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Nr. 35. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 11 Februar 1929. Seite 2 werter aber die Vereisung nach Süden fortschreitet, um so schwieriger wird die Bekämpfung der Eisgefahr. Das wirk samste Mittel sind auch hier die schweren Eisbrecher, die jetzt allenthalben eine ungemein schwere Arbeit haben. Ost aber können auch diese nichts mehr ausrichten, und dann versucht die Reichsmarine durch Entsendung von Linien- schiffen zu helfen, die dank ihres riesigen Gewichts und ihrer starken Maschinen oft auch dort noch zu helfen ver mögen, wo andere Hilfe versagt hat. Das Linienschiff „Schleswig-Holstein" hat in den letzten Tagen in der Mecklenburger und Kieler Bucht schon zahlreiche Schiffe aus der bedrohlichen Umklammerung des immer stärker werdenden Eises befreit, und am Sonnabend ist nun auch das Linienschiff „Elsaß" zur Eishilfe in See gegangen. Eissprengungen mit Dynamit sind wegen der großen Gefahren in weiterem Umfange nicht möglich. Amerika versucht seit einiger Zeit ein neues Mittel, das Thermit, dessen Erfolg auf Wärmewirkung beruht, und hat damit so gute Erfolge erzielt- daß man jetzt auch bei uns entsprechende Versuche anstellt, die aber für die praktische Verwendung noch nicht genügende Ergebnisse gezeitigt haben. Helllicht Md sSch-W LWlWN-ritW Pulsnitz (31»/, » O unter 0) Mit diesem Tief stand, der uns heute morgen von der Schulleitung nach Ab lesen des dortigen Minimumthermometers mitgcteilt wird, haben wir hoffentlich die kälteste Nacht erreicht, vom Post amt wurden uns 30 » gemeldet. In der Nacht vom Sonn abend zum Sonntag zeigte das Thermometer 29 ». — Im Sommer gibt es Hitzeferien, warum jetzt nicht Kälteferien? (Die Red) Pulsnitz. (Mundartforschung.) Das Ger manistische Institut der Universität Leipzig hat in der letzten Zeit sehr viele sächsische Lehrer als Mitarbeiter gewonnen. Regelmäßige Erhebungen über den Wortschatz werden dem Institut übersandt und dienen diesem als Grundlage der Sprachforschung in Sachsen. Auch im Kamenzer Bezirk ist die Arbeit ausgenommen worden. In engster Verbindung damit stand ein wichtiger Vortrag, den am Sonnabend Pri vatdozent Dr. Karg aus Leipzig im Bezirks - Lehrervercin hielt. Er gab an der Hand von Lichtbildern aufschlußreiche Einblicke in die Arbeitsweise und verschiedene Ergebnisse der Mundartforschung. Dabei trat ganz deutlich heraus, daß in einigen Teilen des Kamenzer Bezirks, vor allem an der alten Pulsnitzgrenze, ferner in dem früheren Laußnitzer Amt, im wendischen Gebiet u. a. außerordentlich wichtige Ant worten für grundsätzliche Fragen der Mundartforschung zu finden sind. Die Lehrerschaft, die nach den Forderungen des Landeslehrplanes im Deutschunterricht die Mundart mehr als früher berücksichtigen wird, schöpfte aus dem Vor trage reiche Anregungen. Pulsnitz- (Die Jahreshauptversammlung des Zentralverbandes der Angestellten) fand unter zahlreicher Beteiligung am 5. Februar im Gasthaus zur Linde in Großröhrsdorf statt Kollege Pohle berichtete in kurzen Ausführungen über die Tätigkeit der Ortsgruppe, aus welchen ein erfreuliches Emporsteigen der Ortsgruppe hervorging. Die Abrechnung wurde für richtig befunden und dem Kassierer einstimmig Entlastung erteilt. Unter Punkt Ncnwahlsn wurden in den Vorstand gewählt als 1. Vorsitzender Kollege Pohle, als 2. Kollege Teubel, als l. Schriftführer Kollege Kielmann, als Stellvertreter Kolle gin Seifert, als Kassierer Kollege Stadler. Als Revisoren wurden die Kollegen Peschel, Kenner und die Kollegin Koch gewählt. Zum Afa-Kartell und dem Orts-Ausschuß des A.D. G. B. wurden aui Vorschlag Kollege Hans und Stad ler als Delegierte gewählt. Beznksleiter Kollege Flemmiger berichtete aussührlich über die von unseren Gegnern unwah ren verbreiteten Behauptungen über Mißstände im Kaufhaus Ehape in Bautzen, welche nach Untersuchung das Gegenteil ergaben. — (Briefmarken nicht an lecken!) Eine üble Unsitte ist das Anlecken der Briefmarken. Wieviel War nungen sind davor schon ergangen, aber es nützt nichts. Noch immer führt selbst der Vorsichtigste die Marken zum Munde, um mit der Zunge die gummierte Fläche zu be feuchten. Wer sonst davor zurückschrcckt, im Wirtshaus Messer und Gabel zu benutzen, ohne sie mit dem Mundtuch gesäubert zu haben, wem es nie einfallen würde, aus einem von einem anderen benutzten Glase zu trinken, der beleckt dennoch sorglos seine Marke. Der seltsam fade Geschmack auf der Zunge müßte den Unvorsichtigen eigentlich daran erinnern, wieviel Schmutz und welche Bazillen er auf die Zunge bekommt. Man bedenke doch nur, wie solche Klebe flächen hergestellt werden und durch wieviel Hände sie gehen. Ein kleines Schwämmchen oder ein Läppchen wird wohl schnell zur Hand sein; und wenn dies fehlt, dann ist es im mer noch besser, den Finger zu befeuchten und damit die Marke. Das Belecken der Marken mit der Zunge sollte von Jugend auf als eine krasse Unsitte betrachtet werden. — (Aenderung der Ausbildung der tech nischen Lehrerinnen.) Das Volksbildungsministerium hat genehmigt, daß in den technischen Seminaren in Leipzig, Chemnitz, Zittau und Grimma zu Michaelis 1929 nochmals Schülerinnen in je einer Klasse ausgenommen und zu tech nischen Lehrerinnen herangebildet werden. Es hat sich ge zeigt, daß trotz scharfer Auslese der Schülerinnen die Zu- sammendrängung der Ausbildung in drei Fertigkeiten und die gleichzeitig theoretisch pädagogische und schulpraktische Ausbildung oft nur auf Kosten der Gesundheit der Mädchen durchgeführt werden konnte. Das Ministerium bahnt eine Aenderung in der Ausbildung der technischen Lehrerinnen an. Man beabsichtigt, eine Frauenoberschule einzurichten, die Schülerinnen durch ein 11., l2. und 13. Schuljahr führen und auch eine geeignete Grundlage für andere Frauenberufe schaffen soll. — (Vorsicht beim Kaufe von Jnvaliden- Versicherungsmarken.) In einem Berliner Postamt ist ein großer Posten Wertzeichen gestohlen worden, darunter für 227000 RM Invaliden - Versicherungsmarken. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Personen in Gewerbetrieben erschei nen, sich unrechtmäßigerweise als Kontrollbeamte ausgeben und Jnvaliden-Versicherungsmarken für etwa vorhandene Be tragsrückstände zu verkaufen suchen. Die Landes Versicherungs anstalt weist deshalb darauf hin, daß ihre Ueberwachungsbe- amten unterschriebene und unterstempelte Lichtbildausweise besitzen, die sie auf Verlangen vorzeigen. — Die Landes- Versicherungsanstalt Berlin hat für die Wiederherstellung der bei dem Einbruch auf dem Berliner Postamte gestohlenen Jnvalidenmarken und die Ermittlung des Täters eine Be lohnung von 500 RM ausgesetzt. Pulsnitz M. S. (Mütteradend.) Der nächste Mütterabend findet in Schumanns Restaurant Donnerstag, den 14. Februar, abends 8 Uhr statt. — (Die Mütterberatung) in Pulsnitz M. S. findet am Mittwoch, den 13. Februar, nachmittags 3 Uhr, in der Schule statt. Arzt wird anwesend sein. Ohorn. (Altenvereinigung.) Freitag, den 15. Febr. ist Altenvereinigung bei Frau Kerschner, Fuchsbelle. Ohorn. (Jungmädchenverein.) Zum Kreis- treffen am 24. Februar, nachm. 2 Uhr im Herrnhaus, Pulsnitz sind alle Jungmädchenvereine der umliegenden Ortschaften eingeladen. Frau Pfarrer Schille spricht in der Einladung die Hoffnung aus, daß die Vereine möglichst vollzählig an wesend sein möchten. Acht Lieder sind zum Durchsingen bzw. Reu-Einüben empfohlen, außerdem soll jeder Verein sein Lieblingslied vortragen. Aus diesem Grunde hatte ich am letzten Freitag den Jung-nädchenverein zu einer Singe stunde eingeladen. Es waren leider nur ein paar Mitglieder gekommen, sodaß wir unverrichteter Sache wieder auseinan dergehen mußten. Wir wollen das Versäumte nächsten Frei tag, 15. Februar, abends punkt 8 Uhr in der Schule nachholen. Ich bitte aber, daß alle, die singen können, sich einfinden. Der Abend gilt anstelle des Vereinsabends. Die älteren Mitglieder werden gebeten, das Liederbuch „Ein immer fröhlich Herz" mitznbringen; 15 Vereinsbücher stehen für die, die keine haben zur Verfügung. Pfarrer Grobe. K-tMenz. (Ueber die Gründung eines Schweinelei st uugs-Kontrollvereins) wird uns geschrieben: Wie bereits in anderen Gegenden soll nunmehr auch in der hiesigen Umgebung mit der Leistungskontrolle begonnen werden. Diese bezweckt die auch auf allen anderen Produktionsgebieten erstrebte Rationalisierung, hier diejenige Schweinehaltung, eine Vereinheitlichung des Types und Ver besserung der Absatzvcrhältnisse. Die Wirtschestlichkeit soll dadurch gehoben werden, daß die Produktionskosten auf das niedrigmöglichste Maß gesenkt werden und nur Mastschweine von gewünschter Güte und Beschaffenheit auf dem Markt er scheinen, für die dann auch ein entsprechend höherer Preis zu erzielen ist Die Wirtschaftlichkeit soll weiterhin davurch gesichert werden, daß die Marktbeschickung nicht mehr plan los geschieht, sondern organisiert wird, um alle Preisschwank ungen, besonders die unberechenbaren zwischen den einzelnen Markttagen möglichst weit zu beschränken. — Die Schweine- leistungs-Kontrollvereine sind in größerem Umfange erst dort gegründet worden, wo die Not der Zeit am größten ist: in Ostpreußen. Sie haben sich seitdem über ganz Deutschland Verbreitet. Der hier zu gründende Verein ist noch nicht ganz vollzählig, sodaß noch einige Mitglieder ausgenommen wer den können. Chemnitz. (Großfeuer in Thun im Erzge- g e.) Am Sonntag wurde das erzgebirgische Städtchen Tyun von einem gewaltigen Großfeuer heimgesucht, dem der weithin bekannte Tanz- und Vergnügungspalast „Elysium" zum Opfer fiel. Gegen sieben Uhr brach aus bisher noch nbckannter Ursache in einem unbenutzten Raume des Unter nehmens ein Brand aus, der sich mit rasender Schnelligkeit ausdehnte und alsbald das ganze Gebäude in ein Flammen meer einhüllte. Die Feuerwehr von Thun wurde sofort alarmiert und nahm den Kampf gegen das vernichtende Ele ment auf. Auch aus den umliegenden Ortschaften eilten die Wehren zur Hilfeleistung herbei. Die Löscharbeiten wurden durch die große Kälte außerordentlich erschwert, zumal durch Zu frieren der Wasserquellen sich alsbald Wassermangel geltend zu machen begann. Die Löschmannschaften hatten auf das Schwerste unter Kälte, die bei Ausbruch des Feuers 19 Grad unter Null betrug, zu leiden. Infolge dieser ungünstigen Umstände dürfte es kaum möglich sein, von dem Inventar des „Elysiums" zu retten. In dem großen Tanzsaale hatte am Sonnabend ein Faschingsball stattgefunden, von dem noch die sämtlichen leicht brennbaren Verzierungen und Dra perien vorhanden waren. Der angerichtete Materalschaden dürfte sich auf weit über 100000 RM belaufen. Nach einer neueren Meldung nimmt man als Brandursache Kurzschluß an. Chemnitz. (Eine Verbrecherbande festge nommen.) In den letzten Wochen sind in Chemnitz wiederholt große Einbruchsdiebstähle in Geschäfte und Verkaufsstände verübt worden. Jetzt ist eine vielköpfige Diebesbande ermittelt und festgenommen worden, auf deren Konto diese Einbrüche kommen. Es handelt sich um jugendliche, beschäftigungslose Arbeiter aus Chemnitz, die sich lediglich zusammengeschlossen hatten, um zu stehlen. Zu- tritt in das Innere der zu diesem Zwecke ausersehenen Räumlichkeiten verschafften sie sich durch Zertrümmern der Fenster, Aufsprengen der Schlösser und Türen. Bisher konnten ihnen 14 Einbrüche auf Grund des vorliegenden erdrückenden Beweismaterials nachgewiesen werden. Von dem gestohlenen Gute ist ein Teil wieder herbeigeschafst und den Geschädigten ausgehändigt worden. Elsterwerda. (Tödlicher Unglücksfall.) Auf der benachbarten Domäne Kraufchütz war ein Arbeiter mit dem Ausladen von Kompost beschäftigt, der stark gefroren war. Der Arbeiter hatte ein Loch in den Haufen gegraben und zu einer Höhle erweitert, deren Decke plötzlich ein stürzte. Etwa 25 Zentner Komposterde begruben den Un glücklichen, der unter großen Schwierigkeiten ausgegraben werden konnte. Er hatte einen schweren Schädelbruch und innere Verletzungen erlitten und starb auf dem Wegi zum Krankenhaus. Der Zwang zum GchuWesuch. Der Vater eines schulpflichtigen Mädchens war vom Amtsgericht wegen Übertretung der Bestimmungen im KK 3 und 5 des sächsischen Volksschulgesetzes bestraft wor den, weil sein Kind im August 1928, nachdem es schon vorher an einer großen Anzahl von Tagen die Schule ver säumt hatte, wieder an zwei Tagen vom Unterricht ohne ausreichende Entschuldigung ferngeblie ben war. Der Angeklagte hat sich damit verteidigt, daß er das Kind zur Schule geschickt hätte. Wenn es nicht dorthin gekommen sei, so sei das nicht seine Schuld, weil er vielfach durch seinen Beruf von früh bis spät abends auswärts zu tun habe. Mehr als er getan hätte, könne billigerweise von ihm nicht verlangt werden. Das Amts gericht war der Meinung, daß die große Zahl der Schul versäumnisse erkennen lasse, daß der Angeklagte es unter lassen habe, seiner Pflicht, das Kind zum regelmäßigen Schulbesuche anzuhalten, nachzukommen. WeUn er am Tage abwesend sei, müsse er im besonderen Vorkehrungen treffen. Auf die Revision des Angeklagten hat das Ober landesgericht das angefochtene Urteil aufgehoben und die Sache an den Amtsrichter zu neuer Verhandlung und Entscheidung zurückverwiesen. Nach dem Gesetz mache sich strafbar, wer schuldhafterweise unterlasse, sein Kind zum regelmäßigen Schulbesuche anzuhatten. Es müsse deshalb in jedem einzelnen Falle ein schuld haftes Verhalten festgestellt werden. Das habe der Amts richter jedoch nicht getan. Insbesondere habe er nicht untersucht, ob etwa die Mutter ein Verschulden trifft. MuioMubrandschadLn in einer Genossenschaft. In Chemnitz brach in einem Seitengebäude der Groß einkaufsgenossenschaft Feuer aus. ,Das Gebäude, in dem sich vor allem Wirtschaftsgegenstände befanden, stand in kurzer Zeit in Hellen Flammen. Die Feuerwehr mußte mit vier Löschzügen den Brand bekämpfen, konnte aber die Vernichtung des Gebäudes nicht verhindern. Der Schaden wird auf etwa eine Million Mark geschätzt. Beabsichtigte Betriebsstillegungen. Die Zahl der beim sächsischen Arbeits- und Wohl- fahrtsmiuistcrium eingelaufenen Anzeigen über beab sichtigte Stillegung von Betrieben weist im Januar 1929 mit 200 Anzeigen, dem Dezember 1928 gegenüber eine Steigerung um 39 Anzeigen, also rund 25 Prozent, auf. An der Spitze steht auch im Jauuar der Maschinenbau und zwar mit 24 Anzeigen, ihm am nächsten steht die B a um w o l l i n d u st r i e mit 19 und die Herstellung von Eisen- und Stahlwaren mit 15 Anzeigen. 12 Anzeigen haben eingereicht die Gewin nung und grobe Bearbeitung natürlicher Gesteine und die Möbelindustrie; 11 Anzeigen rühren'von der Wollindustrie her, 10 von der Metallindustrie. Mit je acht Anzeigen sind beteiligt die Eisengießerei und die Textilveredelung. Je sechs Anzeigen entfallen auf die elektrotechnische In dustrie und die Schuhmacherei. Je fünf Anzeigen haben ihren Ausgang genommen von der Stickerei, der Papier erzeugung, dem Vervielfältigungsgewerbe, den Säge werken und der Holzwarenherstellung, vier stammen aus der Großeisenindustrie, dem Land- und Luftfahrzeügbau und der Gardinenherstellung. Drei Anzeigen hat die fein- keramische Industrie eingereicht. Der RestBentfällt mit je zwei oder einer Anzeige auf verschiedene andere Industrien. Keine Parteipolitik im Auswärtigen Ami. vr. Stresemann verteidigt seine Beamten. Bei 0er allgemeinen Beratung über üen Antrag zum Per- sona!etat des Auswärtigen Amts im Haushaltsausschuß des Reichstags nahm Reichsaußenminister vr. Stresemann das Wort. Er beschäftigte sich mit den Bemängelungen der Ausgabe posten und betonte, daß dem Auswärtigen Amt heute andere Aufgaben zugewiesen seien als früher. Ein starker Abbau des Personals sei bereits erfolgt. Dann beschäftigte üen Minister die Kritik, die in der Frage der Auswahl des Nachwuchses und an der Ausbildung geübt worden war. Er verwahrte sich entschieden gegen die Auffassung, ais ob der Adel bevorzugt würde. Es sei auch nicht richtig, wenn gesagt werde, die Adligen bekämen die guten und die Bürgerlichen die schlechten Stellen. Der Minister wandte sich auch gegen die Auffassung, als ob die Auswahl unserer außen politischen Vertreter nach Gesichtspunkten der Parteizugehörigkeit erfolge. „Ich kümmere mich", so führte der Minister weiter aus, „niemals darum, ob ein Attache einer linken oder einer rechten Partei angehört. Sie ruinieren den ganzen außenpolitischen Dienst, wenn Sie das parteipolitische Moment hineinbeziehen. Die parteipolitische Einstellung muß gerade im Außendienst zu rücktreten." Kommunalpolitische Tagung der Deutschnationalen. Berlin. Am Sonnabend tagte in Berlin der kommu nalpolitische Reichsausschuß der Deutschnationalen Volkspar tei. Nachdem Bürgermeister l)r. Maretzky und Landtags abgeordneter Steuer gesprochen hatten, wurde folgende Ent schließung gefaßt: Die finanzielle Notlage der Kommunen ist fast ausschließlich Folge der durch die Politik des Reiches und der Länder bedingten allgemeinen Finanzlage. Es ist unzweckmäßig, den Mehrbedarf in der Finanzwirtschaft der Gemeinden, Kreise und Provinzen durch erhöhte Steuern auszugleichen. Jede Erhöhung der schon jetzt ^stehenden Realsteuern ist abzulehnen. Bleibt im Haushalt ein Fehl betrag, weil die durch die Bestimmungen der staatlichen Gesetzgebung zwangsläufigen Aufgaben mit den Einnahmen der Selbstverwaltungen nicht zu bestreiten sind, dann ist es nicht Sache der letzteren, der Reichs- und Staatsregierung die Verantwortung für die Folgen ihrer Wirtschafts- und Außenpolitik abzunehmen. Koalitionskrise und Außenpolitik. Wien. Der beutschnationale Reichstagsubgeordnete, Ge heimrat vr. Qua atz, veröffentlichte im „Neuen Wiener Journal" einen Aufsatz über Pie reichsüeutsche Koalitions- politik. In dem Aufsatz heißt es u. a.: „Heute stehen die i Führer der deutschen Zentrumspartei auf dem Scheidewege ' zwischen Mitte und Links. Aehnlich sind die Verhältnisse