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Nr. 2. PulSnttzer Tageblatt. — Donnerstag, den 3. Januar 1929 Seite 2 und Unmöglichkeiten enthält, die endlich äusgemerzt Werden muffen. Herr Gilbert hätte zu dieser Notwendigkeit einen guten Teil beitragen können, wenn er mit offenen Augen sich die Wirtschaftslage Deutschlands angesehen hätte, statt sie durch die optimistische Brille zu betrachten. Unsere Sachver ständigen werden bei den künftigen Reparationsbesprechungen nach diesem Bericht Parker Gilberts einen schwereren Stand haben, und man wird heute schon bezweifeln müssen, daß es ihnen gelingen kann, den Sachverständigen dev Gläubiger staaten ein wahres Bild von der Wirtschaftskatastrophe Deutschlands, auf die wir bei dem Fortbestehen des Dawes- plans in seiner jetzigen Form Hinsteuern, zu geben. MWt Md sSGsiht ÄWltgtnhtiltN — (Mütterberatungen) finden statt: in Puls nitz M. S. am Mittwoch, den 9. Januar, nachm. 3 Uhr in der Schule; in Ob erst eina am Freitag, den 11. Januar, nachm. '/,4 Uhr in der Schule und in Niedersteina um 4 Uhr in der Schule. Arzt wird anwesend sein. — (Der Zweck der Sonntags-Rückfahr karten.) Bet der Reichsbahnverwaltung ist unter Beru fung auf das Ausland beantragt worden, die Sonntags- Rückfahrkarten auch zur Rückfahrt schon am Sonnabend zuzulassen. In einem Bericht an den Deutschen Jndustrie- und Handelstag äußerte die Dresdner Handelskammer Be denken gegen diese Gültigkeitsausdehnung. Der Zweck der Sonntagskarte, das Bedürfnis der Großstadtbewohner nach Erholung am Wochenende durch Preisermäßigung zu unter stützen, müsse grundsätzlich unangetastet bleiben. Die Be nützung der Sonntags-Rückfahrkarten zu geschäftlichen Ein käufen könne nicht begünstigt werden. Eine solche Erweite rung widerspreche dem Wesen und Zweck der Preisermäßi gung, und sie schädige außerdem weite Kreise der Wirtschaft des flachen Landes. — (10 Millionen Fehlbetrag?) Wie nach dem „Volksstaat" verlautet, ist nach dem jetzigen Stande der Vorarbeiten für den neuen sächsischen Staatshaushaltplan 1929 ein Fehlbetrag von rund 10 Millionen Reichsmark zu erwarten. — Der Staatshaushaltplan für 1928 schloß mit einem veranschlagten Fehlbetrag von über 25 Millionen Reichsmark. — (Der Ministerwechsel.) Wie wir erfahren, wurde gestern die Berufung des bisherigen Volksbildungs ministers Dr. Kaiser zum Direktor der sächsischen Boden kreditanstalt in Dresden ins dortige Handelsregister ein getragen. Sein Amt wird er allerdings erst Mitte dieses Monats antreten. Gersdorf. (Verbands-Geflügelschau.) Die nächsten Sonnabend und Sonntag, den 5. und 6. Januar in Gersdorf in der Brauschänke stattfindende Verbands- Geflügelschau gibt ein großartiges Zeugnis vom Stande der heimischen Geflügelzucht. Der Katalog wird 800 Nummern umfassen, und haben die bisher stattgefundenen Ausstellungen diese an Nummernzahl auch nicht annähernd erreicht. Es sind gemeldet: Hühner und Enten 308 Nummern, und sind vertreten .die Wyandotten mit 38 Nummern, davon allein die gestreiften mit 18 Nummern. Ihnen folgen die Italie ner mit 31, davon die rebhuhnfarbigen mit 15, die Hollän der Weißhauben mit 17 und die Zwerghühner mit 40 Num mern usw. Die Tauben sind mit 495 Nummern gemeldet, und sind am stärksten die Kropftauben mit allein 166 Num mern vertreten, davon Steiger mit 35, Altdeutsche 28, Ver kehrflügel 27, Brünner 16, Zwergkröpfer 14, Brieftauben 54, Trommeltauben 36, Flügeltauben 22, Tümmler 32, Strasser 31 und Lockentauben mit 20 Nummern. Es versäume nie mand, diese größere Schau zu besuchen. Der Eintrittspreis ist ein sehr niedriger: Erwachsene 50, Kinder 25 Pfg. Bretnig. cEin erneuter Einbruchsdieb stahlt wurde in der Nacht zum 31. Dezember im Gasthof zur Sonne verübt. Es wurden 1500 Stück Zigarren ver schiedener Sorten und 50 Stück Zigarren, Marke Hindenburg, gestohlen. Vor Ankauf wird gewarnt. Sachdienliche Mit teilungen wolle man der Gendarmerie machen. Kamenz. (Polizeidienst.) Im Laufe des De zember wurden von den Gendarmerie-Beamten der Amts hauptmannschaft Kamenz 175 Anzeigen über verschiedene strafbare Handlungen und 567 sonstige dienstliche Anzeigen erstattet. Diebstähle kamen 31 zur Anzeige. Während des Jahres 1928 wurden zusammen 8327 Anzeigen erstattet, 108 Personen sestgenommen und 402 Diebstähle bearbeitet. Die Zahl der Diebstähle hat sich gegen das Jahr 1927 um 104 verringert. Aus diesen Zahlen ist zu ersehen, daß die einzelnen 13 Gendarmerie-Standorte der Amtshauptmann schaft Valle Inanspruchnahme fanden. Kamenz. (Ein neues Werk von Kurt Striegler.) Der Bürgermeister der Stadt Kamenz i. S., der Geburtsstadt von Gotthold Ephraim Lessing, erteilte dem Kapellmeister der Dresdener Staatsoper, Kurt Striegler, den ehrenvollen Auftrag, für die anläßlich der 200. Wiederkehr des Geburtstages Lessings stattfindende Feier einen Festhymnus zu komponieren. Die Dichtung stammt von dem in Kamenz lebenden Lessingforschcr, Studienrat Alwin Milde. Das Werk ist für Männerchor und Orchester komponiert und wird unter Leitung des - Komponisten von den gesamten Kamenzer Männerchören und dem verstärkten Stadtorchester am 22. Januar, dem Geburtstage Lessings, zur Uraufführung gelangen. Bautzen. (K o mm u n i st i s ch c Ruhestörer.) Die Silvesternacht benutzten kommunistische Ruhestörer dazu, Unfrieden zn stiften. Während des Choralblasens vom Rathaustnrm sprach einer ihrer Redner auf dem Haupt markt mitten, in die Menschenmenge, die um die Mitter- nachtsstnudc dort versammelt war. Ein Aufgebot Polizei mußte schließlich die Ruhe wicderhcrstellen. Ebersbach. lDer neu gewählte Bürger meister kommt nicht) Bürgermeister Dietze in Kem berg (Bezirk Halle), der in der Stadtverordnetensitzung am 20. November zum Bürgermeister der Stadt Ebersbach ge wählt worden ist und damals unter Dankesworten sich zur Annahme der Wahl bereiterklärt hatte, wird sein Amt in Ebersbach nicht antreten. Herr Bürgermeister Dietze war in Kemberg auf Lebenszeit gewählt, und da, falls er nach Ab lauf von sechs Jahren in Ebersbach nicht wiedergewählt werden sollte, eine Verschlechterung seiner Pensionsverhält nisse eintreten würde, hat er sich nunmehr endgültig ent schlossen, sein Amt als Bürgermeister in Ebersbach nicht an zutreten Das Kollegium beschäftigte sich in der letzten nichtöffentlichen Sitzung mit dieser Angelegenheit und be schloß dis neuerliche Ausschreibung der Bürgermeisterstelle bis 15. Januar 1929. Dresden, 31. Dezbr. (90 Jahre Dresdner Liedertafel.) Die Dresdner Liedertafel, die zu den ältesten und bedeutendsten Dresdner Männerchören gehört, feiert am 5. und 6. Januar das Fest ihres 90 jährigen Be stehens. Ihr erster Liedcrmeister war Kapellmeister Reißiger, ihm folgten u a. Friedrich Adam, Richard Wagner, Robert Schumann, Reinhold Becker, Waldemar von Baußnern. Seit 25 Jahren steht Carl Maria Pembaur an der Spitze der Sängerschaft. 1880 holte sich die Liedertafel einen Preis bei dem internationalen Wettsingen in Köln. Aus Anlaß des Jubiläums findet Sonnabend, den 5. Januar, abenvs 8 Uhr ein Konzert statt, in dem als Solist Professor Josef Pem baur, München, mitwirkt. Das Programm verzeichnet Chöre von Schumann, Carl Maria Pembaur, Reinhold Becker und Alban Förster, sowie Klaviersoli von Chopin und Liszt. Lauterbach i. V. (AnkunftdererstenStare.) Nor einigen Tagen ist in Lauterbach eine Schar von etwa 40 Staren angekommen, die keinerlei Anstalten treffen zu wollen scheinen, ihre bezogenen Quartiere wieder zu räumen. Auch aus Kleinfriesen wird gemeldet, daß sich dort in einer sumpfigen Wiese etwa 20 Stare nieder gelassen haben. Limbach. (Tumult im Stadtparlament.) Die Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Sozialisten arteten in der letzten Stadtverordnetensitzung zu großen Tumulten aus. Der sozialdemokratische Sprecher wurde durch Tribünenbesucher am Weiter sprechen verhindert. Der Vorsteher mußte einen Zwischen rufer durch die Polizei hinausbefördern und schließlich, da sich die Nadauszenen wiederholten, die Tribünen poli zeilich räumen lassen. Vor dem Sitzungssaal sangen die Kommunisten die Internationale. Lößnitz i. E. (W o h n h a u s b r a n d.) Das Wohn haus der Firma Auerswald u. Sauerbrunn ist in Lößnitz niedergebrannt. Die Entstehungsursache ist bisher un bekannt. Meerane. (Ein Kind im Bett erstickt.) Ein elf Monate altes Kind wurde hier im Bett erstickt auf gefunden. Die Mutter befand sich zu dieser Zeit ans Arbeit. Alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Inwieweit ein Verschulden dritter Personen vorliegt, wird die Untersuchung ergeben müssen. Chemnitz. (Eine Eingemeindung.) Mit dem 1. Januar 1S2d ist die bisherige Landgemeinde Reichen hain mit der Stadt Chemnitz vereinigt worden. Flöha. (Enthüllung eines Kriegerehren mals.) Hier fand die feierliche Enthüllung des Gedächt- nismales für die Kriegsgefallenen des Flöhaer Kirchspiels statt. Die Weiherede hielt Oberkirchenrat i. R. Liz. Wolf. Das Denkmal hat der Dresdener Bildhauer Hugo Peters geschaffen. Hartenstein. (Unglücklicher Schutz.) Ein aus wärtiger Jagdpächter, der aus freiem Felde nach einem Hasen schoß, traf den aus einem Fahrrad vorüberkommen- den Einwohner Eichelkraut s* unglücklich, daß dieser nach dem Zwickauer Krankenstift gebracht werden mußte. „Nolan-sbriwer" gegen /,Rotschlipse". Wüste Schlägereien. In Dresden waren die Freien Vogtländer von ihrem Stammlokal, zum Teil mit Äxten, Beilen und Hämmern bewaffnet, geschlossen nach dem Stammlokal ihrer Berufskollegen, der Rotschlipse, gezogen, das sich an der Ecke der Hecht- und Fichtestraße in der Neu stadt befindet. Dort wurde zunächst das große Schau fenster zertrümmert. Daraufhin drangen die Freien Vogt länder in die Gastwirtschaftsräume ein, wo es sofort mit den Rotschlipsen zu einer wüsten Schlägerei kam. Dabei fanden Stühle, Tischbeine und andere Gegenstände Ver wendung. Verschiedentlich gab es blutige Köpfe. Die Tätlichkeiten setzten sich dann vor dem Lokal auf der Straße fort. Beim Eintreffen der Polizei hatten die Vogtländer teilweise die Flucht ergriffen. Es gelang aber, acht sest- zunehmen. Die Schlägerei in dem Lokal Ecke Hecht- und Fichten straße am Sonnabend abend gab dem Polizeipräsidium Ver anlassung, am Silvesterabend eine Razzia in dem Klublokal der Freien Voigtländer im Restaurant „Zur Nachtigall" in der Tieckstraße vorzunehmen. Mit Kraftwagen herangeführte Kriminal- und uniformierte Polizeibeamte besetzten alle Zu gänge und sistierten 24 der Vereinigung „Freie Voigtlän der" angehörige Personen nach dem Polizeipräsidium. Zehn Mann mußten in Hast behalten und der Staatsanwaltschaft zuoeführt werden, die übrigen wurden nach Feststellung ihrer Person wieder entlassen. Bei der Festnahme wurden mehrere Stichwaffen und Totschläger vorgefunden, die von den Be sitzern weggeworfen worden waren. Die Erörterungen wer den noch fortgesetzt. In Schneckendorf bei Zwickau entspann sich zwischen einigen in Crossen wohnhaften jungen Leuten und zwei Bayern eine Schlägerei, in deren Verlauf die Bayern von ihren Messer Gebrauch machten. Ein Crosfener Schmied wurde durch zwei Messerstiche schwer verletzt und starb kurz nach seiner Einlieferung im Krankenhaus in Zwickau, ein Fabrikarbeiter aus Crossen erhielt einen Stich in den Oberarm. Er befindet sich noch im Krankenhaus. Feuers- und Wassersnot. Der Brand im Chemnitzer Schlachthof Auf dem Gelände des städtischen Schlachthofes in Chemnitz brach ein Großfeuer aus, das das Einsetzen der gesamten Chemnitzer Berufsfeuerwehr einschließlich der dienstfreien Beamten erforderte. Mit elf Rohren wurde gegen das Feuer vorgegangen, das trotzdem erst nach langen Bemühungen auf seinen .Herd beschränkt werden konnte. Der Betrieb des Schlachthofes wird nicht gestört. Der Brandschaden ist sehr bedeutend. Der Chemnitzer Schlachthof, der erst vor einem Jahre mit einem Aufwand von sieben Millionen Mark errichtet worden war, brannte, wie seinerzeit berichtet wurde, kurz vor der Vollendung zu einem großen Teil nieder, so daß sich die Eröffnung um sechs Monate verzögerte. Das jetzige Feuer ist in dem alten Kühlhaus zum Ausbruch ge kommen, das abgebrochen werden sollte. Das Gebäude ist zum größten Teil vernichtet worden. Das neue Kühl haus, das stark gefährdet war, konnte durch das energische Eingreifen der Feuerwehr gerettet werden. Die Ent stehungsursache ist noch nicht sestgestellt. Die Kriminal polizei hat ihre Ermittelungen noch nicht abgeschlossen. Die Trinkwassernot in Chemnitz ist durch den großen Wasserverbrauch bei dem Brande erheblich verschärft worden. Badcverbot in Chemnitz. Der Rat der Stadt Chemnitz hat infolge der hier herrschenden Trinkwasscrnot, die hauptsächlich auf die ge ringen Niederschläge des vorigen Jahres und das Fehlen einer größeren Talsperre zurückzitführen ist, mit sofortiger Wirkung das Baden an Wochentagen verboten. Das Wasserwerksamt wird eine strenge Kontrolle ausüben. Zuwiderhandelnden soll eine Geldbuße auferlegt werden. Autobusverbindung Prag —Dresden. Ein Prager Reisebureau wird im Frühjahr die Früh jahr die regelmäßige Autobusverbindung Prag—Dresden aufnehmen. Die Fahrt erfolgt in dreiachsigen Schnell autobussen und dauert vier Stunden. Die Autobusse wer den unterwegs drei Stationen machen. Der Preis soll 50 Kronen betragen. Kem Alkoholmißbrauch im Eisenbahnbetriebe. Im Oktober 1928 fand in Freiberg (Sachsen) eine Ausstellung nnd eine Tagung der Abstinenten gegen den Alkoholismus statt. Veranstalter waren die stattliche und städtische Wohlfahrtsbehörde. Zur Eröffnung der Aus stellung waren aus Dresden u. a. die Vertreter von vier Ministerien erschienen. Prof. Dr. Neubert (Dresden) als Vorsitzender der sächsischen Landeshauptstelle gegen den Alkoholismus kam in seiner Rede auch auf das Eisen- bahnUnglück in München zu sprechen und behaup- iete, daß der diensttuende Weichenwärter in der einen Hand den Stellhebel, in der anderen einen Maßkrug ge halten habe, und daß dadurch das folgenschwere Unglück herbeigeführt worden sei. Plastisch unterstrich er noch diese Behauptung durch entsprechende Handdbewegungen. Die Anwesenden waren natürlich entsetzt über einen solch fahrlässigen Betrieb auf den bayerischen Bahnen. Die Er regung veranlaßte, Erkundigungen in München einzu- ziehen. Die Antwort der Reichsbahndirektion München lautete wie erwartet: „Die Behauptung ist völlig aus oer Luft gegriffen. Soweit wir über Einzelheiten der durch das Gericht geführten Untersuchung unterrichtet sind, hat der Alkohol oder gar Alkoholmißbrauch irgend eines Bediensteten bei dem Unfall in keiner Weise mitge spielt. Zu dem gleichen Ergebnis führten unsere eigenen Erhebungen." Das Spie! mit den Streichhölzern. In Leipzig wurde die Feuerwehr nach dem Grund stück Brandvorwerk 50 gerufen. Es hatten dort zwei Kinder, ein sechsjähriger Knabe und seine achtjährige Schwester, mit Streichhölzern gespielt, während die Mutter einholte und der Vater sich auf Arbeit befand. Bei dem Spiel mit Streichhölzern hatte das Nachthemd des Jungen Feuer gefangen. Die Feuerwehr mußte sich gewaltsam Eingang in die Wohnung verschaffen, da sie von der Mutter abgeschlossen worden war. Der Knabe wurde schwerverletzt ins Krankenhaus St. Jakob gebracht. In -er Notwehr erwürgt. " Der 38 Jahre alte Bäcker Krause aus Brand-Erbis- dorf, der vorübergehend bei seinen Eltern in Dresden- Neustadt weilte, hat seinen 63jährigen Stiefvater, den Arbeiter Friedrich Appelbaum, erwürgt und sich dann selbst der Polizei gestellt. Appelbaum war Trinker und bedrohte, wie schon häufig, in der Trunkenheit seine Ehe frau mit dem Messer. Der Stiefsohn eilte seiner Mutter zu Hilfe, wurde aber von dem Stiefvater tätlich ange griffen, worauf sich ein verzweifelter Kampf entspann, in dem Krause Sieger blieb. Erst am anderen Morgen be merkten Mutter und Sohn, daß Appelbaum während des nächtlichen Kampfes erwürgt worden war. Das Reichsgericht für Dr. Simons. Leipzig. Anläßlich der Neujahrsbegrüßung beim Reichs- gerichtspräsidenten vr. Simons ging dieser auf den Kon- flikt zwischen dem Staatsgerichtshof und der Neichsregierung ein und legte nochmals die Gründe seines Rücktrittgesuchs dar. Der Präsident des 5. Zivilsenats, vr. Struck m ann, erwiderte im Namen der Mitglieder des Reichsgerichts und brachte zum Ausdruck, daß sie alle sich init dem Reichs- gerichtspräsidenten einig fühlten und ihm für seine Haltung den aufrichtigsten Dank schulden. Sein vor zeitiges Ausscheiden aus dem Amt würde von allen Mitglie dern des Reichsgerichts sehr bedauert. Indiens Kampf um seine Selbstverwaltung. London. Der Indische Nationalkongreß hat auf Antrag Ghandis eine Entschließung angenommen, in der ein Steuer streik angedroht wird, falls die englische Regierung nicht bis Ende 1929 den von der Nehri-Kommisfion ausgearbeiteten Verfassungsentwurf angenommen haben sollte. Dieser Ver- faffungsentwurf sieht vor, daß Indien das Statut eines Dominion gewährt wird. Außerdem beschloß der Kon greß den Boykott aller englischen Waren, insbesondere der englischen Textilerzeugnisse. Schließlich wurden sämtliche i Kongreßmitglieder aufgefordert, allen Feierlichkeiten zu- I gunsten der Regierung fernzubleiben.