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Nr. 38. PulSnttzer Tageblatt. — Donnerstag, ven 14. Februar IU29. Sette 6. Aus aller Wett. Ein gefährlicher Krankentransport. Die Saniiäis- kolonne Muhldorf (Bay.) hatte den Auftrag, eine geister kranke Frauensperson aus Maisenberg in die Heilanstalt Gabersee einzuliefern. Während der Fahrt mit dem Sani, tatsauto bekam die Irrsinnige wiederholt schwere Wutanfälle Die beiden wachhabenden Begleiter wurden im Verlaufe ihrer Bemühungen, die Kranke zur Ruhe zu bringen, mehr- mußten^, in ärztliche Behandlung begeben Weitere Zunahme der Rundfunkhörer um 300 000. Nach dem Bericht der Reichspost Uber das 3. Viertel (Oktober bis Dezember) des Wirtschaftsjahres 1928 ist die Zahl der deut schen Rundfunkteilnehmer auf 2,6 Millionen gestiegen. Der Umgang an Teilnehmer betrug im letzten Vierteljahr über Deutsche Grönland-Expedition. Im Kreise der deutschen Wissenschaft wird nach Mitteilung der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft eine Expedition nach Grönland zwecks Forschungen über das Inlandeis und sein Klima geplant. Die Expedition kann erst 1930/31 stattfinden, da im Sommer 1929 zunächst durch eine kleinere Vor ion die günstigste Aufstiegstelle auf das Inlandeis gest und die Durch führbarkeit des Unternehmens erprobt werden muß. Des Menschen Kampf mit der Kalte. Ratschlage zur Vermeidung von Schädigungen. Die ungewöhnliche Kälte der letzten Tage ist am menschlichen Körper nicht spurlos vorübergegangen. Er frorene Ohren und erfrorene Zehen sind heute eine alltäg liche Erscheinung. Während in gesunden Tagen und beim gesunden Menschen der Körper sich selbst gegenüber Kälte und Wärme durch Erweiterung oder Verengung seiner Blut gefäße zu schützen weiß, treten besonders bei schwächlichen und blutarmen Menschen oder solchen Personen, bei denen der Blutumlauf an bestimmten Körperstellen aus irgendwelchen Gründen gestört ist, leicht Störungen im Regulierungs mechanismus auf. An Frost erkranken jung und alt; ganz besonders leicht schwächliche Menschen oder solche, die an Tuberkulose, Blut armut, Herzkrankheiten usw. leiden. Der wirksamste Schutz gegen jede Form der Erfrierung ist die Sorge für einen un gestörten Blutumlauf. Im übrigen seien in Kürze folgende Ratschläge zur Vermeidung von Schädigungen des Kör pers gegen Kälte gegeben: 1. Man trage wollene, warme Handschuhe, wollene Strümpfe und Ohrenklappen oder Kopftücher. 2. Das Schuhwerk sei bequem und lasse den Zehen einen genügenden Spielraum. Die Strümpfe dürfen keine Löcher haben. 3. Längeren Aufenthalt im Freien suche man möglichst zu vermeiden und, falls er beruflich oder sonst unumgäng lich nötig ist, trage man für ausreichende Bewegung der Arme und Beine durch Umhergehen oder die bekannten Arm-Freiübungen Sorge. 4. Gute, kräftige und fettreiche Ernährung liefert dem Körper Heizmaterial und ist deshalb in kalten Tagen be sonders zweckmäßig. 5. Rascher Ueb ergänz von Kälte zu Hitze und um gekehrt ist zu vermeiden. 6. Einen Erfrorenen bringe man zunächst in einen küh len Raum, nicht in ein warmes Zimmer, reibe seine Glie der vorsichtig mit kühlem Wasser ab, evtl, sogar mit Schnee. Erfrorene Glieder müssen besonders vorsichtig behandelt werden, da bei ihnen die Gefahr eines Bruches außer ordentlich groß ist. In jedem Falle einer völligen Erfrierung, aber auch in leichteren Fällen, ist möglichst umgehend für sachgemäße ärzt liche Behandlung zu sorgen. Türkische Slealsbeamls dürfen nr.r LLErrnsu heiraten. Die türkische Rcgierun g hat verfügt, daß sämtliche Staatsbeamten, die sich mit einer Ausländerin verheiraten, von ihrem Posten zurücktreten müssen. Die Verfügung kommt auch rückwirkend zur Anwendung, fo daß in Kürze zahlreich« Posten frei werden dürften. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 13. Februar. Dresden. Die Tendenz der Börse zeigte eine leichte Be lebung. Bei wachsender Nachfrage konnten sich die Kurse er holen. Kursrückgänge kamen nur vereinzelt vor. Höher lagen Ver. Photo-Mien um 4,25, Reichsbank um 5, Bergmann um 4, Mimosa und Schönherr um je 3 Prozent, Jndustriewerk Plauen um, 2,75, Heidenauer um 2,50, Pöge-Stammaktien um 2,25, Lederfabrik Thiel, Kunstanstalten May, Brauerei Schloß Chemnitz um je 2 Prozent. Dagegen gingen Ver. Strohstoff um 2,50, Zwickauer Kammgarn und Polyphon sowie Säch sische Filz um je 2, Görlitzer Waggon um 3 Prozent zurück. Die übrigen Kursveränderungen hielten sich unter 2 Prozent. Von Rentenwerten gaben achtprozentige Zwickauer Stadt anleihe 1, stebenprozentige Dresdener Stadtanleihe Serie II 0,4 und. achtprozentige Landeskulturrentenscheine Serie I 0^5 Prozent nach. Leipzig. Die Börse verkehrte in uneinheitlicher Haltung. Trotz anhaltender Geschäftslosigkeit überwogen Kursauf besserungen. So lagen Polyphon 6, Kirchner 4, Danatbank 2 Prozent höher. Anleihen ruhig. Im Freiverkehr waren die Kursschwankungen gering. Chemnitz. Die Börse verkehrte in freundlicherer Haltung. Kurserhöhungen überwogen. Von Maschinenaktien lagen Schubert u. Salzer, Schönherr und Pöge höher, desgleichen Bank- und Textilaktien, letztere mit Ausnahme von Chemnitzer Spinner und Köbke. Chemnitzer Produktenbörse. Weizen, inl., 76 Kilogr. 223 bis 229; Roggen 72 Kilogr. 212—215; Sandroggen 72 Kilogr. 220—225; Sommergerste 235—245; Wintergerste 220—230; Hafer 218—228; Mais, für Futterzwecke 240—245; Mais, Cin- quantin, für Futterzwecke 255—265; Weizenmehl, 70 Prozent 37,5; Roggenmehl, 60 Prozent 34; Weizenkleie 15; Roggen kleie 15; Wiesenheu, drahtgepreßt 17; Wiesenheu, lose 16; Ge- treidestroh, drahtgepretzt 6. Berliner Börse vom Mittwoch. Die Börse eröffnete still und zurückhaltend. Eine einheit liche Tendenz war nicht zu erkennen. Amtliche Devisen-Notierung. Devisen stn Reichsmark) 13. Februar 12. Februar Geld Bries Geld Brief M M M M New Pork i r 4,2105 4,2185 4,2105 4,218» London . . 1 20,44 20,48 20,439 20,479 Amsterdam 1V0GW. 168,63 168,97 168,62 168,96 Kopenhagen 100 Kron. 112,33 112,55 112,31 112,53 Stockholm . 100 Kron. 112,58 112,80 112,58 112,80 Oslo . .. 100 Kron. 112,31 112,53 112P1 112,53 Italien . < 100 Lire 22,03 22,07 22,03 22,07 Schweiz , 106 Fres. 80,97 81,13 80,965 81,125 Paris . . . 10V Fres. 16,435 16,475 16,435 16,475 Brüssel . . 100 Belga 58,535 58,655 58,535 58,655 Prag ... Wien . . . 100 Kron. 12,458 12,478 12,457 12,477 100 Schill. 59,15 59,27 59,15 59,27 Spanien . 100 Peset. 65,97 66,11 65,73 65,87 Bankdiskont: Berlin 6A (Lombard 716), Amsterdam 4)4, Brüssel 4, Italien S?4, Kopenhagen 5, London 414, Madrid 6)4, Oslo 5)4, Paris 3)4, Prag 5, Schweiz 3)4, Stockholm 4/4, Wien 6)4. Berliner Produktenbörse: Weiter leicht befestigt. Die andauernden Eisschwierigkeiten waren auch Mittwoch Ursache der schwächeren Belieferung des Marktes mit Jnlands- getreide. Es blieb deshalb nicht aus, daß man bei etwas starrerer Konsumnachfrage und Deckungen, besonders für Weizen nahe Sicht, zum Ausgleich für Märzverkäufe gezwungen wurde, sowohl im Prompthandel als auch am Zeitmarkt mitunter beträchtliche Mehrpreise bewilligen mußte. Im Verlaufe konnten die höchsten Preise sich nicht behaupten. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. ') Hektolitergewicht 74,80 K«. ') do. 6V üg. IM tz 13. 2. 29 12. 2. 29 100 kg 13.2.29 12. 2. 29 Weiz. Mehl 70 »/, märk. 219.0-221.0 218.0-220.0 Weizen 26.5-30.0 26.2-29.7 Märi 237.5-235.3 233.50) Roggen 27.5-29.7 27.2-29.4 Mw 242.5-241.5 240.00 Weizenkleie 15.50 15.2-15.5 Juli 250.0-249.0 248.50 Roggenkleie 14.75 14.75 Rogo. Weizenkleie- 15.0-15.1 mrk?) 207.0-210.0 207.0-208.0 melasse 15.1-15.2 März 226.5-225.5 223.7-224.5 Raps (1000 leg) — — Mai 234.0-233.7 232.50 Leinsaat (do.) — —— Juli 235.0-234.2 234.0-234.2 Erbsen, Viktoria 40.0-46.0 40.0-46.0 Gerste Brau Futt.-, Indust Wint. Kl. Speiseerbsen 27.0-33.0 27.0-33.0 218.0-230.0 218.0- 230.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 22.0-24.0 21.0-23.0 22.0-24.0 192.0-202.0 192.0-202.0 Ackerbohnen Wicken 21.0-23.0 26.0-28.0 21.0-23.0 26.0-28.0 Lupinen, blau 15.8-16.5 15.8-16.5 Hafer 200.0-206.0 - gelb 19.0-20.0 19.0-20.0 märk. 200.0-206.0 Seradella " 39.0-44.0 39.0-44.0 März 223.00 — Rapskuchen 20.2-20.6 20.2-20.6 Mai 233.5-233.0 233.0-232.2 Leinkuchen 25.0 25.4 25.0-25.4 Juli 242.00 241.50 Trockenschnitzel 13.4-13.6 13.3-13.5 Mais Soya-Lxtrakt. Berlin 238.0-289.0 238.0-239.0 Schrot 22.7-23.0 22.6-22.9 Kartoffelflocken 19.2-19.4 18.8-19.0 Magdeburger Zuckernotierungen. Gemahlene Melie prompt innerhalb 10 Tagen 25,40. Tendenz: Still. Kirchen-RachrichteA Pulsnitz Sonntag, den 17. Februar, Jnvokavit: Uhr Abend mahl. 9 Udr Predtgtgottesdierst (Match. 4, 1—11); Pfarrer Grobe. Lieder: Nr. 435; 265, 6 und 7; 230; 231, 5. Sprüche: Nr. 31; 32. r/,11 Uhr Kinderpottesdienft (Luk. 7, 11—17). 2 Uhr Taufen. 4 Uhr Jugendbund für § C. 5 Uhr Passionsandacht (Matlh. 26. 1-13); Pfarrer Schulze. 8 Uhr Landeskirchiiche Gemeinschaft. — Montag, den 18. Febr., 8 Uhr BibelkrSmchen des Junofrauenvereins (Match. 21, 28-31). — Dienstag, den 19. Febr , 8 Uh- Frauenverem Pulsnitz im Konfirmandenzimmer (Vortra»!). — Mittwoch, den 20 Febr., 8 Uhr Bibelstunde im Konfirmandenzimmer (Römer 15, 4—13). — Donnerotag, den 21. Febr., 8 Uhr Jungmänncrabend im Herrnhauk. 8 Uhr Brbelstunde in Fiiedersdorf. Ohorn Dienstag, den 19. Febr., 8 Uhr Frauenverein bei Petermann. Vertrag: Pfarrer Grobe über Leisinq. — Freitag, den 22. Febr., 3 Uhr Altenvereinigung Wald- und Röderhäuser. Niederste!«« Sonntag, den 17. Febr., 9 Uhr in der Schule Predlgtgottcs- dienst; Pfarrer Schulze. Grotzoovvdorf Sonntag Jnvokavit, den 17. Februar, Vorm. S Uhr Pn- dlgtgoltesdtenst. Sammlung für die kirch iche Jugendpflege. Vo,w. V-1I Uhr Kindergottesdienst (ältere Abteilung). — Mittwoch, den 20. Febl., abends */,9 Uhr Jungmädchenverein in Höckendorf — Don nerstag, den 21, Febr., abends 8 Uhr Bibelstunde im Pfarrhaus. Reichenbach Sonntag Jnvokavit, den 17. Februar, Vorm. 9 Ubr P c dlgtgotteSdie, st; anschließend Beichte und hl«. Abendmahl. — Dien», tag, den 19. Febr , abends 8 Uhr Frauenverein im Gasthof zu Rei chenbach. — Mittwoch, den 20. Febr., abends 8 Uhr Bibclstundc im Pfarrhaus. 1928 Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 31) »Nachdruck verboten). „Bin dabei, aber bitte — zuerst gegen den Strom, damit wir nicht zu weit abkommen!" Sie schwammen beide gleich gut. Was Werner an Kraft zu viel hatte, holte Maximilia durch ihre Behendigkeit wieder ein, und blieb sie einmal zurück, dann stoppte Werner auch sofort. Und so kam es, daß sie beide ohne zu reden oder viel Lärm zu machen an die Biegung gelangten, die Fritz meist als Badestelle benutzte. Werner entdeckte zuerst vier nackte Beine, die über den Uferrand hinaus hingen. Sonst konnte er nichts sehen, da ja Fritz und Hilda glatt am Boden lagen. Unausfällig winkte er Maxi milia zu sich hin, bedeutete ihr, ruhig zu sein, und dann schwam men sie vorsichtig näher heran. Werner ergriff einen im Wasser schwimmenden Zweig und kitzelte damit Fritz's Fußsohle. Dabei drückte er sich mit Maximilia dicht an die Uferböschung, so daß sie nicht gesehen werden konnten. Von oben hörten sie nun die lässige, aber doch wütende Stimme von Fritz: „Baby Boby, laßt den Blödsinn!" Aber von ganz anderer Seite her hörte er die unschuldigen Stimmen der Zwillinge rufen: „Was denn, Fritz? Wir fpielen doch nur indischer Fakir! Boby muß all die Zeit auf einem Bein stehen." „Na, gut, dann laß ihn stehen!" Wieder wollte Fritz sanft entschlummern, aber das leise Kitzeln setzte wieder ein, und wütend stieß er mit dem Fuß nach unten und schimpfte: „Das sind doch die verflixen Bestien, die Dackel! Himmeldonnerwet ter, na — die fliegen ja heute anständig ins Wasser! Hallo, Professor, hierher! Doktor! Hört ihr nicht?!" „Sie wünschen?" Und wie ein Aegir mit in das Gesicht hän genden Haaren — tauchte das Haupt Doktor Helds zu seinen Füßen auf. Hilda quietschte entsetzt auf, aber Fritz erkannte ihn sofort und lachte herzlich auf. „Müssen Sie denn immer austauchen, wenn ich meine Hunde erziehe?! 'n Morgen, Doktor, wie gebt's?" „Naß — aber sonst gut. Guten Morgen, gnädiges Fräu lein! Ausgeschlafen?" „Längst! Aber schnell, Herr Doktor, erzählen Sie uns von dem neuen Wunder dort drüben! Nicht wahr, ich habe recht? Es ist ein Mischling?" „Mischling — Wunder? Von wem reden Sie?" Werner machte ein ganz unschuldiges Gesicht und eine merkwürdige Wink bewegung nach unten, die Fritz veranlaßte zu fragen: „Was machen Sie denn da?" „Mücken!" „Hm, allerhand! Also — nun schießen Sie! Sie müssen wissen, daß wir gestern alle auf dem Söller waren und die An kunft von dem Wunderwesen mit angesehen haben. Daß es ein Mädchen und kein Junge ist, wissen wir nun schon. Aber nun ist ein heißer Kampf entstanden, ob sie hübsch ist oder nicht, und die Damen meinen, es sei eine Negerin oder vielmehr ein Misch ling!" „Wir haben doch recht, Herr Doktor? Die krausen Haare und die dunkle Haut, na und dann überhaupt Südamerika, da sind doch nur Neger!" Hilda hatte sich halb aufgesetzt und bau melte nun mit den Beinen nach unten, zog sie aber schnell wieder ein, denn auch sie hatte es an der feinen Sohle gekitzelt. „Au! Da sind so olle Gräser, Fritz! Laß die mal abmähen!" Werner lachte verschmitzt. „Vielleicht war es aber auch der Geist des Mischlings, der sich an Ihnen rächen wollte!" „Ich habe gesagt, daß sie vielleicht eine Spanierin ist! Denn für eine Negerin ist sie mir nicht schwarz genug! Aber die olle Dicke, die mitgekommen ist, daß war 'ne waschechte." „Und der Affe, der war auch echt!" sagte Fritz. „Jedenfalls haben Sie alle fein aufgepatzt, und es ist Ihnen nichts entgangen. War Ihre Frau Schwester auch mit oben?" „Natürlich, Ria hatte doch überhaupt die Idee, nachdem Sie mit ihr telephoniert hatten. Nun reden Sie aber endlich — und erzählen Sie. Kann man das Weltwunder nicht bald mal sehen?" „Kann gleich geschehen!" Werner tauchte unter die Böschung, und gleich darauf erschien Maximilias reizendes Köpfchen, das lachend in die beiden verdutzten Gesichter sah. Und nun gab es aber auch kein Halten mehr für die beiden Dackel! Wie wild rasten sie daher, bellten und kläfften, datz nie mand ein Wort verstehen konnte. Endlich gelang es Fritz, die Hunde zu beruhigen, während inzwischen Werner Maximilia ge holfen hatte, die Böschung vollends zu erklimmen. Dann standen sie sich gegenüber und lachten sich an. Maximilia hielt Hilda ihre Handflächen hin und deutete auf ihre Nägel, die rosig schimmer ten! „Ich bin kein Mischling, ich habe gutes Blut! Sehen Sie, meine Nägel sind nicht blau geworden durch das kalte Wasser! — Wenn Sie nochmal sage, ich sei ein Mischling, dann kitzele ich Sie wieder am Futz!" Vergnügt schüttelten die beiden jungen Mädchen sich die Hände, und dann zeigte Fritz größte Lust zu einer gemütlichen Unterhaltung, aber Werner winkte ab und sagte: „Herrschaften, wir sind natz. Sie beide aber haben sich fein in der Sonne braten lassen! Wir müssen wieder ins Wasser! Bitte, Fräulein Maxe, verabschieden Sie sich, sonst haben Sie morgen den schönsten Schnupfen." „Wir kommen mit ins Wasser! Hallo, Kinder, kommt!" „Ach Fritz, komm bloß her!" Babys Stimme klang ganz beklommen aus einem Busch heraus. Fritz eilte hin und sah dort ein Bild, das ihm im ersten Augenblick nicht ganz klar war. Dieses Durcheinander von Glie dern konnte doch unmöglich Boby sein! Aber der Kopf, der durch die Beine sah, war entschieden Bobys Kopf, dessen Äugen jetzt herausquollen und dessen Gesicht unheimlich gerötet war. „Was ist denn das?" „Ach Fritz, hilf bloß schnell! Wir haben Fakir gespielt, und da wollte Boby seine Glieder so verrenken, wie er es neulich in deinem indischen Buch auf einem Bild gesehen hat und nun kann er nicht mehr auseinander kommen mit seinen Armen, denn immer ist das eine Bein im Wege." Auch Boby murmelte unverständliche Worte zu Babys Be richt und drehte sich von einer Seite zur anderen. Fritz wollte es im ersten Äugenblick Angst werden, aber dann entdeckte er, daß Boby — wohl ohne sein Dazutun — sich mit in den Gürtel sei nes Badeanzuges verstrickt hatte, und nachdem er diesen Knoten gelöst hatte, war auch der Knoten Boby gelöst, und dieser lag — erleichtert schnaufend — platt am Boden. „Denk dir, Fritz, ich hab' schon wirklich gedacht, ich müßte heute so zum Mittagessen kommen. Und nun weiß ich doch, daß es heute gebackene Maccaroni gibt! Wo hätte er dann hingesollt, frag' ich dich?" „Dummer Bengel, mach' solch einen Blödsinn nicht wieder!" „War kein Blödsinn, war 'n ganz famoses Spiel! Das mach' ich morgen wieder. Baby mutz dann auch Fakir sein und nicht immer nur zusehen!" „Los jetzt, wir gehen ins Wasser." „Hm, fein, ich bin dabei!" Und mit Indianergebrüll sauste der „Fakir" davon, die glücklich gelösten Glieder im Wasser kühlend. Die Dackel glaubten sich schon vergessen und wollten eben, vergnügt mit den Schwänzchen wedelnd, davoneilen. Aber die Hand des Verhängnisses erwischte sie im letzten Augenblick, als sie eben aufatmen wollten. „Nee, meine Herren, nicht zu machen! Sie haben sich schon gestern gedrückt! Jetzt — rin ins Wasser!" Und mit kundigem Griff schwang Fritz die zappelnden Tiere ins Wasser, so daß sie flach hinein kamen und sich nicht weh tun konnten. Trockener wurde das Wasser aber dadurch doch nicht, und der Doktor wie der Professor waren schwer beleidigt. (Fortsetzung folgt.)