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Putün^er Tageblatt. — Freitag, den 11. Januar 1229. Sette 2. Nr. 9. reichert ist, vorzuführen. In erster Linie gebührt dem artistischen Personal des Zirkus Dank für das Zustandekommen des Gastspiels, da es sich in selbstloser Weise bereit erklärte, für diese Zeit zu herabgesetzter Gage zu arbeiten. Dienstag, den 15. Januar, abends 7'/, Uhr, werden die Klänge des Sar- rasani-Marsches, gespielt vom 100 Mann starken Orchester, die große, berückende, mit stärkstem Enthusiasmus aufgenommene Parade der 37 Nationen ankünden. Nur wenige Tage kann Sarrasani persönlich in Dresden gastieren, da bereits Anfang Februar die Berliner Premiere stattfinden muß. Karten im Vorverkauf: Zirkuskasse, Tel. 56948/49, Re-Ka, Tel 25431. Oberlichtenau. <Die Mütterberatung) findet am Freitag, den 18. Januar, nachmittags 3 Uhr in Schreiers Gasthof statt. Arzt wird anwesend sein. Lichtenberg. lOeffentlicher Maskenball.) Prinz Karneval wird morgen, Sonnabend, im herrlich deko rierten Saale des Gasthofs „zum Schwan" sein Szepter schwingen. Alle Vorbereitungen sind getroffen worden, um den hoffentlich recht zahlreich erscheinenden Besuchern ein ge nußreiches Fest zu bieten. Großnaundorf. (Bemekndeoerordnetensitzung.) Am 10. Januar sand in Lunzes Gasthof die erste diesjährige öffentliche Sitzung der Gemeindeoerordneten in Anwesenheit einer großen Anzahl Gäste aus den Reihen der Einwohnerschaft statt. Eingangs begrüßte Herr Bürgermeister Söhnel alle An wesenden und wünschte den heutigen wie allen kommenden Verhandlungen im neuen Jahr einen glücklichen Verlaus und ein gedeihliches Zusammenarbeiten zum Wohle der Gemeinde Grotznaundors. Hieraus erfolgte die Wahl des Verordneten» Vorstehers, zu der man aus Zurus Herrn Bürgermeister Söhnel erkor. Des weiteren stand wieder zur Debatte die Erbauung einer Lehrkvche sür die Verbandsberussschule Grotznaundors und Umgebung. Man beschlotz, in Ansehung der weiteren Verhandlungen, einer Errichtung nur zustimmen zu können, wenn einerseits der Fortbestand des Berussschuloerbandes von Aussicht» wegen gewährleistet und andererseits die finanziellen Lasten auch von den anderen Verbandsgemeinden anteilig mit getragen werden. Im weiteren Verlaus der Tagesordnung beschäftigte man sich mit Angelegenheiten der Kantorwohnung und faßte Beschlüsse dahingehend, daß diese Angelegenheit durch das Bezirksschulamt bald bereinigt werden möge, da man auch in der Körperschaft der Gemeindeoerordneten die Vorwegnahme der Miete durch die Kirchkosse weder billigen noch gestatten kann. Ueber den Erlaß der Grunderwerbssteuer durch die Kirch» lichen Liegenschaften und Lehngrundftücke beschließt man ab wartende Stellung einnehmen »u wollen und vertagt diesen Punkt Hieraus wird au» der Mitte des Kollegiums ein vier gliedriger Ausschuß gewählt zur Erledigung der Gesuche um Baubeihilsen aus Mttirln der Mietzinssteuer. Diesem Ausschuß gehören an die Herren Emil Großmann, Alwin Großmann, Förster und der Bürgermeister. Letzten Endes wird über das Rodeln an verkehrsreichen Stellen des Ortes ein Verbot aus gesprochen und soll ein diesbezl Anschlag veröffentlicht werden Kamenz. (Auf dem gestrigenWochenmarkt) kosteten u. a. Rosenkohl 60 und 70, Grünkohl 30, Blumen kohl 40 — 100, Spinat 30—40, Sellerie 35, Rotkraut 20, Weißkraut 15, Möhren 20, Zwiebeln 20, Tomaten (aus ländische) 90, Wein 120, Aepfel 20-40, Walnüsse 70—80, Haselnüsse 80 und 90 Psg. das Pfund, schwarze Rettiche 10 — 15 Pfg, das Stück, Endivien 15 und 20, Kohlrabi 10 nnd 15 Pfg. das Stück, Radieschen Bündel 10 Pfg. Dresden. (Ueber zweitausend Kompositi onen für die Nürnberger Sängerwoche einge reicht) Am 6. und 7. Juli findet in Nürnberg die vom Deutschen Sängerbünde veranstaltete 2. Nürnberger Sänger woche statt, die den Zweck hat, die Komponisten zur Schaf fung neuer wertvoller Männerchöre anzuregen und durch mustergültige Vorführungen zur Hebung der Literatur beizu- lragen. Ein veranstaltetes Ausschreiben brachte mehr als zweitausendeinhunderl Chöre. Damit fft der Erfolg der ersten vor zwei Jahren ausgeschriebenen Bewerbung um mehr als 300 Werke übertroffen. Selbst wenn man berücksichtigt, daß sich unter den Einsendungen viele nicht geeignete Stücke be finden, wird der Gewinn für die Männerchorliteratur ein großer sein. Die Prüfungskommission, bestrhend aus den Herren Musikdirektor Binder, Prof. W. Dost, Plauen i. V., Prof, von Waltershausen, München, Prof. Klatte, Berlin und Prof. Thiel, Berlin, wird die Riesenarbeit der Auswahl der für die Sängerwoche in Frage kommenden Chöre zu bewäl tigen haben. Namen und Zahl der mitwirkenden Vereine (es haben sich eine große Zahl leistungsfähiger Vereine ge meldet) sicht noch nicht fest. Cunewalde. (Die Grippe-Epidemie.) Von zuständiger Seite wird mitgeteilt, daß in Taubenheim an der Spree ungefähr 150 Personen erkrankt sind. Todes fälle sind drei zu verzeichnen. In Oppach und Beiersdorf sind ebenfalls zahlreiche Personen an Grippe erkrankt. Von der Krankheit stark heimgesucht wird das Cunewalder Tal, besonders Weigsdorf-Köblitz, jvo es fast kein Haus mehr gibt, in dem nicht ein Grippekranker liegt. Tödlich Ver lansen ist die Krankheit im Cunewalder Tal bei sechs bis acht Personen. Freiberg i. Sa. (Zunahme der Typhusfälle.) In Zug sind weitere zwei Typhusfälle gemeldet worden. Es wurde einwandfrei festgestellt, daß Typhusfälle nur dann vorgekommcn sind, wenn die Betreffenden Trink wasser aus dem Röschen-Kunstgraben entnommen haben. Crimmitschau. (Mit Pferd und.Schlittenin den Dorfbach.) Der Gutsbesitzer und Gemeindevor steher Iwan Kahlert in Heyersdorf stürzte infolge des Scheuens der Pferde mit diesen und dem Schlitten in den Dorfbach. Kahlert wurde in einen Stacheldrahtzaun ge schleudert und so schwer verletzt, daß er dem Kranken hause zugeführt werden mußte. Oberwiesental. (RegerWintersportbetrieb.) In Tellerhäuser, dem höchstgelegenen sächsischen Dorfe, herrscht seit Wochen ein Wintersportbetrieb, wie er seit Jahren nicht zu verzeichnen war. Hunderte von Sport lern beleben den tief verschneiten Ort. Leipzig. (Keine Ueber führung von Bachs Gebeinen.) Die Neue Bachgesellschaft hat die Grabstätte Johann Sebastian Bachs in der Johanniskirche zu Leipzig unter ihren Schutz genommen. Sie wird dir würdige In standsetzung der Bachgruft veranlassen und übernimmt die laufenden Jnstandhaltungskosten. Nach Beendigung der er forderlichen Bauarbeiten wird die Gruft, in der auch Gellert I ruht, an allen Werktagen von 10 — 1 Uhr sür den freien Eintritt geöffnet sein. Mit dieser Regelung dürfte der Streit um den Verbleib der Gebeine Bachs beendet sein; es war bekanntlich der Vorschlag laut geworden, sie in die Thomas- kirche zu übe, führen, doch hat der Kirchenvorstand der Jo hanniskirche dies Ansinnen rundweg abgelehnt. Warnsdorf. (Ein Auto vom Zugeerfaßt.) vei einem Bahnübergang in Rumburg überfuhr in der Nacht ein Lastautomobil die geschlossene Schranke, wurde »on einem Personenzug erfaßt und gänzlich zertrümmert. Glücklicherweise wurde nur eine Person leicht verletzt. Der Kommunistenkonfliki. Der Ausschluß der beiden Landtagsabgeordneten Böttcher und Lieberasch aus der Kommunistischen Partei wirft ein Licht auf die Verhältnisse unter den Kommunisten. Die K. P. D. ist abhängig von Moskau. Und da in Moskau allerlei Richtungen gegeneinander am Werke sind, überträgt sich der Wirrwarr auch auf die deutsche Kommunistcnpartei, obwohl die Gründe dazu hier gar nicht verstanden werden können. Lange hat man gegen die „linke Opposition" gestritten, bis man in den „Rechten" die größere Gefahr sah. Brandler und Thal heimer übernahmen in Deutschland die Führung der Rechtskommunisten, die „versöhnlicherer Tendenzen" schuldig sind, und sie luden damit den Zorn Moskaus und der deutschen Thälmann-Parteileitung auf ihr Haupt. In Sachsen war es Paul Böttcher, dem die Moskauer Diktaturherrschaft auch nicht mehr gefiel. Als Thälmann seine Verbindungen mit den Unterschlagungen in der Hamburger Parteiorganisation vorgehalten wurden und man ihn seines Amtes enthob, Moskau aber Thäl mann sofort rehabilitierte, wandte sich Böttcher mit anderen gegen diesen Spruch, und bald hatte er auch den Anschluß an Brandler hergestellt. Die Strafe kam sofort: Böttcher mußte sein Amt als Vorsitzender der Landtagsfraktion niederlegen. Vor wenigen Tagen hielt die Brandler-Gruppe in Leipzig eine Versammlung ab, die von Böttcher, Lieberasch und dem ehemaligen Redak teur Pütz geleitet wurde. Sie alle drei sind sofort vom Ausschluß ereilt worden. Böttcher war einst der Führer der sächsischen Kom munisten und auch im Reiche war er so angesehen, daß er in der Parteileitung saß. Wegen seiner Tätigkeit dort im Unruhejahr 1923 hat ihn ja lange der Reichsanwalt verfolgt. Als Zeigner im Oktober 1923 Kommunisten in sein Kabinett holte, wurde Böttcher sächsischer Finanz minister. Das dauerte freilich nur vierzehn Tage. Jetzt ist er ausgeschlossen und mit ihm sein Freund Lieberasch, der als Vertreter der Kommunisten sogar im Landtags präsidium sitzt. Er polterte in seinen Landtagsreden immer besonders laut, aber man hörte ihn doch mitunter ganz gern an, da er eine tüchtige Portion Mutterwitz besitzt. Daß Böttcher und Lieberasch ihre Landtagsmandate niederlegen, ist ganz unwahrscheinlich. Deshalb und weil schon vor etwa Jahresfrist auch der Abgeordnete Flam miger aus der Lausitz ausgeschlossen wurde, sein Mandat aber gleichfalls behielt, wird die kommunistische Fraktion in Zukunft nur noch 11 gegenüber früher 14 Mann zählen. Vor allem Böttcher ist es nicht zuzutrauen, daß er sich still zurückzieht, er wird voraussichtlich alle Kräfte daran setzen, die rechte Kommunistengruppe mit Unterstützung Brandlers und der übrigen Gesinnnngsgenossen im Reiche parteimäßig aufzuziehen. Es wird bereits davon ge sprochen, daß die „Rechten" bei der nächsten Wahl eigene Kandidaten aufstellen würden. Die leidige Krage „Mitteldeutschland". Die Leipziger Stadtverordneten hielten ihre erste Sitzung im neuen Jahr ab. Oberbürgermeister Dr. Rothe wandte sich in seiner Neujahrsrede u. a. dem Problem „Mitteldeutschland" zu. Er erwiderte auf die vielfachen Angriffe, die namentlich in Halle und Dresden gegen den Inhalt der in Leipzig heraus gegebenen Denkschrift „Mitteldeutschland" erhoben worden sind. Leipzig habe mit der Herausgabe dieser Denkschrift aber nur beabsichtigt, darzulegen, daß das Wirtschafts gebiet Leipzigs verflochten sei mit den Wirtschaftsgebieten der Provinz Sachsen und Thüringens. Die Behauptung, Leipzig habe bei der Abfassung dieser Denkschrift ein tendenziöses Spiel mit Zahlen getrieben, sei unwahr. Leipzig wünsche auch keineswegs eine sofortige Neuauf teilung Deutschlands nach den neuen wirtschaftlichen Grundsätzen, es wünsche nur die Diskussion einer Neuordnung, die aber auf dezentraler Grundlage gedacht sei und bei der für Leipzig die alten Landes grenzen weniger maßgebend seien als die wirtschaft lichen Zusammenhänge. Leipzig habe selbst schon seinen guten Willen zu gemeinsamer Arbeit gezeigt, als es der Gasfernversorgung der Provinz Sachsen beigetreten sei. Allerdings habe das nicht ohne Widerspruch der Stadt Halle zu geschehen vermocht, das allein in dieser Teil nahme einen Einbruch in sein Wirtschaftsgebiet habe er blicken wollen. Schon in allernächster Zeit werde die Lösung einer ähnlichen Aufgabe in gleich großzügigem Sinne notwendig, die Regelung der Abwässerbeteiligung im Elster- und Pleißegebiet. Mit dieser Frage hänge eng zusammen der Bau des Mittellandkanals, und man hoffe endlich, daß der Reichstag im neuen Jahre feine bisherige Einstellung zum Bau des Südflügels einer den berechtigten Leipziger Ansprüchen günstigen Revision unterziehe. Ablehnung -es Schiedsspruches im Transport gewerbe Die Arbeitnehmer des gesamten sächsischen Spedi- tions- und Transportgewerbes haben den am 4. Januar gefällten Schiedsspruch über den Mantel- und Lohntarif im sächsischen Speditions- und Transportgewerbe ab gelehnt, während die Arbeitgeber ihn angenommen haben. Es werden nunmehr erneute Verhandlungen vor dem Schlichter stattfindeu. Tagungen in Sachsen Jägcrabend der Sächsischen Jagdkammer. Der diesjährige „Jägerabend" für alle sächsischen Jäger, Mitglieder der Jagdgenossenschaften und Jagdfrcunde in der „Grünen Woche" findet am Donnerstag, den 2-1. Januar, abends 7 Uhr im Saale oes Zoologischen Gartens in Dresden statt. Er soll dazu dienen, alle an der Jagd interessierten Kreise wieder einmal auf neutralem Boden zusammenzuführcn und ihnen Gelegenheit zur Fühlungnahme und Aussprache zu geben. Ein Vortrag über das neue Schußwaffengesetz und die für den Jäger wissenswerten Gesetze des Waffengebrauches sowie Darbietungen der ehemaligen Hostrompeter füllen den Abend aus. Zur Aussprache über die trennenden jagdlichen Fragen ist Gelegenheit gegeben. Zehn Jahre Eisenbahner-Kriegsteilnehmerverbände. In diesem Jahre können die drei größten Eisenbahner- Kriegsteilnehmerverbände, und zwar die Freie Vereinigung der Kriegsteilnehmer 191-1/18 der Deutschen Reichsbahn, Sitz Dresden, der Bayerische Feldeisenbahnerbund, Sitz München, und der Reichsbund deutsche- Eisenbahnerkriegs teilnehmer, Sitz Berlin, auf ihr zehnjähriges Bestehen zurück blicken. Die drei Verbände, die sich zur Altenburger Arbeits gemeinschaft zusammengeschlossen hab«, und gegen 25 000 Mit glieder zählen, haben beschlossen, die Feier des Bestehens ge meinsam vom 5. bis 7. Oktober in Dresden zu begehen. Die Vorbereitung dieser Veranstaltung liegt in den Händen der Bezirksgruppe Dresden, der Freien Vereinigung der Kriegs teilnehmer 1914/18 der Deutschen Reichsbahn. Ein Deutscher im Vorsitz -er Gachverstandigenkonserenz? Berlin. Nachdem nunmehr auch die deutschen Mit glieder der Reparationskonferenz ernannt worden sind, müssen zwischen den beteiligten Regierungen noch einige Fra gen erörtert werden, die für die Arbeiten der Sachverständigen von Bedeutung sind. Besonders handelt es sich um die Frage des Vorsitzes in der Reparationskonferenz. Da die Sachverständigen vorerst in Paris tagen werden, so wird dem internationalen Herkommen gemäß voraussichtlich ein französischesMitgliedden Vorsitz führen. Wie ver lautet, wird innerhalb der übrigen beteiligten Regierungen erwogen, das Amt eines stellvertretenden Vor sitzenden einem deutschen Mitglied anzutragen. Wie die deutschen Sachverständigen arbeiten werden! Die deutschen Sachverständigen werden von ihren Stell vertretern zur Sachverständigenkonferenz begleitet werden. Auch die Stellvertreter werden sich von vornherein an den Verhandlungen beteiligen. Ferner soll eine besondere deutsche Kommission in Berlin gebildet werden, deren Auf gabe es sein wird, die deutschen Sachverständigen mit allem möglichen Material, Unterlagen, statistischen Angaben usw. zu versorgen. Da letztere Meldung dementiert würde, trifft sie nach den Methoden des deutschen Auswärtigen Amtes zu. Bayerns Ministerpräsident über den Gllbert-Berichi. München. Bei der Beratung des Handelsetats km Bayerischen Landtag kam Ministerpräsident Dr. Held auch auf den letzten Bericht des Reparationsagenten über die deutsche Wirtschaft zu sprechen und erklärte unter Zustim mung des Hauses, daß dieser Bericht eine groteskeVer- kennung der Wirklichkeit sei. Gegen eine der artige Verzerrung der Tatsachen müsse Deutschland in seinem eigenen Interesse Protest einlege«. Es sei unwahr, daß Deutschland die ungeheuren Reparationsleistungen so einfach aufbringen könne. Wenn die Verpflichtungen nicht bedeutend herabgemindert würden, dann gebe es keine Wiedergesun dung der deutschen Wirtschaft. Unternehmer und Arbeiter sollten, von gleichen nationalen Interessen beseelt, sich der artiges nicht bieten lassen. Allein die Tatsache der Not der Landwirtschaft, unsere ungeheure Verschuldung und das Elend derHundert- tausende von Rentnern hätten einen aufmerk samen Beobachter der Lage in Deutschland hindern müssen, eine derartig falsche Zeichnung der Öffentlichkeit zu über geben. Gegen eine derartige Verzerrung der Tatsachen müßten wir vom nationalen und vom Ausfuhrstandpunkt aus schärfsten Protest erheben. Vorher erklärte vr. Held, daß die Frage der Betreuung der bayerischen Wirtschaft auf das engste damit zusammen hänge, ob der bayerische Staat in Zukunft sich aus eigenem Recht verwalten und bestehen könne. Es sei selbstverständ lich, daß eine Zentrale in Berlin gar nicht in der Lage sei, die bayerische Wirtschaft zu betrcr.m und für sie das Not wendige vorzukehren, wie eine eigene bayerische Staats regierung. Die Lage der deutschen Wirtschaft sei wenig hoffnungsvoll. Optimismus könne nur der aufbringen, der nicht mit der nötigen Sachkenntnis oder Verant wortung belastet sei. Unser jetziges Steuersystem verbürge keine ruhige Entwicklung der Wirtschaft. In der Sozialversicherung habe die Arbeitslosenversicherung eine untragbare Demoralisation der Oeffent- lichkeit gebracht. Deutschland könne in seiner katastrophalen Lage nicht aus purem Edelmut oder aus theoretischer Verbohrtheit von Schutzzöllen absehen, wenn alle unsere Gegner sich mit Zollmauern umgäben. Die in den letzten Jahren abgeschlossenen Handelsver träge Hüften die bayerische Wirtschaft schwer geschädigt. Die Forstrente gehe katastrophal zurück, da ausländisches Holz geschnitten hereinkomme. Die Schuhindustrie in der Pfalz befinde sich in größter Notlage, weil dort Schuhe tschechischer Herkunft billiger verkauft würden, als sie dort hergestellt werden könnten. Die Frage der Unterstützung der pfälzi- schen Wirtschaft durch Aufträge sei auch eine politische Frage, zu deren Lösung das Reich mehr als bisher beitragen müsse. General Booch zum Rücktritt aufgefordert. London. Der Große Rat der Heilsarmee hat eine Mit teilung ausgegeben, wonach beschlossen worden ist, eine Ab ordnung zu General Booth zu schicken, um ihm vorzuschlagen, daß er angesichts der Unwahrscheinlichkeit, daß es ihm mög- lich sein werde, die Last, unter der er zusammenbrach, wieder zu übernehmen, sein Amt niederlege, jedoch den Rang eines Generals und den Genuß der damit verbundenen Ehren behalte. .