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Nr. 33. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 8 Februar 1929. — (Kinderreiche Mütter find zu Hause nötig!) Eine nachahmenswerte Einrichtung besteht beim Wohlfahrtsamt in Hannover. Alle Aktenstücke und Aus weise sür eine kinderreiche Familie haben einen besonderen Stempel. Kommt nun eine kinderreiche Mutter mit einem solchen Ausweise, einer Zahlungsanweisung u. ä. zu einer Kasse, einer Ausgabestelle, einem Büro des Amtes, so wird sie sofort „vordringlich" abgesertigt. Das Wohlfahrtsamt ist der Meinung, daß eine solche Mutter zu Hause nicht zu entbehren ist, und daß eine bedürftige kinderreiche Mutter, die zu Hause für Ordnung sorgt, auch dem Wohlfahrtsamt letzten Endes die Arbeit erleichtert. — (Zelten in den Staatsforsten erlaubt!) Die Landesforstdirektion hat auf eine Eingabe des Landes ausschusses Sachsen der Jugendverbände allen anerkannten Jugendgruppen, die mit einem vom sächsischen Landeswohl- fahrts und Jugendamt ausgestellten Führerausweis versehen sind, das Ausschlagen von Zelten und das Nächtigen darin in den Staatssorstgebieten grundsätzlich gestattet. — (Behandlung aufgefundener Luftbal lone mit wissenschaftlichen Apparaten) Das Ministerium des Innern gibt bekannt: Zur Sicherung der Luftfahrt und zu wissenschaftlichen Zwecken werden von ver schiedenen meteorologischen Instituten im Deutschen Reich mittels Ballonen und Drachen Instrumente aufgelassen, die die Temperatur und andere Wetterelemente selbsttätig auf zeichnen. Die Finder solcher Ballone oder Drachen mit Registrierinstrumenten werden ersucht, die an diesen befind lichen Anweisungen genau zu befolgen. In diesen Anwei sungen ist stets die Drahtanschrift oder der Fernruf des in Frage kommenden Instituts enthalten. Dem Finder werden die Unkosten für diese Benachrichtigung erstattet. Bei rich tiger Behandlung der Instrumente, die genau angegeben wird, erhält der Finder außerdem eine Belohnung. Die Ballone und Drachen, sowie die mitgesührten Apparate sind Staatseigentum. Böswillige Beschädigung oder Entwendung wird strafrechtlich verfolgt. — (Die alten D-Zugwagen verschwinden.) Wie verlautet, hat sich der Reichsverkehrsminister an die Reichsbahn mit dem Ersuchen gewandt, die alten D-Zug- wagen aus dem Verkehr zu ziehen. Es hat sich ergeben, daß die alten Wagen ewe große Gefahr für Leben und Gesundheit der Reisenden bedeuten. — (Reichsbeihilfen zur Förderung der Geflügelzucht.) Wie die Pressestelle der Landwirtschafts- kammer mitteilt, sind die Gutscheine zur Gewährung von Reichsbeihilfen von Bruteier, Eintagskücken und Zuchthähnc bereits vergriffen. Anträge auf Beihilfen und Darlehen zur Einrichtung von Geflügelzuchten sind zwecklos, da hierfür keine Mittel mehr zur Verfügung stehen. Kamenz. (Wochenmarkt.) Auf dem heutigen Wochenmarkt kosteten u. a. Rosenkohl 65 und 70, Grün kohl 40, Blumenkohl 60 — 100, Spinat 80, Sellerie 40, Schwarzwurzel 60, Rote Rüben 25, Rotkraut 20, Weiß kraut 15, Möhren 20, Zwiebeln 20, Tomaten 90, Wein 120, Aepfel 20—60, Walnüsse 70—80, Haselnüsse 70 das Pfund, schwarze Rettiche 10 — 15 Pfg., Kohlrabi 10 und 15 Pfg. das Stück, Endivien 15 und 20 Pfg. Bischofswerda «Den Tod selbst gesucht.) Der am Sonntag früh auf der Görlitzer Bahnstrecke in Flur Rattwitz bei Bautzen in unkenntlichem Zustande aufgefundene Leichnam wurde als der Tischlerobermeister Paul Schneider aus Bischofswerda, der langjähriger Obermeister der hiesigen Tischler-Zwangsinnung war, von seinen Angehörigen, die ihn seit einigen Tagen vermißten, festgestellt. Er stand im 59. Lebensjahre und hinterläßt außer seiner Witwe drei äl tere Söhne, denen man allgemeine Teilnahme entgegenbringt. Schneider, der als tüchtiger Handwerksmeister und auch als Mitglied der Prüfungskommission weit über unsere Stadt hinaus bekannt war, hat sich in einem Anfalle von Schwer mut vor den heranrollenden Eisenbahnzug geworfen. Dresden. (Friede unter „Rolandsbrüdern" und „Hamburgern".) Anläßlich des großen Berliner „Jmmertreu"-Prozesses und des am Sonnabend in Dresden stattfindenden Massenprozesses gegen „Freie Vogtländer" dürfte folgende Tatsache Interesse beanspruchen: Einer An regung des Vorstandes der Zahlstelle Dresden vom Zentral verband der Zimmerer folgend, fand im Dresdner Volks hause eine gemeinsame Besprechung zwischen den Vertretern der im Volksmunde ganz allgemein als „Hamburger" bezw. „Rolandsbrüder" bezeichneten Zunftmitglieder statt. Es kom men im Dresdner Bezirk vier verschiedene Schächte in Be tracht: die „Rechtschaffenen Fremden", auch „Schwarzschlipse" geheißen, die „Freien Rolandsbrüder", die „Fremdgeschrie- benen Freiheitsbrüder" und die „Ehrbaren Freien Vogtländer" die je zwei Vertreter entsandt hatten. Nach vielstündiger lebhafter gegenseitiger Aussprache wurde folgender Beschluß einstimmig gesoßt: „Die Delegierten verpflichten sich, dafür zu sorgen und einzutreten, daß in Zukunft olle Gewalttätig eiten und gegenseitigen Provokationen unterbleiben, und ver- prechen auch, alles daran zu setzen, daß überall diese Feind- eligkeiten und Reibereien untereinander eingestellt werden." Dresden. (Eine Verheiratung.) Am 31. Ja nuar haben vor dem zuständigen Standesbeamten in Dres den der aus einem Mordprozeß im Oktober v. I. bekannte Kaufmann Friedrich Louis Treiber und. dessen damalige Ge liebte Annemarie Hoyer, die in dem Verfahren ebenfalls eine Rolle spielte, die Ehe geschlossen. Schandau (Die Dampssähre Schmilka — Hirschmühle verkehrt noch), zwischen dem Zollamt Hirschmühle und Malzfabrik ist die Elbe eisfrei. Chemnitz. (Aufnahme eines städtischen Darlehens.) Der Rat beschäftigte sich mit der Auf nahme eines Darlehens in Höhe von 850 000 Mark für Wohnungsbauzwecke aus dem staatlichen Ausgleichsstock. Der Rat stimmte dem Vorschlag zu. Dieser wird nun- I mehr den Stadtverordneten, die am kommenden Dienstag zusammentreten, zur Entschließung unterbreitet werden. In dieser Sitzung werden sich die Stadtverordneten weiter mit einer Vorlage über den Bau der neuen Talsperre im Saidental zu beschäftigen haben. Lugau. (Weder Mord noch Selbstmord, sondern Unfall.) In einer Zelle der Polizeiwache wurde, wie gemeldet, ein 61jähriger wandernder Schneidergehilfe mit einer Stichwunde aufgefunden. Die Untersuchung ergab, daß der Schneidergehilfe in seiner inneren Brusttasche ein scharfes, spitzes Küchenmesser mit der Spitze nach dem Kopfe bei sich getragen hatte. Im Schlafe ist er aus dem Bett gefallen und dabei muß ihm das Messer in die rechte Lebergegend gedrungen sein. Der sofort herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod in folge innerer Verblutung feststellen. Meerane. (Glück im Unglück.) Ein Gößnitzer Autobesitzer, der auf der Landstraße zwischen dem Dreier häuschen und Guteborn einem ihm entgegenkommenden anderen Wagen ausweichen wollte, fuhr zu weit rechts und geriet dabei in die Schnee- und Eishaufen am Rande der Straße. Der Wagen überschlug sich und stürzte in den Straßengraben, den Besitzer und Führer des Wagens unter sich begrabend. Bald nach dem Unfall wurde der Verunglückte völlig heil unter dem Wagen hervorgezogen. Der Wagen erlitt einen Steuerbruch. Kottbns. «Der Lohn st reit der Niederlau sitzer Webwarenindu st rie.) Am Montag ist in allen Betrieben der Niederlausitzer Webwarenindustrie sämtlichen Arbeitnehmern gekündigt worden. Auch die dem Arbeitgeber verband angefchlossenen Firmen haben die Kündigung ausge sprochen. Trotzdem ist bei beiden Parteien der Wille zu Verhandlungen vorhanden. Die Behörden suchen zu ver mitteln. Am Dienstag fand in Forst eine Besprechung der Oberbürgermeister und Bürgermeister der in Frage kommen den Städte statt. Für Donnerstag hat der Regierungspräsi dent Bartels die Parteien zu einer unverbindlichen Besprechung nach Frankfurt a. O geladen Die Aussichten für das Ge lingen einer Vermittlung werden nicht ungünstig beurteilt. Aufwertung Vom Sparerbuud, Ortsgruppe» Pulsnitz und Ka- meuz, weiden wir um Veröffentlichung des Nachstehenden gebeten: 100 Prozent Aufwertung. Die Spruchstelle beim sächsischen Oberlandesgericht Dresden hat durch Beschluß für Recht erkannt, daß d e Auswertung der Guthaben bei der Fabrikiparkafse für Beamte und Arbeiter der Firma Georg A. Jasmatzi, Aktiengesellschaft, Zigarettenfabrik in Dresden, auf 100 Pro zent festgesetzt wird Auszahlung hat ohne Rücksicht auf deren Höhe drei Monate nach Rechtskraft der Entscheidung zu erfolgen. Kosten des Verfahrens trägt die Schuldnerin. 100 Prozent Sparkasien-Aufweetuug. Die Hamburg Altonaer Kur« und Badeanstalten e. G. m. b. H. wertet die bei ihr gemachten Spareinlagen mit 100 Prozent auf. 100 Prozent Aufwertnng. Ebenso wertet der Bund der Hotei-, Restaurations- und Kaffee haus-Angestellten, dessen Organisation über ganz Deutschland verbreitet ist, dis Spareinlagen seiner Mitglieder mit 100 Prozent auf. Diese Sparkassen genießen mit Recht das größte Vertrauen ihrer Einleger; sie beweisen, dgß bei gutem Willen eine gerechte Umwertung möglich ist. Angesichts solcher Beweise kann das Verhalten der sogen, „mündel sicheren" Sparkaffen nicht genügend ans Acht gezogen werden. Der „Weltspartag" bot die beste Gelegenheit, diesen mit ihrer nur auf dem Papier stehenden „Mündelsichcrheit" p otzenden öffentlichen Instituten den Spiegel vorzuhalten, sie gründlich bloßzustellen und sie darauf hin» zuweisen, was Ehrlichkeit und Anständigkeit vermögen. 100 Prozent Umwertung. Chemnitz Der Naturheilverein „Gesundheit" mit über 1000 Mitgliedern beschäftigte sich schon des öfteren in Vorstands- und außer ordentlichen Mikgiiederversammlung mit der Umwertung der Anteil scheine seines umfassenden Naturparkes. Vor Jahresfrist lehnte man Auswertung ab. Dies war leicht möglich, weil die Anteilzeichner nur den dritten Teil der j tzigeu Mitglieder ausmachen. In der nun am 21. Februar 1928 von 700 Mitaliedcrn besuchten Generalversammlung begründete der Stadwerordnete Wilsdorf (Volksrechts Partei) eins 100- prozenttge Umwertung. Er zeigte dem Verein zwe Wege: nämlich den einwandfreien gerechten Weg des Reichsgerichtspräsi enten Dr. Simons, der seinem Schuldner lOO Procenl zuerkannte, und de. Weg des Reichs- bankpräsidenten Schacht, der sich zur Abwertung seiner 50 000 RM Hypotheken gegenüber einer Kriegerswitwe — wie ja heute allgemein bekannt — auch moralisch berechtigt dielt. Einstimmig wurde hierauf die 100 prozentige Umwertung beschlossen. — So wie hier kann überall umgewertet werden, die Sachwerte sind da — nur fehlt zum größten Teil dec gute Wille. Diesen muß die Svareibund-Bewegung und die Volksrecht Partei mit allem Nachdruck durchsetzen. Gemeindevorsteher und Familie umgebracht. Ratzen bei Uhyst (Kreis Hoyerswerda). Auf der Besitzung des Landwirts und Gemeindevorstehers Witschas wurden der zirka 46 Jahre alte Gemeindevorsteher, seine Ehefrau, seine 24 Jahre alte Tochter und die in den vierziger Jahren stehende Schwester des Gemeindevorstehers ermordet ausgefunden. Die Untat ist wahrscheinlich bereits am Montag nachmittag verübt worden. Seitdem sprachen jedenfalls mehrfach Leute in dem abseits gelegenen Gehöft vor. Sie fanden es aber immer verschloßen. Schließlich wurde, durch das Schreien der hungernden Haustiere ausmerksam gemacht, der Landjäger geholt, dem sich beim Eintritt in die Wohnung ein entsetzlicher Anblick bot. Im Arbeitszimmer lag in einer Blutlache der Gemeindevorsteher, noch mit dem Gehpelz be kleidet, mit dem er zu einer Beerdigung in eine benachbarte Ortschaft gegangen war. Bon dort ist er am Montag nach mittag zwischen 5 und 6 Uhr zurückgekehrt. Allem Anschein nach ist der 46 Jahre alte Mann mit seinem eigenen Jagdgewehr hinterrücks erschaffen worden. Die Leiche wurde dann bis in das Arbeitszimmer geschleift. Bei weiterer Untersuchung fand man im ersten Stockwerk des Hauses die beiden Frauen erschlagen auf. Der Raum befand sich in großer Unordnung, und alles war durch wühlt, so daß man annehmen muß, daß es dort zu einem erbitterten Kampf gekommen ist. Als viertes Opfer fand Seite 2. man im Stall, der dicht beim Wohngebäude steht, die 24 Jahre alte Tochter des Gemeindevorstehers. In dem Stall waren an mehreren Stellen Brände angelegt worden, doch hatten sie sich nicht weiter entwickelt. Als verdächtig wird vorläufig der 17 Jahre alte Pflegesohn Walter Miersch des Ehepaares W-, ein ehemaliger Fürsorgezögling aus Bär walde, der als Knecht auf. dem Gehöft tätig war, angesehen. Er ist verschwunden. Schwere Bluttat auf einem Rittergut. Auf dem Rittergut Röhrsdorf drang der 42jährige Kuh meister Klahre, der wegen Unregelmäßigkeiten vor einiger Zeit entlassen worden war, plötzlich mit einem Messer auf seine 17jährige Tochter ein und brachte ihr tödliche Stiche in die Lunge bei. Dann schloß er sich in seiner Wohnung ein und öffnete sich die Puls adern. Die Mordkommission fand Vater und Tochter tot auf. Klahre hatte die Bluttat, deren Motive unbekannt sind, in Abwesenheit seiner Frau und dreier weiterer Kinder verübt. Weiteres Steigen -er Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Berichtswoche weiterhin-gestiegen. Die Vorgänge in den beiden sächsi schen Hauptindustrien, und zwar der fortschreitende Be schäftigungsrückgang in der Metallindustrie uud die un günstige Auswirkung der Arbeitskämpfe in der Textil industrie beeinträchtigen die Gesamtlage des Arbeits marktes außerordentlich. Auch das weiterhin anhaltende Frostwetter verhindert sür die Außenberufe sämtliche Be schäftigungsmöglichkeiten. Im Zwickauer Steinkohlenbergbau ist die Nachfrage und Vermittlungstätigkeit rege. In der Metallindustrie ist besonders ungünstig die Lage der Gießereigewerbe, während der Werkzeugmaschinen bau und die Auto- und Motorradwerke in verschiedenen Bezirken aufnahmefähig für Fachkräfte sind. Einen Rück gang in der Beschäftigung hat auch die chemische Industrie erlitten. Die nachteiligen Wirkungen der Arbeitskämpfe in der Textilindustrie sind besonders fühlbar für die Färbereien, Appreturen und Spinnereien in den westsächsi schen Tertilindustriebezirken. Durch den Streik der Weber in der Kamenzer Tuchindustrie kamen sämtliche Betriebe zum Erliegen. Diesen Erscheinungen gegenüber steht eine stärkere saisonmätzige Belebung in der Strumpfindustrie, die bereits Mangel an Facharbeiterinnen verzeichnet. Teilweise werden in verschiedenen Bezirken Nmschulungs- maßnahmen sür Beschäftigte der Textilindustrie in An griff genommen. Durch stärkere Anforderungen der Reichsbahn zur Schneebeseitigung gestaltete sich der Arbeitsmarkt für un - gelernte Arbeitskräfte etwas günstig. Auch Kohlen- und Güterbodenarbeiter, Packer und Markthelfer wurde in großer Zahl benötigt. Für kaufmännische und technische An gestellte hat der Stellenmarkt weiter bedeutend nach gelassen; die Zahl der Arbeitsuchenden steigt. Nur Steno typistinnen werden nach wie vor in großer Zahl gesucht. In Dresden konnten 50 Prozent der gemeldeten Stellen aus Mangel an jüngeren Kräften nicht besetzt werden. Oie Waffen der Kriegervereine. Nach K 1 der Ausführungsordnung zum neuen Gesetz über Schußwaffen und Munition unterliegen den Vor schriften des Gesetzes folgende Waffen nicht: Vorderlade waffen und von den Hinterladewaffen sämtliche Modelle bis zum Konstruktionsjahr 1870 einschließlich. Die vielfach noch im Besitze von Kriegervereinen befindlichen Gewehre, Modell 1871 und 71/84, sind also nicht von den Bestim mungen des Waffengesetzes ausgenommen. Kriegervereine, die als solche ordnungsmäßig bestätigt worden sind und das Recht besitzen, die Leichen ihrer ver storbenen Vereinsmitglieder mit den üblichen militärischen Gebräuchen zu bestatten, bedürfen für den geschloffenen An- und Abmarsch ihrer Gewehrsektionen aus dem er wähnten Anlaß keines Waffenscheines. Zum Besitz eines Waffenlagers — hierzu gilt ein Be stand von mehr als fünf Waffen gleicher Art — ist die Ge nehmigung erforderlich: Anträge sind an den Landrat zu richten. LIS Lahre Lohanngevrgensta-t. Die bekannte sächsische Gebirgsstadt Johanngeorgen- stadt kann am 2L Februar d. I. auf ihr 275jähriges Be stehen als Stadt gleichen Namens zurückblicken. Sie ver dankt ihre Gründung der Einwanderung von aus Böhmen um ihres Glaubens willen vertriebenen Protestanten, die aus Platten, Graslitz, Joachimsthal und Gottesgab nach Sachsen herübergingen, und zwar in jenen Teil, der 1464 durch Erbe von der böhmischen Krone an Sachsen gefallen war. Jene böhmischen Exulanten siedelten sich in dem Gebiet teils als Bauern, teils auch als Bergleute an, um dort im emsigen Mühen ihr Feld zu bestellen oder nach Silber zu schürfen. Schließlich er langten sie nach längerem Bemühen vom damaligen säch sischen Kurfürsten Johann Georg II. die nötigen Mittel, um ihre bescheidenen Häuschen massiv auszubauen und das lockere Gebilde ihrer bergmännischen Siedlung zu einer Stadt zusammenzuschließen, die nach einem Be suche des Landesherrn ihren heutigen Namen Johann- georgen stadt erhielt. Der damalige Kurfürst von Sachsen gewährte den Bürgern Johanngeorgenstadts mancherlei Freiheiten, auch schon in Anerkennung ihres vorbildlichen Fleißes und des mutigen Ausharrens an seiner immer mehr oder weniger von Kriegswirren be drohten Landesgrenze. Obwohl das schöne Bergstädtchen Johanngeorgenstadt im Laufe seines Bestehens manche Kriegsnot erleben und auch verheerende Brände über sich ergehen lassen mußte, darunter eine schwere Feuersbrunst 1867, die fast den größten Teil der damaligen Stadt in Asche legte, erstand Johanngeorgenstadt phönixgleich aus Schutt und Trümmern zu einem schmucken Erzgebirgs städtchen. Die 1882 zwischen ihm und Schwarzenberg geknüpfte Bahnverbindung brachte neue Erwerbszweige in den Ort und die zehn Jahre später über die Landes- , grenze! nach Bärringen und Karlsbad über den Gebirgs-