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Str. 31. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, dm 6 Februar 1929. Seite 2. treten sind, an der Aufstellung von Levrplänen für den Religionsunter richt sich nicht zu beteiligen haben. Ihre Mitwirkung und Be schlußfassung bei der Genehmigung von ReligionSlehrplSnen durch den Bezirksschulrat im Bezirklehrerrat erstreckt sich lediglich auf die Prüfung der Einhaltung der Bestimmungen des Landeslehrplanes in den Bezirks- und Einzelplänen, und die nach § 32 des B Sch G über den gesamten wie den Religionsunterricht auch durch den aus der Kirche ausgetretenen Bezirksschulrat auszuübende Aussicht beschränkt sich, abgesehen von der Beobachtung der für jeden Unterricht allgemein geltenden gesetzlichen Vor schritten, aus die technische Seite der Erteilung des Religionsunter richts durch den Lehrer. Weiter enthält das Verordnungsblatt des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung noch Bekanntmachungen über Lehrbücher für ReichSkurzschrist über einen Lehrgang für den Werk unterricht, über Abhaltung von Prüfungen für Werklehrer und Werk lehrerinnen am Werkseminar in Leipzig und über einen Lehrgang für Berufsfchullehrkräfte an VerkaufSsachschulen. — <S ollen für die Musterkoffer-Beför- derung die vollen Gepäck-Frachten erhoben werden?) Für den Geschäftsreisenden, der seine Muster koffer als unentbehrliches Handwerkszeug zur Ausübung seines Berufes zu betrachten hat, spielt die Frage der Er mäßigung der Musterkofferbeförderung eine große Rolle. In einigen Ländern genießen die Reisenden bereits bedeutende Gebührenermäßigungen für ihr Berufsgepäck. Nachdem Ende November bekannt geworden war, daß neuerdings sowohl die Schweiz wie Oesterreich den reisenden Kaufleuten Ermä ßigungen für die Musterkofferbeförderung zugesichert hätten, wandte sich die Reichsvereinigung der Reisenden und Ver treter im Gewerkschaftsbund der Angestellten mit einer Ein gabe an die Deutsche Reichsbahngesellschast, in der sie erneut anregte, auch den deutschen reisenden Kaufleuten für die Be förderung ihrer Musterkoffer Vergünstigungen nach dem Bei spiel der benachbarten Länder einzuräumen. Die Deutsche Reichsbahngesellschaft hat, wie sie vor kurzem der Reichs vereinigung mitteilte, die für diese Angelegenheit zuständige Reichsbahndirektion beauftragt, die Frage der Einführung eines ermäßigten Gepäcktarifes für Musterkoffer in der stän digen Tarifkommission erneut zur Beratung zu stellen. Die Schweiz gewährt die ihren einheimischen reisenden Kaufleuten eingeräumte Ermäßigung auch allen ausländischen Reisenden, ohne Gegenseitigkeit. Die Vergünstigung ist für Deutschland deshalb besonders wichtig, weil die Zahl der deutschen rei senden Kaufleute, die die Schweiz geschäftlich besuchen, mehr als die Hälfte aller ausländischen Reisenden beträgt. — (Abiturientin und sozialer Beruf.) Auch im sozialen Berus gibt es leitende Stellungen, für die Frauen gesunden werden Müssen. Für die Abiturientin eröffnen sich daher im sozialen Beruf befriedigende Aussichten. Ja vielen Universitätsstädten be stehen Beratungsstellen für Studierende, die sich als Wohlfahrts- Pflegerinnen, Iugendleiterinnev usw. ausbilden lasten wollen. Vie u. a. von den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege abgehaltenen Kurse richten sich vielfach zweckmäßig nach dem Vorlesungrplan der Universität. In den hier bestehenden Kursen können die Stu dentinnen neben ihrem Studium in drei Jahren zum staatlichen Examen der Wohlsahrtspslegerin vorgebildet werden. Es gibt ferner besondere Kurzkurse, in denen Abiturientinnen in einem Jahr zur Kindergärtnerin und Hortnerin ausgebildet werden. Aus diese Ausbildung Kana sich dann nach zweijähriger Praxi« der einjährige Jugendletterinnenkursus ausbauen. Jugendleitrrtnnen find sehr gesucht und finden als Leiterinnen sür Kinderheime jeder Art, aber auch als Lehrerinnen an sozialpädagogischen Seminaren, Frauen- berussschulrn usw. ein Feld wertvoller und den Frauentnteressen entsprechender Arbeit In Berlin hat der Verein Jugendheim in Charlottenburg eine Beratungsstelle sür weibliche Studierende in seinem Sozialen Institut eingerichtet. In der Bildung der sozialen und sozialpädagogischen Brruse hat der Verein Jugendheim in Charlottenburg gerade in den entscheidenden letzten drei Jahrzehnten eine führende Stellung eingenommen — (Um die Rückstrahler an Fahrrädern.) Wie dieser Tage gemeldet wurde, müssen ab 1. April d. I. in Preußen an allen Fahrrädern sogenannte Katzenaugen an gebracht werden. Es handelt sich daber um Rückstrahler, die einsallende Lichtstrahlen in gelbroten Farben deutlich zurück werfen. Durch dieses reflektierte Licht werden Kraftwagen führer im Dunkeln rechtzeitig aus Radfahrer aufmerksam ge macht, die in gleicher Richtung sahren. Leider gilt die genannte Verordnung nur für Preußen. Da sich auf den sächsischen Landstraßen in letzter Zeit wieder einige folgenschwere Un- glückssälle zugetragen haben, bei denen Radfahrer mit schwa cher Eigenbeleuchtung von nachfolgenden Autos angefahren wurden, hat sich der Verband Sächsischer Automobilbesitzer e. V., Dresden, erneut an das Sächsische Ministerium des Innern mit dem Ersuchen gewandt, diese Rückstrahler auch in Sachsen für obligatorisch zu erklären. Eine entsprechende Verordnung dürfte um so weniger auf Widerstand stoßen, als die Radsportverbände schon seit langem ihren Mitglie dern in ihrem eigenen Interesse das Anbringen von Rück strahlern empfohlen haben. Lichtenberg. (Der Männergesangoerein »Lie« derkranz") hielt am 1. Februar feine Generalversammlung im Restaurant zur Post ab, die sehr zahlreich besucht war. Der Vor fitzende Adolf Fischer, welcher nach saft '/»jähriger schwerer Krank heit wieder in der Mitte seines ihm ans Herz gewachsenen Gesang verein erschienen war, begrüßte di« Erschienenen mit einem herzlichen Neujahrgruß und gab seiner Rede den Ausdruck eines weiteren Blühen de» Vereins im laufenden Jahr. Er gab sodann den Geschäftsbericht bekannt; es waren wieder acht Anmeldungen zu verzeichnen gewesen, abgegangen und verzogen find fünf Sänger, auch der Lod hat uns einen fast 40 jährigen treuen Sänger entrissen, Herrn Schuhmacher Beruh. Mißbach, ihm wurde durch Erheben vom Platze ehrend gedacht Des weiteren wurde die Sängerball- Frage behandelt. Nach längerer Aussprache wurde Freitag, den 45. Februar festgesetzt, im Gasthof zum Schwan; die Damen vom Gemischten Chor erhalten eine Extrakarte. Das Konzert wird aus den 10 März festgesetzt und finoet im Obern Gasthof statt. Der Liedermeister wird zum Konzert sehr schöne Volks und Straußlieder einüben, und somit verspricht der Abend sehr genußreich zu werden. Ein flottes Tänzchen soll folgen. Der nächste Punkt war der Kaffenbericht. Der Kassierer Emil Lauterbach gab ihn bekannt. Er hatte an Einnahmen die ansehnliche Summe von 705,08 RM gebucht, denen eine Ausgabe in Höhe von 512,60 AM gegenüber stand. Der Vorsitzende sprach im Namen des Vereins dem Kassie rer die Entlastung aus. Des weiteren folgte die Neuwahl. Herr Pfarrer Budra bat Herrn A. Fischer, sein Amt als 1. Vorsitzender wieder anzunehmen. Da Herr Fischer keine Einwendung machte, wurde er einstimmig aus ein Jahr wiederge wählt. Alle anderen nahmen ihr Amt auch wieder an, somit verbleibt der alte Desamt- vorstand weiter. Unter Verschiedenem wurde Sangesbruder Paul Klotsche beauftragt, den Notenschrank zu vergrößern. Mit einem harmonisch gesungenen Eängergruß wurde die Sitzung geschloffen. ?. V. Das Recht des uneheliche« Kindes. Im Deutschen Reichstage ist der Gesetzentwurf über die unehelichen Kinder und die Annahme an Kindes Statt dem Rechtsausschuß überwiesen worden. Die uneheliche Mutter hat nach dem Gesetz das Sorge recht und die Sorge- Pflicht für das Kind, sie kann auch die Vormundschaft er- halben. Das neue Recht will ihr auch die elterliche Gewalt geben. Der Entwurf sieht auch vor, jedem unehelich gebo renen Kind die Unterhaltskosten zu verschaffen. Es ist daher die Haftung der Elterm des Vaters eingefügt worden. Als Vater wird in Zukunft festgestellt werden, wen die Mutter als Vater bezeichnet, auch wenn mehrere Männer mit der Mutter in den betreffenden Zeit verkehrt haben. Ferner sind Erleichterungen des Gesetzes bei der Annahme an Kindes Statt und in bezug auf die Herabsetzung des dazu befähigen den Alters der Ehegatten vorgesehen. Neue Verhaftungen in Spanien. Paris. Nach einer Meldung aus Ceret besagen die eingetroffenen Nachrichten aus Spanien, daß dort noch weiter größte Verwirrung herrsche. Der Sohn des verstorbenen spanischen Dichters Blasco Ibanez, der vornehmlich in Frankreich gelebt hat, sei, als er aus Mentone nach Valencia zurückkehrte, verhaftet worden. General Sanjurjo habe Weisung erteilt, den früheren Ministerpräsidenten Sanchez Guerra unverzüglich an Bord eines Kriegs schiffes zu bringen, das ihn nach einem nicht bekannt- gegebenen Bestimmungsort bringen soll. Der frühere Kriegs mini st er Queipo de Llano und der frühere Minister für öffentliche Arbeiten Tini es seien ebenfalls verhaftet worden. Schließlich besagt die Meldung noch, daß 18 Regimenter ihre Beteiligung an dem Aufstand zugesagt hatten. Bautzen. (SelbstmordundGasvergiftung.) In Stiebitz wurde auf den Bahngleisen der Linie Dresden—Görlitz die schrecklich verstümmelte Leiche eines noch unbekannten Mannes aufgefunden, der sich an scheinend vom Zuge hat überfahren lassen. — In Mesch witz ist an Vergiftung durch Kohlenoxydgas im Heizraum des Gotteshauses der KirchenheizLr Gawantka gestorben. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Bo.d Tchanda«. (Eisbrücken über die Elbe.) Seit Sonnabend ist das Eis auch in Bad Schandau, Postel- Witz und Krippen zum Stehen gekommen. Bereits am Sonn tag wagten sich Skiläufer über die Elbe. Nm Montag war es möglich, an der Bornfährc einen sicheren Steg über die Eisdecke zu legen, der alsbald dem Verkehr übergeben wurde. Die zugefrorene Elbe übt eine große Anziehungskraft auf Jung und Alt aus. Seit dem Knegswinter 1916/l 7 ist es das erste Mal wieder, daß ein Eisübergang in Bad Schandau möglich ist. Riesa. (Gutsbrand.) Im Gehöft des Ritterguts Kreinitz brach Feuer aus, durch das das Stallgebäude, auf dessen Boden große Getreide- und Heuvorräte lagerten, eingeäschert wurde. Auch das Herrenhaus wurde durch den Brand beschädigt. Der Braud ist beim Auftauen einer zugefrorenen Wasserleitung entstanden. Leipzig. (Entschließung des Lan-esvor- stands der Deutschen Volkspartei Sachsens.) Der Landesvorstand der Deutschen Volkspartei Sachsens hat sich in seiner am 4. Februar in Leipzig abgehalteneu Sitzung mit organisatorischen Fragen und der gegenwärtigen politischen Lage beschäftigt. Er faßte dazu folgende Entschließung: Der Landesvorstond begrüßt die verfassungsändernden Anträge der volksparteilichen Reichstagsfraktion, die auf einem durchführ baren Weg zeigen, w e den dringenden Beschwerden gegen die ständigen Regierungskrisen und gegen die bisherige Finanz- ^gebarung des R.ichstags äbgeholfen werden kann. Der Landesvorstand bedauert die Zersplitterung des deutschen Bürgertums, sowie die Erscheinung, daß die jungen und auf strebenden Kräfte des Volkes sich von der politischen Arbeit zurückhalten. Er begrüßt deshalb die Entschließung der jüngsten Zentralvorstandssitzung, die in noch stärkerem Maße als bisher den Charakter der Deutschen Volkspartci als einer Partei der echten Volksgemeinschaft betont und auf ihrem Boden gerechten Ausgleich sucht. Leipzig, ö. Februar. (Japan auf der Leip ziger Frühjahrsmesse.) Auf der Leipziger Früh jahrsmesse 1929 wird sich wiederum eine umfangreiche, von den vereinigten japanischen Kammern für Handel und In dustrie, Tokio, veranstaltete japanische Sonderausstellung befinden, zu der 135 japanische Firmen als Aussteller an- gemeldet sind. Diese stellen Textilwaren innerhalb der Tex tilmesse und sonstige Erzeugnisse im Ring-Meßhaus aus, und zwar kommen als Ausstellungsgegenstände in Frage: Fischereibedarfsgegenstände, Netze, Stickereien, Handarbeiten, Mückenvertilgungsmittel, Luffawaren, Elsenbeinwaren, Blei stifte, Metallwaren, Baumwollwaren, Porzellanwaren, Knöpfe, Figuren, Apothekerwaren, Taschentücher, Parfüm. Papier schirme, Rechenschieber, Papier und Papierwaren, Perlen, Bambuswaren, Bergkristallwaren, Spielwaren, Papierfächer, Konserven, Papierlaternen, Kinder-Musikinsirumente, Korb waren, Sportschuhe, Broncen, Bürsten, Schirmgriffe, Blumen körbe, Sportartikel, Lampenschirme, Postkarten, Schtldpatt- waren, japanische Lackwaren, Damenkonfektion, Herrenhemden konfektion. Nnnaberg. (Er vergißt die Heimat nicht.) Der in Kansas (Nordamerika) lebende Farmer Karl Weißt hat auch jetzt, wie schon mehrmals in den letzten Jahren, seiner Heimatsgemeinde Königswalde gedacht und eine Geldspende zur Verteilung an hilfsbedürftige alte Per sonen gesandt. Diese Gabe wurde wunschgemäß im Sinne des Spenders an 21 Hilfsbedürftige verteilt. Weida. (Notlandung.) Ein aus München kom mendes Flugzeug mußte auf seinem Fluge nach Berlin auf einem Acker zwischen Burkersdorf und Nonnendorf infolge Motordefekts eine Notlandung vornehmen, die glatt verlief. Als das Flugzeug nach beendeter Reparatur wieder aufsteigen wollte, geriet es in eine Ackerfurche, überschlug sich und blieb mit angebrochenem Propeller liegen. Wirrwarr und Hunger in Kabul. Die königlichen Bauten zerstört. Kairo. Wie aus Peschawar gemeldet wird, befindet sich unter den zuletzt aus Kabul eingetroffenen drei Reichs deutschen auch FrauWeiß, die am 24. Dezember auf dem Flugplatz von dem Propeller eines Flugzeuges schwer ver letzt wurde und sich bisher in einem Krankenhaus in Kabul befunden hatte. Die Eingetroffenen erzählen, daß in Kabul Wirrwarr und Hunger herrschen. Die königlichen Bauten seien zerstört, die ausländischen Gesandtschaften hätten Maß nahmen getroffen zum Schutze der ausländischen Kolonien. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat Habibullah nach Meldungen aus Kabul beschlossen, zugunsten Ali Ach- meds auf den Thron zu verzichten. Di« Vertreter Ali Achmeds würden demnächst in Kabul erwartet, um die Ver waltung der Stadt zu übernehmen. Glauchau. (Um den Ausbau derMulden- takbahn.) Gelegentlich der letzten Konferenz des Ver kehrsverbandes Muldental, dessen Mitglieder sich aus prominenten Persönlichkeiten aus den Amtshauptmann schaften Rochlitz, Grimma und Glauchau zusammensetzen, wurde in erster Linie der Wunsck ausgesprochen, daß auf der Muldentalbahn der Normalbetrieb wieder eingeführt werde. Die Muldentalbahn hatte bis zum Jahre 1923 Normalbetrieb, infolge der Abbaumaßnahmen bei der Reichsbahn wurde dann aber der Sekundärbetrieb cin- geführt. Die Verbindung des Muldentals mit Leipzig ist derart unzulänglich, daß die Bewohner lieber den Umweg ühcr Glauchau—Gößnitz, als den normalen Weg über Großbothen wählen. Es liegt im allgemeinen Interesse, wenn inan, wie auch der Verkehrsverband Muldental nach drücklich von der Reichsbahndirektion fordert, erstens den Normalbetrieb auf dieser Strecke wieder einführt, ferner durchgehende Zugverbindnngen von Leipzig über Groß bothen nach Glauchau schafft und schließlich einen Nachtzug auf besagter Strecke einführt. (In den Skistock gestürzt.) Beim, Skrfahren stürzte der 20jährige Willi Steffen aus Wildenau so unglücklich, daß ihm ein Skistock in den Unterleib drang Er mußte in bedenklichem Zustande in das Krankenhaus gebracht werden. Eilenburg. (SiebenBrändeinzweiTagen.) Die Kälte der letzten Tage hat eine eigenartige Folge gehabt. Es wurden innerhalb zweier Tage nicht weniger als sieben Brände gemeldet, die zumeist infolge Über heizung der Ofen entstanden waren. Der englische Thronfolger Prinzregent? London. Der Prince of Wales vertrat den König zum erstenmal seit der Krankheit seines Vaters. Unter den Besuchern waren Beamte, die von ihren Posten zurücktreten und neue Aemter annehmen. Normalerweise würden diese Beamten von dem König empfangen worden sein. Der Emp fang durch den Prince of Wales galt als Empfang durch den König. Der Prinz wird den König auch am 26. Februar bei dem Empfang im St.-Iames-Palast vertreten. Gleich falls wird er im Buckingham-Palast zugegen sein, wenn die Räte einen geheimen Staatsrat abhalten. Sürgermeister und Gemeindeverordneie. Die Gemeindeverordneten in Reitzenhain hatten zu einer Sitzung im Juni 1927 den Bürgermeister nicht ein geladen, sondern nur dessen Stellvertreter, den Gemeinde- ältesten. Als Grund hierfür hatten sie angegeben, daß in jener Sitzung ausschließlich persönliche Belange des Bürgermeisters behandelt worden wären, und in solchen Fällen sei er, der Bürgermeister, von der Ver tretung des Gemeindcrates in den Gemeindeverordneten sitzungen ausgeschlossen; es würde geradezu einer geord neten Gemeindeverwaltung widersprechen, wenn- ein Ge meindebeamter an Beschlüssen der Gemeindeverordneten mitwirken wolle, die seine persönlichen Belange berühren. Der Gemeinderat, der in kleinen Gemeinden allein vom Bürgermeister gebildet wird, erhob Einspruch und schließlich Klage bei der Kreishauptmannschafi Chemnitz mit dem Anträge, die Beschlüsse der Gemeindeverordneten als ungesetzlich aufzuheben. Der Gemeindeätteste sei zu der Teilnahme an der Sitzung nicht legitimiert gewesen,, die Beschlüsse seien damit nicht ordnungsgemäß zustande- gekommen, die Gemeindeverordneten hätten kein Recht, den Bürgermeister beliebig auszuschalten. Die Kreis-. Hauptmannschaft hat in Beachtung der Klage die Ge- meindeverordnetenbeschlüsse als ungesetzlich aufgehoben. Die hiergegen von den Gemeindeverordneten eingelegte Berufung hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht verworfen. Die Gemeindeverordneten hätten gegen Zwangsvorschriften der Gemeindeordnung verstoßen. Ihre Annahme, daß der Bürgermeister an der Sitzung der Ge meindeverordneten nicht hätte teilnehmen dürfen, weil seine persönlichen Angelegenheiten behandelt wurden, gehe fehl. Der Bürgermeister habe das Recht, an jeder Sitzung der Gemeindeverordneten teilzunehmen und jeder zeit auch das Wort zu ergreifen. Oer Lohnstreit in der sächsisch-thüringischen Textilindustrie. Der Reichsarbeitsminister hat den Schlichter für Mitteldeutschland, Ministerialrat Hauschild, in Erfurt beauftragt, in dem Lohnstreit im Bereich der sächsisch- thüringischen Webereien Fühlung mit den Parteien zu nehmen. Or. Eckener und Hauptmann Köhl in Leipzig. Anläßlich des Großen Gesellschaftsabends, den der Leipziger Verein für Luftfahrt am Sonnabend, den 16. Februar, in sämtlichen Räumen des Zoologischen Gartens veranstaltet, erwartet der gastgebende Verein Dr. Eckener und seinen Sohn Knud als Ehrengäste; Hauptmann a. D. Köhl hat bereits sein Erscheinen zn- gesagt.