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Nr. 4 PulSnitzerTTageblatt. — Sonnabend, den 5. Januar 1989. Seite 6. Aesideuz-Theater. Sonntag, 6. Januar, 2,00 „Dornrös chen"; 4,30 Operettcnvorstellung; 8,00 „Friederike". Montag, 7., 8,00 dto. Dienstag, 8,, 8,00 dto. Mittwoch, 9., 4,00 „Hänsel und Gretel", 8,00 „Friederike". Donnerstag, 10., 8,00 dto. Freitag, 11., 8,00 dto. Sonnabend, 12., 4,00 „Dornröschen"; 8,00 „Friederike". Sonntag, 13., 2,00 „Dornröschen"; 4,30 „Er und seine Schwester": 8,00 „Frie derike". Montag, 14, 8,00 dto Patentbericht vom 20. Dezember 1928 Mitgeteilt vom Patentbüro Eduard M. Goldbeck, Berlin SW 16, Gitschinerftraße 5. Patenterteilungen: Sch. 81892. Bernhard Schmidt, Lommatzsch, Bez. Dresden. „Beschickungsvorrichtung für Walzentrockner". W. 74050. Weise Söhne, Robert Lindemann und Karl Plischke, Halle a. d. S, Turmstrahe 94—96. „Laufrad für Kreiselpumpen, insbes. zur Förderung von Flüssigkeiten. Gebrauchsmuster-Eintragungen: St. 36687. Willy Strympe, Kötzschenbroda. „Fliehkrastfederregler mit flügelartigen An sätzen und eingearbeiteten Nuten zur Verstellung der Reglermuffe". K. 121433. Heinrich Knappe, Hartha-Stadt b. Döbeln i. S. „Spin dellagerung für aus Holz hergestellte Spinnspulen". S. 63733. Karl Gustav Seeliger, Reichenau i. Sa. „Treiberauffangvorrichtung für W-bstühle". Sport. Deutsche Skimcistcrschaften 1929. Für die in den Tagen vom 31. Januar bis 3. Februar in Klingenthal-Aschberg auszutragenden Deutschen Skimeisterschaften liegt jetzt die Ausschreibung vor. Die Durch führung war dem Skiverband Sachsen im Herbst 1928 über tragen worden. Ihm zur Seite stehen die rührigen Winter sportvereine Klingenthal und Aschberg. Veranstalter der Deutschen Skimeisterschast und der Deutschen Skistaffelmeister schaft ist der Deutsche Skiverband; für die 3. Deutsche Heeres meisterschaft im Skilauf zeichnet das Reichswehrministerium Berlin verantwortlich. Die sportliche Leitung liegt in den Händen des Ausschusses für Sport im D. S. V.: Riefler, Nesselwang, Ganzenmüller. München, und Karlgut, Chemnitz. Aus dem Wintersportgebiete. Silvester und Neujahrstag haben dem Osterzgebirge einen riesigen Zuzug von Sportlern gebracht. Die Fremdenheime und Pensioushäuser der ganzen Umgebung waren überfüllt, in allen Gaststätten herrschte Großbetrieb. Da das winterliche Wetter beständig ist und die Schueelage jede Sportbetätigung zulätzt, ist der Fremdenverkehr rege. Mehrere Skilehrschulen halten hier ihre Übungskurse ab. Frostnebel hat der Gegend aufs neue Rauhreifschmuck angelegt. — Bei einer Übungs fahrt stürzte die Frau eines Dresdener Fabrikanten und zog sich einen Beinbruch zu. — Seit Silvester wird die 25jährige Stenotypistin Helene Wolf aus Dresden, die zum Erholungs urlaub im Berghof Raupennest weilte, vermißt. Sie hatte an dem genannten Tage eine Ausfahrt auf Skiern unternommen und ist nicht mehr zurückgekehrt. Es rst nicht ausgeschlossen, daß die Sportlerin an einer entlegenen Stelle verunglückt ist. Der Ski- und Rodelklub hat mehrere Streifen durchgefübrt, konnte aber nirgends eine Spur der Verschollenen entdecken. Bevliner Schlittschuh-Club weiter siegreich. In Laux oberhalb Montreux fand ein sehr gutbesetztes internationales Eis hockeyturnier statt. Die Westschweiz schlug Cambridge 1:0. Der Berliner Schlittschuh-Club siegte über Lhamonix Verlegen 10:1. Chamonix gegen Cambridge endete un entschieden 3:3. In einem weiteren Spiele schlug Berlin die Westschweizer-Mannschaft 4:0. Damit fiel dem erprobten Ber- Nner Schlittschuh-Club der Wanderbecher zum zweiten Male zu. Boxen. Jack Dempsey hat sich erneut für die diesjäh rige Austragung des Weltmeistertitels im Schwergewicht zur Verfügung gestellt. Deutsche Waldlaufmeisterschaft. Am 28. April wird die deutsche Waldlaufmeisterschaft in Frankfurt a. O. stattfinden. Beginn der ^Berliner Sechstage". In Berlin begann am Freitag das große Sechstage-Rennen. Starke Mannschaften find: Goßens-Debaets (Belgien), Wambst-Lacquehay (Frankreich), Rielens-Ban Kempen (Belgien-Holland), Linari-Miethe (Italien- Deutschland) und die deutschen Mannschaften Kroll-Tietz und Kroschel-Junge. Bridevbau in Freiberg i. Sa. Die Stadt Freiberg i. Sa. hat die Absicht, ein altes Fabrikgebäude zu einem Hallenschwimm- bad ^uszubauen. Das Bad wird ein Schwimmbecken von 25 mal ru Witter erhalten. Die Verhältnisse für diesen Umbau liegen besonders günstig, da die Größe des Gebäudes ausreicht und warmes Wasser in großen Mengen vorhanden ist. Außerdem will di« Stadt ihr veraltetes Sommerbad in großzügiger Weise in eins moderne Anlage umwandeln. Sonne und Mond. 6. 1. Sonne A, 8.12, U. 16.—; Mond A. 3.58, U. 12.47 Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 4 Januar- Dresden. Die Börse wies eine abgeschwächte Tendenz auf. Die Kursentwicklung war uneinheitlich. Großen Kurs abschwächungen standen ebensolche Steigerungen gegenüber. Verluste erlitten Reichsbank um 6, Darmstädter um 4, Com merz- und Privatbank um 3,75, Braubank um 3,50, Leipziger Kredit um 2,25, Deutsche Bank und Sächs. Bodenkredit um je 2, Wanderer um 3, Sachsenwerk um 2,50, Expreß-Sperr- Aktten und Geraer Elektrizitäts-Aktien um je 2, Glasfabrik um 5,8, Schubert u. Salzer um 7, Karl Dürfeld um 6, Poly phon um 5 und Felsenkeller um 6,75 Prozent. Höher notierten Sondermann u. Stier Lit. L mit 149, desgl. Lit. 71 um 2, Elitewerke L um 3,3, Gebr. Unger um 2,50, Bautzener Tuch um 7, Geraer Strickgarn um 2, Ver. Strohstoff uni 2,25, Mönchshof um 3,50, Riebeck und Dortmunder Ritter um je 3 Prozent. Die übrigen Kursveränderungen waren unter 2 Prozent. Von Rentenwerten waren achtprozentige Landes kulturrentenscheine 1 Prozent höher. Leipzig. Die Börse verkehrte in schwacher Haltung. Es verloren Schubert u. Salzer 10, Polyphon und Reichsbank anteile je 7, Stöhr 6,50, Thüringer Gas 3,50 Prozent. Da gegen besserten ihren Kurs Sondermann u. Stier, Serie 8, um 7, desgl. Serie um 4,50, Mittweidaer Baumwollspinnerei um 3, Köbke um 2,75 und Z. G. Richter um 2 Prozent. Der Anleihemarkt lag schwächer. Chemnitz. Die Börse verlief in matter, lustloser Tendenz. Die Umsätze hielten sich in engen Grenzen. Trotz des geringen Angebots erfuhren die Kurse größere Rückgänge Schwächer lagen besonders Pöge, Sachsenwerk und Schubert u. Salzer. Auch Bankaktien verloren bis zu 2,50 Prozent, ohne daß Um sätze zustande kamen. Für Sondermann u Stier wurden vergeblich weitere 5 Prozent geboten. Im Freiverkehr wurden bei geringen Umsätzen Maschinenfabrik Germania gesragt und erzielten eine Steigerung von 53 am Vortag bis auf 72. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 4.1. 28.12. 204—209 205—210 201—206 201—206 40,0—41,5 40,5—42,0 34,0—85,5 34,5—36,0 19,5—20,5 20,0—21,0 29,5—80,5 30,0—31,0 15,4—15,7 15,4-15,7 30,5—31,5 30,5—31,5 22,0—23,0 22,0—23,0 29,0—30,0 29,0—30,0 20,0—21,0^20,0—21,0 200—220 203—208 200—220 203—208 220—222 26,0-27,5 22,0—22,2 18,5—19,5 223—225 26,0-27,5 22,0—22,2 19,0—20,0 Weizen 75 Kilo .Roggen 70 Kilo Winter gerste, sächs. Futteraste Hafer, ml. Raps, tr. Mais Laplata Cinqu. Lrocken- schnitzel gucker schnitzel Kartoffel flocken Futtermehl Weiz.-Kl. Rogg.-Kl. Kaiseraus zugmehl Bäcker mundmehl Weizen nachmehl Jnland- weizenm. Type 70 Roggen mehl 0 I Type 60 Roggen mehl I Type 70 Roggen nachmehl 4.1. 14,6—15,0 14,4—15,6 28.12. 14,6—15,0 14,6—15,8 Berliner Produktenbörse: Weizen flau. Argentiniens Offerten sind offiziell nur mäßig niedriger. Bei ! Geboten kann man wesentlich billiger ankommen. Die Qualitäten der herauskommenden Weizen mengen zeigen durchschnittlich höhere Hektoliter-Gewichte. Die hervorragende Beschaffenhelt stört empfindlich den Kanada- und den U.S.A.-Markt. Die Si tuation blieb hier nicht eindruckslos, zumal auch Liverpool rea gierte. Inlandszufuhr nicht sehr wesentlich gesteigert, Mitteldeutschland mehr am Markt. Roggenangebot weiter mäßig, Nachfrage vielleicht gebessert. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Stativ«. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. MO tg 4. 1. 29 3. 1 . 100 kß 4. 1.29 3. 1. Weiz. / Mehl 70 mark. 201.0-203.0 202.0-204.0 Weizen 25.2-28.2 25.5-28.5 März 223.0 222.2 225.0-224.7 Roggen 25.4-28.0 25.5-28.1 Mai 231.0-230.0 234.5-234/ Weizenkleie 14 50 14.5 Juli 236.0-235.0 238.7 Roggenkleie 14.30 14.3 Rogg. Weizenkleie- 15.00 mrk?) 199.0-201.0 200.0-202.0 melaffe 15.0 März 220.2-219.5 221.7-221.5 Raps (1000 üg) — Mai 231.0 230.0 232.5 Leinsaat (do.) — Juli 229.5-229.0 230.5 Erbsen, Viktoria 42.0-50.0 42.0-50.0 Gerste Brau Futt.-, Indust Mut. Kl. Speiseerbsen 35.0 40.0 35.0-40.0 218.0 235.0 218.0 235.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 23.0-25.0 21.0-23.0 23.0-25.0 192.0-200.0 .92.0-200.0 Ackerbohnen Wicken Lupinen, blau 21.0-23.0 27.0-29.5 15.0-15.5 21.0-23.0 27.0-29.5 15.0-15.5 Hafer 193.0 200.0 193.0-200.0 „ gelb 17.0-17.5 17.0-17.5 mark. Seradella 38.0-42.0 38.0-42.0 März 221.00 221.7 Rapskuchen 19.9-20.3 19.9-20.3 Mai 231.00 231.5-231.7 Leinkuchen 25.0 25.2 25.0-25.2 Juli 233 5-H32.5 236.5-235.5 Trockenschnitzel 13.2-13.7 13.2-13.7 MaiS Soya-Extrakt. Berlin 224.0-225.0 224.0-225.0 Schrot 21.8-22.1 21.8-22.1 Kartoffelflocken 18.5-19.2 18.5-19.2 ') Hskwlitergewicht 74L0 KZ. ') do. 69 l-s. Die Vlehmärkte der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtschastsrat Berlin.) Rinder Kälber Schafe Schweine Augsburg .... —— — — — Berlin 18—61 48—88 35—63 65—75 Bremen .... 23—56 48—90 — 50—76 Breslau 13—52 50—75 45—62 72—82 Dortmund .... — — — — Danzig — —— — — Dresden .... 23—58 55—79 41—63 71—80 Chemnitz .... 20—54 55—84 49—56 68—78 Düsseldorf .... 20—63 50—88 —— 68—79 Elberfeld .... — — — — Essen: Wegen geringen Auftriebs keine Notierung! Frankfurt .... 22—55 56—76 — 74—80 Hamburg .... 16—58 — 20-63 — Hannover .... 20—57 50—92 47—55 60—75 Karlsruhe .... 23—57 68—77 — 75—78 Kassel — — — — Kiel: Wegen geringen Auftriebs keine Notierung! Köln . . . ^ . 20—58 50—115 40—55 66—77 Leipzig 10—59 50—77 40—62 68—77 Magdeburg . . . 20—50 40—80 44—56 66—78 Mannheim.... — 62—76 44-^6 70—78 München .... 20—54 55—81 —— 75—80 Nürnberg .... — — —— — Plauen 20—54 65—80 51—60 77—82 Regensburg . . . 10—36 55—85 — 70-100 Stettin 15—53 30—85 20—55 66—76 Stuttgart .... 14—53 55—75 — 74—80 Wiesbaden.... — — — — Zwickau .... 15—52 65—80 40—60 70-80 Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere uni schließen sämtliche Spesen des Handels Markt und Verkaufskosten, Umsatzsteuer ab Stall sowie den ür Fracht natürlichen Gewichtsverlust ein, muffen sich also wesentlich über die Stall- preise erheben. Standesamts-Nachrichten Ohorn Monat Dezember 1828 Geburten: Hedwig Anni, Tochter des Gutsbesitzers Max Ehrhard Philipp und seiner Ehescau Flora Hedwig geb. Steglich — Frida Ruth, Tochter des Fabrikarbeiters Heinrich Alfred Eisold und sei ner Ehefrau Lina Frieda geb. Gäbler — Franz Günther, Sohn des Verwaltungssekretärs Bernhard Franz Höfgen und seiner Ehe frau Olga Flora geb. Heinrich. Eheschlietzunge«: Alfred Kurt Oswald, Fabrikarbeiter mit Marta Elsa Lehnert, Fabrikarbeiterin — Richard Erwin Haufe, Zimmer mann in Burkau mit Marla Frida Kaiser, Haustochter. Tterbesälle: Auguste Wilhelmine Damm, Rentenempfängerin, 78 Jahre, 1 Monat, 22 Tage alt — Andreas Paulusch, Fabrikarbei ter, 62 Jahre, 3 Monate, 22 Tage alt. Sein wahrer Name. Roman von Erich Ebenstem. Copyright by Greiner L Comp. Berlin W 30. Nachdruck verboten. 41. Fortsetzung. ) A. Katzitel. Der erste Blick, den Hempel auf den ihm entgegen kommenden Schlohherrn warf, belehrte ihn, daß sein Ver dacht ein falscher gewesen. Dieser vom Leben, einem heimlichen Schmerz oder Krankheit vorzeitig gealterte Mann mit dem müden, glanz lösen Blick konnte unmöglich derselbe sein, der pfeisend die pietätlos durchwühlte Wohnung einer Ermordeten verließ und sich lächelnd eine Zigarre anzündete, nachdem er ein Menschenleben zerstört hatte. Wohl war er hochgewachsen und hager, mit einem von grauem Haar umrahmten, furchigen Antlitz. Aber dieses Antlitz trug trotz seiner harten und bitteren Linien so un verkennbar den Stempel strengster Rechtschaffenheit, daß Hempel sofort jeden Verdacht aufgab. Und dann, wäh rend Herr von Senkenberg ihn mit vornehmer Liebens würdigkeit willkommen hieß und von seinen Sammlungen zu sprechen begann, bemächtigte sich des Detektives eine wunderliche Unruhe. Wo hatte er nur schon einen ähnlichen Kopf im Leben gesehen? Und ähnliche Bewegungen? Besonders die eine, beim Sprechen den Kopf etwas seitwärts zurückzuwerfen? Er quälte sich so damsit, daß er kaum acht gab auf das, was der alte Herr sprach und sich gewaltsam aus seinen Gedanken reißen mußte, als dieser endlich einen Schrank öffnete, und, einen Armleuchter in die Hand nehmend, ihn aufforderte, sich seine Schätze zu besehen. Es waren sehr kostbare und seltene Dinge, die Silas' Augen nun zu sehen bekamen. Manche Stücke entlockten ihm geradezu Ausrufe des Entzückens, und er war nur froh, daß er sich teils aus Liebhaberei, teils aus Geschäftsgründen früher viel mit Fachstudien beschäftigt hatte, sonst wäre es ihm schwer geworden, seine Rolle weiter zu spielen angesichts der ausgedehnten Kenntnisse, die Herr von Senkenberg in bezug auf Alter und Wert der einzelnen Stücke bewies. Wie im Fluge verging die Zeit. Draußen lag die Nacht wie ein schwarzes Tuch über der Erde. Die Schlohuhr schlug zehn Uhr. Gleich daraus hörte man einen Wagen ansahren und halten. Herr von Senkenberg zuckte nervös zusammen und brach mitten im Satze ab, den Kops wie lauschend vor gebeugt. All seine liebenswürdige Höflichkeit schien jäh erstarrt zu einem harten, eisigen Ausdruck der Abwehr, der sein Gesicht förmlich versteinerte. Plötzlich begegnete sein Blick dem Hempels, und er I zuckte zusammen. , Den Leuchter hastig auf einen Stuhl setzend, sagte er: i „Sie verzeihen — ich bin ein wenig angegrisfen heute — das lange Stehen hat mich wohl ermüdet — ich möchte mich einen Augenblick ausruhen." „Ich habe um Vergebung zu bitten, Herr von Senken berg! Wollen wir das andere auf morgen lassen —" „Nein! Bitte, bleiben Sie noch," unterbrach ihn Sen kenberg rasch, „es tut mir so Wohl, einmal einen Menschen gefunden zu haben, dem das, was mir lieb ist, gefällt! Lassen Sie sich nicht stören! Sehen Sie ruhig alles an. Für morgen habe ich noch andere Schränke. Ich möchte nicht, daß Sie mich jetzt verlassen!" Das letzte hatte fast wie eine Bitte geklungen. Hempel fuhr also in der Betrachtung der Stücke fort, während Sen kenberg sich auf einen Stuhl niederließ und stumm vor sich hinstarrte. Er sah erschöpft aus. Nach einer Weile klopfte es an die Tür, und Peter Mark erschien. „Herr von Lavandal ist angekommen", meldete er, das gnädige Fräulein lassen anfragen, ob er nicht für einen Augenblick seine Aufwartung —" „Nein", unterbrach ihn Senkenberg hastig, „man soll mich ganz aus dem Spiel lassen. Auch morgen. Sagen Sie, ich hätte Besuch. Ich sei krank. Ach, sagen Sie, was Sie wollen, Mark, aber halten Sie mir um Gottes willen Besuch vom Leibe!" „Sehr Wohl, Ew. Gnaden!" Mark entfernte sich. „Es ist", sagte Senkenberg nach einer Pause, als ob er fühle, dem Besucher irgend welche Erklärung für sein Be nehmen schuldig zu sein, „daß ich seit Jahren jeden Ver- kehr ausgegeben habe. Auch mit Familienmitgliedern. Aus nahmen mache ich nur dann, wenn es jemand ernst ist mit dem Interesse für meine Sammlungen. Wie Ihnen zum Beispiel!" Silas fühlte, daß er einen roten Kopf bekam. Um seine Verlegenheit einigermaßen zu verbergen, beugte er sich tiefer in den Schrank und holte einige Schmucketuis heraus, die zu hinterst aufgestapelt waren. „Ich bin Ihnen dafür doppelt dankbar", murmelte er. „Hoffentlich kann ich Ihnen bald ein paar hübsche Sachen vorlegen. Dies ist wohl Familienschmuck" fragte er dann, mit Interesse den Inhalt einiger Etuis betrachtend. „Ja! Ich gab ihn zur Sammlung, weil er in dieser Form heute wohl kaum mehr getragen werden kann. Uebri- gens gibt es auch niemanden in meiner Familie der ihn tragen könnte, da außer meiner alten Schwester nur männ liche Glieder leben." Während er sprach, hatte Hempel das letzte Etui ge öffnet und prallte nun förmlich erschrocken zurück, die Augen starr auf den Inhalt geheftet. Es war ein großes, flaches, sehr altes Etui, für vier Stück berechnet, aber zwei fehlten. Nur die Brosche und ein Kollier flimmerten mit mattem Glanz auf dem ver blichenen, aprikosenfarbigen Sammet. Zwei Ohrgehänge, die offenbar dazu gehörten, fehlten. Was Hempel in so große Erregung versetzte, war die Form des Schmuckes. Es waren aus Brillanten gebildete Pentagramme mit je einer schwarzen Perle in der Mitte. Die Gegenstücke zu den in Mutter Rabls Nachlaß gefundenen Ohrgehängen! Wie im Traume starrte Silas Hempel darauf nieder, während eine Glut wirrer Gedanken unklar durch sein Hirn zog. (Fortsetzung folgt.)