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Nr. 7. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 9. Januar 1929. Seite 4 so vis tistti-susmösn ^inlsi-biisbsnsn M. s. (Ortstsil Vosiuns). 6sn 6. vlan. 1929 s<L»N m. b. 8 39/40 vis t-üntsi-blisbsnsn VerlLaxen Sie sokort be musterte Lllokkerte! Strengste vlskretiou! Vie kinasckerun^ erkoIZt sm breiwA >/.1 Okr in Tolkewitr: Serlla c 25 ^lexuoäeistruüe puisnilr, risn 1. ^snusi- 1929 .Mnnbunö" Pulsnitz biicrdurck die tiaurixe I^sckrickt, da8 un sere liebe 8ckwester, blutter, Qrokmuiter und Tante kklm veno. llWM re», lelülimnii am Uontnx morgen nack kurrem, schweren l,ei- den im Pirnaer Kranlcenkaus verschieden ist. Der IrauerLüe Latin Hrtkur im bismen aller ^NAeköriAen Pulsnits, Hellerau, peinkardtsdvrk (Sacks. Sckweir) am 8 sanusr 1929. Linkommsnsteuer 1S28 Lilanr, Oew. u. Verlust keckvunx, Mnricktunx kLukw. — - Lucdkubruox, IsukeoLe lostsoUbsltuoe. — — Mkerrevirir k. Srsckslt 1»«nged^üvlk, hioritrsir. 8,1 — Tel. 65 pürciis vielen öswsiss inniger ^ntsilnalims beim l-isim- 8SN8S unseres lieben ^nlscblslsnsn, clss Söllebsrmsisisrs krsnr 8oeksuf «Isnlren kvi»Llivk»K. tTbas Ablade« vo« )ISch «tt auf unserem ^Turnplatz ist wegen Ueberfüllung vlutkelueksn / zcdellükcd IW»Ä kiublilel WlW empsichlr Mimi! SsIIei' üsckflg. Ruf 129 MW-AM WU Donnerstag bür die vielen Keweise Kerrlicker Teilnakme in Vi^ort, Sckrikt, OesanZ, reicken Llumensckmuck und Oesckenlcen, sowie kür das raklreicke Oeleit beim Ue'mxanAe unserer lieben Tntscklakenen tmüie Kislö ss^en allen kanuNvksn Vanle. Ilie AilMWllen MsWed« OderHeklsnsu, lVörlk a vonau Sebwendork (Oberpfalz I^ür csis öswsiss bsrrliebsr Isilnabms beim iisim- gsngs unseres lieben ^nlscblsssnsn, clss ^sbkiksnlsn l-lsrrn Nm kobMtenröl sagen wir unseren «u§i»ivküig»n Vanle. Z verllaei' TepplcL- Z L Vertriebs - 6essII- » Sonnabend, de« 12. Januar, nachm. 2 Uhr, soll auf dem Kahlschlag Lichtenberger Flur — Mittelbacher Straße — (der Weg gegenüber des Teiches, ca 500 m hinter) eiu großer Posten Mem- und Niken - Vrenntzol! sowie Aeißg öffentlich versteigert werden. Ernst Thieme, Lichtenberg Vie bterkmsle aller t4iele-krrsuynisse sind: VLsLkinLssIrLnv LenIrtLuv« vutt«ri»Lsekril« I^L6 Io kobsrr io d'M/slosQKWtzio ! Suche für 1. Februar 1929 rin ötiilMNlMeli - sowie ein WMWea — beide fortbildung-schulfrei — Frau W. Bohrisch Rittergut Abtnaundorf Post Leipzig Nr. 24 Luts» KMmttod hat noch abzugeben Lean» dtüllar, Listen SS Telephon 96 Anzeigen find da» öffentliche Gesicht «ine» Geschäfte» Voraussichtliche Witterung Landeswetterwarte Dresden (Nachdruck verboten) Fortbestand des Frostwetters, teils heiteres, teils neblig wolkiges Wetter. Schwache bis mäßige Winde, aus östlicher Richtung. Höchste Erhebungen des Erzgebirge« zufolge Temperaturumkehr mit der Höhe weniger Frost als in den Niederungen. Bevorstehende Nacht wieder minus 10 Grad und darunter, zu erwarten. Das Modenblatt der vielen Beilagen : »Beyer« Mode für Alle«. Mit großem Schnittbogen, gebrauchsfertigem Beyer-Schnitt, Abplättmuster und dem mehrfarbigen Eonderteil »Letzte Modelle der Weltmode-. Monatlich 1 Heft für 90 Pig. Wo nicht zu haben, direkt vom Beyer-Derlag, Leipzig, Weststr., Beqerhau». Sonne nnd Mond. 10. 1. Sonne A. 8.10, U. 16.05; Mond A. 8.16, U. 15.09 Sein wahrer Name. Roman von Erich Ebenstein. Copyright by Greiner L Camp. Bedi« W 30. Nachdruck verboten. 45. Fortsetzung. Oben in ihrem Zimmer saß Melitta und schrieb an Silas Hempel. „Er ist gut. Und ich glaube, ich könnte einen Eid ab legen darauf, daß er derselbe ist, der als Dr. Richter bei uns daheim wohnte. Ich tat, wie Sie mir befohlen, bei der Begegnung. Als ich seine Aehnlichkeit mit einem „Be kannten" erwähnte, lachte er sehr herzlich. „Das ist wirk lich komisch," sagte er dann, „kürzlich kam in Wien ein wildfremder Mensch zu mir und behauptete, ich sei ein Dr. Richter — ich muß also entschieden einen Doppelgänger haben!" Mich täuschte er aber weder durch diese Worte, noch durch die Unbefangenheit, mit der er mich ansah, als ich unerwartet ins Zimmer trat. Ueber sein Leben in Senkenberg kann ich noch nichts berichten, als daß der alte Herr ihn noch nicht empfangen hat, und er seine freie Zeit mit botanischen Studien zubringen soll — so erzählte Prosper gestern. Eine Bemerkung glaube ich vorhin ge macht zu haben: Obwohl er äußerlich sehr herzlich mit seinem Vetter verkehrt, las ich doch in seinen kühlen, dunklen Augen, als er sich unbeobachtet glaubte, das Gegenteil von Freundschaft. Wie ging eS Ihnen neulich in Senkenberg? Jemand erzählte, Sie hätten die halbe Nacht bei dem alten Herrn verbracht? Ist das möglich? Warum schreiben Sie mir nicht? Drei Tage sind seitdem vergangen, «nd ich brenne doch vor Neugierde! Wenn ich etwas Neues zu melden habe, werde ich eS Ihnen an die angegebene Adresse mitteilen. Für heute genug — ich muß mich wieder unten zeigen. Melitta." Sie verschloß den Brief, siegelte zur Vorsicht und adressierte an Herrn Alphons« Rodin, Hotel zur Krone, ^Prachatitz. Nachdem sie den Brief eigenhändig in den Postbeutel getan, begab sie sich in den Park. Melitta kam gerade zurecht, um der Verabschiedung der beiden Senkenberger Vettern beizuwohnen. „Wollen wir noch einen kleinen Abendspaziergang machen, Lisa?" fragte sie dann ihren Schützling, nach dem sie wieder allein waren. Aber Lisa hatte keine Lust. Sie war verstimmt, daß Prosper heute seinem Vetter zuliebe so früh fortgemußt und hatte überdies ihrer Mutter versprochen, ein paar Schlafröcke anzuprobieren. „Ta wirst du wohl allein gehen müssen, Liebste! Aber wenn du wiederkommst, dann will ich dir ein großes Geheimnis anvertrauen!" schloß sie mit schelmischem Augenzwinkern. Während Melitta langsam einen hübschen Feldweg entlang ging, der in weitem Bogen über Maguerrys Gut zur Landstraße führte, dachte sie darüber nach, daß sie sich auf jeden Fall verg oissern müsse, ob Hempel sein Zimmer in der Krone beibehalten oder aufgegeben hatte. Eine Gelegenheit dazu ließ sich leicht finden. Die Baronin hatte sie schon einmal ersucht, ihr gelegentlich Spitzen in Prachatitz zu besorgen. Das sollte morgen geschehen, dann brauchte sie nur durch einen Jungen in der Krone nach Herrn Rodin fragen zu lassen. Der Weg, den sie ging, ward immer einsamer. Aber Melitta dachte gar nicht daran, sich zu fürchten. Die Gegend ringsum ,das wußte sie, war völlig sicher. Es gab weder Fabriken noch Gesindel in diesen stillen Wald tälern, nur hie und da ein Schloß, einen Weiler oder einzelne Baueri.gehöfte. Jetzt bog der Weg zwischen Fichtengruppen und Scho nungen links gegen die breite Landstraße ab. Gerade an der Biegung lag ein verla,jener Steinbruch mit einer alten Hütte, die früher von Wegarbeitern bewohnt ge wesen sein sollte, jetzt aber seit langer Zett schon un benützt und verschlossen war. Der Förster von Senkenberg hatte ihr einmal erzählt, daß der Steinbruch zu Herrn Maguerrys Besitz gehöre und wegen zu geringer Erträgnisse nicht mehr betrieben werde. Als Melitta sich nun dieser Stelle näherte, erstaunt« sie nicht wenig, heute Stimmen aus der offenstehenden Hütte zu vernehmen. Fast gleichzeitig erblickte sie einen seingekleideten Herrn, der heraustrat und erkannte trotz der Entfernung — Herrn Von Lavandal. Instinktiv trat sie noch tiefer in den Schatten der Fichten, die sie gegen die Hütte zu verbargen, und dies war gut, denn Lavandals Blicke glitten spähend wegauf und -ab, ehe er sich, der Landstraße zuwandernd, entfernte. Melittas Herz klopfte laut und aufgeregt. Was sollte das bedeuten? Lavandal war ja vor kurzem mit Prosper nach Senkenberg heimgekehrt? Er mußte sich von dort sofort wreder hierher begeben haben. Wozu? Wer wohnt in der verlassenen Hütte? Hempels Mitteilungen fielen ihr ein. Wenn es jener entsetzliche Graubart wäre ? Sie schauderte unwillkürlich zusammen und überlegte, ob sie nicht lieber den ganzen, langen Weg zurück machen sollte, anstatt hier vorüberzugehen. Im nächsten Augenblick lächelte sie über sich selbst. Die Tür der Hütte hatte . abermals geöffnet und eine wahre Mißgeburt von einem Menschen humpelte mühselig heraus, um sich in einem halbzerbrochenen Topf Wasser aus dem nahen Bach zu holen. Der Unglücklich«, dessen blaurotes Gesicht offenbar ein mal erfroren war, trug an dem mit Fetzen umwickelten Hals zwei Kröpfe von stattlichen Dimensionen. Seine Beine waren verkrüinmt und ermöglichten ihm nur schwer, sich fortzubewegen. Auf den Zügen lag jenes breite, stupide Grinsen, dar den Halb-Krettn verrät. Melitta atmet« auf. Nein, das war der Gcaubart nicht. — Die Sache war gewiß ganz natürlich: Lavandal hatte sich aus irgendeinem Grund wahrscheinlich schon unterwegs von Prosper getrennt, machte einen Spaziergang und kam dabei zufällig an den Steinbruch, wo ihn dieser arme Jammermensch augeb«t1ell haben mochte. .... k»V.)