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Nr. 3. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 4. Januar 1929 Seite 2 den Schuß aus der Kanone die Gemüter aufs höchste er regt. Die Freunde erstklassiger Lierdressuren werden zwei fellos hochbefriedigt das Zirkusgebäude verlassen. Für die Lachmuskeln sorgt das urkomische Girardi-Trio. An den beiden letzten Tagen (5. und 6. Januar) finden zwei Vor stellungen, um 3 und 7r/> Uhr, statt. Nachmittag zahlen Kinder auf allen Plätzen von 2.— aufwärts halbe Preise. — (Entscheidung über Mietbef chwerden.) Das sächsische Justiz- und das Arbeitsministerium haben, wie aus Dresden gemeldet wird, dem Z 14 Satz 1 der Er sten Ausführungsverordnung zum Gesetz über Mieterschutz und Mieteinigungsämter mit Wirkung vom 1. Januar fol gende Fassung gegeben: Ueber die Beschwerde gegen Ent scheidungen des Mieteinigungsamtes entscheidet die Zivil beschwerdekammer des Landgerichts unter Zuziehung von je einem Vermieter und Mieter als Beisitzer. — (Ausstellungsvorschriften bei Lokomo bilen.) Bei Aufstellung von Lokomobilen ist eine bestimmte Entfernung von Gebäuden innezuhalten. Für die vorschrifts mäßige Beschaffenheit der Maschinen ist der Eigentümer ver antwortlich, für die Beobachtung der zum Schutze der All gemeinheit erlassenen Vorschriften über die Aufstellung und den Betrieb bat dagegen neben dem von dem Betriebsunter nehmer bestellten Wächter derjenige zu forgen, in dessen Dienst die Maschine tätig wird, also der Betriebsunternehmer. Als solcher ist der Landwirt anzusehcn, dem der Eigentümer die Maschine z. B. zum Ausdreschen des Getreides überläßt. (K. G. 1. Strass. 30. 3. 28; I S. 76/281.) — (Die Gebühren bei den Arbeitsgerich ten.) Anscheinend ist den für die Erteilung von Armuts zeugnissen zuständigen Behörden vielfach nickt bekannt, daß die Gebührensätze des Verfahrens vor den Arbeitsgerichten erster Instanz erheblich niedriger als die für den ordentlichen Prozeß geltenden Sätze sind. Es wird ferner nur eine ein malige Gebühr in diesem Verfahren erhoben. Diese beträgt bei einem Werte des Streitgegenstandes von 20 RM 1 NM, von 60 RM 2 RM, von '100 RM 3 RM und steigt bei je 100 RM um je 3 RM bis zum Werte des Streitgegen standes von 1200 RM. Anwaltsgebühren können einer Partei im arbeitsgerichtlichen Verfahren erster Instanz nicht erwachsen, da Rechtsanwälte als Prozeßbevollmächtigte oder Beistände vor dem Arbeitsgericht nicht zugelassen sind. In der zweiten und dritten Instanz gelten für Gerichtskosten und Anwaltsgebühren die gleichen Gebührensätze wie für das sonstige Zivilprozeßverfahren. — (Konkurse im Jahre 1928.) Die Jahres ziffer der Zahlungseinstellungen, die jetzt vorliegt, zeigt mit 8290 Konkursen und 3341 Vergleichsverfahren ein äußerst starkes Ansteigen gegenüber dem Vorjahre (5809 bzw. 1501». Auf das letzte Quartal entfallen davon nach einer Zusam menstellung der Finanzzeitschrift „Die Bank" 2051 (i. V. 1683) Konkurse und 583 (382) Vergleichsverfahren, auf den Dezember allein 659 (i. V 640) Konkurse und 276 (185) Vergleichsverfahren. Pulsnitz M. T- (Der nächste Mütterabend) wird am 10. Januar (Donnerstags), abends 8 Uhr in Schumanns Restaurant gehalten. Bitte Kinderharfen mit bringen. Ohorn. (Die Altenvereinigung) für das Oberdorf findet diesmal Montag, den 7. Januar, nachmit tags 3 Uhr bei Frau Eveline Rammer statt. Grotznanndorf. (Milchkontrollverein.) Am 3. Januar ist am hiesigen Orte ein Milchkontrollverein zur Erreichung einer höchstmöglichen rationellen Milchwirtschaft bei Anwendung planmäßiger Futterverwendung errichtet wor den. Dieser Verein verspricht von vornherein schon durch sein kultursörderndes Programm auf dem Gebiete der Vieh wirtschaft eine überaus segensreiche Einrichtung zu werden, da dadurch die nunmehr eingeführte Stall- und Milchkon- trollc bei den dem Verein beigetretenen Mitgliedern jedes Milch gebende Tier genau beobachtet wird hinsichtlich des Fettgehaltes und der Menge der Milch, sowie der hierzu verabreichten Futtermengen. Der hierzu angestellte Kontroll beamte ist gern bereit, noch weitere Tierhaltungen in den Bereich seiner Kontrolle zu ziehen, um auf diese Weife zum Segen und Fortschritt der aufstrebenden Landwirtschaft wir ken zu können. Anmeldungen zum Beitritt in den Verein wolle man bei Herrn Lehngutsbesitzer Münch, hier, bewirken. Kamenz. (Wochen markt) Auf dem gestrigen Wochenmarkt kosteten u. a. Rosenkohl 60 und 70, Grünkohl 30, Blumenkohl 40—100, Spinat 30—40, Sellerie 35, Rotkraut 20, Weißkraut 15, Möhren 20, Zwiebeln 20, To maten (ausländische) 90, Wein 100, Aepfel 20—40, Wal nüsse 70—80, Haselnüsse 80 und 90 Pfg. das Pfund, schwarze Rettiche 10—15 Pfg. das Stück, Endivien 15 und 20, Kohlrabi 10 und 15 Pfg. das Stück, Radieschen Bün del 10 Pfg. Bautze«. (ZeitungsverlegerPaulStaarfi.) Der Mitinhaber des „Bautzener Tageblattes", Paul Staar, ist am Neujahrstage unerwartet im 64. Lebensjahr einem Herzschlag erlegen, nachdem ihm am 12. Oktober v. I. feine 63 jährige Gattin im Tod vorangegangen war. Er hat nahe zu 13 Jahre im Verlagshaus Gebrüder Müller an verant wortungsvoller Stelle gestanden und seine vielseitigen Kräfte dem Zeitungswesen gewidmet. Großschönau. (Einbruch in eine Bergwirk- scha.fi.) Auf dem Breitenberge bei Großschönau wurde nachts in die Bergwirtschaft eingebrochen. Die Diebe zer trümmerten alles und nahmen mit, was sie tragen konnten. Die Verbrecher konnten ungestört arbeiten, da der Wirt schaftsbetrieb im Winter ruht. Meißen. (Ein 68jähriger Betrüger.) Wegen Unterschlagung von 7000 Mark wurde vor dem Eingang eines Dresdner Hotels ein 68jähriger Kaufmann aus Meißen festgenommen. Er war mit dem zur Beschaffung einer Hypothek erhaltenen Gelds flüchtig geworden. Durch seine Festnahme konnten 5000 Mark wiedererlangt werden. Johanngeorgenstadt. (Die Weihe der neuen Sprungschanze.) Am 6. Januar findet die Weihe der Hans-Heinz-Schanze, der größten Sprungschanze Deutschlands, statt. Die Weihefeier beginnt am Sonn abend mit einem Fackelzug der Mitglieder des Winter sportvereins Johanngeorgenstadt. Abends findet Fest- lommers im Rathaussaal statt. Am 6. Januar, vor mittags 10 Uhr, nimmt der sportliche Teil des Festes seinen Anfang. Nachmittags 1 Uhr beginnt das Springen an der Schanze. Penig. (MitdemSäuglingausdiesiraye gesetzt.) Kürzlich betrat hier ein junges, außerordent lich dürftig gekleidetes Ehepaar die Polizeiwache. In dem Arm der Frau lag ein in Windeln gewickelter, erst einige Tage alter Säugling. Das Ehepaar mit dem Kinde war von den Eltern, bei denen es zur Untermiete wohnte, auf die Straße gesetzt worden. Der Polizei war es möglich, die Wohnungslosen wieder unterzubringen. Waldheim. (Todesfall.) In Waldheim starb der Fabrikbesitzer Franz Prinz, Inhaber der Zigarrenfabrik Gustav Liebe. Der Verstorbene war Stadtverordneter und Vorsitzender des Bezirks Waldheim des Verbandes Sächsischer Industrieller. Kuns Lahre Kabinett Heldt. Zum 4. Januar. Mitte Januar nimmt der sächsische Volksbildungs minister Dr. Kaiser seinen Abschied, nachdem er fünf Jahre hindurch sein Amt innegehabt hat. Er gehört mit zu den Männern, die das Kabinett des am 4. Januar 1924 vom Landtage zum Ministerpräsidenten gewählten damaligen Finanzministers und sozialdemokratischen Abgeordneten Heldt bildeten. Auf den 4. Januar 1924 kann man daher die Geburtsstunde des Kabinetts Heldt legen, wenn es sich in den Folgejahren auch mehrere Umwandlungen gefallen lassen mußte. So schied im Januar 1926 der Finanzminister Dr. Reinhold aus, dessen Nachfolger Dr. Dehne wurde. Die größte Änderung kam dann im Januar 1927 nach den Neuwahlen: Dr. Dehm wurde In nenminister, der altsozialistische Innenminister Max Müller und der altsozialistische Wirtschaftsminister Her mann Müller schieden aus und neu traten ein Abg. Weber (Wirtschaftspartei) als Finanzminister und Abg. Dr. Wilhelm (Wirtschaftspartei) als Wirtschafts minister. Einige Monate darauf übernahm Dr. Apelt das Amt Dr. Dehnes. Schließlich die letzte Umbildung vom Juli 1927: Ausscheiden des Justizministers Dr. Bünger (D. Vp.) und des Wirtschaftsministers Dr. Wil helm und ihr Ersatz durch Dr. von Fumetti (Aufwertung u. Volksrecht) und Dr. Krug von Nidda und v. Falken stein (Dtn.). Die Leitung in der Person Heldts blieb aber immer dieselbe, auch die Unterstützung der Parteien — ob offiziell, ob stillschweigend, war nicht ausschlaggebend — war die gleiche, und deshalb muß man jetzt Wohl vom fünfjährigen Jubiläum des Kabinetts sprechen. Man kann nicht behaupten, daß dieser Jubiläumstag in eine Zeit allgemeiner Zufriedenheit fällt. Sozialdemo kraten und Kommunisten glauben, daß infolge der Wahl- rechtsklage vor dem Staatsgerichtshof bald die letzte Stunde des Landtages geschlagen habe, dazu kommt inner halb der Koalitionsparteien selbst der Streit um die Nachfolge Dr. Kaisers, und andere kleinere Mißstim- migkeiten lassen gleichfalls keine rechte Freude aufkom men. Man darf freilich einigermaßen sicher sein, daß alle diese Dinge nicht zum vorzeitigen Ende des Landtages und damit der Regierung führen werden, darüber aber, was nach dem normalen Schluß dieses Laudtages, nach dem Herbst 1930, kommen wird, wagt niemand zu prophe zeien. Trotzdem aber soll man in diesen Tagen aner kennen, daß die vergangenen fünf Jahre sehr viel Gutes gehabt haben, und daß man dem Kabinett Heldt, alles in allem genommen, doch ein geschichtliches Verdienst zusprechen muß. Schon daß das Kabinett überhaupt zustande kam, war eine Tat. Daß sich Heldt und mit ihm die Sozial demokraten Elsner und Max und Hermann Müller mit den Demokraten und vor allem mit der Deutschen Volks partei zu einer Regierung zusammensetzten, bildete den Anlaß zur Spaltung der Partei, der dann 1926 zur Gründung der Altsozialdemkratischen Partei führte. Von Anfang an wären einflußreiche Teile der sozialdemokratischen Fraktion gegen diese Koalition. Die hierin liegenden Kämpfe haben die Arbeit der Regierung nicht leicht gemacht; diese Tatsache und die andere, daß in der Koalition selbst eine Fülle grundverschiedener An schauungen lebendig ist, macht es erklärlich, daß keine be sonders auffallende Leistung in den fünf Jahren zu ver zeichnen ist. Aber denkt man nach, dann erkennt man auch, wie das gesamte öffentliche Leben Sachsens von Zer rissenheit und Unruhe zu Stetigkeit, Ordnuna, Beruhi gung gekommen ist. Und das ist schließlich ^"'dienst genug. Es ist leicht, über die „Notgemeinschaft" der Regierung zu spotten. Schwerer dagegen, etwas Besseres an ihre Stelle zu setzen. Weil es einfach keine bessere Lösung gibt, ist das Kabinett Heldt bisher zusammen geblieben und wird auch weiter zusammenbleiben, und es verrichtet damit eine ähnliche Arbeit wie die, die das Brechen der Deiche vor den sinnlos wütenden Wasserfluten verhindern. Auch jene Leute haben kaum Zeit, neue große Bauten über die Tagesnotwendigkeiten hinaus aufzufübren. Grippeepidemie im Löbauer Bezirk. Im Löbauer Bezirk herrscht gegenwärtig die Grippe. Besonders sind die Orte Kunewalde und Taubenheim an der Spree heimgesucht. In manchen Häusern liegen drei bis vier Familienmitglieder krank danieder. In Tauben heim sind nur wenige Familien von der Epidemie ver schont geblieben. In Kunewalde sind einige Todesfälle zu verzeichnen, da die Krankheit dort mit ziemlich heftigen Symptomen auftritt. Ein Katzeniöter und Amseljäger vor Gericht. Vor einiger Zeit hatte ein Herrschaftsgärtner in einem Grundstück auf Weißer Hirsch zahlreiche Katzen weggefan gen und getötet. Der Gärtner erklärter er habe die Tiere deshalb im Grundstück weggefangen, weil sie den Sing- I vögeln nachstellten. Jener Gärtner mutzte sich wegen Ver gehens nach dem Vogelschutzgesetz vom 30. Mai 1908 vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Nach der er- hobenen Anklage wurde er beschuldigt, mit einer Jagd waffe ohne behördliche Genehmigung 12 Amseln und ein Käuzchen weggeschossen und Vogelnester zerstört sowie die darin vorgefundenen Vögel getötet zu haben. Der Angeklagte war geständig. Im Auftrage seiner Dienstherrin habe er eines Nachmittags einen Raubvogel geschossen und zu spät gesehen, mi? der Tötung eines Käuzchens einen Fehlgriff getan zu haben. Die Amseln habe er geschossen, weil sie die Erdbeeren wegsraßen. Der Angeklagte bestritt aber, Vogelnester zerstört und die darin befindliche Brut getötet zu haben. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Übertretung nach § 4 des Vogel- fchutzgesetzes zu 30 Reichsmark Geldstrafe, erkannte aber betreffs der ihm zur Last gelegten Zerstörung der Vogel nester auf Freisprechung. Das benutzte Jagdgewehr wird eingezogen. Messerstecherei und Schlägerei. Eine Eifersuchtsszene mit folgenschwerem Ausgang spielte sich in Waldenburg (Sachsen) ab. In der Tanz diele einer Gastwirtschaft in Altwaldenburg kam es zu einem Streit zwischen dem verheirateten Arbeiter Lange und einem Chauffeur, in dessen Verlauf der eifersüchtige Lange auf feinen Gegner mit einem Messer einstach und ihn schwer verletzte. U. a. wurde dem Verletzten ein Auge ausgestochen. In Sachswitz bei Greiz ist es zu einer schweren Schlägerei gekommen, und zwar zwischen Einwohnern aus Elsterberg und Greiz. Die Polizei mußte zur Hilfe her beigeholt werden. Es wurden 13 der Übeltäter ermittelt. Einer der in der Schlägerei am schlimmsten Zugerichteten mußte ins Greizer Landeskrankenhaus eingeliefert werden. Die Finanzgebaeung der Landkreise Wieg ebanlasten Im Lantkrelshause !n Berlin tagten die Borstände des Preußischen und Deutschen Landkieistage?. Im Vordergrund der Erörterungen stand die Finanzlage der Gemeinden und Gemeindeverbände. Erfreulicherweise kommt auch in par lamentarischen Kreisen die Ansicht zum Durchbruch, daß der Lasten- ausgleich zwischen Stadt und Land ändeiungrbedürftig ist. Die Neuregelung der Wegelasten ist eine dringende Notwendigkeit, wenn die Leistungesähigkeit des flachen Landes aus diesem Gebiete erhalten werden soll. Außerdem beschäftigten sich die Vorstände mit den gegen die Ausgabenwirtschast der Gemeinden in der Oeffentlichkeit erhobenen Vorwürfen. Es wurde dabei folgende Resolution gefaßt: „Der Deutsche und der Preußische Landkreistag stellen fest, daß die immer wieder in der Oeffentlichkeit ausgestellte Behauptung über die aufwendige Ausgabenwirtschast der „Gemeinden- jeden falls aus die Landkreise nicht zutrisft. Von einer ungesunden Ver schuldung kann bei den Landkreisen keine Rede sein. Wie die Ergebnisse der Reichsfinanzstatistlk zeigen, haben die Landkreise in Würdigung der Notlage der Wirtschaft die Ersüllung freiwilliger Ausgaben auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt. Aber schon die Durchführung der ihnen gesetzlich obliegenden Aufgaben — insbesondere Wohlfahrtspflege und Landstraßenbau — fordern Beträge, die die Grenze der Leistungsfähigkeit der Kreise erreicheu. Die Ausgaben sür nicht gesetzlich sestgelegte Aufgaben spielen da neben nur eine untergeordnete Rolle. Im Interesse einer geord neten Finanzwirtschaft und einer von der Oeffentlichkeit geforderten sparsamen Wirtschaftsführung muß aber verlangt werden, daß auch die Gesetzgeber der wirtschaftlichen Lage Rechnung tragen und bei der Ueberweisung neuer Ausgaben an die Gemeinden und Gemeinde verbände die notwendigen Mittel zur Vrrsügung stellen.- Verbindlrchkeitöerklärung des Schiedsspruchs für die Werflindustrie. Berlin. Der Reichsarbeitsminister hat Donnerstag den am 21. Dezember gefällten Schiedsspruch für die Werft- industrie für verbindlich erklärt. Deutsches Bravourstück in Babul Berlin, 4. Januar. Wie der „Lokalanzeiger" aus London meldet, wird ein Bericht aus Kabul über die Tapferkeit zweier Deut scher veröffentlicht, die sich während, der Belagerung Kabuls zur briti schen Gesandschaft durchschlugen, um festzuftellen, ob dort Hilse not wendig sei. Die verschiedenen fremden diplomatischen Vertretungen in Kabul waren mehrere Tage ohne Nachricht über das Schicksal der britischen Gesandschaft, die fünf Kilometer außerhalb Kabuls in den Bergen liegt. Zwei junge Mitglieder der deutschen Gesandschaft erboten sich, bis zur britischen Gesandtschaft vorzudringen. Sie nahmen die deutsche Fahne mit und, auf allen Vieren kriechend, gelangten sie unter ständiger Le bensgefahr durch die Feuerzone. Im Gesandschaftsgebäude war aber niemand verletzt außer einer Amerikanerin. Die Lage war aber so ernst, daß der britische Geschäftsträger die Beiden bewog, vorläufig den Rückweg nicht anzutreten. Inzwischen kamen die englischen Militärflug- zeuge an und brachten einen Lebensmittelvorrat, der im Notfall sechs Monate ausgereicht hätte. Zuspitzung -es Eaarkonflikts. Die Bergarbeiter drosseln d re Förderung. Bochum. Die Lage an Saarbergbau hat sich nach einer Mitteilung des Deutschen Bergarbeiterverbandes neuer lich v e r s ch ä f t. In zahlreichen Belegschaftsversammlun gen hat die Saarbergarbeiterschaft, von deren 60 000 Mann zählenden Gesamtbelegschaft über 50000 organisiert sind, be schlossen, als Gegenmaßnahme gegen das Lohndiktat der fron- zösischen Grubenverwaltung, für deren einseitige Lohnpolitik offenbar separatistische Motive maßgebend sind, der Parole der Bergarbeiterverbände, keine Gedingen auf der von der „Administration" festgesetzten Grundlage abzuschließen, Folge zu leisten. In Gewerkschaftskreisen rechnet man mit der rest losen Durchführung dieses Beschlusses, wodurch eine nicht un- erhebliche Drosselung der Förderung bewirkt würde. . , Parker Gilbert über feinen Bericht New Bord, 3. Januar. Im weiteren Verlause seiner Be sprechung mit der Presse wurde der Reparationsagent Parker Gilbert darauf aufmerksam gemacht, daß er in seinem Bericht doch offenbar die Frage der deutschen Ausländsanleihen nicht genügend berücksichtigt habe. Deutschland habe seine Reparationszahlungen doch nur leisten können, weil eS Ausländsanleihen habe aufnehmen können. Gilbert wich dieser Frage aus und tat äußerst überrascht. Er erklärte, er habe die Frage der Ausländsanleihen in seinem Bericht berührt, soweit sie das seiner Ansicht nach korrekt gewesen sei. Aus weitere Fragen erklärte er, daß offenbar in Deutschland der volle Bericht noch nicht erhältlich sei. Wenn dies der Fall sein werde, so werde Deutschland erkennen,