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Dienstag, » Februar 1929 Beilage zu Nr. 3V 81. Jahrgang Die Sechzehnjährige bleibt Weltmeisterin. Lop^riZbt 1928 Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. I9 «Nachdruck „erbaten!. ten?" sehr!^ Sonja Henie Noiwegen wurde auch diesmal wieder bei der Aus tragung der Weltmeisterschaft im Damenkunst aufen in Budapest Steierin, so daß sie mit 16 Jahren zum 3. Mal Weltmeisterin ge> worden ist. Sie erledigte alle Figuren mit seltener Gleichmäßigkeit; auch ihre Kür war ein wahres Meisterwerk in jeder Beziehung. Zweite wurde die Oesterreicherin Fräulein Fritzi Burger. ,Was waren es denn für Ideen, die Sie damals beschäftig- .Eigentlich nur Pläne, Luftschlösser, wie man sie so baut." Und zwar? Sie müssen mir das erzählen, das fesselt mich Genüßlich zündete er sich das feine Kraut an und sagte dann, dem zarten Rauch nachsehend: „Also meine Pläne soll ich Ihnen sagen? Ja, sehen Sie, gnädige Frau, je ärmer ein Schlucker ist, desto höher gehen seine Pläne. — Ich erträume mir schon seit lan gem ein schönes Haus — irgendwo in der schönen Natur, und da würde ich ein Landerziehungsheim aufmachen — ganz nach meinen Ideen, ganz in meinem Sinne, und alles müßte so sein, wie ich es mir vorstelle. Die Jungen müßten jeder ein nett eingerichtetes Zimmer für sich haben, schöne Gesellschaftszimmer müßten im Hause sein, ein Billardzimmer, ein Musikzimmer, ein kleiner Saal für Festlichkeiten, im Stall draußen müßten mindestens sechs Reit pferde stehen, denn reiten sollten die Jungen. Ein schöner Tennis platz und zwei kleine Autos, damit die Jungen fahren lernen könn ten, ein See oder ein Fluß in der Nähe — für Ruder- und Schwimmsport — dürsten nicht fehlen, und das wichtigste wären hervorragende Lehrer in jedem Fache, die jeder einen Frack und einen Smoking besitzen müßten. Bei mir in meinem Erzie hungsheim wird abends im Smoking gespeist. Nicht früh genug können Jungen gesellschaftliche Sicherheiten erlernen. Und dazu gehört auch das richtige Kleiden zum richtigen Zweck . . . - So, gnädige Frau, das sind die Pläne und Luftschlösser eines armen Schulmeisterleins!" „Möchten Sie denn nie heiraten — auch für den Fall, daß Ihre Pläne nie Erfüllung finden?" „Für mich wünsche ich dann erst etwas, wenn dies andere alles erledigt ist. Bis dahin muß alles so bleiben!" Werner atmete tief auf und strich sich über die Stirn. Maria sah ihn groß an und hatte ihn mit keiner Bewegung unterbrochen. Ein weiches Lächeln lag um ihren Mund, und sie sah ihn nun fragend an und sagte: „Und für sich selbst? Wünschen Sie sich denn da gar nichts? Alle diese Wünsche sind doch für anderer Leute Kinder." Erregt sprang er auf, lachte dann kurz und sagte: „Heiraten? . . . Eine Frau, die ich liebe, in das Elend eines Schulmeisters hineinziehen? Nichts zu machen, gnädige Frau! Dazu ist mir die Frau zu lieb; denn ich würde nur eine Frau hei raten, die ich unendlich lieb hätte, würde nie aus geldlichen Grün den heiraten." „Dann hüten Sie sich aber, Ihr Herz zu verlieren, ehe Ihre Pläne nicht Wirklichkeit geworden sind." Ein leises, schelmisches Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie griff nach einer Zigarette und konnte deshalb nicht das flammende Rot sehen, das ihm über das Gesicht zog. „Geben Sie mir bitte Feuer, Herr Doktor!" Schnell strich er ein Zündholz an und hielt es ihr bereit, aber die Flamme war so groß, daß sie ihn an die Finger brannte. Doch ohne mit der Wimper zu zucken, hielt er es aus, bis ihre Zigarette brannte, dann erst warf er das Zündholz in den Aschenbecher." „Das war zuviel Feuer, Herr Doktor." Frau Hulda allerdings war ein klein wenig geärgert, daß sie nicht mehr die Hauptperson in dem kleinen Kreise war, und sie forderte Ernst auf, eine kleine Promenade mit ihr durch den Gar ten zu machen, denn der Mond scheine so schön, und die Luft sei so weich. „Ei weih," dachte Fritz still bei sich. „Sie ist klar zum Ge fecht! Nun aber Obacht gegeben!" Er puffte Hilda, die eben mit der Schaltung der Kaminbe leuchtung spielte, herzhaft in die Seite und sagte, indem er heftig mit den Augen blinzelte: „Wir könnten doch auch ein wenig in den Garten gehen, meinst du nicht?" „Wie? Warum denn? Hier ist es doch ss nett und ge mütlich." Fritz beutete aber nur unauffällig auf Hulda, die eben am Arm von Ernst nach der breiten Gartentür rauschte, die lange, schillernde Schleppe nach sich ziehend. ."Ach so?! ... Ja, natürlich, wir gehen auch in den Garten! Tante Ria, kommst du mit?" „Kinder, laßt mich hier! Ich habe seidene Schuhe an, und die verderbe ich mir draußen auf dem Kiesweg." Dabei deutete sie auf die wirklich reizenden, grauen Seidenschuhchen, und Werner Held verschlang diesen hübschen Anblick einschließlich noch eines guten Stückes des feinen Seidenstrumpfes. „Herr Doktor Held leistet mir Gesellschaft, geht ihr nur!" Und ohne sich lang weiter um die beiden zu kümmern, plau derte sie angeregt weiter mit Werner, der das für ihn seltene Ver gnügen, einer schönen Frau gegenüber zu sitzen, voll und ganz aus- koftete. Was meinen Sie, Herr Doktor, ob ich so, wie ich Ihnen eben andeutete, den richtigen Weg bei der Erziehung meiner Kin der gehe?" „Soll ich ganz ehrlich sein, gnädige Frau? „Aber ja, bitte, selbstverständlich!" „Dann gebe ich Ihnen den guten Rat," fuhr Werner lächelnd fort, „so wenig wie möglich zu erziehen, sondern durch Beispiel zu wirken und die Kinder unter gesunden Bedingungen aufwachsen zu lassen. Erst muß einmal der Körper eine gesunde Grundlage bilden für die Geistesarbeit, und damit hat es bei den Zwillingen wohl noch einige Zeit?!" „Die Kinder sind jetzt neun Jahre." Sport Die deutschen Rodclmeisterschaften. Die deutschen Rodelmeisterschaften auf Naturbahnen wurden aus der 2000 Meter langen Hochwaldrodelbahn in Oybin bei Zittau ausgetragen. Die Bahn war in ein wandfreiem Zustande, so daß auch der seitherige Bahnrekord unterboten wurde. Die Anwesenheit des Europa- Meisterschaftspaares Gebr. Feist, Bad Flinsberg, gab der Veranstaltung, zu der rund 100 Nennungen abgegeben Wurden, einen besonderen sportlichen Wert. Gebr. Feist fuhren denn auch im Ein- und Doppelsitzer ganz überraschende Siege heraus, die sie um 9 bzw. 10 Sekunden von den Zweiten der Meisterschaft trennten. Das Rennen verlies bis auf einen glimpflich verlaufenen Sturz ohne Zwischenfall. Der letzte Bahnrekord von 2:25,1 wurde durch Walter Feist, Bad Flins berg, zunächst auf 2 :24,6 bei der ersten und dann aus 2:22,8 bei der zweiten Fahrt heruntcrgedrückt. Von den Damen „Nur zu gern, gnädige Frau, aber Sie müssen mir eines ge statten, ohne zu sagen, daß ich frech sei." „Schnell, sagen Sie, was Sie möchten!" Ria lachte ihm herzlich in das verschmitzte Gesicht. „Eine Zigarette!" Flehend sah er sie an. Sie mußte laut lachen und reichte ihm die große, silberne Dose mit den Zigaretten hin. „Aber den Genuß hätten Sie schon lange haben können! Ich dachte, Sie wollten nicht rauchen, weil Sie sich nicht bedienten!" „So frech — bin ich denn nun doch nicht!" brste Zeit Fräulein Winkler, Schierke (2:42,7 für -> - 32,5 Gesamtsahrzeit). Die Meisterschaft im Doppelsitzer errangen die Europameister Gebr. Feist in der Hell von 4:00,1. Gustav Müller, Bayerisch Zell — Deutscher Skimeister. Die m Klingenthal ausgetragene Deutsche Meisterschaft Mann Gustav Muller Baycrisch-Zell, mit der Note 666,725 vor Waller Glatz- Klingenthal mit der Note 660,200. Im Sprunglauf siegle der Deulschböhme Burkert mit der Note 336,7 vor Walter Glatz-Klingenthal mit 336,2 und Alois Kratzer-München mit 322,1. Als Sieger des Lang- lanfcs war Bauer, Bayerisch-Zell, vor Müller, Bayerisch-Zell, und Etterich Petzer hervorgcgangen. Der deutsche Dampfer „Deister" gesunken. 25 Mann ertrunken. Paris. Der in Bremen beheimatete deutsche Dampfer „Deifte r", der beim Einlaufen in den Hafen von Oporto gestrandet war, ist gesunken. Während die Be satzung sich noch an Deck befand, spülten mehrere hohe Wellen über das Schiff hinweg und rissen 21 Mann der aus 25 Personen bestehenden Besatzung über Bord. Die vier letzten Mann kletterten rettungsuchend auf die Masten. Als der Dampfer sank, verschwanden die vier am Mast befind- lichen Matrosen ebenfalls in den Wellen. Die gesamte Besatzung war — mit Ausnahme eines Portugiesen — deutscher Staatsangehörigkeit. „Da genügt der Unlerricht des Fräuleins, welches hier im Hause ist, vollständig, und das wunderschöne Beispiel von Ihnen und Ihren Brüdern vervollständigt die Arbeit der Erziehung ganz von selbst." „Alse meinen Sie nicht, daß ich etwas versäume, wenn ich die Kinder vorläufig noch im Hause behalte und sie nicht zu streng erziehe?" „Ganz sicher nicht. — Können Sie denn überhaupt streng sein?" „Schwer, sehr schwer. Meist muß ich lachen, wenn die Zwil- li nge wieder einmal eine Dummheit gemacht haben. Mein Bruder Ernst kommt am besten vorwärts mit den Kindern; denn liegt ein mal ein ernster Fall vor, dann sagt er nur in aller Ruhe ein paar ernste Worte, und die Zwillinge sind weich wie Butter und ge loben in allen Tönen Besserung." „Sehen Sie, die Bestätigung meiner Worte das gute Beispiel!" < , . .... » . „Es ist mir eine Beruhigung, daß ich einmal mit einem Fach mann über den Gegenstand sprechen konnte. Es ist überhaupt nett, daß Fritz Sie entdeckt hat. Wir leben sonst hier gar so ein- ^Sie können nicht ermessen, gnädige Frau, was es für mich bedeutet, mit jungen und gebildeten Menschen plaudern zu dürfen. So dankbar ich dem Geheimrat bin, daß er mich angestellt hat, so öde ist es doch in seinem Haus, und ich will nur hoffen, daß mein Zögling ein frischer Bursche ist!" „ „Mein Bruder erzählte mir, daß Sie Ihre Stellung in einem Internat verloren hätten?" „Leider, gnädige Frau, und es sah auch recht böse mit mir aus, ehe ich die Anstellung durch den Herrn Geheimrat erhielt. Groß ist das Gehalt eines Pädagogen nie, und gespart hatte ich nicht. Im Gegenteil, ich hatte einige Schulden gemacht, und nun stand ich da mit meinem Herzen voller Ideen und wußte nicht, was ich in den nächsten Wochen zu Mittag essen sollte, vom Abendessen ganz zu schweigen." Der Spork in der Reichs-' wehr. Unser Bild zeigt, wie der Chef der Heeresleitung, General Heye, den Siegern der deut- ichen Heeresmeisterschaft von 1929 in Kltngentyal-Crzgebirge gratuliert. Es ist erfreulich, daß der Sport m der Reichs wehr jo warmherzige Förde rung gefunden hat und daß die Leistungen der Reichswehr auf sportlichem Gebiete von Jahr zu Jahr bedeutungsvoller geworden sind. Bei den Ski meisterschaften der Reichswehr waren natürlich die ober- bayerischen Regimenter gegen über dem Norden Deutschlands im Vorteil, und so siegte die Mvnnscbnft der Kemvtener Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 4. Februar. Dresden. Die Börse verkehrte in zurückhaltender Tendenz, die Umsätze bewegten sich nur in engen Grenzen und die Kurs bewegung war uneinheitlich. Höher notierten Glasfabrik Brockwitz um 11,5, Ver. Photo-Genußscheine um 7, Residenz baubank um 4, Großenhainer Webstuhl um 3,5, Polyphon um 3, Meißener Ofen, Somag, Mimosa und Niedcrschlcma um je 2 Prozent. Niedriger lagen dagegen Sächsische Gutzstahl um 4,5, Expreß-Stammaktien um 3,5, Chemnitzer Spinner um 3, Siemens Glas um 2,75 und Wanderer und Seidel u. Nau mann um je 2 Prozent. Die übrigen Kursveränderungen hielten sich unter 2 Prozent. Rentenwerte waren nur wenig verändert. Leipzig. Die Börse wies eine uneinheitliche Tendenz auf, die Umsätze hielten sich in engen Grenzen. Kursabschwächun gen überwogen. Niedriger lagen Stöhr um 4, Chemnitzer Aktienspinner und Schubert u. Salzer um je 3 Prozent. Da gegen lagen Rcichsbank und Polyphon um je 3 Prozent höher. Im Freiverkehr lagen Pöge 2 Prozent niedriger, Hansa-Lloyd dagegen 2 Prozent höher. Chemnitz. Die Börse verkehrte in gut behaupteter Ten denz, die Kurse wiesen nur geringe Veränderungen auf und gingen nur in Ausnahmefällen über 1 Prozent hinaus. Frei- verkehr ruhig. Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 714 Rinder, darunter 155 Ochsen, 257 Bullen, 257 Kühe, 45 Färsen; 364 Kälber, 1030 Schafe, 2718 Schweine. Verlaus: Bei Rindern und Schweinen glatt, bet Kälbern und Schafen langsam. Preise: Ochsen a) 55 bis 59, b) 40—54, cs 30—39; Bullen a) 48—54, b) 40—47, c) 32 bis 39; Kühe a> 46-50, b) 37-45, c) 28-36, d) 20—27; Färsen a) —, b) 55—59, c) 38—54; Kälber a) —, b) 66—73, c) 60—65, d) 50—59; Schafe a) 60—66, b) 45—55, c) 40—46; Schweine aj 74—75, b) 73—74, c) 72—73, d) 70—71; Sauen 65-71. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 819 Rinder, darunter 134 Ochsen, 191 Bullen, 487 Kühe, 4 Färsen, 3 Fresser; 619 Kälber, 152 Schafe, 2768 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schlecht, bei allen übrigen Gattungen langsam. Preise: Ochsen a) 50—52, b) 44—47, c) 39—42, d) 33—38; Bullen a) 51—54, bs 47—50, c) 42—45; Kühe a) 46—49, b) 40—44, c) 32—38, d) 24-30; Kälber a) b) 75-77, c) 70-73, d) 60—68, e) 50 bis 58; Schafe a) 60—63, b) 54—58, c) 45—50; Schweine a) —, b) 76—78, c) 75—78, d) 74—77, e) 72—76; Sauen 60—70.