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Würdigkeiten Deutschland besitzt, welche bedeutenden tech nischen und kulturellen Einrichtungen für die Zwecke der Reise vorhanden sind, so will sie mit einer derartigen Ausstellung zunächst des Deutschen Heimatliebe stärken, die Jugend zur Anhänglichkeit an ihr deutsches Vaterland beseelen, dann aber auch mit besonderer Be tonung dem Ausländer unser schönes Heimatland nahe bringen, das heißt, ihm seine Schönheiten erst erschließen. Erfreulich ist es, festzustellen, wie stark das Echo ge worden ist, das diese Ausstellung Hervorrust. So sind die Perkehrsverbände von Ost- und Westpreußen, von Pom mern, Brandenburg, Schlesien, Sachsen, Mecklenburg, Hamburg mit Lübeck, Schleswig-Holstein und Unterelbe, Niedersachsen, Westfalen, Hessen, Berlin, vom Rheinland, von der Pfalz, von Baden, Württemberg, Nord- und Süd- bahern an der Arbeit, um ihre Beteiligung zu bewerk stelligen. Aus den Mußestunden der Könige. Arbeits- und Mußestunden. — König Georg, der leiden schaftliche Seemann. — Jeden Tag einen Flug macht der Belgierkönig. — Boris von Bulgarien als Lokomotiv führer. — Königin Wilhelmina vr. jur. Ueber die tägliche Beschäftigung der Herrscher ist manches Märchen im Umlauf. Man stellt sie entweder als Menschen hin, die ihr Leben ganz nach Laune und WiMür gestalten und für die es Pflichten nur in geringem Umfang gibt, oder man denkt das Gegenteil: der konstitutionelle Monarch sei eine Art Maschine, der nur tun und sagen darf, was seine Staatsmänner ihm vorschreiben. Die Wirk lichkeit ist anders. Die Kaiser und Könige haben selbst in den konstitutionellsten Staaten Freiheit genug, sich politisch zu betätigen, sie haben zugleich aber auch die Freiheit, wie andere Sterbliche, ihren Liebhabereien sich zu widmen, so fern diese den Rus des Herrschers nicht beeinträchtigen. Sv arbeitete König Georg von England noch bis zu den letzten Tagen vor seiner Erkrankung emsig. Da neben war er zu seinem Vergnügen leidenschaftlicher See mann, und als solcher rauchte er unablässig Pfeife. Lange Reden liebte er nie, und seine Minister haben von jeher den Auftrag gehabt, ihm ganz kurze Konzepte zu machen, Alfons von Spanien, als Knabe von schwäch lichem Körperbau, mußte seit seiner Geburt, um für das Königsamt sich zu stärken, Leibesübungen machen, und ist heute nicht nur der sportliebendste, sondern auch vielleicht der kräftigste Monarch Europas. Er spielt Golf, Fußball, Tennis, fährt viel im Auto und gilt als der einzige unter seinesgleichen, der eine Reise im Unterseeboot, von der Königin und zweien seiner Kinder begleitet, gemacht hat. Der König von Italien liebt das Familienleben und führt einen sehr einfachen Haushalt; sein Esten ist be scheiden, Alkohol von der königlichen Tafel ausgeschlossen. Wenn er nicht „amtlich" beschäftigt ist, geht er spazieren oder studiert. Sehr häufig sind Empfänge des Duce und Audienzen im Quirinal. Viktor Emanuel ist ein fleißiger Regent, er liest jedes Aktenstück, das ihm vorgelegt wird, und kümmert sich um alle öffentlichen Angelegenheiten. In seinen Mußestunden beschäftigt er sich mit der Münzen kunde; gern reitet er, und wenn er im Sommer zu San Rossove weilt, betreibt er die Jagd und das Angeln. Königin Wilhelmina von Holland hat d en Doktor der Rechte gemacht und etwa ein Dutzend Sprachen gelernt; sie gilt außerdem als treffliche Malerin. Don fremden Ländern lievt sie besonders Italien, wo sie häufig Aufenthalt nimmt. Ihr Nachbar, der Belgierkönig, ist ein Mann von einfachen Lebensgewohnheiten. Gleich seiner Gattin liebt er Fahrten im Flugzeug, dessen er sich fast alle Tage bedient; im übrigen widmet er seine Zeit dem Studium der Erdkunde und jagt fleißig. Letzteres tut auch König Boris von Bulgarien; er lenkt aber be sonders gern sein Automobil, und Freude macht ihm, am Führerstand einer Lokomotive zu stehen; als eine neue Eisen- bahnlinie in seinem Lande eingeweiht wurde, ließ er sich's nicht nehmen, den festlich geschmückten Zug in eigener Person zu führen. Europa hat ferner einen Souverän jugendlichsten Atters: Michaelvon Rumänien, der noch nicht sieben Jahre zichtt, und infolgedessen lieber mit Spielen als mit Regieren feine Zeit verbringt. Um zuletzt auch von zwei exotischen Herrschern zu sprechen, sei der Mikado von Japan genannt, der Maler und Dichter ist, und namentlich in der Poesie als ebenso begabt wie seine Gattin bezeichnet Mrd, Ghr nicht wen«er interessante FiWk ÄLrr W« Sultan von Marokko, der, kaum zwanzigjährig, im vorigen Jahre den Thron bestieg. Er hat in den Ländern des Islams den Ruf eines Sonderlings, denn er studiert und hält sich den Weibern fern. Zwölfter Bruder des von den Franzosen abgesetzten früheren Sultans (die Schwestern werden nicht mitgezählt), hat er auch den kaiserlichen Harem mit etwa fünfhundert Odalisken geerbt; er ließ die Frauen, ohne auch nur einen Blick auf sie zu werfen, verabschieden. ° Praktische Winke ° Ueberraschende Wirkung bei starke« Bl«- t««ge» kann man beobachten, wenn man Watte in heißes Wasser taucht und diese dann auf die Wunde legt. Die Blutung kommt sofort zum Stillstand. Dies ist nicht der Fall, wenn man bloß Watte auflegt, oder solche, die in kaltes Wasser getaucht wurde. Ma« verwende als Strumpfhalter nur die so genannten „Straps". Das sind hochlaufende Gummibänder, die an der Unterkleidung befestigt werden. Ganz zu ver werfen sind runde Strumpfbänder; sie hindern den Blutkreis lauf, erzeugen leicht Krampfadern und schnüren das Bein unnötig ein. Kartoffelschäle« kann man sich erleichtern, wenn man die Kartoffel vor dem Schälen mit warmem Wasser I reinigt und mit einem Bürstchen abwäscht; auch ist dies ein Vorteil für Hausfrauen, die ihre Hände schonen wollen. Wird die Kartoffel mit schmutziger Schale geschält, so leidet außerdem oft der Geschmack darunter. —— Humoristisches ———— Der kluge Diener. Newton kam einmal zufällig dazu, wie sein Bedienter in seinem Arbeitszimmer aufräumte. Er sah im Ofen Papier brennen und fragte den Diener: „Was verbrennst du denn da? Hoffentlich keine wichtigen Papiere!" — „Nein, nein," versicherte dieser, „nur das alte beschriebene Papier verbrenne ich; das weiße habe ich alles liegen lassen!" Horoskop. „Mir hat mal die Kartenlegerin gesagt, daß ick mal in Leipzig sterben würde; jetzt werde ick nie im Leben nach Leipzig fahren, denn werde ick uralt!", Markenartikel. „Ist der Harzer Käse ooch schön durch?" — „Und ob, der is vom Güterbahnhof bis hierher jeloofen!" Willi und Walli bekommen jede Woche eine Mark für ihre Sparbüchsen, damit jedes dem andern zu Weihnachten etwas schenken kann. Kurz vor Weihnachten kommt Walli zum Papa gelaufen und heult jämmerlich. „Was ist denn los?" — „Willi steckt seine Mark immer in meine Sparbüchse!" „Na, deine Frau muß dich ja wacker beschenkt haben; sie sagte, du hättest gar nicht alles auf einmal tragen können." „Stimmt. Drei Paar Socken hat sie mir geschenkt." Wölfchen frißt gewaltig Rüste, Aepfel, Marzipan, Spe kulatius, Zuckerzeug . . . Plötzlich hat er den Schluckauf. „Na, Wölfchen, hast du dich verschluckt?" fragt die Mutter. „Nein, Mama, ich bin noch dal" M Unfreiwilliger Humor! Am schwarzen Bekanntmachungsbrett einer kleinen Ge meinde war unlängst folgender Anschlag zu lesen: „Am 1. De zember findet die Vieh- und Pferdezählung statt. Der Ge meindevorsteher." Und ein weiterer Anschlag gleich unter diesem sieht so aus: „Ergebnis der Bich- und Pferdezählung vom 1. 12. d. I.: Pferde: 0, Rindvieh: 1. Der Gemeinde vorsteher." — In einer anderen Gemeinde gibt der Gemeinde diener durch Ausruf in den Straßen folgendes bekannt: „An läßlich der häufigen Brandfälle in letzter Zeit weist der Herr Gemeindevorsteher erneut darauf hin, daß es streng verboten ist, das Vieh in den Ställen mit Licht oder offenen Laternen zu füttern!" Tausend Fliegen halt' ich am Abend erschlagen. Doch weckte mich eine beim frühesten Tagen. Goethe. msonst bist d» von edler Glut I» H- entbrannt, Haft d« nicht sonnenklar dein Ziel erkannt. Sonnlagsgedanken, »»o „Bitte zu quittieren!" — wie gern vernimmt der Ge schäftsmann, der in diesen Wochen seinen eigenen Kredit aufs Aeußerste angespannt hat, diese Aufforderung. Er murmelt vielleicht, es habe keine Eile, er freut sich doch Geld zu be kommen. — Es ist nicht abwegig, wenn auch in einer geist lichen Neujahrsbetrachtung die Mahnung erhoben wird: Lasset Handwerker und Kaufleute auf die Bezahlung eurer Weihnachtseinkäufe nicht unnütz warten. Aber hier sollte von der Freude des Anderen die Rede sein, von dem guten Stolz dessen, der be zahlt. Kein erhaltenes Geschenk kann mit besserer Genug tuung im Schubfach geborgen werden, als die quittierte Rech nung, und so manche junge Ehefrau wird, während sie mit Lächeln dem Manne für sein erlesenes Weihnachtsgeschenk dankt, bei sich seufzen: Hätte er lieber von unseren Schul den etwas erledigt! Dies alles nun sei uns ein Gleichnis. Von der großen unquittierten Schuld laßt uns reden, die unser Dasein be lastet, verzehrt, die uns gereizt macht gegen die Unsren und gegen uns selbst. Die macht, daß wir im Unfrieden sind mit dem Gläubiger und ihn meiden, wie man eben Gläubiger meidet. Neujahr sei Bereinigung, lege Rechnung, suche Quittung! Ein Gleichnis nur? Nicht nur ein Gleichnis, sondern es sind da Zusammenhänge vorhanden. Laßt uns sehen: Wenn ein Volk, grundsolide bis zur Kleinlichkeit, wie unser Volk es war, heute im Wirbelwind des Schwindels dahin fährt und alle Kreise davon ergriffen sind — Bezahlung Nebensache, heißt die Losung — so soll mir niemand ein reden, daß das nicht mit der Leichtfertigkeit ursächlich zu sammenhänge, mit der dieses Volk seine göttlichen Belange zu behandeln sich gewöhnt hat. Wo ist Gott, dem ich etwas schuldig wäre? Oder: Bezahlung Nebensache, Bezahlung der Gelübde, die man in heiliger Stunde dargebracht — das greift dann über in die geschäftlichen Sitten. So sei denn mit Gott einmal die Sache geordnet, Neu jahr sei Bereinigung, lege Rechnung, suche Quittung. Bezahlen, mit Geld, wie? Auch mit Geld. Nicht haben wir einen Ablaßkasten, in dem das Lösegeld der Seele klingt, dagegen haben wir Hohenneujahr und Missionssamm lung diesmal am Sonntage und sollten da anstatt der Elends beweise ein freigebiges Opfer für Gottes heilige Sache bringen, es ist das mindeste, was wir an dieses Konto wenden können. Man versteht mich schon. Die Spenden sind das Ge ringste und nicht das Heilschaffende. Quittung erhalten von Gott, das heißt Gnade annehmen, nicht anders. Gnade an nehmen? Nichts leichter als das! — Nichts schwerer als das! Wisse, das sind die glühenden Kohlen auf den Kopf, wovon die Bibel einmal redet. Wer bewegt das trotzige Herz zur Annahme der Gnade? Freund, es ist kein anderer Rat. „Da fiel der Knecht nieder und betete ihn an und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, ich will dirs alles be zahlen. Da jammerte den Herrn des Knechtes und er ließ ihn los und die Schuld erließ er ihm auch" (Matth. 18,26 27). Der Zwangsvergleich mit Gott, der dem Gebeugten alles schenkt, ist besser als das dumpfe Tragen und Bangen. So sei Neujahr Bereinigung, lege Rechnung, suche Quittung. I_UcI. Theres! Skizze von Hans Rothhardt Ein goldigflammender Ferbsttag war der 16. Oktober des Jahres 1814 zu Wien. Die Blätter der Kastanien, Nußbäume, Plantagen, Linden und Eichen in den vielen Gärten in und um Wien loderterten wie Freudenfeuer zu der zartblauen, wolkenlosen Himmelskuppel auf. Winzerge sang ertönte aus den Weinlehnen in Grinzing, Nußdorf, Dornbach, Döbling und überall. Schmucke Mädels schlenderten Arm in Arm trällernd aus den Landstraßen einher, und bunt bekränzte Wagen rollten mit ausgelassener Menschenfracht unter Peitschengeknall in die sonnige, noch warme Gotteswelt. Ja, es war ein besonderer Gnadentag, auch für den jungen Fränzel Schubert, den neugebackenen Hilfslehrer in der Schule seines Vaters im Dörfchen Lichtental, nahe bei seiner Geburtsstätte im Himmelpfortsgrund. Am 19. August hatte er sein Examen in Ehren bestanden. Die herrliche, ach so sehnlichst erwartete Freiheit nahm ihn jetzt in die Arme, wenn ihm auch der Lehrerberuf nicht das rosigste Schicksal schien. Die Musik, die holde, über alle Maßen ge liebte Kunst, trug ihn wie auf Fittichen über alles Ungemach hinweg in das blaudämmernde Sehnsuchtsreich seiner Träume. Heute wollte er's den Seinen, vor allem aber dem etwas mürrischen Vater, zeigen, was er konnte. Er, der Siebzehn jährige, hatte seine erste Messe fertiggestellt und insgeheim mit seinen Brüdern und Freunden eingeübt. Sein alter Lehrer Holzer hatte den Orgelpart übernommen, und Schubert, der junge Tonmeister, wollte selbst dirigieren. Dann war da ein Mädel, Theresl, eines verstorbenen Seidenfabrikanten Tochter, Grob mit Vatersnamen, noch ein Jahr jünger als er. Die hatte ihm der alte Holzer für das Sopransolo ausgefunden und mit ihr die Gesänge einstudiert. Ob die wohl Stimme halten könnt'? Na, man wird ja hören. Auf den Alten war sonst Verlaß. Im ganzen Himmelpfortsgrund hatte es sich herumge sprochen: Vom jungen Franzl Schubert, dem Lehrersohn, sollte heut' mittag eine heilige Messe aufgeführt werden. Das Lichtentaler Kirchlein konnte die neugierigen Hörer kaum fassen. Anselm Hüttenbrenner neigte sich über die Chor brüstung ins Schiff hinab uns flüsterte seinem Freunde ins Ohr: „Du, Franzl, heut' mußt di steilgrad halt'n. Heul' gilt's. Dein Vater ist auch scho do, und arg viel Leut." Schubert straffte seinen jungen Körper, schüttelte die vollen,