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Nr. 5. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 7. Januar 1929. Sette 6. Deutschland, größte Skisprungschanze geweiht. — Siu großer Tag für Iohauageorgenftadt. Ecel^nl»reiche, festliche Lage Hai das Gebtrgsstäachen Himer sich. Oie Weihe der HanS-Heinz-Schanze, der größten Sprungschanze Deutschland«, hatte einen gewaltigen Menschenstrom nach Johanngeorgenstadt gelockt, und den Elöffnungssprüngen am Sonntag nachmittag mögen nach vorsich tigen Schätzungen gegen 10» und 12 000 Menschen brigewohnt haben. Am Sonnabend wuiden die Feierlichkeiten mit einem Kommers eilige» leitet. Mannigfache Ehrungen impfing Stadtrat Guido Heinz, der die Schanze zur Erinnerung an seinen im F lde gefallenen Bruder Hans Heinz, einen Pionier des sächsischen Skisports, dem Wintersporiveiein Johanngeorgenstadt gestiftet hat. Bürgermeister Dr. Pobbig, Geheimer Regierungsrat Dr. Wimmer, der Skivelbandsvo-sitzende Dr. S-Yianh würdigten in Ansprachen die Bedeutung der Schanze. In ihr b> sitzen die sächsischen Skisponler eine ausgezeichnete Uebungsgeleyenhett, di- wesentltch dazu beitragen wird, daß die Sachsen ihre Stellung im na tionalen und internationalen Skisport verbessern. Ein Fackelzug be schloß den Vorabend des Wcihetages. Der Sonntag war vom Wetter begünstigt und p anmäßig vollzog sich die Weihe. Die Tochter von Hans Heinz taufte die Schanze mit einem Versprach auf den Namen ihres Baters, und dann eröffnete der J-Hanngeorgenstäd er Jungmann Alfred Czermak mit einem Weihesprung. Ihm folgte der Olympia kämpfer Waller G oh mit einem gut gestandenen Sprung von 43 Meier Dem Thüringer Recknagel gelang ein sicher gestandener Sprung von 48 Metern. Den schönsten Sprung des Tages zeigte Hein, Gablonz, der mit Note 232,8 der Beste im Eröffnungsspringen wurde. Tue Weitung der Sprünge geschah nach dem neuen Modus, bei dem die höchst erreichbare Note 240 beträgt. Elwa weitere bv Springer gingen noch über die Bahn, alle ohne Unfall Nach dem übereinstimmenden Urteil der Fachleute stellt sich die Schanze den b.sten natürlichen An lagen würdig an die Seite Fußball im Reich. In Berlin gab es allgemein er wartete Ergebnisse: Hertha B. S. C. — Kickers 4:2, Mi nerva—N.N.W. 2:1, B.S.V. 92—Viktoria 2:2. — In Norddeutschland schlug der deutsche Meister Ham burger S. V. die Hamburger Unitas mit 3 :0. Weitere Er gebnisse: Bremer S. V.—Eintracht Bremen 3:4, Viktoria Harburg—Viktoria Wilhelmsburg 2:3, Hannover 1896— Arminia Hannover 2:2. — Die Endspiele um die Mei sterschaft bestreiten Titania, Preußen und B. s. B. Stettin, nachdem am Sonntag Titania Stettin über Stral sund 07 6 :1 und Preußen-Stettin über Viktoria-Stolp 3 :1 siegten. In Südostdeutschland qualifizierte sich in der Niederlausitz Viktoria-Forst durch einen 1:0-Sieg über Deutschland-Forst als zweiter Vertreter neben Cottbus 98 für die Teilnahme an den südostdeutschen Meisterschafts spielen. In Mittelschlesien feierte der Breslauer S. C. 08 einen glatten 5 :1-Sieg über den Schüler-S. C.-Oels. — Im Süden herrschte Hochbetrieb. In Nürnberg trium phierte Süddeutschland mit 5:0 über Niederösterreich. Die Meisterschaftsendspiele brachten in der Runde der Meister folgende Ergebnisse: Eintracht - Frankfurt — Germania- Brötzingen 4 : 0, Bayern-München—Karlsruher F. B. 3 :3, Borussia-Neunkirchen—Wormatia-Worms 1:0. — Die wich tigsten Ergebnisse Mitteldeutschlands: Fortuna- Leipzig—V. f. B. 2:0, Dresdener Spielvereinigung— D. S. E. 3:4, Halle 96—Favorit-Halle 2:4, Feuerwehr- Magdeburg—Kricket Viktoria 5:3. — Im Westen gab es einige Ueberraschungen: Bonner F. V.—Köln-Sülz 07 1:0, Duisburger S. V.—Union-Krefeld 4:1, Düsseldorf 99—Eller 04 2:1, Schalke 04—Dortmund 95 3 :0, Osna brück 06—Union Herford 7 : 0. Der Handballstädtekamps Braunschweig—Hannover in Braunschweig endete mit einem 3 :2(1 : 2)-Siege der Sport- lm: Braunschweig. Der Tenniskampf Rheinland—Kopenhagen findet nun mehr nach Zusage der Dänen am 2.-3. Februar in Essen statt. Deutschlands Vertretung bei den Tisch-Tennis-Welt- «eisterschaften vom 14.—21. Januar in Budapest ist: bec den Herren: Haensch-Dresden und H. G. Lindenstaedt-Berlin. Ein dritter Teilnehmer wird noch ermittelt. Bei den Damen: Fräulein Metzger und Frau Rüster (Berlin) und Fräulein Karnatz. In Lhamonix erzielte der Berliner Schlittschuh-Club bei feinem ersten Auftreten nur unentschieden 3:3 gegen die Pariser Kanadier. Bei den Dortmunder Meisterschastsboxkämpfen schlug R. Wagener vr. Bach in der 2. Runde k. o., im Fliegengewicht Schulze-Hamburg Köhler in der 5. Runde k. o., im Welter gewicht wurde Metzger wegen Tiefschlag in der 11. Runde gegen Reppel-Herne disqualifiziert, und die Federgewichts Meisterschaft ergab ein Unentschieden Gohres-Noack, so daß Noack Meister bleibt. Die Brandenburgischen Amateur-Boxmeisterschaften haben insgesamt 151 Meldungen erhalten. Die Entschei dungen fallen am 11. März im Berliner Sportpalast. Fußball. Außer Penarol-Montevideo wird noch eine zweite südamerikanische Fußballmannschaft die Reise nach Europa antreten: „Massila Sportivo Barracas, eine argentinische Mann schaft, hat sich bereits zu einer Gastspielreise eingeschifft, die sich über Portugal, Spanien, Italien auch nach Frankreich, Holland, Oesterreich und Deutschland ausdehnen soll. Deutsche Hockeyspielerinnen nach England. Die Damenhockeymannschaft von Alt-Rallstedt wird mehrere Wett spiele in England austragen. Die Hamburgerinnen gelten in dieser Saison als die stärkste norddeutsche Damcnelf und werden die deutschen Farben sicher gut vertreten, zumal sie sich durch zwei Spielerinnen anderer Klubs verstärkt haben. Um die deutsche Federgewichtsmeisterschaft. Paul Noack-Berlin, der deutsche Boxmeister im Federgewicht, verteidigte am Sonntag in der Westfalenhalle zu Dortmund seinen Titel gegen Gohres-Duisburg. Noack bleibt Federgewichtsmeisier. Der Boxkampf um die Deutsche Federgewichtsmeisterschaft endete unentschieden. Noack blieb als deutscher Federgewichtsmeister. Dörse und Aunöel Amtliche MMe Notierungen vom 5 Zannar. Dresden. Die Börse verkehrte zum Wochenschluß in stiller 's Haltung. Die Kursschwankungen bewegten sich zwischen 2 und 5 Prozent; Rückgänge überwogen. So verloren Zwickauer Kammgarn gegenüber ihrem letzten Kurs vom 3. Januar 15, Kammgarnspinnerei Schedewitz gegenüber ihrem letzten Kurs vom 31. Dezember 1928 10 Prozent. Glasfabrik Brockwitz unter Berücksichtigung des abgegangenen Bezugsrechtcs 5,5 Geraer Strickgarn, Veilsdorf und Kahla je 2, Kunstanftali Groß 3,75. Bergmann 5, Dresdener Albumin-Aktien 3 Heidenauer 2 und Felsenkeller unter Berücksichtigung der Dwi dendsnscheintrennung 5 Prozent. Höher lagen Kötitzer Leder- tuch nm 3,1, Schubert u. Salzer und Stettiner Bergschloß un je 2 Prozent. Die übrigen Kursveränderungen bewegten sich mUe» 2 Prozent. Rentenwerte nur wenig verändert. Leipzig. Die flaue Welle mußte einer zuversichtlichere, Stimmung Weichen. Besonderes Interesse bestand für Thü ringer Gas, die nach einem Kassakurs von 166 (plus 3 Pro- > zenU nach Schluß bis 168 gehandelt wurden, und für Hart- s manu-Maschinen. Im Anleihemarkt wurde Anleiheablösung^ > schuld wieder lebhaft gehandelt und lag fest. in. A. 53.5, o. A b . Die.Sprozenügen Erbl Ritt.-Aufw.-Pfandbriefe notierten 1 Prozent fester. Im Freiverkehr gewannen Bachman» u. Ladewig 1. dagegen verloren Pollack-Gummi 5 und Stein- zeua Wießner 1 Prozent. «Kemnitz. Die Börse zeigte keine einheitliche Tendenz. Stark gefragt waren Sondermann u. Stier, die 5 Prozent ge wannen; Max Kohl 2,5 Prozent höher; Dittersdorfer Filz vergeblich 3 Prozent höher gefragt Die Rückgänge waren nicht von Belang. Im Freiverkehr wurden genannt Baumwoll spinnerei Gelenau 145, Bank für Handel und Verkehr 143 Bank für Mitielsachsen 126, Hiltmann u. Lorenz 97, Kamm garn Silberstraße 103, Sächsische Tüll 80, Germania-Schwalbe 75—72. Leipziger Produktenbörse. Weizen, inl., 74,5 Kg. 196—202, Roggen, hieß, 70 Kg. 198—204. Sandroggen, 71 Kg. 201—207, Sommergerste, inl. 228—238, Wintergerste 210—220, Hafer 202 bis 220, Mais, amerik. 228-232, Mais, Cinguantin 250-255, Raps 340—360, Erbsen 370—440. Die amtlichen Notierungen lauten für prompte Ware Parität frachtfrei Leipzig. — Alles bezahlt und Brief. 20 Jahre sächsischer Kommunal-Giroverkehr. Am 1. Januar 1929 sind 20 Jahre vergangen, seit der kommunale Über weisungsverkehr in Sachsen durch den kurz vorher am 5. Ok tober 1908 gegründeten Giroverband Sächsischer Gemeinden eröffnet wurde. Anfangs beteiligten sich nur 151 Gemeinden mit ihren neugegründeten Girokaffen an diesem Giroverkehr, während die Mehrzahl der sächsischen Gemeinden erst di« weitere Entwicklung abwarten wollte. Heute umfaßt der Giroverband mit Ausnahme von Leipzig und Plauen sämt liche Gemeinden, die ihrer Größe und wirtschaftlichen Be deutung nach für die Führung einer Girokasse überhaupt i» Betracht kommen. Amtliche Notierung der Mittagsvörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, etnschl. Sack frei Berlin. 's Hsktoliterqewlcht 74L0 kg- 's do. 6V kg. IM kg 5. 1. 4. 1. 29 100 kg 5. 1. 4. UW Weiz. Mehl 70 mark. 201.0-203.0 201.0-203.0 Weizen 25.228.2 25.2-28.2 März 22 >.0-221.7 223.0 222.2 Roggen 25.4-28.0 25.4-28.0 Mai 228.5-228.7 231.0-230.0 Weizenkleie 14.5 14 50 Juli 233.0 236.0-235.0 Roqgenkleie 14.3 14.30 Rogg. Weizenkleie- mrk?) l 99 0-200.0 199.0 201.0 melaffe 15.0 15.00 März 219.0-219.7 220.2-219.5 Raps (1000 kg) —— Mai" 228.5-229.0 231.0 230.0 Leinsaat (do.) — Juli 228.0-227.5 229.5-229.0 Erbsen, Viktoria 42.0-50.0 42.0-50.0 Gerste Brau Futt.-, Jndust Wint. Kl. Speiseerbsen 35.0-40.0 35.0 40.0 218.0-238.0 218.0 235.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 23.0-25.0 21.0-23.0 23.0-25.0 >92.0-200.0 192.0-200.0 Ackerbohnen Wicken Lupinen, blau 21.0-23.0 27.0-29.5 150-155 21.0-23.0 27.0-2S.5 15.0-15.5 Haler 193.0-200.0 „ gelb 17.0-17.5 17.0-17.5 mark. 193.0 200.0 Seradella 38.0-42.0 38.0-42.0 März 220.0 221.00 Rapskuchen 19 9-20.3 19.9-20.3 Mai 230.0 231.00 Leinkuchen 25.0-25.2 25.0 25.2 Juli 231.2 233 5-232.8 Trockenschnitzel 13.2-13.7 13.2-13.7 Mais Soya-Extrakt Berlin 224.0-225.0 224.0- 225.0 Schrot 21.8-22.1 21.8-22.1 Kartoffelflocken 18.5-19.2 18.5-19.2 Berliner Butterpreife. (Amtliche Notierung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel. Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten): 1. Qualität 180, 2. Qualität 171, abfallende Sorten 165 Rm. Tendenz: Ruhig. Magdeburger Zuckernotievungen. Gemahlene Melis prompt innerhalb 10 Tagen —, Januar 25,40. Tendenz: Still. Wild- und Gcflügelpreise. Wild und Wildge flügel per -4 Kilogramm: Rehwild la 1,00—1,05, do. Ila 0,76 bis 0,85, Rotwild la 0,50—0,54, Ila 0,45—0,47, do. Kälber 0^5 bis 0,60, Damwild, mitl. 0,58—0,62, do. Kälber 0,70—0,80, Wild schweine, schwer 0,42—0,45, do. Ila 0,40, do. Frischlinge 0,60 bis 0,65, Wildenten la Stück 2,00—2,40, Krickenten 0,75— 1,00, Fasanen, Hähne, junge la 4,00—4,25, do. junge Ila 2,50—2,75, do. alte la 3,00—3,25, do. Hennen la 2,40—2L0. do. Ila 1W bis 1,80, Hasen, groß. Stück 6,80—7,00, do. mittel 5,00—5^0, do. klein 4,00—4,50, Kaninchen, wilde, große, Stück 2,50—2,70. — Geschlachtetes Geflügel: Hühner, hiesige, Suppen, la, per 1- Kilogramm 1,15—1,20, do. Ila 1,00—1,10, do. junge 1,10—1^0, do. ungarische Suppen 1,20—1,30, Poulets, hiesige, la 1,25—1,50, do. ungarische 1,45—1F0, Hähne, alte per 14 Kilo gramm 0,85—0,90, Tauben, hiesige, junge, la, per Stück 1,00 bis 1,20, do. italienische, per Stück 1,20—1,25, do. alte 0,60—0,70, Puten, hiesige, Hähne 1,10—1,20, do. Hennen 1,15—1,25, Gänse, la 1,05,—1,10, do. lla 0,90—1,00, Oder- und Warthebrucher 1,15 bis 1,20, do. russische 0,85—0,95, Enten, hiesige, Is 1,18—1,25, do. Ila l,00—l,15, do. Mast, ungarische 1,25—1,30. Die Preis« sind die amtlichen Berliner Älarkthallenpreise, einschließlich Fracht, Spesen und Provision. Sein wahrer Name. Roman von Erich Ebenstein Copyright by Greiner 5 Comp Berlin W 30. Nachdruck verboten. 42. Fortsetzung. „Was haben Sie?" jragte Herr von Senkenberg er staunt, wobei zugleich etwas wie Unruhe in seinen Augen aufblitzte. „Gerade dieser Schmuck hat eigentlich wenig Altertumswert — kaum hundertundfünfzig Jahre!" „Die Ohrgehänge —" stammelte Hempel, „wo haben Sie die Ohrgehänge, die dazu gehören?" Eine tiese Stille folgte der Frage. Dann stund Senkenberg auf, nahm das Etui und klappte es heftig zu. „Sie sind abhanden gekommen", sagte er kurz. „Wie? Wann? Wurden sie Ihnen gestohlen?" „Nein!" — Ein erstaunter, fast hochmütig abweisender Blick traf den dreisten Frager. „Was kümmern Sie die Ohrgehänge? Es liegt ja nichts an ihrem Verlust." „Ihnen vielleicht nicht, aber mir!" platzte der Detektiv unbedacht heraus. „Ich weiß, wo sie sind, und " Weiter kam er nicht, denn Herrn von Senkenbergs Hand hatte seinen Arm mit so eiserner Kraft gepackt, wie man es seinen schwächlichen Muskeln niemals zugetraut haben würde. „Sie — Sie wissen — Sie wollen behaupten " stieß der Alte heraus und sein Antlitz war jetzt so weiß, als sei kein Tropfen Blut mehr in seinem ganzen hageren Körper. Plötzlich lachte er bitter auf. „Sie sind ein Narr! Die Dinger liegen auf dem Grunde des atlantischen Ozeans, wenn Sie es durchaus wissen müssen. Seit dreiundzwanzig Jahren kann kein menschliches Auge sie mehr erblickt haben." „Doch! Das meine! Ich schwöre Ihnen, daß ich sie vor wenigen Wochen sah! Und ich muß unbedingt wissen, wie sie ans Ihrem Besitz in fremde Hände kamen!" Senkenbcrg starrte ihn geistesabwesend an. „In wessen Händen sind sie jetzt?" fragte er endlich mit erloschener Stimme. Jetzt erst besann sich Hempel, wie völlig er in seiner Erregung aus der Rolle gefallen war. Hatte der andere es bemerkt? War er mißtrauisch ge worden? Es schien nicht so. Er starrte noch immer geistes abwesend vor sich hin und seine Gedanke waren offenbar mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Silas aber hatte plötzlich seine Polle Kaltblütigkeit wie der erlangt. „Einem Sammler wie mir", sagte er ruhig, „kommen wohl mancherlei Dinge vor Augen. Ich sah die Ohrgehänge kürzlich in einer Provinzstadt und sie erregen mein Inter esse ebenso sehr durch ihre seltsame Fassung, als durch eingie Umstände, die sich an sie knüpften. Sie sind näm lich sozusagen momentan herrenloses Gut. Man fand sie im Nachlaß einer alten Frau, und derjenige, den ein bei gelegter Zettel ausdrücklich als Besitzer bezeichnet — ein gewisser Eisler — behauptet, durchaus nichts von ihnen zu wissen." Er hatte den Namen Eisler besonders betont und Senkenbergs Gesicht dabei scharf beobachtet. Hempel fuhr fort: „Sie begreifen, daß es wichtig wäre, festzustellen, wie die Schmuckstücke in den Besitz dieser Frau Rabl — so hieß die Alte — kamen? Ob durch Kauf, Schenkung oder gar Diebstahl?" Auch der Name Rabl verhallte wirkungslos an den Ohren Senkenbergs, der überhaupt kaum auf die Worte seines Gastes zu achten schien. „Um dies herauszubringen, wäre es aber nun von größter Wichtigkeit, Herr von Senkenbcrg, wenn Sie mir angeben würden, in welcher Weise Sie selbst sich von den Gegenständen trennten. Ich glaube, es würde mir dann nicht schwer fallen, Ihnen die Ohrgehänge wieder zu ver schaffen." Senkenbergs Blick schien wie aus weiten Fernen wie der in die Wirklichkeit zurückzukehren. Zugleich breitete sich ein Ausdruck innerer Qual und heftigen Kampfes über seine Züge aus. Lange blieb sein Auge auf Hempel ruhen. „Nein!" sagte er endlich, den Kopf zurückwerfend, hastig. „Nicht jetzt! Nicht heute! Es ist zu viel — ich bin erschöpft." Er kämpfte sichtlich mit Atemnot und tastete mechanisch nach der Klingel, die er in Bewegung setzte. „Ich muß Sie bitten, mich zu verlassen — Mark Wird — ach, da sind Sie ja, Mark", sagte er förmlich auf- atmend zu dem eintretenden Kammerdiener, „führen Sie Monsieur Rodin auf sein Zimmer. Ich will zu Bett gehen. Sie brauchen nicht mehr zu kommen. Ich bedarf Ihrer nicht mehr." Hempel verbeugte sich. „Und morgen? Werden Sie mir morgen — „Nein! Bringen Sie mir den Schmuck . . --.in viel leicht . . .! Gute Nacht! Und nehmen Sie einem alten ner vösen Menschen seine Schwäche nicht übel . . ich wollte Sie nicht kränken durch diese rasche Verabschiedung." Es war sicher keine Komödie. An der Anstrengung, mit der er sprach, sah man deutlich, daß er in der Tat sehr angegriffen war. , Schweigend folgte Hempel dem Diener in das zweite Stockwerk, wo dieser ihm ein Zimmer anwies. Alles war dort für den Gast vorbereitet: Ein kaltes Abendbrot. Getränke, Zigarren und das frisch bezogene Bett, neben dem ein Tischchen mit Büchern stand. Bisher hatte Peter Mark kein Wort gesprochen. Jetzt aber sagte er, den Armleuchter auf den Tisch stellend, und den Gast bekümmert ansehend: „Was ist denn geschehen? Ach, lieber Herr, sagen Sie mir doch die Wahrheit. — Sie sehen so ernst aus, und mein armer Herr unten — es wird doch nichts Schlimmes vor gefallen sein zwischen Ihnen?" „Nein! Nur etwas Seltsames, Mark!" Und er erzählte dem unrn^'p anfhorchenden Diener, was sich begeben hatte. Sortsetzuug folgte ,