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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstetna, Weißbach, Ober. v»d Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf GeichLftSstelle: PulSnitz, «lbertstraße Nr. 2 Druck und »erlag von S. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 27 Freitag, den 1 Februar IS2S 81. Jahrgang Artliche M WM ÄWlegeicheUen Weiße Woche. Eigentlich haben wir ja in diesem Winter schon genug weißeWochen gehabt, aber im allgemeinen hat wenigstens die Stadtbevölkerung sich mit ihnen nicht so gefreut, wie mit der weißen Woche, die eben begonnen hat. Sie ist eigentlich nichts anderes, als die Nachfolgerin des groß- mächtigen Inventur-Ausverkaufs, der, aus der simplen Fa milie der Ausverkäufe stammend, zu hohen Ehren gekommen ist und alle Frauen zu seinen gehorsamen Untertanen zählt. Gebirge von weißen Taschentüchern türmen sich da auf, Berge von Hemden, Gletscher von Handtüchern. Und da- zwischen spült ein Meer von Besuchern, bringt die Gletscher zum Schmelzen, und die Gebirge vermögen seinem wüten den Ansturm nicht standzuhalten. Das ereignet sich jedes Jahr und ist trotzdem für den Mann, der sich hinein» traut, immer wieder eine Ueberraschung. „Der sich hineintraut" . . . Denn verhalten sich schon vor Weih, nachten und während des Inventur-Ausverkaufes die Herren zu den Damen wie eine Wachtparade zu einer kriegsstarken Armee so ist in der weißen Woche der Unterschied noch be deutender. Wenn eine Frau ein Taschentuch sieht, dann ist sie erfreut; sieht sie ein Handtuch, dann ist sie hingerissen; ficht sie aber diese Herrlichkeiten dutzend- und großweis«, ja tausendfach, dann kann sie nicht mehr widerstehen. Und wo bleiben die Schlafanzüge und gar erst die für alle Sport arten berechneten? So ein armes „Skihaserl" würde, wenn es ein wirklicher Hase wäre, seine Löffel versetzen, um davon zu kaufen. Aber auch ein Mann, der sich „hinein traute , der eine Weile lang in dem Strom mitgeschwommen ist, kommt zuletzt zu dem Glauben, daß das Weltall aus Baumwolle und Linnen, aus Mousseline, Popeline und wie das Zeug sonst heißt, besteht. „Weisheit macht glücklich", sagt der Dichter Bodenftedt, aber das gilt wohl nur für Manner, bei Frauen muß es heißen: „Weißheit". , Pulsnitz. (Jubiläum.) Herr Krankenhausverwalter Oskar Richter blickt am heutigen Tage auf eine 25 jährige Dienstzeit beim Stadtrate zu Pulsnitz zurück. In einer schlichten Feier ehrte Herr Bürgermeister Kannegießer den Jubilar namens der städtischen Kollegien im Besinn von Vertretern der Beamtenschaft in einer Ansprache und über brachte unter gleichzeitiger Uebcrreichung eines städtischen Ehrcngeschcnkes die Glückwünsche der Stadtgemeinde Die Beamtenschaft übermittelte dem Jubilar durch den Vorsitzen den der Ortsgruppe Pulsnitz des Sächsischen Gcmeinde- beamtenbundes ihre Glückwünsche und überreichte ihm ein bleibendes Andenken. — Herr Richter trat am 1 Febr. 1904 als Krankenwärter in städtische Dienste und am 9. März 1914 wurde er als Krankenhausverwalter bestellt. In vorbildlich treuer Weise hat er unter Hintanstellung seiner Person stets sein arbeitsreiches und mühevolles Amt verwaltet. Möge es ihm vergönnt sein, sich noch recht lange körperlicher und geistiger Frische zu erfreuen. — (Das Streuen auf den Fußsteigen) wird vielfach recht nachlässig gehandhabt, obwohl es gerade jetzt sehr nötig ist, nachdem weiterer Schneefall nicht erfolgte, die niedergegangenen Schneemassen aber nun festgetreten, glatt geworden sind. Besonders gefährlich für die Fußgänger sind jene Stellen, wo es getaut hat und jene größeren Erhöhun gen auf den Fußsteigen, wo vielleicht Schnee vom Dache heruntergerutscht und dann auch aus dem Fußweg festgetrelen worden ist. Für die Grundstücksbesitzer muß es eine Ehren pflicht sein, durch Beseitigung derartiger Stellen die Gesund heit der Straßenpassanten vor Gefährdung zu schützen. Wer das nicht tut und wer nicht rechtzeitig und nicht genügend streut, macht sich einer Pflichtvergessenheit gegenüber seinen Mitmenschen schuldig. — (Die Beseitigung der Schneemassen) m den Straßen der inneren Stadt ist seit einigen Tagen im Gange. Vox allem wurde der Schnee in den Gassen und verkehrsreichsten engen Straßen abgefahren. Zwei und auch drei Fuhrwerke sind ununterbrochen unterwegs, die Schnee massen außerhalb der Stadt zu schleppen. Außer den städti schen Arbeitern sind hierbei auch eine Anzahl Erwerbslose beschäftigt. Aber es bleibt immer noch viel zu tun übrig. Meterhoch liegen noch die Schneehaufen in den verschiedenen Straßen und harren ihres Abtransportes. Eine große Ge fahr für die Fußgänger sind die an den Dächern sich bil denden Eiszapfen. Es ist notwendig, hier nach den Rechten Um die Grotze Koalition Der Standpunkt der Volkspartei Berlin, 1. Februar. Nachdem die Zentrumsfraktion des Reichstages in ihrer Sitzung am Donnerstag ihre Auf fassung erneut dahin festgelegt hat, daß eine Umbildung der Ncichsregierung auf der Grundlage der Großen Koalition sofort zu erfolgen habe, ohne Rücksicht darauf, ob die gleich zeitige Umbildung der Preußenregierung möglich sei oder nicht, legt die „Nationalliberale Korrespondenz" erneut den Standpunkt der Deutschen Volkspartei dar. Sie schreibt u. a.: So viel auch bis jetzt über die Koalitionsfrage im Reich und in Preußen geredet und geschrieben sei, über an gebliche Klärungen oder bedrohliche Zuspitzungen, sachlich ge sehen, habe, sich im Grunde genommen nicht viel Neues ereignet. Wenn das Zentrum jetzt drei Ministersitze im Reich verlange, so könne ihm nur erwidert werden, daß es diese schon im Juni v I. hätte erhalten können und daß es lediglich seine Schuld sei, wenn es Heuke nach den drei Mi nisterien suchen müsse, die es mit seinen Vertretern besetzen wolle. Die Deutsche Volkspartei habe im Sommer 1928 keinen Widerspruch gegen die Forderungen des Zentrums erhoben und werde es auch jetzt nicht tun. Selbstver ständlich werde ihr aber niemand zumuten können, die be stehenden Koalitionsschwierigkeiten durch eine Preisgabe ihrer eigenen, sehr berechtigten Forderungen im Reich und in Preußen aus dem Wege zu räumen. Es sei ja auch nicht einzusehen, warum die dringend notwendige Erweiterung dec > preußischen Regierung nicht jetzt ebenfalls vorgenommen werde. Die Weimarer Koalition habe zwar in Preußen von der Hand in den Mund gelebt; sie hätte kümmerlich existieren können, sie sei aber nicht in der Lage gewesen, auch nur eine einzige der großen Verwaltungsfragen ernst haft in Angriff zu nehmen, die in Preußen erledigt werden müßten und deren Lösung nicht weiter aufgeschoben werden könne. Die Parteien der Weimarer Koalition, die uns das neue parlamentarische System geschenkt hätten, brächten es selbst in Verruf, wenn sie es nicht so gebrauchten und aus gestalteten, daß mit seiner Hilfe auch wirklich die großen Lebens- und Zeitfragen des deutschen Volkes verantwortlich gelöst werden könnten. Aus allgemeinen staatspolitischcn Rücksichten hätten sie darum schon längst die Einbeziehung der Deutschen Volkspartci in die preußischen Regierung von sich aus vollziehen müssen. Die Deutsche Volkspartei ver lange also nichts unbilliges, wenn sie auf ihrer alten For derung bestehen bleibe, daß jetzt auch in Preußen eine Re gierung der Großen Koalition gebildet werde. Sie könne von dieser Forderung nicht abgehen, weil sie sonst Interessen preisgeben würde, deren endliche Berücksichtigung nicht nur ein preußisches, sondern direkt ein deutsches Erfordernis sei. Wie die "D. A. Z" erfährt, hat Reichskanzler Müller die Absicht, nach seiner Berichterstattung beim Reichspräsidenten am Freitag die Minister und die Parteiführer zu einer „Generaldebatte über die Große Koalition" zu versammeln. Hier werde Gelegenheit sein, die verschiedenen Forderungen gegeneinander abzuwägen und dann zu prüfen, ob es mög lich sei, dem rechten Weg zu einer dauerhaften Koalitions bildung noch länger auszuweichen. Zerfällt die Regierungskoalition? Der Reichskanzler hat die Besprechung mit dem Reichs- Präsidenten aufgeschoben, da er noch einige Rückfragen an Mitglieder des Reichstages stellen will. Die bisherigen Be- sprechungen des Reichskanzlers sind völlig gescheitert; da das Zentrum nach wie vor an der Besetzung von drei Minister sitzen festhält, und die Deutsche Volkspartei die Forderung aufrecht erhält, daß eine Umbildung der Großen Koalition im Reich nur in Betracht komme, wenn gleichzeitig in Preußen die Große Koalition gebildet wird, hat der Reichskanzler keine Möglichkeit erkannt, die Umbildung der Regierung zur Großen Koalition sofort durchzusetzen. Hinzu kommt, daß auch von demokratischer Seite offenbar Schwierigkeiten ge macht werden, und zwar wegen der Preisgabe des Justiz ministeriums, das jetzt der demokratische Abgeordnete Koch inne hat. * Die Drohung, die der Reichsverkehrsminister von Eu 8 rard auch nach einer Mitteilung der Zentrumspresse dem Reichskanzler gegenüber gelegentlich eines Besuckes aus- - gebrochen hat, und die auf eine Zurückziehung des'Reichs» Verkehrsministers aus dem Kabinett hinauslaufen würde, nimmt man in den beteiligten parlamentarischen Kreisen nicht allzu ernst. Man weist darauf hin, daß das Zentrum eigent lich keinen Grund hätte, auf eine Bildung der Großen Koa- Lition mit drei Ministersitze» für das Zentrum zu drängen, solange nicht die sachlichen Schwierigkeiten des Etats und der Steuerfragen gerade auch vom Zentrumsstandpunkte aus ge- jüärt seien. Ein neues Reichspräsidentenpalais. Berlin. Wie man hört, wird das Schloß Bellevue, eines der interessantesten Baudenkmäler Berlins aus den Zeiten Friedrich des Großen, dem Reichspräsidenten als Wohnsitz überwiesen werden. Die Umbaukosten zu diesem Zweck würden ungefähr nur 500 000 Mark betragen. Forderung des Retchsverbandes der WartestandS- beamten und Lehrer. ' Berlin. Der Reichsverband der Wartestandsbeamten und Lehrer hat folgendes Telegramm an die Fraktionsvor sitzenden des Reichstages und an den Haushaltsausschuß gesandt: „Sofern der Reichstag nicht in der Lage ist, zu be- schließen, rechtswidrige Vorkommnisse des Personalabbaus richterlich nachprüfen zu lassen und geschehenes Unrecht wiedergutzumachen, wird es in der Wartestandsbeamten schaft infolge ihrer Wehrlosigkeit und Hoffnungslosigkeit zu einer ungeahnten Beunruhigung kommen, die auch auf die übrige Beamtenschaft übergreifen wird, vorausgesetzt, daß der Reichstag nicht noch in letzter Minute Entwurfsverbesse- rungen schafft, die das Rechtsbewußtsein befriedigen. Die Beamten verhielten sich fünf Jahre ruhig, weil sie fünf Jahre auf Treu und Glauben vertrauten. Geht durch unverbessert« Annahme des neuen Gesetzentwurfes das Vertrauen oer- loren, so werden die Folgen staatspolitisch unabwendbar sein." Offener Vries Dr. Ricklins an polncare. Paris. Der Straßburger Kurier veröffentlicht einen Offeicen Brief Or. R i ck l i n s an Poincar«, in dem es heißt: Ich mache Ihnen jedes Recht streitig, in der Kammer in meiner politischen Vergangenheit als Untertan des Deutschen Reiches herumzustöbern Für alle diese Handlungen bin ich Frankreich keine Rechenschaft schuldig, ich bin dafür nur meinem Gewissen, meinen Landsleuten und besonders meinen Wählern verantwortlich. Denn außer dem wirtschaftlichen Aufschwung, den Llsaß-Lothringen unter der deutschen Ver waltung genommen hat, hat es sich in yartem Kampfe ein Verfassungsstatut erobert, das uns lm Rahmen des Deutschen Reiches eine Freiheit und eine politische Unabhängigkeit sicherte, die weit entfernt sind von den unwürdigen Sklaverei, in der wir, wie ich behaupte, jetzt gehalten werden. Was die sogenannten separatistischen Tendenzen betrifft, die Sie den von mir am 8. November von der Kammertribüne gesproche nen Worten unterstellen, so wiederhole ich: Diese Bewegung hat nichts Verbrecherisches, Separatistisches und darf sich nach meiner unerschütterlichen und aufrichtigen Ueberzeugung nur im Rahmen der unantastbaren französischen Legalität ent wickeln. Der Artillerieputsch in Spanien. Schwere Bestrafung der Schuldigen. Paris. Liner Madrider Meldung zufolge ließ General Orgaz in Liudad Real alle aufständischen Offiziere verhafte«. Den Mannschaften der Garnison kündigte er strenge Be strafung der Schuldigen an. Drei Offiziere, von denen einer flüchtig ist, find bereits zum Tode verurteilt. Man erwartet nur die Zustimmung des Königs, bevor die Todesurteile voll streckt werden. Der spanische Ministerpräsident Primo de Rivera kündigt« an, daß der frühere Ministerpräsident Guerra verhaftet und nach Palencia gebracht worden sei. Deutschland geht es gut? Washington. Der aus Berlin vom 11. Januar datierte Bericht des Handelsattaches der amerikanischen Botschaft faßt Jahre 1928 dahin zusammen, daß sie weniger befriedigend war als 1927. Die Baumwoll-, Woll- und Lederindustrien