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Nr. 27. Pulsnttzer Tageblatt. — Freitag, dm 1. Februar 1929. Seite 6 der ein Gleitflugzeug gebaut wird. Fertige Appa rate werden zeigen, was auf der Rhön und an anderen Segelflugstätten geleistet wird und mit welchen Maschinen die außergewöhnlichen Rekorde erzielt werden. Schließ lich wird in dieser Abteilung noch die Ausbildung zum Sport- und Berufsflieger in den Schulen Leipzig und Chemnitz und die Ausbildung zum Luftlapitän ge zeigt werden. Reichsbeihilfen zur Förderung der Geflügelzucht. Auf Anregung des Landesverbandes sächsischer Ge flügelzüchtervereine sind mit Unterstützung des sächsischen Wirtschaftsministeriums und der Landwirtschaftskammer für die Landwirte und Geflügelzüchter im Freistaat Sachsen Reichsbeihilfen zum Ankauf von Bruleiern, Ein tagsküken und Zuchthähnen zur Verfügung gestellt wor den. Einzelheiten durch die Abteilung Kleintierzucht — Geflügel — bei der Landwirtschaftskammer, Dresden-A., Sidonienstraße 14. Großfeuer in Zittau. In Zittau brach in der Holzimprägnieranstalt und Holzgroßhandlung der Firma Katzund Klumpp, die ihren Hauptsitz in Baden hat, ein Großfeuer aus. Bei Reparaturarbeiten an einem Kessel, der mit Ql gefüllt war, geriet die Flüssigkeit in Brand. Das Fener griff auf zwei andere Kessel über, die ebenfalls mit Ol gefüllt waren. Die Kleinbahnstrecke Zittau—Oybin, die an der Brand stätte vorbeiführt, mußte gesperrt werden. Der Schaden dürfte sich auf 150 000 Mark belaufen, ist aber größtenteils durch Versicherung gedeckt. zugehen, die durch das bereits durchgeführte Strafver fahren oder durch die Ergebnisse weiterer Emittlungen verdächtig erscheinen. Sonne und Mond. 2. Februar 1929 S.-A. 7.43, S.-U. 18.45, M.-A. 1.44, M.-U. 10.51. Kirche« - Rachrichte« Niedersteina Sonntag, den 3. Februar: 3 Uhr Bibelstunde in der Schale. (Nußpickel.) Oberlichtenau Sonntag, den 3. Februar, Sexaqesimac und Maria Reinigung 9 Uhr Predigtgvltcsdienst (abgekürzt). tO Uhr Kindergottesdienst. — Mittwoch: Mödchenverein im Pfarrhause. Donnerstag: Frauen- ,' verein. Marktpreise i« Kamenz am 31. Januar 1929 Am gestrigen WochemnuMc wurden gezahlt pro Zentner: Weizen, cff. Gew. 77 kg 10 40 -10,50 Mk. Roggen, eff. Gew. 73 lrx. 10 30 Mk Gerste, Winter-, Mk, Sommer-, 11.00—11,75 Ml. Hafer 10,40-10,60 Mk. Heu (hiesiges) 6,7o bis 7,00 Mk. Flegelstroh 3.30-3,50 Mk., F u t t e r ft 'r o h 3,00 bis 3,2b Mk. Streustroh 2,25—2,50 Mk. Kartoffeln 4.00 bis 4,50 Mk. pro Zentner. Butter 2,00—2,10 Mk. das Pfund. Eier 18 und 19 Psg. das Stück. Ferkel 20-30 Mk., - Läufer Mk. das Stück. Gänse Pfd. — Mk. Für ausgesuchte Ware Preis über Notiz. Errichtung einer Eisenbahndirektion Leipzig? Der Reichstagsausschuß für Verkehrsangelegenheiten beschäftigte sich unter anderem mit einer Petition betr. Errichtung einer Eisenbahndirektion in Leipzig. Nach der Aussprache war der Ausschuß sich darüber einig, daß nach den Ausführungen des Generaldirektors der Reichs bahn, Dr. Dorpmüller, mit erheblichen Veränderungen bez. der Eisenbahndirektionen an sich gerechnet werden kann, wobei die Wünsche der Stadt Leipzig voraussichtlich mit behandelt werden. Der Ausschuß ist daher zu einem Be schluß in dieser Angelegenheit nicht gekommen. ! Landtagsabgeordneter Menke gestorben. In Dresden starb der sozialdemokratische Landtags abgeordnete und frühere Polizeipräsident von Dresden, Menke. i ———— Oie Durchstechereien im Leipziger Wohnungs pflegeamt. Oberbürgermeister Dr. Rothe hat in der Leipziger Stadtverordnetensitzung eine Erklärung des Rates der Stadt Leipzig zu den ausehenerregenden Korruptions erscheinungen im Wohnungspflegeamt der Stadt Leipzig abgegeben. Der Oberbürgermeister erklärte, daß betref fende Amt sei im Jahre 1927 aufgehoben worden. Die Korruptionserscheinungen seien Einzelsälle. Der Rat der Stadt Leipzig sei jeder Anzeige, die er erhalten habe, nachgegangen. Er werde auch heute alles tun, um die Beamten, die durch das kürzlich zur Durchführung ge kommene Strafverfahren kompromittiert seien, auf straf rechtlichem und disziplinarischem Wege zu verfolgen. Die Stadtverordnetenversammlung nahm einen sozialdemo kratischen Antrag an, durch den der Rat der Stadt Leipzig aufgefordert wird, in strengster Weise und auf dem Wege der Strafverfolgung gegen alle jene Beamte vor Börse und Handel Amtliche sächsische Aotierungen vom Z1 Januar. Dresden. Die Börse setzte unsicher ein. Beim Beginn überwogen noch Rückgänge, die allerdings beim Bankaktien markt und Maschinenmarkt über 2 Prozenl nicht htnaus- gingen. Etwas freundlicher wurde die Haltung dann im spateren Verlauf auf den meisten Marktgebieten. Zwar waren die Veränderungen sehr gering, immerhin überwogen leichte Kursaufbessernngen, die am Textilmarkte bis zu 2 Prozent gingen. Unter den Verschiedenen zogen Helfenberg, Bellevue und Kunstanstalt Groß etwas an, von Fahrradaktien setzten sich Wanderer wieder herauf. Im übrigen waren die Ver änderungen uneinheitlich. Leipzig. Die Börse war auf Deckungen hin leicht gebessert, das Geschäft aber weiter lustlos. Die Kurse lagen ein wenig fester. Der Anleihemarkt blieb fast ohne Geschäft. Kurs besserungen erzielten Reichsbank 3, Schubert u. Salzer 4,5 Pro zent. Niedriger lagen hingegen Pitler und Mitteldeutsche Kreditbank. Sondermann u. Stier notierten unverändert. Chemnitz. Die Börse zeigte von Anfang bis zu Ende ein freundlicheres und zuversichtlicheres Aussehen. Es machte sich besonders am Textil- und Maschinenmarkt eine voraus sichtlich limitierte Nachfrage bemerkbar, der aber so gut wie keinerlei Angebot gegenüberstand. Am Maschinenmarkl zogen Wandererwerke und Peniger Maschinen je 3 und Schubert u. Salzer 6 Prozent an. Bei den übrigen Papieren dieser Gruppe gingen die Erhöhungen nicht über 1 Prozenl hinaus. Textilaktien lagen ebenfalls fest auf Kurserhöhungen bis zu 3 Prozent. Eine Ausnahme machten Bachmann u. Ladewig, die 2 Prozenl niedriger wurden. Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 215 Rinder, darunter 49 Ochsen, 72 Bullen, 76 Kühe, 18 Färsen; 684 Kälber, 295 Schafe, 1256 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schlecht, bei allen übrigen Gattungen langsam. Preise: Bullen a) —, b> 40—47; Kühe a) 40—49, b) 37—43, c) 28—36, d) 20—27; Kälber a) —, b) 69-74, c) 60-68, d) 54-59, e) 48—53; Schafe a) 60—65, b> 45—56; Schweine a) 76—78, b) 76—77, c) 75-76,. d) 73-74, e) 70-72; Sauen 68-73. Berliner Produktenbörse: Höhere Forderungen. Festere Ueberseemeldungen, die mit widerstandsfähiger Hal tung Liverpools und schlechten amerikanischen Wetterverhältniffen begründet wurden, bewirkten hier ein Heraufsetzen der Preis sorderungen der inländischen Verkäufer. Für Weizen war die Haltung fester als für den nur mäßig mitgezogenen Roggen. Hafer konnte kaum Wertsteigerungen erzielen, da sowohl der Konsum als auch der Export mit Anschaffungen sehr zurückhalten. Gerste und Mais ruhig. Mehle in den Forderungen teilweise erhöht, bei sehr schwerem Berkaus. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Statt»». Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. IM üg 34. 8 2S 30. 1. 100 kg 34. 4. 30. I.2S Wetz. Mehl 70 märk. 215.0-217.0 213.0-215.0 Weizen 26.2-29.7 26.2-29.7! März 231.5-231.2 230.00 Roggen 27.7-2S.7 27.5-29.6 Mai 240.5-241.0 239.0-239.5 Weizenkleie 15.00 15.00 Juli Ah 248.7 246.0-247.0 Roggenklrie Weizenkleie- 14.70 14.70 207.0-209.0 206.0-208.0 melasse 15.00 15.00 März 226.0-226.2 225.0-225.5 Raps (1000 kg) —d Mai 236.0 234.0-235.0 Leinsaat (do.) —— —— Juli 236.0 234.7-235.5 Erbsen, Vittoria 40.0-46.0 40.0-4S.0 Gerste Brau Futt.-, Indust Wint. KI. Speiseerbsen 30.0-35.0 30.0 35.0 218.0-237.0 218.0-237.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 22.0-24.0 21.0-23.0 22.0 24.0 192.0-202.0 192.0-202.0 Acker bohnen Wicken 21.0-23.0 26.0-28.0 21.0-23.0 26.0-28.0 Lupinen, blau 15.8-16.5 15.8-16.5 Hafer 202.0 208.0 - gelb 18.2-19.0 18.2-18.7 märk. 202.0-208 0 Seradella 40.0-44.0 40.0-44.0 März 226.0 224.5-225.0 Rapskuchen 19.9-20.3 19.9-20.3 Mai 236.0 236.00 Leinkuchen 25.0-25.2 25.0 25.2 Juli 243.5 242.50 Trockenschnitzel 13.2-13.6 13.2-13.6 MaiS Soya-Extrakt. Berlin 238.0- 239.1, 238.0-239.0 Schrol 22.9-23.0 22.9-23.0 Kartoffelflocken 18.8-19.2 488-49.2 '1 Hektolitergewicht 74,50 Kg. ", iw. gg Kg. Berliner Schweine- und Ferleltnarkt. (Magerviehhof in Friedrichsfelde. Amtlich.) Auftrieb: Schweine 266 Stück, Ferkel 240 Stück. Verlauf: Ruhiges Geschäft, Preise sehr fest. Es wurden gezahlt im Großhandel für Läuerfschweine, 7—8 Ato nale alt, Stück 66—76 M., 5—6 Atonale ait, Stück 57—66 M-, Pölke, 3—4 Monate alt, Stück 38—57 At., Ferkel, 9—13 Wochen alt, Stück 28 M., 6—8 Wochen alt, Stück 20—28 M. Berliner M agerbieh mark t. (Amtlicher Bericht vom Magerviehof in Friedrichsfelde.) Auftrieb: 339 Rinder, darunter 331 Milchkühe, 2 Zugochsen, 6 Jungvieh, 81 Kälber, 430 Pferde. Verlauf: Langsames Geschäft. Es wurden gezahlt: Milchkühe und hochtragende Kühe je nach Qualität 280—550 M. Aus gesuchte Kühe und Kälber über Notiz. 8) Tragende Färsen je nach Qualität 250—460 M. Ausgesuchte Färsen über Notiz. Pferdemarkt: Preise je nach Qualität 200—1200 M., Schlacht pferde 50—200 M. Tendenz: Langsames Geschäft. Der Mileherzeugerpreis ist unverändert geblieben 17)4 Pfennig je Liter frei Berlin. Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung ab Erzeu gerstation, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 182, 2. Qualität 173, abfallende Sorten 157 Rm. Tendenz: Stetig. Preisnotierungen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission am 31. Januar.) tV) Deutsche Eier: Trinleier (vollfrische gestenwelte) über 65 Gramm 48, 60 Gramm 16^0, 53 Gramm 14,00, 48 Gramm 13, frische Eier, 60 Gramm 15,50, 53 Gramm 13,50, 48 Gramm 12. 8) Aus- landseisr: Dänen, 48er 48, 47er 47, 161446er 16, Holländer, 68 Gramm 18, 60—62 Gramm 15,50—16,50, 57—58 Gramm 15,25, leichtere 14, Rumänen 13—13,50, Russen, normale 12,50, abweichende 11, kleine, Mittel-, Schmutzeier 9,50—10. C) In- und ausländische Kühlhauseier: Normale 10—11, Chinesen und ähnliche 8—12. Witterung: Leichter Frost. Tendenz: Fest. Kartoffe'prrise. Die Landwirtschaftskammer für die Prv- vanz Brandenburg ermittelte die Kartoffelcrzeugerpreise je Zent ner waggonfrei märkischer Station wie folgt: Weiße Kartoffeln 2,50—2,70, rote Kartoffeln 2,70—2,90, gelbfleischig« Kartoffeln 2,90—3,10. Sehr gute, großfallende Ware über Notiz. Fabrik kartoffeln 4014 bis 42 Psg. pro Stärkeprozent. Des Frostes wegen sehr geringes Geschäft. 0op?ldl 1928 by Karl Köhler L Lo, Berlin-Zehlendorf. IG Machdruck verboten. „Ich habe schon einmal eine Bemerkung des Herrn Geheim rats gehört, und nun kann ich mir den Fall erklären. Das wäre ja furchtbar nett, wenn Sie mir solch einen schlüssel überlassen wollten, und außerdem ein Zeichen großen Lertrauens. — Vielen Dank dafür!" Herzlich schüttelten sie sich die Hände. Dann streichelte Dr. Held den Hals des schönen Fuchses, der still zwischen den beiden Herren stand und nur ab und zu mit seiner weichen Schnauze die Dackel kitzelte, die vor ihm lagen. „Ein schönes Tier ist das." „Haben Sie Pferdeverstand?" „Ich denke doch," sagte Held lächelnd, „ich war auch Reitleh rer im Internat, und da möchte man doch etwas von Pferden verstehen." „Sie werden mir immer angenehmer, Herr Doktor." „Beruht auf Gegenseitigkeit! Aber, bitte, lassen Sie das „Herr" weg — und sagen Sie einfach Doktor, das ist gemütlicher, nicht wahr?" „Gemacht. Ich würde mich riesig freuen, wenn Sie mal zu uns kämen, Doktor." „Und ich würde mich riesig freuen, wenn ich kommen dürfte." Dr. Werner Helds kluges Gesicht errötete leicht, als er dies sagte. „Vorausgesetzt natürlich, daß ich Ihrer Frau Schwester und Ihrem Herrn Bruder angenehm bin." „Ganz sicher. Ria hat furchtbar gern Gäste im Haus und Ernst nicht minder. Aber wie erklären Sie drüben in Carolahof, daß Sie bei uns zu Gaste sind?" „Das werde ich mal vorläufig für mich behalten; denn ich sage mir: Wer viel fragt, geht viel irre!" „Nette Ansichten für einen Schulmeister, das muß ich sagen!" Beide lachten herzlich auf und gingen zusammen weiter durch den schönen Wald. Doktor und Professor zottelten verdrossen hinterher, wußten sie doch nur zu genau, daß es noch weiter fort ging von dem zweiten Frühstück. . Wer konnte wissen, was daraus überhaupt wurde, man nahm ja so wenig Rücksicht auf ihre fein empfindlichen Dackelmägen. Ueber alles und nichts unterhielten sich die beiden Herren und kamen sich in schnell wachsender Zuneigung immer näher, und die Unterhaltung stockte nicht einen Augenblick. „Ganz offen gesagt, lieber Doktor, ich hätte nie gedacht, daß ein Lehrer ein so netter Kerl sein könnte, wie Sie es sind." „Nanu, bin ich denn so nett, und sind die anderen wirklich solche Ekels? Ich will nämlich mal ganz offen fein! Ich konnte früher meine Lehrer auch nicht ausstehen, und als ich dann später aus Neigung und Liebe zur Sache den von mir erst gehaßten Be rus ergriff, habe ich mir geschworen, meinen Schülern mal nicht so zuwider zu werden. Und ich denke, daß mir das gelungen ist; denn die Jungen haben immer sehr an mir gehangen." „Dann verstehen Sie sicher, die trockene Wissenschaft mit feuchten Zwischenlagen zu würzen." „So was Aehnliches versuche ich! Vor allen Dingen gebe ich mir Mühe, alle die Fehler und Unarten, die mich früher abge stoßen haben, nicht selbst an mir zu haben." „Zum Beispiel?" „Zum Beispiel eines, was meine Kollegen nie wichtig genug nehmen — nämlich ihren Zöglingen in Nebensächlichkeiten ein Vorbild zu sein. Also, ich kleide mich immer sorgfältig und mög lichst modern, so weit es eben meine Verhältnisse erlauben, denn ein unmodern gekleideter Lehrer hat bei der heutigen Jugend schon verloren und ist dem Fluch der Lächerlichkeit preisgegeben." „Stimmt! Ich denke noch immer mit Schaudern an die mit Lederriemen zugenestelten Schmierstiefel meines Geschichtslehrers. Und der wollte uns dann von der Eleganz und dem Luxus der französischen Höse erzählen!" „Sehen Sie, ein Beweis für meine Theorie. Ein wichtiger Punkt ist auch bei einem Lehrer eine gutgepflegte Hand, denn der Schüler soll sich nicht vor seinem Lehrer ekeln, und das tun wohlgepslegte Kinder, wenn sie so eine häßliche, schweißige Hand sehen. Das allerwichtigste ist aber, daß ein Lehrer in Interna ten den Jungen in jeder Weise dienen kann. Imponieren muß er ihnen im Sport und durch die Kraft. Und kann er das nicht, dann soll er Lehrer in einer Mädchenschule werden! Stimmt das?" „Ach, Doktor, wären Sie doch mein Pauker gewesen! Wahr haftig, ich hätte was bei Ihnen gelernt! Ich könnte den jungen Studebach beneiden." „Es ist doch sonderbar, daß ich früher, als ich noch in Ele mentarklassen unterrichtete, keine Erfolge hatte; denn ich wußte mit dem kleinen Grobzeug nichts anzufangen." „Dann wäre es nichts für Sie, sich um die Zwillinge bei uns zu kümmern! Ich kann Ihnen sagen, Doktor, das ist 'ne Ras selbande. Da hab' ich meine schwere Sorge. Meine Schwester kann keine Kinder erziehen, die hat sie nur unbändig lieb, und Ernst ist meist durch das Geschäft abgelenkt, also bleibt die ganze Erziehung auf mir sitzen." Werner lachte bell auf und schlug Fritz auf die breiten Schul tern. „Das mag was Nettes werden! Nach dem, was ich so von drüben beobachtet habe, sind Sie sür die Zwillinge eben keine Re spektsperson." „Nee, stimmt, die Bande bemopst mich, wo sie kann! Jetzt fehlt mir wieder seit Tagen mein Hosenstrecker! Ich bin sicher, daß die Zwillinge damit wieder irgendeine neue Erfindung machen." „Freuen Sie sich doch! Wilde Kinder sind gesunde Kinder, und artige Kinder sind bestimmt krank oder haben einen schlech ten Charakter." „Das haben Sie mal sein gesagt, Doktor, das muß ich Ria sagen, die sreut sich drüber! Aber nun muß ich mich verabschieden, sonst bin ich zum Früh stück nicht zu Haufe. — Wie ist es, kommen Sie heute abend ein wenig nach dem Esten zu uns herüber?" „Herzlich gern, das glauben Sie mir! Zumal wenn Sie heute nacht die Brückentür noch nicht schließen lassen." „Ich werde dafür Sorge tragen." „Und wie ist es, sind die Herren im Smoking?" „Donnerwetter, Doktor, haben Sie auch so 'n Dings?" „Sogar einen erstklassigen! Und den Frack dazu. Aber fra gen Sie mich nicht, wie lange ich deshalb in Schulden gesteckt habe!" „Macht nichts, Doktor, wenn er nur bezahlt ist. Also kom men Sie, sobald das Abendessen in Carolahof zu Ende ist und Sie frei sind. Wir bekommen heute noch zwei Damen zu Besuch, und da wird es sehr fidel werhen." „Darf ich denn da so ohne Umstände kommen?" „Ich werde Sie schon entsprechend einführen, darauf können Sie sich verlassen. — Auf Wiedersehen, Doktor!" * * * „Schnell, Fritz, Frau von Gersdorf ist schon da und hat uns hoffentlich was mitgebracht! Du, kneif' bloß den Daumen, baß es keine Milchschokolade ist, die kann ich doch nicht essen!" Baby sah Fritz ganz flehentlich an, und eben wollte Body auch seine Mitbringsorgen sagen, als Fritz ihn am Kragen packte und ihn fürchterlich andonnerte: „Wo ist mein Hosenstrecker!!??" „Ihihihich — ich — ich wollte nur . . „Also du hast ihn?" „Nein!" „Wo ist er denn?" „In meinem Zimmer." „Also yast du ihn doch?" „Aber Fritz, was ich nicht bei mir habe, habe ich doch nicht!" Unschuldiger konnte ein Engel aus dem Paradies nicht aussehen als Boby Altmann. (Fortsetzung folgt.)