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Nr. 36. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 12. Februar 1929. Seite 4. Heute »de»ck kSÄiMMWMI! Ltotrltt 50 ?k tret Neueste Sedlsger „ColSne AHre", Mderskms. Arr ÄA»Msb>ill Axdel Stute nicht M. SWeii-Zigtt-EWS Montag, den 18. Februar 192S, abends 8 Uhr im Schützenhaus «Diele» Semi MM«. Tagesordnung: 1. Jabresbericht. 2 . Kassenbericht 3 Ehrungen. 4 . Wahlen. 5 Evtl Anträge und Verschiedenes. Sollte die für 8 Uhr angesetzte Versammlung nicht beschlußfähig sein, so setze ich eine zweite für ^9 Uhr an. 7 Uhr: Sitzung des Gesamtvorstandes. Zufolge der Wichtigkeit der Tagesordnung wird das Er scheinen aller Kameraden erwartet. Das Schützen - Jäger - Corps I A Paul Johne. Zusatz-Heizung durch schnelle Wärmestrahlung von de» elektrischen Geräten Sie brunchen nicht friere«, wenn Sie die vorhandene Heizung rasch und kräftig ver stärken könne« durch einen Strahlofen, regulierbar Leuchtofen, Futzwärmer Sondertakife werde» hierfür eingeräumt. Wir bitte» Sie, sich kostenlos und unverbindlich durch uu» beraten zu lasten UMlpMraftMrkt Pulsnitz A- G. NII V6Z ?08I- Das klingt läckerlick, weil man mit kwenbatm, ^uto unä flu§- reuA sckneller vom fleck kommt. Ebenso ist es mit cler Lektüre cles modernen lensesten. Oie ^eitunZ ist clurckttrunZen vom puls ckla§ unserer 2eit. Okne üeitunx ru leben, keiöt in mittelalterlicken ^ustänäen sick keimisck küklen c^«i»oL. io ksiosm Uso»« kskleo. ott kommt es vor, äsk msn nsctits Irgend ivelche Lcümer^en !ei6et. ^/Vsn ivirä von Lapk- s^k»»Lrrvta xopInFr, äss 2sknk!e»sck o6er ein KoKI. ?Isx«rn8cI»nü, ZVsävnlLl'ninpf, KKevMS, Kreils- ocler 6!ie6ersckmer2ea quälen einen. AI o I» ^sn verlange in Rpotkeken un6 vrogerien ärUeLUeU Lsrmoi tut ivoKU Preis §kk. 1,50 un6 2,75 Larmal-ksbrUc, RkvlnudvrL sUurk) Ole 8ee:cli§unA unsrer teuren fntscklskenen kinäet nm OonnerswZ »/,2 Okr vom Staötkranken- kaus sus ststt. Oestern krüb, cksn l l. Februar 1929, «/i9 Okr entsckliek sankt nsck kurrem, schweren l_ei6en unsre kerrensxute, liebe blutter, lockten, Zckwester, Lckwäxerin, 8cb^ieZermutter, Tante unclOroKmutter s^I-LU /^nn3 l.inkl3 8okieblick Zsb. ^oedisclried im 58. bebensjakre. Im tieksten 8ckmerr ciis l-ilntsrblisbsnsn. pulsnlir, Ssrlin, iioebwsitrsebsn, sm l2 februsr 1929. WM -^1 A »«>/, ne Oop^riadt 1928 bv Kari Köhler L Co., Berlin-Zehiendors. 281 Nachdruck verboten „Etwas ganz Lustiges, was ich früher nicht verstanden habe; aber jetzt weiß ich, was er meinte. Er sagte: „Großmama ist ein armer, unselbständiger Mensch, und es müßte ihr einmal jemand helfen — ihrem Manne gegenüber, denn der ist ein Selbstherr, scher, wie er im Buche steht!" Ist das nicht lustig? Und nun bin ich hier, und nun werde ich dir schon helfen, paß auf!" „Ach, Kind, was sind das für Schnurren?! Großpapa ist doch gut und gerecht!" „Hm ... mit sich selbst! . . . Aber alle anderen Menschen — besonders dich — hält er für seine von ihm abhängigen Kin der. Du, das hab' ich gleich gemerkt, und ich glaube, daß auch Großpapa gleich gemerkt hat, daß er mit mir nicht so umgehen darf, wie er es mit dir durste! Ich habe gesagt: „durfte"; denn nun wird das anders! Gan allmählich, ohne daß er selbst dies merkt!" „Ach, Kind!" „Hast du schon wieder Angst, du liebe, kleine Großmama? Trotzdem du bald noch einmal so groß bist wie ich, hast du ein Hasenherz." „Kind, ich bin es ja seit fünfundvierzig Jahren nicht anders gewöhnt." „Was denn, war Großpapa immer so?" „Ich kenn' ihn nicht anders, als er jetzt ist; nur daß er früher gesund war." „Was fehlt ihm denn jetzt?" „Das ... das kann ich dir gar nicht sagen, aber er ist sehr, sehr leidend!" „Ich weiß aber, was ihm fehlt!" „Du willst das sogleich erkannt Haden, wo Aerzte lange dar- über grübeln?" „Ja, das hab' ich schnell erkannti Er braucht keinen Arzt; denn ihm fehlt — erstens Arbeit, bi» ihn müde macht, und -wei tens fehlt ihm jemand, der ihm widerspricht! Das muß ja auf di« Dauer krankmachen, wenn man immer recht behält, und wenn nie mand zu mucksen und pr mauzen wagt, wenn man etwas sagt. Paß auf, Großpapa wird bald gesund werden! Sieh mal, sein Leiden hatte sich heute mittag doch schon so gebessert, daß er ohne Stock aus dem Zimmer gehen konnte. Die Wallungen der Wut haben ihm sehr gut getan! Sv ... und nun erzähle du mir ein w«nig »vn dir, und was es hier so in der Umgegend gibt." „Von mir weiß ich nichts zu erzählen! In meinem Leben gibt es nur zwei Ereignisse — das eine ist Franz's damalige Flucht, und das andere ist der Tag heute, an dem du gekommen bist!" Ganz schlicht und einfach hatte Frau Lena das gesagt, und Maximilia empfand wohl, so jung sie auch noch war, die Tragik dieses leeren Frauenlebens. Sie küßte das alte Gesicht, streichelte es und fand dann schnell ein anderes Thema. „Was habt ihr denn sür Nachbarn? Ich sah heute mittag doch dort drüben so eine nette Burg. Wohnen da Leute?" „Das wohl, mein Kind, aber Großpapa wünscht keinen Ver kehr mit den Leuten." „Großpapa wünscht das nicht? O, wenn mir die Leute ge fallen, wird ihm alles Wünschen nichts nützen! Weißt du etwas Näheres über diese Leute? Nun interessieren sie mich nämlich schon sehr!" Frau Lena berichtete ihr, was sie selbst wußte, und dann sagte sie: „Ein kleiner Junge ist da drüben, der sieht genau aus, wie dein Vater in seinen jungen Jahren ausgesehen hat." „O, wie nett! Dann ist dies schon ein Grund, daß ich ein mal da hinübergehe." „Liebling, das wird nicht so einfach gehen; denn die Brücke, die jetzt kürzlich erst angelegt worden ist, ist Privatbesitz des Be sitzers der Efeuburg, und sie ist auf unserer Seite mit einer Tur verschlossen." , „Wie merkwürdig! Das hat doch sicher einen bestimmten Grund?" „ „ „Ja ... das heißt. . . Großpapa . . ." Frau Lena stockte verlegen. „Das heißt, Großpapa hat sich mit den Leuten dort drüben verkracht, und die schließen nun sein ihre Brücke ab! ..Na, es gibt ja noch den Wasserweg, um an die Efeuburg heranzukommen. — Weil sich mir da Hindernisse entgegenstellen, versteise ich mich nun darauf, die Leute dort drüben kennenzulernen." Maximilia nickte der alten Dame lächelnd zu, die sie bewun dernd ansah. „Kleine, ängstliche Großmama! Nun fürchtest du schon wie der, daß Großpapa döse Laune bekommt! Macht nicht», di« ver geht bald wieder. Und nun will ich aber gehen, du mußt schlafen, sonst bist du morgen früh nicht frisch! Also um acht Uhr zum Frühstück, ist'» recht?" „Ja, Kind, ich freue mich so darauf und kann es noch gar nicht fassen, daß es nun immer so schön sein soll und du immer bei mir bist!" „Nicht immer, Großmama, nicht immer! Was sollte denn l.ö!üen 8Is SN Klippe Sll- limil gsucimekljen? KckMlM Lie NM w! luAsmsnL.LS-iSs brückerstr 9, 8 4 Vb- vannsrnts?, 6 14 kebr und weiter »m 2. Ooonerittsg i. dlou. ^utor. Vertreter 4 Rsdiow- Xomplcx-8oisöop»1kie 16Mir prsxis:-i lteilerkelx, MWWWr neu lehr prw rt za verkaufen bet Kürschnermeistrr Skhöne Großröhrsdorf, Fernspr 319 MWüM ! PMjtz r Jeden Donnerstag i Seefisch DWs> Pfund 35 Pfg. grüne Heringe Bücklinge billiger! feinste englische Pfd. 5VPfg. Zum Maskenball am Sonn- abend oder aus dem Wege zum Eie'ber^ eine wMc Halskette verlöre». Der ehrliche Fiud-r wird gebeten, diese in der Geschäfts, d. Bl. abzugebeu. Hünefelds letztes Gedicht Der Berliner »Tag" brin,t das Gedicht Hüneselds, das er am Tage vor seinem Tode im Weftsanatorinm in Berlin versaßt hat. Ts lautet: Bevor b«r Schweifen, da» ich oft gekannt, Zum letztenmal die K-Hle mir umspannt, Steigt einmal nach au» meiner Seele tief DaS Bild empor, da» mich in» Leben rief. Du Erde, die mich mütterlich gebar, Die Ziel und Wesen meine« Kämpfen- war, Dir gilt mein Gruß, wenn Botte« Wort befiehlt, Daß jäh da« Band, da« mich am Dasein hielt, Zerrißen flattert und die Nacht fällt ein. Mein deutsche« Land, nach sterbend denk' ich dein! Den Mantel, der dich kiniglich umfließt, Erspäh' ich noch, eh' sich mein Auge schließt. Ich seh' die Krone, die dein Haupt geschmückt, Und schau' da« Schwert, da« du im Kampf gezückt Der Duft, der deinem Boden herb' entsteigt, Umströmt mein Herz, da sich der Abend neigt. Und mein Gebet geht stumm durch Raum und Zeit: „Schirm' gnädig, Herr, des Reiches Herrlichkeit!" Doch weicht der Schleier, der sich vor mir senkt, Weil mir ein neuer Morgen ward geschenkt, Beug' ich da- Haupt in seinem Strahlenschein Und will wie einst dein treuer Knappe sein. der arme Papa machen, wenn sein Maxe hierbliebe? Er ist doch auch ganz allein." „Es ist doch bestimmt, daß Papa dich hier abhvlt, Kind? „Ganz sicher, so Gott will! Papa hat Sehnsucht nach Deutschland." , Sie küßte die alte Dame herzlich und etwas stürmisch, aber für Frau Lena war es ein Hochgenuß, einen lieben Menschen im Arm zu halten. Aus dem Söller der Eseuburg hatte man mit atemloser Spannung zugesehen, wie drüben das große Reiseauto vorfuhr. Man konnte alles herrlich übersehen und erlebte die ganze Empfangsszene mit. ...... .... . Fritz war der erste, der begriff, was da drüben eigentlich los war. Mit plötzlicher Erleuchtung schlug er sich vor die Stirn unb rief. „Kinder, ich lach' mich tot! Maxe ist ein Mädchen! .... Und guckt doch, sie bringt sogar 'ne Negerin mit! — Und da, new, so seht doch nur! — Ein Asse! Donnerwetter, das geschieht dem Herrn Geheimrat recht!" „Tatsächlich, Fritz hat recht! Könnt ihr sehen, wie verdutzt Doktor Held dort steht: Nein, ist das komisch!" Maria zappelte vor unbefriedigter Neugier. Wenn man doch schnell Doktor Held fragen könnte! Ob sie hübsch ist?" „Jedenfalls «st sie sehr sein angezogen, das sieht man bi» hierher," mcinte Fritz mit Kennermiene. „Ich wii! dem alten Herrn dort drüben nicht wünschen, daß sie ein Mischling ist,.etwa Negerblut in den Adern hat!" Hulda sagte dies mit einem leisen Gruseln, das reinrassige Menschen ost haben, wenn sie von Mischlingen sprechen. „Aber warum nicht, gnädige Frau? Mischlinge sind doch auch Menschen!" Ernst sagte dies und rauchte lächelnd s«ine Zigarette weiter. Er hatte eingesehen, daß wohl fürs erste an ein Weiterfrühstücken nicht zu denken war, denn auch Liesbeth hing mit den anderen allen über di« Söllerbrüstung und ließ Fleischplatte Fleischplatte sein. Und so hatte er sich eben eine duftende Zigarette als Ei- fatz angezündet und studiert« mit stillem Lächeln die verschied«- nen Rücken usw., die ihm zugekehrt waren, und sreute sich an den mehr od«r weniger schönen Damenbeinen. Er machte dabei di« Entdeckung, daß Frau von Gersdorf wohl ganz genau wußte, warum sie fließende Gewänder trug. Sie hatte keine geraden Deine und obendrein ziemlich dicke Fesseln. Das war sreilich ein Grund! Da war nichts dagegen zu sagen, und Ernst konnte sich das Entsetzen der schönen Frau vvrstellen, wenn sie sich selbst in dieser Etellung hätte sehen können. Aber Neugier war «den »m Laster, dar auch jede Vorsicht vergessen ließ. (Fortt etzung folg«.) , '