Volltext Seite (XML)
Sonnabend, den 27. Juni 1936 PukMtzer A«zel,er Nr. 148 — Seite 4 Kamps um den Ewe-Aebergang Grohe Pionierüdung bei Heidenau Zwischen Söbrigen und Birkwitz bei Heidenau entwickelte sich in den frühen Morgenstunden des Freitag im Rahmen einer Uebersetzübung des verstärkten Infanterieregiments 10 das seltene Schauspiel eines Elbeüberganges ge mischter Truppenverbände. Die der Uebung zu Grunde gelegte Gefechtslage sah vor, daß das verstärkte JR 10, bestehend aus zwei Bataillonen des JR 10, der III. Abteilung des Artillerie-Regiments 4, dem MG-Batail lon 7, dem Pionier-Bataillon 13 und einem Reiterzug der Kriegsschule Dresden, im Vormarsch von Nordost nach Süd west am Abend des 25. Juni in Orten nördlich Pirna an gelangt war. Um diese Zeit und noch am frühen Morgen des Freitag hielt der Gegner mit schwachen Aufklärungs kräften die Elbelinie in der Pirnaer Gegend bis abwärts Söbrigen besetzt, während sein Gros etwa fünfzig Kilometer südwestlich davon stand. Das verstärkte JR 10 erhielt Be fehl, am Freitag um 3 Uhr die Elbe bei Söbrigen und Birk witz zu überschreiten, das Gelände vom Feinde zu säubern und sich der höhen südlich und südwestlich von Heidenau zu bemächtigen. In Durchführung dieser Aufgabe hatte das verstärkte JR 10 sich im Schutz des nördlich der Elbe gele genen sogenannten Tännichts bereitgestellt, noch bei Nacht geeignete Uebergangsstellen erkundet und zu ihrer Deckung Artillerie, Minenwerfer und schwere Maschinengewehre, diese zugleich zur Abwehr von Angriffen aus der Luft, in Stel lung gebracht. Die ersten Wellen des Angreifers, die im Schutz der Dunkelheit das Ufer bei Söbrigen erreichten, setzten unter beträchtlichem feindlichen Feuer in sogenann ten Floßsücken, ovalen Riesenschläuchen mit eingelegten Ro sten verschiedener Größe, über die Elbe. Das nachfolgende Gros bediente sich widerstandfähiger von Pionieren herge stellter Pontonfähren, die, mit Außenbordmotoren ausgerü stet, größere Abteilungen und auch pferdebespannte Fahr zeuge rasch und sicher über den Strom trugen. Zur Auf- und Anfahrt nötige Landebrücken waren gleichfalls von Monieren mit erstaunlicher Sicherheit und Schnelligkeit her gestellt worden. Die Pferde mußten zum Teil schwimmend und von Mannschaften im Fioßsack gehalten das andere Ufer erreichen. Die Uebung, die Oberst Pflugbeil, Kommandeur des Infanterie-Regiments 10, leitete und die in Gegenwart des Kommandeurs der 4. Division, Generalmajors Raschick, und des Chefs des Generalstabs des IV. Armeekorps, Oberst Olbricht, vor sich ging, war gegen Mittag zu Ende gegangen. Bei günstigem Sommerwetter hatte sich eine viel hundert köpfige Zuschauermenge aus den Nachbarorten eingefunden. ErzgebirgWes Bottsgul im Rundfunk Die Volkssender-Veranstaltung in Chemnitz am heutigen Sonnabend Nach dem großen Erfolg, den die erste Gauveranstal tung des Gaues Sachsen in Dresden zur Auslese für den Wolkssender, verbunden mit der Zwischenausscheidung für den Rundfunksprecherwettbewerb 1936 erzielte, ist die Be achtung der nächsten Gauveranstaltung bedeutend größer geworden. Die zweite Gauveranstaltung findet am heutigen Sonnabend, 20 Uhr, im Kaufmännischen Vereinshaus in Chemnitz statt und wird von 20.10 bis 22 Uhr vom Reichs sender Leipzig übertragen. Es ist unmöglich, einen Ueberblick über die reichhaltige Wortragsfolge zu geben, an der wiederum vierhundert Volks genossen und Volksgenossinnen aus Betrieben und Werk stätten der Kreise des Unterbezirkes Chemnitz Mitwirken werden; es sind daran die Kreise Annaberg, Aue, Chemnitz, Flöha, Glauchau und Stollberg beteiligt. Aus den erzaebir- gischen Kreisen kommt selbstverständlich erzgebirgisches Volks gut zum Vortrag; so aus Eibenstock, Nieoerschlema, Herms dorf, Lauter, Annaberg, Olbernhau, Lugau, Buchholz, Ein siedel und Aue. Einzelsänger, Erzähler und Musikanten werden mit Bolkstumsgruppen und Kapellen um die Gunst der Besucher und der Hörer wetteifern. Aus dem Kreis Flöha sind die DKW-Werke in Zschopau mit ihrer Kapelle und zahlreichen einzelnen Arbeitskameraden vertreien. Der Kreis Stollberg entsendet die Werkkapelle der Gewerkschaft „Gottessegen" und der Gewerkschaft „Deutschland". Der Kreis Glauchau wird durch einen Werkchor vertreten und der Kreis Marien berg schickt einen zehnjährigen Schüler nach Chemnitz, wo er vor dem Mikrophon erzgebirgiiche Schnurren erzählen wird. Auch der Kreis Chemnitz wird stark vertreten sein. Die beiden Kapellen der Wanderer-Werke in Siegmar und Sä änau, vereinigte Werkscharen aus Chemnitzer Betrieben, ein Arbeitskamerad aus dem RBB in Chemnitz usw. werden bei der Veranstaltung zu finden sein. Wie bereits bekannt ist, findet die Veranstaltung aus Ersparnisgründen nicht in der Sporthalle sondern im Kauf männischen Vereinshaus in Chemnitz statt. Dafür stehen jetzt nur 2500 Eintrittskarten zur Verfügung, die selbstver ständlich sehr schnell vergriffen sein werden, weil auch aus den benachbarten Kreisen Hunderte von Besuchern nach Chemnitz kommen werden. Wer aber möchte fehlen, wenn Arbeitskameraden und Arbeitskameradinnen aus seinem Betrieb an einer so wichtigen Veranstaltung Mitwirken und vor dem Mikrophon des Veichssender Leipzig stehen ? Kreishauptmann Scheumann im Bezirk Zittau Der Bezirksausschuß Zittau empfing den Besuch des Kreishauptmanns und SA-Gruppenführers Schepmann, der sich einen ausführlichen Bericht über die Lage des Zittauer Bezirksverbandes erstatten ließ. Es ist seit der Machtüber nahme auch im Grenzkreis Zittau erfreulich aufwärts ge gangen; das zeigt sich im besonderen an der Zahl der Wohl fahrtserwerbslosen, die von 6000 im Jahr 1932 auf rund 1800 im Juni 1936 zurückging. Bedingt durch die Grenz verhältnisse, die einseitige Uebersetzung des Bezirkes mit Tex tilindustrie und die Mißwirtschaft der früheren Bezirksver waltungen ist aber der Kampf um die vollständige Beseiti gung der Arbeitslosigkeit noch sehr schwierig. Bekanntlich steht der Bezirk Zittau in bezug auf die Arbeitslosenzah! an letzter Stelle der Bezirke Sachsens und an vorletzter Stelle im Reich. Daß alle Anstrengungen zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit gemacht werden, geht daraus hervor, daß dem Bezirk in den letzten Tagen 1 025 835 für 90 000 Notstandstagewerke zügewiesen worden sind, mit deren Hilfe Straßenausbesserungen, Flußregulierungen und andere öf fentliche Arbeiten durchgeführt werden sollen. Der Kreishauptmann gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß auch das notleidende Grenzland vom Aufbauwerk des Führers erfaßt werde. Vieles, was heute noch unmöglich scheine, werde geschafft werden, weil Deutschland einen Führer besitze, der Adolf Hitler heißt. — Im Anschluß an die Sitzung wurde eine Besichtigungsfahrt durch die Bezirke unternommen. Meldungen für den Frauen-Arbettsdienst Der Reichsarbeitsdienst, Bezirk 7, Sachsen, des Frauen arbeitsdienstes teilt mit, daß Meldungen für den Frauen arbeitsdienst künftig nur noch von der Bezirkleitung Dres- den-A. 16, Hähnelstraße 6, entgegengenommen werden. Der schriftlichen Meldung muß beigefügt werden. Lebenslauf Handgeschrieben), zwei Lichtbilder, eidesstattliche Arier- erklär'ung, polizeiliches Führungszeugnis (ausgestellt vom augenblicklichen Wohnungsmeldeort), beglaubigte Abschrift der Geburtsurkunde, Einwilligung des gesetzlichen Vertre ters, falls noch nicht mündig. Skudienkahrt durch die Lederindustrie SaAens Als Zusammenfassung und Krönung aller berufserzie herischen Maßnahmen führt die Abteilung für Arbeitsfüh rung und Berufserziehung der Deutschen Arbeitsfront „Wirtschaftskundliche Studienfahrten" durch. Allen Arbeits kameraden der Faust und der Stirn wird dadurch Gelegenheit gegeben, deutsche Betriebe und Werkanlagen während der Arbeit zu besichtigen. Nachdem zwei Fahrten erfolgreich durchgeführt wurden, die eine als Außenhandelsstudienwoche nach Hamburg und die andere durch die sächsische Textilindu strie, beginnt dle dritte am Montag, 6. Juli, durch die Leder industrie des Sachsenlandes. Die Fahrt beginnt in der Landeshauptstadt und führt am ersten Tag durch zwei Schuhfabriken und eine Gerberei, die in der Nähe Dresdens liegen. Am Abend geht die Fahrt weiter nach dem „sächsischen Nürnberg", nach Bautzen. Am nächsten Tag wird eine Sattlerwarenfabrik in Bautzen besichtigt und dann geht die Fahrt nach Ostritz in der L a u - fitz, nach Zittau und zum Oybin. Die Besichtigung einer Linoleumfabrik in der Sächsischen Schweiz sieht der nächste Tag vor. Nun führt uns der Weg in das Erzgebirge. Ehrenfriedersdorf und die Greifensteine. Oberwiesenthal und Johanngeorgenstadt sind die Fahrtziele der nächsten Tage; es folgt Oschatz, wo der letzte Betrieb besichtigt wird, nach dem vorher die Talsperre Kriebstein ausgesucht wurde. Schuhfabriken, Gerbereien. Lederhandschuhfabriken, eine Sattlerwaren- und eine Linoleumfabrik werden im Rahmen dieser Fahrt besichtigt. Es wird den Teilnehmern reichlich Gelegenheit geboten, ihre beruflichen Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen und das Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu vergrätzen und zugleich die landschaft liche Schönheit des Sachsengaues in sich aufzunehmen. Die Deutsche Arbeitsfront ruft nochmals zur Beteili gung aus. Anmeldungen sind noch möglich; sie müssen aber umgehend erfolgen an die Gauwaltung Sachsen der DAF, Abteilung für Ärbeitsführung und Berufserziehung, Dres- dsn-A. 1," Platz der SA 14. KindergM auf dem Land Wenn aus allen Gegenden des deutschen Vaterlandes Züge in unseren Sachsengau rollen wenn aus unserem Gau Buben und Mädel in eine Ferienheimat geführt werden, dann ist das keine Maßnahme, die wohldurchdacht und gut aufgebaut ihre einzige Bedeutung in der sozialen Tat an sich findet, sondern eine Handlung, die ihre Wurzeln in die Seele des Volkes schlägt. Das Kind tritt als Mittler aus zwischen Stadt und Land, zwischen arm und reich, zwischen Ständen, Berufen und Weltanschauungen. So ist die Arbeit der NS-Volks- wohlfahrt auf diesem Gebiet auch von politischer Bedeutung anzusehen! Tausende freiwillige Helfer haben sich gefunden, voran die vielen Pflegeeltern, die hilfsbereit ein Kind für vier bis sechs Wochen äufnehmen. Viele tausend Kinder, hauptsächlich aus Arbeiterfami lien, die bisher noch nichts kannten als kahle Höfe, kahle Straßen und Mietskasernen, die einmal herauskommen sollen aus ihrer ungesunden Umgebung, um eine andere Gegend Deutschlands kennenzulernen, und sich an Leib und Seele erholen zu können Als man die deutsche Frau in marxistischer Verblen dung ihrer von Gott gewollten Bestimmung entzog und als „Gefährtin" des Mannes in die Fabriksäle steckte, waren die Kinder vom Morgen bis zum Abend sich überlassen und jeglichen Einflüssen der Straße ausgesetzt. Als das Elend der Arbeitslosigkeit in unser Vaterland einzog, da saßen die hohlwangigen Kinder am kümmerlich gedeckten Tisch, es fehlte oft an dem Allernotwendigsten. Wann haben je Millionen dieser Kinder einmal die Welt jenseits der engen Grenzen ihres Heimatortes gesehen? Wann konnten sie wirklich einmal Ferien oder Erholung genießen? Heute bedeutet das Wort „Kinderlandverschickung" ein Zauberwort für unser junges Geschlecht. Welche Fülle von Erlebnissen, welche Kraftquelle ist von dieser Einrichtung der NSV schon ausgegangen! Heute erleben sie Deutschland. Dabei lernen sie andere Menschen kennen, deutsche Menschen ihres Blutes mit ande ren Sitten und Gebräuchen, wachsen hinein in die uner gründlichen Schütze des deutschen Volks- und Brauchtums und erleben das beglückende Gefühl, in dem ewigen Blut strom zu leben, der sich deutsches Volk nennt. „Kinderlandverschickung — Kinderglück". Noch können nicht alle deutschen Jungen und Mädel dieses herrlichen Glückes teilhastig werden. Warum? Wei! sich noch nicht alle deutschen Menschen dem großen Werk des deutschen Sozialismus der Tat — der NSV — angeschlossen haben. Helft darum, sächsische Volksgenossen auf dem Land! Helft unserer Jugend! Verwaltungsratssttzung des Deutschen Roten Kreuzes, Reichsfrauenbund, in Dresden Der Sächsische Landesfrauenverein vom Roten Kreuz hatte die Freude, den Verwaltungsrat des Deutschen Roten Kreuzes, Reichsfrauenbund, in Dresden begrüßen zu kön nen. Aus dem ganzen Reich waren die Vorsitzenden der Landesfrauen- und preußischen Provinzialvereine zu dieser Sitzung eingetroffen. Der Jahresbericht und der Kassenbe richt des Reichsfrauenbundes wurde vorgelegt und der Haus- haltplan genehmigt. Die Reichsfrauenführerin des Deutschen Roten Kreuzes, Frau Scholtz-Klink, hielt eine An sprache. Staatsminister Dr. Fritjch begrüßte die Teil nehmer im Namen des Gauleiters. Der Reichsieiter des Amtes für Volkswohlfahrt, Pg. Hilgenfeldt. beant wortete zahlreiche Fragen. Der Sächsische Landesfrauen verein gab einen Arbeitsbericht. Vortrüge über Sippenfor schung und die Dresdener Landschaft beschlossen die Tagung. Drautfa hrt um Lena Dornan von Franz Taver Dappus llrbeber-Recht,schuh: Drei 0ueUeu-Derlog, kölllgsdrülk wer- Dresden! 33, „Wozu? Selbst wenn der Mann noch so närrisch oder verliebt ist, nie wird aus ihm herauszubekommen sein, durch welche Schurkerei Martin Eckert ihn herumgekriegt hat." „Bitte, wie Sie glauben." Noch eine Weile blieb Laskovics in Gedanken; wie der Blitz sprang er dann von seinem Sitz. „Aber nein, die Sache hat ja auch eine andere Seite!" Plötzlich lachte er nun, lachte so laut und andauernd, daß sein ganzes Gebiß zu sehen war. „Herzlichen Dank für den guten Rat, Madame, brennheihen Dank. Ich gehe also zu Thompson, jawohl, ganz bestimmt, und zwar gleich morgen schon." Siebzehntes Kapitel Schwer lasteten die Tage auf Lena. Der Hochbetrieb im Büro dauerte fort; wer immer nur kannte, entfloh dem Berliner November, der Regen, Nebel und Kälte gebracht hatte. Nicht sehr gemütlich war es auch daheim, wo die Heizung schlecht funktionierte und die Zimmer voll schwerer, altmodischer Möbel standen. Genau wie vor vier Jahren, als die Mutter noch gelebt hatte, befand sich alles auf demselben Fleck: die hohen Schränke, das Umbau sofa an der Wand, der Salonspiegel über der Konsole. Auch das zusammengelegte Bett, in dem der Bruder geschlafen hatte, wenn er vorübergehend in Berlin weilte, füllte noch die Ecke neben der Tür. Nur daß jetzt häufig Blumenduft durch die drei Räume wehte, der wundervolle, alle Sinne erregende Duft der kostbaren Rosengewinde, die ihren Platz in der Erkernische zwischen den Fenstern hatten. Oft und ost stand Lena davor, heißes Schuldgefühl im Herzen. Überhaupt, wie ging das zu, daß sie sich immer weniger gegen Thompson sträubte? Sie duldete seine Aufmerksam keiten, sie ließ sich von ihm auf der Straße begleiten, sie fuhr sogar wieder im Auto mit ihm, wenn es draußen goß oder stürmte. Kam das vielleicht daher, weil er sich jetzt anders gab, nicht mehr so hilflos und unterwürfig wie früher, oder lag der Grund nur in dem Stoff der Gespräche, die man während der kurzen Zeit immer führte? Ja, Walter, dachte Lena, der arme Walter — Wie teilnahmsvoll hatte sich Thompson gezeigt, als sie ihm endlich offenbarte, worunter sie unsäglich litt; wie wohl tuend waren seine Worte gewesen, wie taktvoll hatte er es vermieden, materielle Hilfe selbst auf Umwegen anzubieten. Und nicht eine Silbe über seine Liebe, keine Anspielung jemals auf den Abend, da sie Ihr kurzes Nein gesprochen hatte, nichts über die traurige Verfassung, in der er sich selbst befand — wie versiegt schien das alles. Und da sollte sie den Menschen von sich weisen? Ja, aber Hans! Ach Gott, daran durfte Lena gar nicht denken, so ent setzlich war das Gefühl, das dabei in ihr hochstieg. Ganz erbärmlich kam sie sich vor, so oft sie mit dem Freund bei sammen war, trotzdem erwähnte sie Thompson mit keinem Wort. Freilich, auch Hans tat nicht dergleichen, denn seit seine Arbeit vollendet und abgeschickt war, hatte er nur einen Gedanken im Kopf. Und immer kreiste seine Rede um die Frage, welche Entscheidung die Zukunft wohl brachte. „Was glaubst du, Mädel, haben wir Chancen?" „Wie soll ich das wissen?" „Es gibt doch Ahnungen." „Ach, die trügen sehr häufig." „Dennoch, ich hoffe stark." „Nun, wir werden ja sehen." Nicht sehr zuversichtlich war das gesprochen, obgleich auch Lena den Erfolg auf das sehnlichste wünschte. Aber wie jedesmal, wenn sie mit dem Freund durch die Straßen ging, wurde sie auch jetzt die Angst nicht los, Thompson könnte plötzlich erscheinen, und das gab ihren Worten den abwesenden und unsicheren Klang. Nicht auszudrücken war ja, was geschehen würde, wenn die Begegnung von letzthin sich wiederholte. Zweifellos hätte Hans sofort heraus, wer der hartnäckige Mensch war, und bestimmt ließe er sich kein zweites Mal beschwichtigen. Dann aber, was dann zu er warten wäre — nein, diese Gefahr durfte man nicht laufen, ein für allemal mußte die Möglichkeit beseitigt werden. Und Lena mahnte Thompson zur Vorsicht. Dach der lächelte auf eine neue, überlegene Art. „Ich spiele jetzt va banque/' „Das ist doch hirnverbrannt!" „Sagen Sie das nicht, liebes Fräulein Lena. Es gibt Preise im Leben, für die kein Einsatz zu hoch ist." „Ich will aber nicht, daß Sie Krüger wieder begegnen." „Warum? Einmal muh ja doch reiner Tisch gemacht werden. Und je früher der Augenblick kommt, desto besser für uns." „Also mit dem Kopf durch die Wand? Nein, Mister Thompson, da sind Sie im Irrtum. Die Entscheidung so zu erzwingen, rücksichtslos und sogar auf die Gefahr hin, daß ein Unglück geschieht, nie würde ich mich einer solchen Ent scheidung fügen, selbst wenn Sie hundertmal der Stärkere blieben. Doch was rede ich da, der Fall ist ja überhaupt ausgeschlossen." „Immerhin, Sie geben also zu, daß jetzt zwei Wege offen sind?" „Nichts gebe ich zu, gar nichts." „Aber eben meinten Sie doch —" „Was?" „Entscheidung, meinten Sie. Und wer diesen Ausdruck gebraucht, der setzt immer voraus, daß mehrere Möglichkeiten bestehen. Somit halten Sis jetzt nicht mehr an Hans Krüger fest, somit habe ich jetzt wieder Hoffnung, Sie trotz allem zur Frau zu bekommen." „Grundfalsch ist Ihre Folgerung, Mister Thompson." „Wieso denn?" (Fortsetzung folgt.)