträubte. Und in diesem schönen Augenblick riß der Herr Geheimrat die Türe auf, um zu sehen, wer diesen unerhörten Schrei im Zimmer seiner Enkelin ausgestoßen habe. Du lieber Gott, da hatten sie nun den Salat! Vor Empörung fand der alte Herr zuerst keine Worte, son dern deutete nur mit dem steif ausgestreckten Finger nach der Tür. Dann endlich fand er sich und die Worte wieder und ge brauchte nun beides, und zwar ergiebig. „Was ist das für eine bodenlose Unverschämtheit, meine Enkelin zu küssen? Meine Enkelin in dieser unanständigen Art zu umarmen?!" Die Stimme schnappte ihm über. „Bitte, recht fertigen Sie sich!" „Verzeihung, Herr Geheimrat," sagte Werner, in dessen Augen all sein Glück funkelte, „aber ohne Umarmung kein Kuß, und kein Kuß ohne eine Umarmung! Das wissen Sie ja auch! Ach, ich bin ja so unmenschlich glücklich! Das können Sie sich nicht denken!" Werner dachte nicht im entferntesten daran, sich allen Ernstes zu entschuldigen. Ihm war jetzt keine Bratwurst zu teuer und kein Geheimrat zu wütend. „Herr, werden Sie gar noch frecher!" „Na, das wollen wir doch nicht hoffen, Herr Geheimrat! Mir ist gar nicht so." „Herr Doktor! Augenblicklich verlassen Sie mein Haus! Ich entlasse Sie hiermit für sofort!" Aber hatte der Herr Geheimrat erwartet, daß Werner zer schmettert sein würde, so hatte er sich wieder einmal — wie so oft in den letzten Wochen — getäuscht, denn dieser kam mit herzlich ausgestreckter Hand auf ihn zu, ergriff die seine, schüt telte sie heftig und sagte vergnügt: „Famos ist das von Ihnen! Gerade wollte ich Sie um meine Entlassung bitten, und nun hab' ich das nicht einmal mehr nötig! Mir scheint, für mich beginnt jetzt eine Zeit, wo andere Leute für mich sorgen und denken. Maxe, Sie sind ein zu fei ner Kerl!" In welchem Tone erlauben Sie sich, mit meiner-Enkelin zu sprechen? Wenn sie auch Ihre Schülerin ist . . ." „War, Herr Geheimrat, war!" unterbrach ihn Werner ernsthaft. , , „Schülerin war, so berechtigt Sie dies nicht, m solcher Weise mit ihr zu reden!" „Wirklich nicht, Maxe?' Werner sah Maximilia ganz betreten an, doch sie winkte ihm nur lachend ab und sagte: „Tun Sie jetzt, was Großpapa Ihnen gesagt hat, und gehen Sie. Es hat doch keinen Zweck mehr, wenn Sie noch hier blei ben! Gehen Sie hinüber in die Efeuburg, Sie werden dort viel zu erzählen haben. Alles übrige überlassen Sie mir!" Beglückt küßte er ihr beide Hände und sagte lachend: „Hab ich es nicht gesagt, setzt nimmt mir immer einer die unangenehmen Sachen ab? Aber Sie haben recht. Ich bin jetzt etwas verrückt und brenne daraus, nach drüben zu kommen! Er gebenster Diener. Herr Geheimrat! Ich kann Ihnen nur wün schen, daß Sie auch noch einmal m Ihrem Leben so unerhört glücklich werde«, wie ich es bin!" Und draußen war er. Geheimrat Studebach sah ihm nach, wie man wohl einem Unheilbaren nachgesehen hätte, teils mit Mitleid, teils mit Ab wehr. — Was sollte wohl zum Schluß noch der Wunsch di^rs Herren, er solle so glücklich werden, wie er es war? Er wü^ che kein Glück! Er wünschte durchaus lein Glück, was sollte er „ach damit? Das würde ihn nur stören, seine starre Linie, seinen Le bensstil beeinträchtigt haben. Menschen wie er brauchten lein Glück, das war nur für Phantasten. Eiskalt wandte er sich nun zu Maximilia, die Werner mit einem weichen Lächeln nachiah. „Bitte, willst du mir nicht diesen mehr als merkwürdigen Fall hier erklären? Wie konnte es geschehen, daß ich dich in meinem Hause m solch einer Situation überraschen mußte?" In Maxmilia wachte der Schelm wieder auf, und in der leicht ironischen Art, die sie für den alten Herrn hatte, wenn er so von obenherab redete, antwortete sie: „Du brauchtest mich ja gar nicht zu überraschen, Großpapa, es war doch dein freier Wille und hat mich außerdem sehr er staunt, denn Papa pflegt nie in mein Zimmer zukommen, ohne vorher anzullopsen. Zumal wenn er nicht genau weiß, ob ich ihn erwarte." Diese Einwürfe überhörte der alte Herr. „Also bitte, eine Erklärung!" „Eine Erklärung? Ist das etwas so schwer Verständliches, daß ein Mensch, den man glücklich macht, in seinem Glück allerlei Dummheiten macht? Diese „Situation", wie du es nennst, war nichts weiter als ein sehr vergnügter Dankeskuß. Und ich will es dir gleich sagen, daß er mir Freude bereitet hat." „Wer - bitte?" „Der Kuß, Großpapa! Ist dir das so unverständlich?" „Albernheiten und kein Ende! Und was bedeutet es, daß mir dieser saubere Herr in so formloser Art fein Entlassungsgesuch unterbreitet?" „Lieber Gro'wapa, zu einer sormvollenden Art und Weise hatte er wohl im Augenblick keine Gedanken. Das fällt ja auch nicht so schwer ins Gewicht, meine ich. Die Tatsache ist, daß er um seine Entlastung gebeten hat." (Fortsetzung folgt.)