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pulsniherIa-eblait Freitag, 1. Februar ISS» jj Beilage ,u Nr. 27 8L. Jahrgang MSkS Aeiüier MmiVS INI 8km znsiil Der vierstöckige Bau völlig ausgebrannt - 3 Millionen Mark Schaden Ausräumungsarbeiten vor vem ausgebrannten Warenhaus Tieg. Berlin. Die Serie der Großfeuer, die seit Anfang Dezember die Berliner Feuerwehr uicht zur Ruhe kommen Mt, ist um einen der größten und gefährlichsten Brände vermehrt worden, die die Brandchronik kennt. Das Waren- Haus Hermann Tietz in der Ehausseestraße im Norden Berlins, das kleinste der dem Konzern angeschloffenen Warenhäuser, brannte vollständig ans. In zwei Stunden war das ganze Haus eine Ruine, aus der nur hier und da «och gewaltige Flammen herauszuckten, während krachend die Balken und Steine der oberen Etagen in die Tiefe stürzten. Der von der Firma Tietz hinter dem alten Bau aufgeführte Rohbau, der eine erhebliche Vergrößerung des Warenhauses schaffen sollte und in dem nach Ansicht der Feuerwehr und der Firma Tietz der Brand ausgekommen ist, stürzte bereits nach anderthalb Stunden ein. Als ein großes Glück darf die Tatsache betrachtet werden, daß der Brand erst nach Geschäftsschluß entstanden ist. Im Vergleich zu den übrigen Häusern , des Konzerns .erscheint dieser Bal, der Firma Tietz nur klein und längst überaltert. Das Warenhaus, das zweigeschossig ausgebaut war und das eine Länge von ungefähr 60-—70 Meter hat, besaß auch keine sehr große Tiefe, so daß in den letzten Monaten die Firma Tietz erhebliche Um- und Neubauten vorgenommen hatte. Die alten Fahrstühle waren aus dem Gebäude herausgerissen, ebenso die alte Treppe ab- montiert und durch neue Aufzüge ersetzt worden. Auf dem früher freien Hofe hatte man einen Neubau errichtet, nn Rohbau fertiggestellt war. In diesem neuen Gebäude ist nach Ansicht des Leiters des Konzerns Tietz das Feuer ausgebrochen. Es hatten die Arbeiter bei dem starken Frost abends Koksofen zum Austrocknen ausgestellt; vielleicht ist auch durch die Unachtsamkeit eines Mannes das hölzerne Rustzeug, das m den Räumen stand, in Brand geraten. In wenigen Sekunden breitete sich die Glut aus. Prasselnd flogen die großen Fensterscheiben des Waren- hauses, die von der Glut nach außen gedrückt wurden, aus die Straße. Eme Viertelstunde später stand schon das ganze Gebäude mit seinen Auslagen nach der Straße zu in hellsten Flammen. Fast die gesamte Berliner Feuerwehr war alarmiert. Die aus dem Waren haus herausschlagenden Flammen entzündeten die Reklame schilder, die die ganze Front des Kaufhauses bedeckten und an denen 3000 Glühlampen montiert waren. Mit einem Prasseln, das an Maschinengewehrfeuer erinnerte, explo dierten die Glühbirnen und das Feuoe schlug über die ganze Straßenbreite hinüber bis auf die andere Seite. Dort wurden in den Geschäften und in den Wohnungen die Fensterscheiben durch die Wucht der Flammen zerstört und eingedrückt, die in der Auslage befindlichen Gegenstände verkohlt oder beschädigt, so daß auch die auf der anderen Seite der Straße wohnenden Mieter und Geschäftsleute schwere Schädigungen erlitten. Die Ge schäftsleute suchten zu retten, was zu retten war, und brachten ihre Waren in den hintergelegenen Räumen in Sicherheit. Glücklicherweise sind durch die umherfliegenden Glassplitter nur wenige Personen und auch diese nur leicht verletzt worden. Um ^12 Uhr nachts ereignete sich in dem noch immer brennenden Gebäude plötzlich eine Explosion, deren Ursache sich zunächst noch nicht hat aufklären lassen. Eine gewaltige Detonation erfolgte, die so stark war, daß in den gegen überliegenden Häusern die noch heilen Fensterscheiben ein gedrückt wurden. Auch aus dem Gebäude selbst , flogen Trümmer heraus. Es hat den Anschein, als ob im Keller der Gasometer explodiert ist, nachdem ihn die Flammen erreicht hatten. Glücklicher weise konnte sich der ungeheure Luftdruck durch das ganze ausgebrannte Gebäude verteilen, da sonst ein Einsturz eines Teiles des Mauerwerks unvermeidlich gewesen wäre. Durch die Explosion sind mehrere Personen durch Glassplitter und herumfliegende Steine verletzt worden. Einer Mitteilung der Geschäftsleitung des Warenhauses Hermann Tietz ist zu entnehmen, daß der Sachschaden, der auf etwa 3 Millionen Mark geschätzt wird, durch Versicherung voll gedeckt ist. Das Haus in der Ehaussee straße gehöre zu den kleinsten Warenhäusern der Firma Tietz. Eine Entlassung des Personals finde nicht statt. . Oie Haushalisre-e -es sächsischen Kinanzministers. Sächsischer Landtag. (102 Sitzung) OL. Dresden, 31 Januar. In der heutigen Sitzung des Landtages teilte Vizeprä sident Dr. Eckardt mit, daß der sozialdemokratische Land taasabgeordnete und ehemalige Polizeipräsident von Dresden, Menke, im Johaungeorgenstädter Krankenhaus gestorben sei Er widmete dem Toten, der seit dem Zusammentritt der Volkskammer im Jahre 1919 ununterbrochen Mitglied des Mndmaes war, einen ehrenden Nachruf. Sodann wurden die in der letzten Sitzung ausgesetzten Abktwlmunaen vorgenommcn. Sie erfolgten entsprechend dem Anttaae der Ausschüsse. Die sozialdemokratischen und kommunistischen Anträge zur Änderung des tzandeswa lg seves verfielen der Ablehnung während üe entsvreckende Regierungsvorlage gegen die Stim men der Ken Annahme sand. Abgelehnt wurden Weller die ^zialdemokratischen und kommunistischen Anträge auf Ände rungen in der B e i o l d u n g s o r d u u n g, der kommunistische Anttag "uf Durchführung des Dreis ch i ch t e n s Y st e m s und des Achtstundentages in der Metallindustrie, der sozialdemokratische Antrag wegen Ausnahmebewilligung zur Verlängerung der Arbeitszeit für Arbeiterinnen und Jugendliche. , . . Hierauf hielt Finanzminister Weber seine E t a t s r e d e. Er wies auf die vorhandenen Kriscnzeichen in der Wirtschaft hin und betonte, daß feder mengenmäßige Rückgang der Er zeugung sich gerade auf die feingeglicderte Wirtschaft Sachsens besonders nachteilig auswirken müsse. Das Gesamtergebnis I einer Betrachtung der wirtschaftlichen Verhältnisse Sachsens > biete keinen Anhaltspunkt zu dem optimistischen Wirtschafts- > bericht des Neparationsagenten. Der Finanzminister be- schwerte sich dann über das dauernde Eingreifen des Reichstages in die Finanzlage der Länder, ohne Ersatz ' für Ausfälle zu bieten. Die sächsische Regierung habe gewiß ' alles Verständnis für die schwierige Lage des Reiches, aber i sie könne nicht einsehen, daß die finanzpolitischen Folgen aus den Reparationsverpflichtungen allein von den Ländern und Gemeinden getragen werden sollten. Und sie habe auch kein Verständnis dafür, daß das Reich seine Verwaltung immer weiter ausbaue und neue sich angliedere für Aufgaben, für die die Länder zuständig seien. Der durch das Haushalts- - gesetz bekanntgewordene Plan der Reichsregierung fordere schärfsten Widerspruch heraus. Daß von dem Auf kommen an Einkommens-, Körperschafts- und Umsatzsteuer dem Reiche vorweg 120 Millionen zur Verfügung gestellt ' werden sollten, bedeute für das Reich eine Erhöhung des Be- > teiligungssatzes an den Überweisungssteuern außerhalb des ; Finanzausgleichsgesetzes. Jedes Vertrauen der Länderver waltungen müsse schwinden, wenn sie nicht mehr mit der Ein haltung bestehender Gesetze rechnen könnten. Für den Finanz minister eines Landes aber sei es bei einem solchen Vorgehen des Reiches unmöglich, überhaupt noch die volle Verant- i Wortung für die Finanzlage des Staates zu tragen. Der i Finanzminister schloß seine Rede mit den, Wunsch, daß das sächsische Land im neuen Jahre auf der neuen Verfassungs- grundlagc glücklicheren Zeiten entgegengehen möge zum Wohle des Polkes und des Deutschen Reiches. ; Der Landtag vertagte sich hierauf bis zum 12. Februar, um dann die Haushaltsberatung vorzu- i nehmen. Was Behrens über seine vogtlän-ifchen Geschäfte sagt. Im Verlaus der Verhandlung gegen den Kaufmann Guido Behrens, der beschuldigt wird, verschiedene Fabrikanten im Vogtland betrogen zu haben, wurde Behrens über die Geschäftsverbindung mit den Firmen I. Schneider Nachfolger und Schmidt und Puschmann, beide im Vogtland, vernommen. Behrens bestritt jede betrügerische Absicht bei der Abwicklung der Geschäfte mit diesen Firmen. Er stellte weiter entschieden in Abrede, wertvolle Papiere und Gelder bei seinem Bruder in Hamburg versteckt zu halten. Das Gericht vernahm dann den Zeugen ErichEder aus Plauen, der seinerzeit bei der Firma Langin Auer bach Prokurist war. Eder schilderte seinen Chef Lang junior als einen unbedingt ehrlichen, redlichen und zu verlässigen Kaufmann. Der Angeklagte sei zum erstenmal im Juni 1927 nach Auerbach gekommen. Bis zum August 1927 hätten sich die Lieferungen in normalen Grenzen ge halten. Die Hauptlieferungen hätten in den Monaten April, Mai und Anfang Juni stattgefunden. Mit der zu nehmenden Menge der bestellten Waren seien dem Zeugen schließlich Bedenken gekommen, die aber durch günstige Auskünfte durch Behrens vorerst immer wieder zerstreut wurden, bis Eder im Auftrage von Lang senior schließlich am 10. Juli 1928 nach Bremen gekommen sei, um die Bücher von Behrens zu prüfen. Behrens habe jedoch ihn und Lang junior hingehalten, bis der hinzugezogcne Rechtsanwalt Dr. Heinemann, Bremen, den Auerbacher Geschäftsleuten erklärt habe, daß er ihnen keine günstigere Auskunft als die bisher über Behrens vorliegende erteilen könne. Eder sei dann nach Auerbach zurückgefahren und habe den fraglichen Waggon mit Waren im Werte von 40 000 Mark gesperrt, worauf dann auch schon der Zu sammenbruch der Geschäfte des Behrens eingetreten sei, da am nächsten Tage ein Wechsel über 160 Mark zu Protest habe gehen müssen. Der Zeuge bezeichnet es als unmöglich, daß Lang junior ohne seine Kenntnis Gelder von Behrens zu Spekulationszwecken erhalten habe. Er stellt auch den Empfang eines Briefes vom 6. März 1928, in dem Behrens die fraglichen Privatabmachungen mit Lang junior schriftlich niedergelegt hat, entschieden in Ab rede. Behrens bleibt dabei, den Brief abgesandt zu haben, während die Anklage den Standpunkt vertritt, daß Behrens diesen Brief bzw. den Durchschlag nur zur Durch führung seines raffinierten Täuschungsmanövers in seine Korrespondenz hineingeschmuggelt habe. Nach einem ein gehenden Kreuzverhör durch Staatsanwaltschaft und Ver teidigung wird die Beweisaufnahme und die Vernehmung des Hauptzeugen Lang junior vertagt. Nor der Aussage des Hauptzeugcn Emil Lang junior kam es zn einem Zwischenfall zwischen Behrens und Lang, da Lang dem Angeklagten den Zusammenbruch und völligen Ruin seines Hauses vorhielt. Bei der Aussage über die Entwicklung der geschäftlichen Beziehun gen mit Behrens betonte der Zeuge, daß er den Eindruck gehabt habe, es mit einem grundehrlichen, aufrichtigen Menschen zu tun zu haben. Behrens habe zuerst in einem Kommissionsverhältnis zu seiner Firma gestanden. Erst als die Sendungen immer größer wurden, seien Lang jun. und auch seinem Vater einige Bedenken gekommen, die aber stets durch das gesellschaftlich und geschäftlich äußerst sichere Auftreten des Behrens zerstreut wurden. Als der Zeuge Lang auf die Schließung seiner Fabrik zu sprechen kam, brach er in Tränen aus und mußte die Aussage unterbrechen. Auf Vorhalten des Vor sitzenden, ob er den die angeblich private Vereinbarung enthaltenden Brief vom 6. März 1928 bekommen habe, erklärte Lang, daß, wenn er eine solche Vereinbarung (die der Verschleuderung) getroffen Hütte, er nicht vor Gericht stehen würde, sondern sich das Leben genommen hätte. Der Angeklagte blieb aber dennoch bei seiner Dar stellung. Der Zeuge erklärte dann weiter, er sei wegen Kreditfragen im April 1928 zum erstenmal nach Bremen gekommen. Durch den persönlichen Verkehr mit Behrens seien seine Bedenken aber wieder zerstreut worden. Der Zeuge sagte nach Vorhaltung auf seinen Eid, daß er keine Geschäftsbücher von Behrens mit nach Hause genommen habe. Die frühere Verlobte des Behrens, Fräulein Lieselotte Sage, Bremen, wußte zum Sachverhalt wenig anzugeben. Kriminalassistent Jödicke schilderte auf Grund seiner eingehenden Ermittlungen an Ort und Stelle das Milieu in Auerbach. Behrens habe dort als großer Mann, als der Mittelpunkt des Wirtschaftslebens, gegolten. Seine Wechsel, die sogenannten Behrens- Wechsel, seien mehr wert gewesen als Gold. Die Ge schäftswelt habe sich darum gerissen, mit Behrens in Ver bindung zu kommen. Die Verhandlungen wurden daraus vertagt. Wie werde ich Lustkapitän? Luftfahrtschau Dresden. Die vom Dresdener Verein für Luftfahrt für den 9. bis 17. Februar angesetzte Ausstellung aus dem um fangreichen Gebiet der Luftfahrt wird vor allem auch die vielen Fragen unternehmungsfreudiger Jugend befrie digen, die sich auf die Möglichkeit der Ausbildung zum Flieger erstrecken. Auch der Erzieher wird hier vieles Neue und Anregende finden. Eine breite Abtei lung ist den Lehrgängen gewidmet. Sie behandelt als erste Abteilung das Flugwesen im Schulunterricht, wobei Theoretisches gelehrt und im Modellbau Praktisches aus- ,geführt wird. Flugvorführungen von Modellen werden diese Abteilung wesentlich beleben. Praktische Arbeit wird auch in der Werkstatt der Jugendfliegergruppe gezeigt, in