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PulsmherIa-ebküt Mittwoch, 8. Februar 1SSS Beilage za Nr. 31 81. Jahrgang ? AMI MWes Ehrentag. Die Dresdner Landsmannschaften hatten gestern im großen Saale des Kristallpalast eine Feier besonderer Art: der geistige Förderer der Landsmannschaftsbewegung, Adolf Ziesche, Schriftleiter der Bundeszeitschrift „Heimatblätter", die allmonat lich in vielen Tausenden von Exemplaren an die Heimatfreunde in allen Teilen Deutschlands und im Auslande hinausgehen, feierte seinen 60. Geburtstag. Groß war die Zahl der Gratulanten schon im Laufe des Tages gewesen, groß war sie auch bei der abendlichen Feier! Der Vorsitzende des Bundes sächsisch-thürin gischer Landsmannschaften, Curt Pilz, begrüßte alle Er schienenen auf das herzlichste, unter ihnen auch die Heimatdichter und -Schriftsteller^ Oskar Schwär, Oberlehrer Störzner- Arnsdorf usw. Aus den Glückwünschen ging hervor, welche Beachtung Adolf Ziesches Schaffen überall findet. Der Maler Robert Langbein hatte eine humoristische Zeich nung mit Vers als Glückwunsch gesandt, der Rat der Stadt Kamenz übersandte mit einem ehrenden Begleitschreiben eine silberne Lessingdenkmünze, die Buchdruckerei K r a u s ch e-Kamenz das anläßlich der Lessingfeier von ihr herausgegebene Stadtbuch, Franziskus Nagler sein Bild; unter den sonstigen Glück wünschen befanden sich auch Zuschriften von Hosrat Seyfert, Otto Braungart, Rudolf Gärtner-Hellerau, Tele gramme der Landsmannschaften aus Kiel, Meißen, Berlin, Frank furt am Main, Leipzig usw. Die Landsmannschaften selber haben Dank und Liebe zum Ausdruck gebracht in namhaften Geldge schenken; deren erstes wurde überreicht durch drei Gnomen, die in längerem Dreigespräch in fließenden Versen dem Jubilar die Glückwünsche überbrachten. Den kleinen Gnomen schloß sich Herr Fleischer, der Vorsitzende der Landsmannschaft der Pulsnitz- Großröhrsdorfer, an, um mit einein humoristischen Berschen dem Silber der Gnomen auch noch eine Tasche mit Banknoten anzu fügen; vom Chemnitzer Heimatbund überbrachte Herr Clemens Fischer als Erzeugnis der heimatlichen Industrie einen ge füllten Strumpf; die Vereinigung Thüringer Landsmannschaften übergab durch Herrn Albrecht vier Bände „Bunte Bilder aus dem Sachsenlande": die Lommatzscher Landsmannschaft, deren Gründer Adolf Ziesche ist, beteiligte sich durch Herrn Hemmann;, ihr Mitglied, Kunstmaler Karl Steinfeldt, hatte die Lom matzscher Kirche, in welcher Ziesche konfirmiert wurde, kunstvoll modelliert und zur Aufstellung, von innen beleuchtet, gebracht; im Namen der Grimmaer Landsmannschaft sprach Regierungs amtmann Schultze, der seinen Glückwünschen einen guten tropfen beifügen konnte; die Kamenzer Landsmannschaft, deren Ehrenvorsitzender Adolf Ziesche ist, überreichte durch Herrn Britz einen Porzellan-Schmuckteller mit Widmung, der das Bild der Kamenzer Marienkirche, in welcher Ziesche getauft ist, trug. Ein geschmackvoll ausgeführtes Tasellied zeichnete in humoristischer Weise Leiden und Freuden auf Ziesches Lebenswege; unter großem Beifall regte dann Herr Fleischer, in dem man wohl den 8pi- rirus recror des Wohlgelungenen Abends erblicken darf, an, der >urch ihr Leiden am Erscheinen verhinderten Gattin Adolf Zie sches einen Gruß und eine Glückwunschadresse zu übersenden, in welche sich alle Anwesenden eintrugen; so konnte auch sie nach träglich noch mit an der Feier im Geiste teilnehmen und die sroße Liebe und Verehrung erkennen, deren sich ihr Gatte und «in Schaffen erfreut. Tief gerührt von allem dankte der Jubilar In längerer Ansprache; er gedachte dabei der ersten Kampfjahre, m denen sich die Gründung der Landsmannschaften und deren Zu- iammenfassung zu dem jetzt so großen Heimatbund vollzog; seinen treuen Mithelfern überreichte er unter großem Beifall eine Blume »us dem Ehrenstrauh; auch der Toten, die sich besonders um die Entwicklung des Heimatbundes verdient gemacht hatten, wurde gedacht. Aus allem sprach das heimatliche Zusammengehörig keitsgefühl, die Liebe und Begeisterung für das gleiche hohe Zielt Kein Wunder, daß solcher Geist immer neue Erfolge erzielt. So konnte auch an diesem Abend der Vorsitzende des Heimatbundes, Turt Pilz, die frohe Mitteilung machen, daß sich der Verein ser Sachsen und Thüringer in Schwerin dem Heimatbunde ange- chlossen hat; auch konnte die Mitteilung gemacht werden, daß sich n Dresden selbst eine Landsmannschaft der „Friedrichstädter" be gründet hat, die die engeren Traditionen der Friedrichstadt hegen vill. Zur Ausschmückung des Abends trug in hervorragender Weise auch die Sängergruppe der Landsmannschaft Schirgis walde bei; ihr Dirigent Gruhl brachte das ausgezeichnete Stim menmaterial zu höchster Entfaltung und klangrein modulierter Harmonie; für den Jubilar bestimmt die Chöre: „Das ist der Tag >es Herrn" und „Gott grüße Dich!" — dem Heimatbundgedanken entspringend die Lieder „Brüder, reicht die Hand zum Bunde!" und „Horch, die alten Eichen rauschen", sinnreich die Auswahl, ausdrucksvoll und vollendet die Darbietung! Die Schirgiswalder Landsmannschaft ist um diese Sängergruppe zu beneiden. Der Chor „Horch die alten Eichen rauschen" hat gerade im Kreise der sächsischen Heimatbünde tiefere Bedeutung; ist doch sein Verfasser Gelbke ein Westlausitzer aus der Nähe Radebergs, der nach Amerika ausgewandert war; von Heimatsehnsucht getrieben, kehrt er nach langen Jahren zurück; alles ist anders und fremd gewor den, nur „die alten Eichen rauschen immer noch das gleiche Lied . . ." Der „Schirgiswalder Heimatmarsch" riß in seiner forschen anfeuernden Weise alles mit, mußte wiederholt werde» und ries nicht endenwollenden Beifall hervor. Den humoristischen Teil übernahm die bekannte Sprechkünstlerin Käte Preval, Ehrenmitglied der Pulsnitz-Großröhrsdorfer Landsmannschaft, und hatte mit ihrer gewandten Vortragsweise die Lacher aus ihrer Seite; die geplante öffentliche Kundgebung des D. B. T. V. wird von allen Interessierten — und wer ist an dieser „brennenden" Frage nicht interessiert — mit Spannung erwartet; eine neue Partei, die diesmal wirklich alle Volkskreise umfassen wird, ist in Aussichtl, Arm Schluß gab es für manche noch eine Ueberraschung: u.uri Pilz entpuppte sich als Sänger erzgebirgischer Heimat lieder und konnte auch hier Erfolg und Beifall ernten. Nur zu früh schlug die Abschiedsstunde. Der Abend wird allen, die das Ver gnügen hatten, an ihm teilnehmen zu können, immer unvergeßlich sein. Adolf Ziesches Schaffen hat an ihm endlich einmal die ver diente öffentliche Würdigung gefunden. Möge dem Jubilar die Schaffenskraft erhalten bleiben zum Segen des Landsmannschafts wesens, zum Segen des Heimatgedankensl Adolf Ziesches Lebens weg werden wir in einer der nächsten Nummern in einem be» ionderen Artikel behandeln. Tagungen in Sachsen Evangelischer Sachsesttag in Meißen. 49 evangelische Verbände, die sich am evangelischen Sachsentage in Meißen beteiligten, erlassen folgenden Aufruf: »Am 5. Mai dieses Jahres wollen sich alle evangelischen Verbände unseres sächsischen Vaterlandes zu einem evangeli- schen Sachsentag im 1000jährigen Meißen Hessen. So ver schiedenartig die Arbeitsgebiete der einzelnen evangelischen Verbände sind, ob sie unter dem Gedanken der Inneren und Äußeren Mission, der Förderung des Protestantismus im Jn- unö Auslande, der sozialen Frage, der Jugendpflege, der Er- ziehungs- und Schulfrage u. a. stehen — der evangelische Sachsentag einigt sie alle, geführt von ihrem Landesbischof, umer dem einen Gedanken: „Das Evangelium und wir!" So wird die Vielgestaltigkeit evangelischen Lebens in der Eini gung unter das Evangelium zum Ausdruck kommen. Damit entbieten die evangelischen Vereinigungen unseres engeren Vaterlandes der Stadt Meißen z« ihrer kommenden Jahr- tausendfeier Glückwunsch und Gruß! An alle evangelischen Männer und Frauen aber ergeht der Ruf: Sammelt euch am 5. Mai zum Evangelischen Sachsentag in Meißen!" Das Arbeitslosenproblem. Deutscher Reichstag. 4 0. Sitzung, Dienstag, den ö. Februar. Bevor der Reichstag in die Tagesordnung eintrat, richtete Graf Westarp, der Fraktionsführer der Deutschnationalcn Volkspartei, die Aufmerksamkeit des Hauses auf Vorgänge, die großes Aufsehen erregt hätten und ein sofortiges Einschreiten erforderlich machten. In einer Broschüre „Sozialdemokratie und Wehrproblem", deren Verfasser Angehörige der sozialdemokrati schen Reichstagsfraktion seien, seien landesverräterische Aeußerungen enthalten. Es sei sogar die Geldverweigerung für die Kriegsführung als berechtigt hingestellt worden. Als Verlagsort und Adresse der Herausgeber sei das Gebäude des Reichstags bezeichnet worden. Die Deutschnationale Volkspartei hätte eine Interpellation eingebracht, um die Reichs regierung zu befragen, ob sie es mit der Würde und der Selbst achtung des deutschen Volkes und seiner Vertretung für verein bar halte, daß Reichskanzler und Reichsminister ihren Auftrag von einer Partei erhielten, in der führende Abgeordnete den Landesverrat propagierten. Die Deutschnationale Volkspartei bäte den Reichskagspräsidenten, die Beantwortung der Interpellation mit einer Erklärung zu verbinden, was er gegen den ungeheuren Mißbrauch zu tun gedenke, der darin be stehe, daß man das Reichstagsgebäude zur Verbreitung landes- verräterischer Schristen benutze. Präsident Löbe sagte zu, die Angelegenheit untersuchen zu wollen. Das Haus trat in die Tagesordnung ein. Zur Verhandlung standen die Anträge und Interpellationen aller Parteien über die Frage der Erwerbslosenfürsorge. Der Kom munist Iaddasch begründet die Anträge seiner Partei. Es kam dabei zu Auseinandersetzungen mit der Sozialdemo kratischen Partei. Zunächst bekam der Redner, als er erklärte, der Reichsfinanzminister Hilferding sei nur eine Marionette des Reichsbankpräsidenten vr. Schacht,, von dem er gleich einem Hampelmann hin- und hergezogen werde, einen Ordnungsruf. Dann folgten verschiedene Richtigstellungen, in die auch Präsi dent Löbe eingriff. ReichsarbeitSminrster Wissel! erklärte, er habe in seinem eigenen Leben Not und Elend zu einer Zeit, als es die Arbeitslosenunterstützung noch nicht gab, kennengelernt. Er habe volles Verständnis für den Schrei: „Gebt uns Arbeit und Brot!" Die Reichsregierung werde demnächst in einer Broschüre ihre Anschauungen zur Erwerbslosenfrage klarlcgen. Der Minister wies die kommunistische Anschauung, es gäbe Lop^viAkt 1928 bzz Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 2! iNinpdruck verboten!. Heiter lächelnd sagte Ernst, indem er ihr behilflich war, eine kleine Treppe zu ersteigen: „Suchen Sie nicht lange, gnädige Frau! Greisen Sie zu! Wer weiß, wie nahe Ihnen manchmal das Glück ist, und Sie ver säumen es, weil Sie zu lange wählen!" Das war deutlich. Frau Hulda glaubte nun zu wissen, woran sie war. Wenn sie ihm zeigen würde, daß sie seiner Werbung kein „Nein" entgegensetzte, dann war es wohl eine beschlossene Sache, daß sie Frau Dornberg werden würde. Sollte sie nun erst noch ein paar Tage überlegen oder srisch die Gelegenheit ergrei fen? — Was gab es schließlich zu überlegen? Er war ein sabel- haft aussehender Mann, hatte eigenes Vermögen und paßte auch im Alter gut zu ihr. Sie wollte es wagen. Was konnte schließ lich eintreten, was sie ihre Wahl bereuen ließ? Sie atmete tief auf. Dann sagte sie mit einem sehnsuchtsvol len Augenaufschlag: „Ihnen — als meinem alten Freund, will ich es ehrlich ge stehen. Ich sehne mich nach einem Manne, nach seiner Zärtlich keit, seinem Umsorgen und seinen Ritterlichkeiten. Aber ich habe den Wunsch immer zurückgedrängt, denn ich wollte meinem Kinde keinen Stiefvater geben. Raten Sie mir doch, helfen Sie mir!" Ernst wurde es entschieden etwas unbehaglich zumute, und er fuhr sich verstohlen mit seinem seidenen Tuch über die erhitzte Stirn. Warum blieb diese Frau nur immer bei dem gefährlichen Gesprächsgegenstand stehen, was wollte sie denn eigentlich von ihm? Nur um etwas zu sagen, meinte er leichthin; „Ich glaube nicht, daß Hilda unter einem Stiesvater leiden würde, zumal wenn es ein Mann wäre, der ihr sympathisch ist." Beglückt erinnerte sich Frau Hulda, daß Hilda sich immer sehr gut mit Ernst gestanden hatte, den sie stets Onkel nannte, und auf dessen Knien sie vor noch nicht allzuviel Jahren sich lachend ge schaukelt hatte. Also — auch hier wieder ein Beweis, wie er ihren Gefühlen entgegenkam. Im übergroßen Gefühl legte sie die schmale, ringfunkelnde Hand auf seinen Arm, sah ihn groß an ynd sagte hauchend: „Lieber Freund . . ." „So, Mama, da sind wir wieder. Bist du dös', daß wir so lange unten am Wasser waren?" Hilda hakte sich energisch in den Arm der Mutter ein und plauderte lustig drauf los. Sie tat so, als merke sie nicht, baß die Mutter tief verstimmt war, und zog die sich Sträubende nach oben. „Komm, Mama, du mußt setzt zu Bett! Denke doch nur, die lange Fahrt heute — und wie du über Kopfschmerzen geklagt hast!" „Misch' dich nicht in Dinge, die dich nichts angehen!" Frau Hulda war böse, sehr böse! Ausgerechnet in diesem Augenblick mußten die jungen Leute dazwischenkommen. Wer weiß, wann sich wieder eine so feine Gelegenheit finden würde! Sicher hätte Ernst Dornberg ihr noch gesagt, daß er gern ihr Leben teilen würde. Zu unangenehm! Was hätte sie aber erst gedacht, wenn sie in Ernsts Seele ge lesen hätte! Ernst atmete auf, als er Hilda und Fritz austauchen sah, war ihm doch bei dem gehauchten „Lieber Freund" mit einem Male alles klar geworden, und ein kalter Schreck war ihm durch die Glieder gelaufen. So unangenehm es für einen Mann schon war, die gezeigten Gefühle einer Dame nicht erwidern zu können, noch viel unangenehmer war so etwas einem Gast des Hauses ge genüber. Wie von einem Alp befreit, klopfte er Fritz mehr als kräftig auf die Schultern und sagte lachend: „Na, du Strauchdieb, wo hast du dich denn Herumgetrieben? Wo wart ihr denn?" . „Erst waren wir unten am Wasser, haben Steinchen ins Wasser geworfen, und dann sind wir langsam hierhergekommen. Wir wollten aber nicht stören, als wir eure interessante Unterhal- tung hörten." Ernst hielt ihn ein paar Schritte zurück und sragte mit noch ganz ängstlichen Augen: „Hast du gehört?" „Hm!" „Was . . . was sagst du dazu?" „Wenn ich nicht gekommen wäre, wärest du jetzt verlobt. Stimmt's?" „Ach, Junge, mir ist ganz heiß geworden! Nun sag' mir nur, wie ist so etwas möglich? Hab' ich irgendeine Dummheit ge macht?" „Außer — daß du ein verflixt interessanter Mann bist . . . nee, ich wüßte nicht! Aber wir sahen die Sache schon kommen und waren deshalb auf dem Posten." „Was denn? Wir? Von wem sprichst du noch?" „Von Hilda! Die ahnte doch, was ihre Mutter plante. Aber sie will nicht mitmachen. Sie weiß einen viel passenderen Mann für ihre Mama und hat deshalb mit mir verabredet aufzupassen. Na, nun ist es aber nicht mehr nötig, denn nun weißt du Be scheid!" „Mein Gott, nun sag mir nur . . . liebt mich denn die Frau? Das wäre doch traurig!" „Beruhige dich, sie liebt dich nicht, liebt überhaupt niemand. Sie will nur wieder heiraten, weil es ihr ihre römischen Freunde geraten haben." „ . , . „Es ist mir sehr lieb, das zu hören, denn es wäre doch pein lich für mich gewesen, wenn diese Frau irgendwelche ernsthaften Gefühle für mich gehabt hätte! — Wen will denn die Kleine mit ihrer Mama verheiraten?" fragte er lächelnd. - „Irgendwo lebt ein Vetter ihres Vaters, und den hat ste da für bestimmt. Der würde glänzend zu ihr passen!" „Na, dann wünsche ich alles Gute. Aber ich werde in Zu kunft mit einsamen Spaziergängen mit Frau von Gersdorf etwas ""^Außerdem wir ja als Hilfstruppen da! Aber ein« schwere Wut hat die Tränenkönigin, ei weih!" „Sie sieht ja fabelhaft aus, die Frau! Man glaubt ihr nicht, daß sie schon bald vierzig Jahre alt ist. Weißt du, sie müßte die Gattin eines Gesandten werden und einen diplomatischen Salon haben — und da immer so durchrau schen mit der langen Schleppe. Aber für einen zeitgemäß den kenden Mann ist sie doch unmöglich." „Ich glaube, der von Hilda vorgesehene Onkel ist so etwas wie ein Diplomat, der viel in London lebt." „Na herrlich, das wäre doch der gegebene Mann!" „Also du gibst deinen Segen dazu?" „Voll und ganz. — Aber nun laß uns auch schnell nach oben gehen. Diese Frau ist ja schließlich immerhin unser Gast, und wir müssen von ausgesuchter Artigkeit sein ihr gegenüber." Aber alle Artigkeit nützte an dem Abend nichts mehr. Frau Hulda war und blieb verstimmt, und ihre böse Laune legte sich wie Meltau aus die anderen Gemüter. Dr. Werner Held hielt es für angebracht, sich bald zu empfehlen. Ernst sowohl wie Maria for derten ihn auf das herzlichste aus, recht bald wiederzukommen, und Fritz verabredete mit ihm für den nächsten Morgen ein Spiel Tennis. Gegen Mitternacht trennte man sich. Ganz gegen das von Hilda angesagte Programm — hatte Frau Hulda schon an diesem Abend den ersten Krach mit ihrer alten Kammerfrau und ordnete für den nächsten Morgen eine neue Umräumung des Zimmers an, da sie bemerkte, daß der Mond schein leicht ihr Bett streifte, was ihr lästig war. Daß dann am Morgen, wenn umgeräumt war, die Sonne auf das Bett schien, war ihr vorläufig gleichgültig. — Hilda bekam auch noch eine plötzliche Ermahnung, ihre Mama nicht wieder zu stören, wenn sie sich ernst und angeregt mit jemand unterhalte. Hilda steckte den Verweis ruhig ein und beschloß, nun erst recht zu stören und aufzupassen, denn sie hatte sehr wohl gehört, wie weit die gefähr liche Unterhaltung mit Ernst Dornberg schon gediehen war. — — Die drei Frauen hatten in dieser Nacht merkwürdige Träume (Fortsetzung folgt.)