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Nr. 24. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 29 Januar l929 Seite 2 lange blieb man in gemütlicher Harmonie beisammen und trennte sich nur ungern. Es waren wieder einmal Stunden der Zusammengehörigkeit! Möchte auch weiterhin dies die Losung bei ernster Arbeit sein! Großnaundorf. (Sitzungsberichts Auch die zweite diesjährige Sitzung der Gemeindeverordneten beschäf-- tigte sich nochmals mit der Mietangelegenheit betr. der Kan torwohnung. Nach Verlesung zweier Akteneingänge vom Bezirkskirchenrat wurde vom Sachstand Kenntnis genommen und einem Antrag mit Stimmenmehrheit entsprochen, demzu folge sich Vertreter des Gemeindeverordnetenkollegiums mit solchen des Kirchenvorstandes und Schulausschusses zur end gültigen Beräumung der Angelegenheit baldigst an einen Verhandlungstisch setzen sollen. Die weiteren Punkte der Tagesordnung, wie Erhöhung der Gebühren der Heimbürgin, Bekanntgabe der Malerrechnung für Renovationsarbeiten in der Schule, Vorschlag einiger Beisitzer zum Mietschiedsgericht, Lohnfragen u. a. entbehrten im Gegensatz zum ersten Punkt der Tagesordnung wesentlich des öffentlichen Interesses. Der Sitzung folgte noch ein nichtöffentlicher Teil. Oderftewa. l^rankrnunterstützung«.Verein.) Wie seit vielen Jahren, sand am letzten Sonnabend im Gasthof »zu den Linden» das S4 Gtistun,,sest statt. Der Saal war über füllt. Vie Mitschke Kapelle eröffnete gegen 7 Uhr mit einem schnei digen Marsch »Im Lorbeerschmuck» von Blankenburg dar Fest. Dann gab der hiesige MSnnergesangverein unter Leitung seines Dirigenten einige Lieder zum Besten, welche gut zum Bortrag kamen und sür diesen Abend di« rechte Wiirze waren. Nun be- grüßt« in markiger Ansprache der Vorsitzende, Herr Gustav Laub, alle Anwesenden und dankte für das volle Haus, besprach in kurzen Worten das Veretnsleben, gedachte in pietätvoller Weise der im letzten Jahr Verstorbenen und bat alle Anwesenden, sich von ihren Plätzen zu erheben. E, folgten Ehrungen. Di« Herren August Schäler uud Ewald Oswald waren jeder SO Jahre treue Vereins- brüdrr, somit wurden beide Jubilar« mit Geschenken bedacht. Ferner leitet der Vorsitzende mit guter Umficht den Verein. Aus diesem Anlaß fühlte sich der Gesamtoorstand bewogen, den Jubilar mit einem Geschenk zu erfreuen. Herr Bürgermeister Max Prescher begrüßte den Jubilar mit einer gutdurchdachtea Rede. Alle nahmen dir Geschenke bestens dankend an und wünschten dem Verein weiteres Blühen, Wachsen und Gedeihen. Jedoch im Mittelpunkt der Abends stand das Schauspiel in einem Akt: »Die Schule des Lebens», welche« vom Bruderverrin Burkau freundlichst über nommen war. Die Darsteller hatten sich in ihre Rollen vorzüglich «ingearbeilrt. Das Stück zeigte recht genau die Schule und Früchte des heutigen Lebens. Weiter folgte noch: »Der Weihnachtsmop»», Weihnachtsschwank in einem Akt. Das Stück war sehr originell, wurde gut gespielt und viel belacht. Dte Vorzüge des erstklassigen Programms im einzelnen auszuzählen, erübrigt sich, denn alle Stücke wurden mit großem Beifall belohnt Am Ende dankte der Vor sitzende noch allen, die zu dem Gelingen des Abends beigrtragen. Schlußgesang, sowie «in Konzertstück schloffen den Abend. Nach einer kleinen Pause folgte ein flottes Tänzchen. Der Abend wird noch lange in bester Erinnerung bleiben, denn fröhliche Stimmung herrschte bei Fung und Alt. Möchte doch stet» jo ein harmonisches Leben in dem Verein herrschen I Kamenz. (Verschärfte Streiklaae.) Die Streiklage in der Kamenzer Tuchindustrie hat sich weiter verschärft. Es traten zunächst in sämtlichen Betrieben die Weber in den Streik. Die Arbeitgeber sahen sich nun aber gezwungen, auch die übrigen Arbeiter zu entlassen, da unter den durch den Streik geschaffenen Verhältnissen der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Die Aussperrung ist gestern in Krast getreten. Damit wird die gesamte Tuch industrie von Kamenz stillgelegt. Dresden. (Die Grippe in Dresden.) Der Sladtbezirksarzt meldet über die Grippeerkrankungen von Dresden nach dem Stande vom Freitag: Die Grippe nimmt immer noch zu. Das erhellt aus den Zahlen der Ortskran kenkasse, bei der die Erkrankungen die Gesundungen so über steigen, daß der Bestand der Grippekranken von 2700 auf 4305 gestiegen ist, die Zahl der in Krankenhäusern unter gebrachten von 117 auf 396. In den städtischen Kranken häusern betrug die Zahl der Zugänge 229, die der Abgänge 107, darunter 7 Todesfälle. Dresden, 28. Januar. (Abschied des Volksbil- dunzsministers Dr. Kaiser.) Am vergangenen Sonn abend verabschiedete sich Volksbi dungsmtnister Dr. Kaiser in einer internen Feier von der Beamtenschaft seines Ministeriums. Er hielt dabei «ine Ansprache, in der er — nach der »Sächsischen Staatszeitung» — u. a. ausjührte: Bor 5 Jahren, als ich mich Ihnen hier als Thes der Unterrichtsverwaltung in Sachsen vor stellte und um Ihre Mitarbeit in meinem neuen Amte bat, waren bewegte Zeiten. Die Verhältnisse haben sich seitdem so geändert, daß wir kaum mehr wissen, was wir damals alles haben leisten müssen, um aus diesen Zeiten des wildbeweglen Kampfes herüber- zukommen in die Zeiten ruhiger Arbeit. Alles das, was wir hier im Volksbildungsministerium geschaffen haben, ist herausgewachsen aus der Notwendigkeit der Kulturpolitik in Sachsen. Ich bin überzeugt, daß auch alle die Ansätze, die noch hier in dem Ministe rium schlummern, die Keime, dte noch nicht erwacht find, mit der Zeit doch ewporwachsen werden zum Wohle unseres ganzen Volkes... Die Not unserer Wirtschaft hat es zum großen Teil verhindert, hier so schalten und walten zu können, wie wir gern wollten Und dann noch das andere: Ein Kultusminister in Sachsen ist bei un- serrr jetzigen Konstellation, die, wie ich hoffe, noch recht lange jo bleiben wird, in erster Linie auch.Staatsminister. Ihm liegt auch ob, die Regierung und damit die Ordnung im Staate Sachsen aufrecht zu erhalten und deshalb alles zurückzustellen, was inner halb einer Koalition zu einer Störung friedlicher Politik führen kann. Also Koalitionsrückstchten, durch die auch ein Kultusminister natürlich in weitem Maße gehemmt ist, notwendigerweise gehemmt ist Wenn ich dies überblicke, muß ich doch sagen, daß die fünf Jahre meiner Tätigkeit hier auch fünf Jahre der Entsagung, der Selbstverleugnung gewesen find Der Minister dankte allen seinen Mitarbeitern, besonders dem Ministerialdirektor Lr. Woelkcr für dte treue Mitarbeit. Namens der Beamtenschaft erwiderte Mi nisterialdirektor Dr. Woelkrr u. a-: Wen» wir das Ergebnis Ihrer Ministerschajt kurz zusammensass n, so finden wir bestätigt, daß Sie mit Befriedigung auf Ihre Tätigkeit zurückblicken können. Und ich kann wohl Voraussagen, daß Ihr Name noch lange Jahr zehnte mit dem sächsischen Bolksbildungswesen in bedeutungsvoller Weise verbunden bleiben wird. Es ist uns Mitarbeitern eine Freuoe gewesen, mit Ihnen zu arbeiten, denn Sie haben uns diese Arbeit serlisch leicht gemacht. Sie haben die Zügel mii leichter Hand gesührt und mit wohltuender Großzügigkeit jedem einzelnen freien Spielraum gelassen. Der Redner sprach die herzlichsten Wünsche sür das weitere Schaffen des scheidenden Ministers aus. Dresden. (Regierungsrat Prof. Dr. Bruno Stegltch tot.) Am Montag starb in Dresden der frühere Direktor dec landwirtschaftlichen Versuchsstation Dresden, Regierungsrat Prof. Dr. Steglich, im Alter von 72 Jahren. Er hat sich große Verdienste um die Entwicklung der sächsi- Der Redner entwarf dann ein Bild von der Lage der Land wirtschaft in seiner Heimat. Unter Ablehnung der Denkschrift der Preußenkasse bezeichnete er als eine Notwendigkeit die Schaffung gesunder Erzeugungs- und Msatzmöglichkeiten unter Fernhaltung der polnischen Schleuderkonkurrenz. Unter stürmischem Beifall schloß Rittergutsbesitzer Strüvy mit dem Gelübde: „Dies Land bleibt deutsch." Hindenburg auf -er „Grünen Woche". Berlin. Am Montag besuchte der Reichspräsident die große landwirtschaftliche Schau am Kaiserdamm. Um neun Uhr erfolgte der Empfang am Hauptportal der Funkhalle, in der sich die große deutsche Iagdausstellung, deren Schutz. Herr der Reichspräsident ist, befindet. Beim Betreten der Halle wurde dem Reichspräsidenten seitens der deutschen Schützen von der alte« Berliner Gilde ein Ehrenpokal überreicht. Prinz Alfons von Isenburg als Präsident des All gemeinen Deutschen Iagdschutzvereins hielt sodann eine Be grüßungsansprache. Der Reichspräsident war über die groß- angelegte, die seltensten Beutestücke enthaltende Iagdaus stellung hocherfreut. Als der Reichspräsident von den Ver tretern der bayerischen Iagdverbände, die nicht ausgestellt haben, begrüßt wurde, äußerte er den persönlichen Wunsch, daß sich die Bayern an der nächsten großen deutschen Jagd- ausstellung genau wie die Steiermärker, die ihr Erscheinen schon in größtem Umfange zugesagt haben, beteiligen würden. ,/Ein gesunder Mittelstand in einem gesunden Vaterland!" Reichsparteitag der Wirtschaftspartei. Berlin. Die Reichspartei des Deutschen Mittelstandes trat im Preußischen Landtag unter außerordentlich zahl reicher Beteiligung aus allen Teilen des Reiches zu ihrem 10. ordentlichen Parteitag zusammen. Der Parteivorsitzende, Reichstagsabgeordneter Drewitz, begrüßte die Erschienenen zum 10. Parteitag. Ab. Drewitz wies auf die wirtschaftliche Not hin, mit der das deutsche Volk zu kämpfen habe, und führte u. a. aus, mit Schmerzen habe man es sehen müssen, daß die Lasten des Krieges ein seitig auf den deutschen Mittelstand gelegt wurden, der zu sammenbrechen mußte in der Inflation. Und jetzt habe es den Anschein, als ob wieder der deutsche Bürgerstand der alleinige Lastenträger der erhöhten Reparationsleistungen sein werde. Da bleibe dem deutschen Mittelstand nichts an deres übrig, als sich zu wehren. Von den Beratungen über die neuen Steuern werde es ab- hängen, ob der Reichstag zusammenbleiben oder ob er auf fliege» werde. Das bodenständige deutsche Bürgertum müße wieder die feste Grundlage des Staates abgeben. Dann trat der Parteitag in die Tagesordnung ein. Als erster Redner des Tages zu dem Gesamtthema: „Die Stellung der Reichspartei des Deutschen Mittelstandes zu Staat, Wirt schaft und Kultur" sprach Reichstagsabgeordneter Professor schen Landwirtschaft erworben, und auch über Sachsens Gren zen hinaus war sein Name in allen wissenschaftlich gebildeten Landwirtskreisen wohlbekannt. Nachdem er an einigen land wirtschaftlichen Schulen als Lehrer tätig gewesen war, folgte er am 1- April 1890 einem Rufe nach Dresden als Vorstand der landwirtschaftlichen Versuchsstation sür Pflanzenkultur. Der Verstorbene trat beim Ausbruch des Weltkrieges frei willig als Offizier in die Reihen der Kämpfenden ein. Bautzen. (Der Bergwirt vom Czorneboh gestorben.) Der langjährige Bergwirt vom Czorne boh, Ernst Kalauch, oder „Vater Kalaüch", wie er von den Gästen des Berghauses genannt wurde, ist im 79. Lebens jahr gestorben, ein Wirt, der weit über die Grenzen der Lausitz, ja Sachsens hinaus, bekannt geworden ist. Rotzwein. (M e t a l l d i e b e.) Seit längerer Zeit wurden auf dem hiesigen Bahnhof Metalldiebstähle ver übt. Zwei Arbeiter wurden kürzlich verhaftet. Jetzt ge lang es, auch die übrigen Mitglieder der Bande festzu nehmen, zwei Verladearbeiter als Diebe und einen Roh produktenhändler als Hehler. Seitschen. (Gefaßte Eisenbahndiebe.) Es hat sich jetzt herausgestellt, daß die als Viehdiebe sest- genommenen Rehde aus Burkau und Krüger aus Bischofs werda auch als Täter bei dem Einbruch im Bahnhof Seitschen am 7. Dezember d. I. in Betracht kommen. Wilsdruff. (Verkehrsunfall.) Der Wirtschafts besitzer Clausnitzer von Blankenstein verunglückte auf der Landstraße in Limbach dadurch, daß ihm die Pferde durchgingen, die vor dem Postauto scheuten. Clausnitzer stürzte vom Wagen, brach den Fuß und erlitt schwere Quetschwunden. Hätte der Autobus nicht rechtzeitig noch gehalten, wäre ein größeres Unglück unvermeidlich gewesen. Bretzschcndorf. (Goldmünzenfund.) Als vor einigen Tagen ein hiesiger Wirtschaftsbesttzer eine alte Lade zerschlug, um aus den Brettern einen Kaninchenstall zu bauen, fand er in den Fugen der Bretter zehn Gold dukaten. Die sehr gut erhaltenen Goldmünzen stammen aus dem 17 Jahrhundert, sind also wahrscheinlich in den Wirren des 30jährigen Krieges versteckt worden. Rodewisch i. V. (S ch u l s ch l u ß i n f o l g e Grippe.) Auf bezirksärztliche Verordnung haben die Volks schulen in Rodewisch i. V. auf acht Tage schließen müssen, da die Zahl der erkrankten Kinder ganz rapid zunahm. In manchen Klassen fehlte fast die Hälfte der Kinder. Ebenso breitet sich die Grippe unter der erwachsenen Be völkerung stark aus. Todesfälle sind bis jetzt noch nicht zu verzeichnen. Limbach. (Schlägerei.) Hier fand eine Kund gebung der Nationalsozialisten des Bezirks Chemnitz statt. Hierbei kam es mit den Kommunisten, die eine Gegen demonstration veranstalteten, zu einem Zusammenstoß. Es entwickelte sich eine Schlägerei, wobei beide Parteien mit Stöcken und abgerissenen Zaunlatten aufeinander ein- schlugen. Hierbei wurden sieben Nationalsozialisten ver letzt, davon zwei schwer. Auch einige Kommunisten sollen L). Or. Bredt über „Außen- und Kulturpolitik". Er führte unter anderem aus, bei den kommenden Verhandlungen über die Revision des Dawesplanes verlange die Partei in erster Linie eine Aufrechterhaltung des Transferschutzes, außerdem eine Zurückführung der Lasten auf ein tragbares Maß. Auf die Kulturpolitik eingehend, erklärte der Redner, in kul tureller und religiöser Beziehung stehe die Partei auf dem Boden vollkommener Toleranz. Sie bekenne sich aber als Partei zum Gedanken der christlichen Weltanschauung und trete daher sür alle diejenigen ein, die sich ihre eigene Religion in Kirche und Schule erhalten wollen. Zur Frage des Konkordats könne di« Partei erst Stellung nehmen, wenn die Pläne der Regierung bekannt seien. Auf jeden Fall lehne die Partei allen konfessionellen Zwang ab und ver lange völlige Gleichstellung der beiden großem christlichen Kirchen. Wir wollen, so schloß der Redner unter lebhafter Zustim mung, ein deutsches Vaterland stark und mächtig nach außen, aber auch stark und gesund im Innern. Wir wollen unser Vaterland weder in die Hände des Bolschewismus, noch des Kapitalismus, noch des Internationalismus fallen lassen. In der Außenpolitik wie in der Innenpolitik gilt die Losung: ein gesunder Mittelstand in einem gesunden Vaterlande. 1929 ein schlechtes Jahr für die Gemeindefinanzen. Der Reichsparteitag des Deutschen Mittelstandes nahm im Preußischen Landtag seinen Fortgang mit einer kom- munalpolitischen Tagung. Als erster Referent sprach Stadt verordneter K i n s ch e r - Berlin über „Kommunalpolitik in den Städten", dann Bürgermeister Dr. Baumgardt- Delitzsch über die „Kommunalpolitik in den Kreisen". Der Redner erklärte, 1929 werde man voraussichtlich ein allge- meines Fiasko aller Gemeindefinanzen erleben. Die schleswig-holsteinischen Bauern an Dr. Hilferding. Hamburg. Der schleswig-holsteinische Bauernbund, die landwirtschafti ,e Einheitsorganisation der Provinz, in der rund 50 000 Landwirte zusammengeschlossen sind, hat an den Reichsfinanzminister I)r. Hilferding ein Schreiben gerichtet, in dem mitgeteilt wird, daß aus der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft höhere Steueraufkommen keineswegs zu er warten sind. Es fei nicht einmal damit zu rechnen, daß die Steuern in der letztjährigen Höhe abgeführt würden. Dr. Schacht in Paris. Paris. Der Reichsbankpräsident vr. Schacht traf mit dem Nordexpreß in Paris ein. Die Reise sollte im strengsten Inkognito erfolgen, das sich aber nicht hat aufrechterhalten Amanullah übernimmt wieder die Regierung. Bombay. Das afghanische Konsulat in Bombay gibt offiziell bekannt, daß auf Bitten der Einwohner von Kan dahar und anderer Städte Afghanistans Amanullah sich ent schlossen hat, von neuem die Zügel der Regierung zu ergreifen und die Königswürde anzunehmen. Kandahar bildet jetzt das Hauptquartier einer großen nationalen Bewegung, die auch in anderen Städten des Landes bereits eingesetzt hat. Verletzungen davongetragen haben. Die Ortspolizei war zu schwach, um erfolgreich eingreifen zu können, während ein Chemnitzer Überfallkommando zu spät eintraf. Meerane. (Projekt einer städtischen Klär anlage.) Schon seit längerer Zeit wird hier das Projekt der Erbauung einer städtischen Kläranlage lebhaft erörtert und hat einen lebhaften Streit der Meinungen entfacht, der auch in der letzten öffentlichen Sitzung des Stadtver ordnetenkollegiums zum Ausdruck kam. Die bürgerliche Fraktion, die im Prinzip mit dem Projekt einverstanden ist, hielt jedoch in Anbetracht der derzeitigen finanziellen Lage dessen sofortige Verwirklichung für nicht angebracht. Für den sofortigen Bau der Kläranlage traten indessen, um der herrschenden Arbeitslosigkeit zu steuern, die sozial demokratische und die kommunistische Fraktion ein. In der nächsten Stadtverordnetensitzung soll ein endgültiger Beschluß über das schwebende, mit großen finanziellen Opfern verknüpfte Projekt gefaßt werden. Dippoldiswalde. (Reichsverband Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebe- n e r.) Der rund 9000 Mitglieder mit l 8 000 versorgungs- berechtigten Familienangehörigen umfassende Kreis Dresden des Reichsverbandes Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegs hinterbliebener hält Sonntag, den 3. März im Schützenhaus zu Dippoldiswalde seinen diesjährigen ordentlichen 10. Kreis tag ab. Greiz. (Achsenbruch einer Lokomotive.) Der D-Zug 163 Weimar—Gera—Plauen(unterer Bahn hof)—Eger mußte am Montag über Werdau und Reichen bach nach Plauen (oberer Bahnhof) umgeleitct werden, wo er verspätet eintraf. Zwischen Wünschendorf und Berga war bei Unterhammer an der Lokomotive eines Leerzuges Greiz—Wünschendorf eine Achse gebrochen, wo durch die Strecke gesperrt wurde. Der Betrieb wurde bei Unterhammer durch Umsteigen aufrechterhalten. Greiz. (Zur Streiklage in der sächsisch- thüringischen Webereiindustrie.) Die Lage im Streik- und Aussperrungsgebiet des Verbandes Sächsisch- Thüringischer Webereien war am Montag vollkommen un verändert. Es sind auch von keiner Seite bisher irgend welche Verhandlungen angebahnt, sodaß das Ende des Konfliktes noch nicht abgesehen werden kann. Altenburg. (Opfer der schlechten Konjunk tur.) Die Nähmaschinen-Fabrik Hermann Köhler A-G. in Altenburg ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt angehörigen Aufsichts ratsmitglieder sind aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Durch die Stillegung des Betriebes werden etwa 500—600 Ar beiter brotlos.